Günther Hirschel-Protsch: Konstruktivismus und Dynamik
Günther Hirschel-Protsch (Hirspro): Konstruktivismus und Dynamik (1925)
Konstruktivismus ist die formale Ausdrucksweise körperlicher Starre nach logischen Gesetzmäßigkeiten. Dynamik ist das Prinzip bewegter Ruhe in der Übertragung von Raum auf Zeit, Fläche auf Raum, Fläche auf Zeit. Der Zusammenhang von Konstruktivismus und Dynamik ist nur durch Vitalität, Rotation und Mechanik lösbar. Sonst bleiben der Raum, Fläche, die Zeit pathetisch, bewegt erscheinend, so „als ob“. Die Gesetzmäßigkeit von Raum, Fläche, Zeit liegt begründet in ihrem gegenseitigen, zwingenden Verhältnis.
Die Elektromechanik Lissitzkys ist der erste Schritt zur Überwindung des toten Raums. Auch Tatlins Versuche (Denkmal der 3. Internationale) müssen als Synthese der drei Polaritäten an dieser Stelle genannte werden. Die Forderung, welche Kurt Schwitters durch die „Merzbühne“ stellt, gehört in begrenzten Stellen ebenfalls hierher.
GEDICHT
ich sitze verquer durch den raum
baumloses astet und gilbt
ich lasse den raum
und schüttle den raum
und bebe den raum
und höhe den raum
leere stöhnt
leere weitet
leere fruchtet
Angst
In: MA, H. 3/1925, S. 7.