Reichsschrifttumskammer
Eingerichtet am 1.11.1933 als eine von sieben Kammern der von Joseph Goebbels aufgebauten Reichskulturkammer. Zweck war die „Freihaltung des Schrifttums von ungeeigneten und unzuverlässigen Elementen“, was in der Folge die Grundlage für Säuberungen bzw. Verbote von „artfremden“ Schriftstellern bildete. Ihr erster Leiter bis 1935 war Hans Friedrich Blunck, gefolgt von Hanns Johst. Die RSK bildete im Verein mit Berufsverbänden wie dem Reichsverband deutscher Schriftsteller (RSD) und dem schon im März 1933 gleichgeschalteten Börsenverein des deutschen Buchhandels die institutionelle Klammer im literarisch-journalistischen Feld der NS-Kulturpolitik. Seit 1936 erschien eine eigene Zeitschrift: Der deutsche Schriftsteller. In Österreich wurde ebenfalls bereits 1933 ein illegales Landeskulturamt der NSDAP eingerichtet, dem 1936 der legal konstituierte Bund der deutschen Schriftsteller Österreichs zur Seite trat, eine halboffizielle Einrichtung der NSDAP, in der Max Mellgeb. am 10.11.1882 in Marburg an der Drau (k.k. Österr.-Ungarn, heute: Maribor/ Slowenien) – gest. am 12.12.1971 in W... den Vorsitz übernahm, flankiert von Friedrich Schreyvogl, Mirko Jelusich, Hans Heinz Ortner und Josef Weinheber als Vorstandsmitglieder.
Zum Leiter der RSK der Landes- bzw. Gaustelle Wien wurde 1938 Karl Hans Strobl, gewählt, der sich zuvor bei Johst für diese Funktion ins Spiel gebracht hatte. Rund 60-70 Autoren österreichischer Provenienz kamen in der Folge auf diverse Empfehlungs- und Vortragslisten, Autoren, die bereits im Literaturbetrieb der 1920er Jahre bzw. des Austrofaschismus anerkannt waren wie z.B. Franz Karl Ginzkey, Robert Hohlbaum, Franz Nabl, Josef Friedrich Perkonig, Franz Spunda, Karl Heinrich Waggerl, Josef Wenter, aber auch kontroverse Namen wie Richard Billingergeb. am 20.7.1890 in Marienkirchen/Schärding - gest. am 7.6.1965 in Linz; Lyriker, Dramatiker, Drehbuchautor B. wurde ... und Luis Trenker sowie zuvor wenig bekannte wie Gertrud Fussenegger oder Ines Widmann.
Literatur
Klaus Amann: Literaturbetrieb in der ‚Ostmark‘ (1938-1945). In: Ders.: Die Dichter und die Politik. Essays zur österreichischen Literatur nach 1918. Wien 1992, 113-128; Jan-Pieter Barbian: Literaturpolitik im ‚Dritten Reich‘. Institutionen, Kompetenzen, Betätigungsfelder. (Dtv, 1995); Ders.: The Politics of Literature in Nazi Germany: Books in the Media Dictatorship, Bloomsbury, 2010
Eintrag bei LeMo.
(PHK)