Gregor, Joseph
Geb. 16. 10. 1888 in Czernowitz (k.k. Österreich-Ungarn, heute: Tscherniwzi; UKR), gest. 12. 10. 1960 in Wien. Ausstellungskurator, Direktor der Theatersammlung der Österreichischen Nationalbibliothek (1923-1954), Kritiker, Librettist, Kultur- und Theaterhistoriker.
Im Zuge des Studiums der Germanistik und Musikwissenschaften in Wien kam Gregor als Regieschüler der Hofoper 1910 in Kontakt mit Alfred Roller und Max Reinhardtgeb. am 9.9.1873 in Baden/Niederösterreich – gest. am 30.10.1943 in New York (bis 1904 Namensschreibung: Max Goldmann..., dessen Regieassistent er kurzzeitig wurde. 1912-1914 war er dann Lektor für Musikwissenschaft an der Univ. Czernowitz. Nach seinem Eintritt in die Österr. Nationalbibliothek (ÖNB) 1918 baute er ab den frühen 1920er Jahren die Theater(geschichtliche)Abteilung der ÖNB schrittweise aus und erwarb sich als Ausstellungskurator Verdienste. Darüber hinaus fing er an, theater- aber auch kulturgeschichtliche Arbeiten vorzulegen, u.a. 1924-25 die zweibändige Schrift Wiener Szenische Kunst oder 1931, gmeinsam mit Fülöp-Miller Das amerikanische Theater und Kino. Zwei kulturgeschichtliche Abhandlungen. Ab 1932 lehrte er auch am M. Reinhardt-Seminar und verfasste in den 1930er Jahren mehrere Libretti, u.a. auf Anregung mit Stefan Zweiggeb. am 28.11.1881 in Wien – gest. am 23.2.1942 in Petrópolis, Rio de Janeiro, Brasilien; Schriftsteller, Übersetzer..., mit dem ihm eine Freundschaft verband, die 1937 zur Schenkung von dessen Autographensammlung an die ÖNB führte. Nach dem Anschluss von 1938 verblieb Gregor, der einen großen Bekannten- und Freundschaftskreis besaß, der v.a. jüdische Intellektuelle, Komponisten und Schriftsteller einschloss in Wien und betätigte sich intensiv am Erwerb von deren Bibliotheken, Theatersammlungen, etwa von Helende Richter oder Heinrich Schnitzler u.a.m. Dies, und der Umstand, dass er 1943 die Schrift Das Theater des Volkes in der Ostmark dem NS-Gauleiter Baldur v. Schirach widmete, setzte ihn dem Verdacht aus, mit dem NS-System sympathisiert und kooperiert zu haben, d.h. Bestände nicht nur für die ÖNB ‚gerettet‘ sondern aktiv am Kunstraub-Programm der Nazis mitgemacht zu haben.
Materialien und Quellen:
Eintrag auf ÖML; Eintrag auf Geschichtewiki.wien; Brief Gregors an Paul Heigl (Gen. Dir. ÖNB 1939) betr. H. Schnitzler-Bibliothek: https://www.jmberlin.de/raub-und-restitution/de/schnitzler_galerie.php?page=6
Evelyn Adunka: Der Raub der Bücher. Über Verschwinden und Vernichten von Bibliotheken in der NS-Zeit und ihre Restitution nach 1945. Wien: Picus 2000; Christiane Mühlegger-Henhapel (Hg.in): Joseph Gregor. Gelehrter – Dichter – Sammler. Frankfurt: P. Lang 2005;
(PHK, in preparation)