Bernaschek, Richard

Geb. 12.6. 1888 in Elisabethdorf/Budapest, gest. (ermordet) 13. 4. 1945 KZ Mauthausen. Sozialdemokrat, Schutzbundführer.

Bernaschek, dessen Eltern aus dem böhmisch-tschechischen Ort Kařez (bei Pilsen/Plzen) kamen, wuchs zuerst in Budapest auf, wo er auch die Volksschule und drei Klassen Bürgerschule besuchte. Da seine Familie 1900 in den österreichischen Teil der Monarchie, aus dem sie 1884 ausgewiesen worden waren, zurückkehren durften, übersiedelte R. B. in der Vorort Urfahr (Linz), wo er zunächst eine Schlosser-Lehre absolvierte. Im Ersten Weltkrieg diente er als Soldat bei einem Telegraphenregiment und kehrte nach kurzer italien. Gefangenschaft 1919 nach Österreich zurück. 1920 wurde er zum ersten Obmannstellvertreter des oberösterreichischen Arbeiterrates gewählt; er verließ aber 1921 wieder das Land, um für zwei Jahre in Holland zu arbeiten. 1923 wurde er vom späteren Bürgermeister der Stadt Linz, dem Sozialdemokraten Josef Gruber, zurückberufen, um den Aufbau des Republikanischen Schutzbundes in Linz vorzubereiten und zu organisieren, was Bernaschek auch tat. 1926 absolvierte er auch den ersten Lehrgang der neu errichteten Arbeiterhochschule in Wien und kam dort in Kontakt mit den maßgeblichen Persönlichkeiten der SDAPÖ (M. Adler, O. Bauer, O. Neurath u.a.m.). Nach der sog. Selbstausschaltung des Parlaments im März 1933 und des Drucks der Heimwehren auf die Sozialdemokratie, insbes. auf den Schutzbund in Form von Einschränkungen der Bewegungsfreiheit, ständigen Provokationen und verschärfter Überwachung – am 31. März 1933 wurde durch die Regierung Dollfuß der Republikanische Schutzbund verboten – ergriff Bernaschek in der Nacht vom 11. zum 12. Februar 1934 angesichts einer bevorstehenden Waffensuche in der Schutzbund-Zentrale (Hotel Schiff) die Initiative und stellte sich bewaffnet den ab 07.00 eindringenden Polizeikräften, womit – entgegen einer Order der Parteileitung in Wien – das Signal zum Widerstand gegeben wurde, dem auch große Teile des Schutzbundes in Wien folgten. Bernaschek wurde noch am 12. 2. 1934 in Linz verhaftet, der lokale Widerstand unter Einsatz des Bundesheeres bis zum 13.2. gebrochen, der sich jedoch bis zum 15.2. 1934 schwerpunktmäßig auch nach Wien, Wels, Vöcklabruck, Bruck a.d. Mur u.a. Industrieorte verlagerte. In der Nacht auf den 3. April 1934 ließ der nationalsozialistisch gesinnte Direktor des Linzer Landesgefängnis, Ernst Seiler, Bernaschek (gemeinsam mit zwei weiteren inhaftierten Sozialdemokraten und zwei Nationalsozialisten) entkommen, der über Schärding nach Passau übersetzen konnte, wo er von der NS-Österreichischen Legion sowie den lokalen NS-Institutionen aufgenommen wurde. Nach kurzer Auslotung evtl. Kooperationsmöglichkeiten mit der NSDAP verließ Bernaschek das Deutsche Reich und reiste zunächst zu Friedrich Adler nach Zürich und anschließend in die Tschechoslowakei, wo er sich mit dem Auslandsbüro der SDAPÖ, Otto Bauer und geflüchteten Schutzbündlern in Kontakt setzte. Er überlebte dort bis 1938 mit Hilfe verschiedener Gelegenheitsarbeiten sowie Zuwendungen durch das Zürcher Büro der Zweiten Internationale. In jene Jahre fiel auch noch eine Sowjetunion-Reise einschließlich eines Treffens mit Béla Kun. 1938 floh er als inzwischen ausgebürgerter österr. Staatsbürger nach Paris, kehrte jedoch 1939, nach einer Zusicherung des oberösterreichischen Gauleiters, unbehelligt zu bleiben, nach Österreich zurück. 1944 wurde er allerdings wieder verhaftet und kurz vor Kriegsende in Mauthausen ermordet.

Materialien und Quellen:

Eintrag in: Forum oö Geschichte;

Inez Kykal, Karl R. Stadler: Richard Bernschek. Odyssee eines Rebellen. Wien u.a.: Europaverlag 1976; Februar 1934: Schlüsselfigur im Bürgerkrieg. In: Die Presse, 7.2.2009;

(PHK, in preparation)