Frank, Leonhard

Geb. 4.9. 1882 in Würzburg (Dt. Reich), gest. 18. 8. 1961 in München (BRD). Pazifist, Schriftsteller, Redakteur, Emigrant und Remigrant (1950).

Aufgewachsen als jüngstes von vier Kindern eines Schreinergesellen verbrachte L. Frank eine Kindheit in ärmlichen Verhältnissen und besuchte eine evangel. Konfessionschule von 1889 bis 1896, an die sich eine Schlosserlehre anschloss, die er aber nicht abschloss. 1904 verließ er Würzburg, um in München an der Akademie ab 1905 Kunstmaler mit Hilfe von Stipendien und versch. Hilfsarbeiten zu werden. 1909 trat er als Mitbegründer der Neuen Künstlervereinigung München erstmals in Erscheinung, bewegte sich in der Schwabinger Bohème-Szene, wo er den österr. Psychiater Otto Gross und bald auch Johannes R. Becher kennenlernte. 1910 übersiedelte er nach Berlin, frequentierte den (früh)expressionistischen Neuropathetiker-Kreis um G. Heym, K. Hiller, J. van Hoddis u.a. und ging 1915 seine erste Ehe mit der aus Wien stammenden Lisa Ertl (Erdelyi) ein. Ab 1912 erschienen erste Erzählungen in der Schaubühne sowie im PAN, 1914 feierte er mit dem autobiogr. inspirierten, sozialkrit. Roman Die Räuberbande seinen Durchbruch als Schriftsteller und erhielt dafür den Fontane-Preis. Infolge einer tätlichen Auseinandersetzung mit dem SPD-Abgeordneten Stössinger, der die Versenkung eines Passagierschiffes (Lusitania) durch ein deutsches U-Boot (mit 1200 Toten) als „größte Heldentat der Menschheitsgeschichte“ bezeichnet hatte, musste Frank aus Deutschland fliehen und ließ sich in der Schweiz nieder. Dort veröffentlichte er weitere Novellen, die 1917 unter dem Titel Der Mensch ist gut zu einem Band zusammengefasst wurden, der zu den frühen bedeutenden Abrechnungen mit dem Krieg zählt. Dafür wurde er im Nov. 1918 mit dem H. Mann-Preis ausgezeichnet. Nach Berlin zurückgekehrt nahm Frank an den revolutionären Umbruchsbewegungen teil, insbesondere 1919 an der Münchener Räterepublik, deren Vollzugsausschuss er kurz angehörte. Nach ihrer Niederschlagung kehrte er, anfangs verwundet, nach Berlin zurück, wo er bis 1933 verblieb, lebte aber zwischenzeitlich auch wieder in Würzburg, München und Wien.

Materialien und Quellen:

Einträge auf: Leonhard Frank Gesellschaft; Eintrag von Katharina Rudolph in: NDB; Eintrag auf Encyclopaedia Britannica; Eintrag auf Literaturportal Bayern; Eintrag auf Filmportal.de;

Helmut Böttiger: Selbstauskunft: „Rebellischer Gefühlssozialist“. In: Deutschlandfunk, 18.8. 2021;

Forschungsliteratur:

Elisabeth Lutz-Kopp: mitten entzwei-gebrochen. Nebenprodukt und Lebensretter. Der Film im Leben und Werk Leonhard Franks. Gerolzhofen 1995; Walter Fähnders: Das leidenschaftlichste Buch gegen den Krieg. Leonhard Frank: Der Mensch ist gut. In: Thomas F. Schneider / Hans Wagener (Hgg.): Von Richthofen bis Remarque: Deutschsprachige Prosa zum 1. Weltkrieg. Amsterdam: Rodopi 2003, S. 71–84.; Hans Steidle: Von ganzem Herzen links. Die politische Dimension im Werk Leonhard Franks. Würzburg: Schriftenreihe d. Leonhard-Frank-Ges. 2005; K. Rudolph: Rebell im Maßanzug. L. Frank. Berlin: Aufbau 2020;

(PHK, in preparation)