Hirtenberger Waffenaffäre

Am 8. 1. 1933 – zeitgleich zu den beginnenden Verhandlungen über die Durchführungsmodaliäten der Lausanner Völkerbundanleihe – machte die AZ publik, dass rund 40 Eisenbahnwaggons, beladen mit Gewehren und Maschinengewehren, auf dem Gelände der Hirtenberger Patronenfabrik eingetroffen waren. Dort sollten die Waffen – ehemalige Bestände der k.u.k. Armee, welche Italien den Österreichern im Nov. 1918 abgenommen hatten – modernisiert werden, wie die Wiener Zeitung am 10.1. 1933 darzustellen versuchte. Zuvor hatte schon die Reichspost, Staunen vortäuschend, die Frage gestellt, ob denn österreichische Arbeiter keine „ausländischen Aufträge“ mehr annehmen dürften. Auch die NFP übernahm die offizielle Darstellung und Begründung der Regierung. Der Tag hat dies in einer Glosse als „Mißbrauch“ eines internationalen Vertrauensverhältnisses und Bruch des Verbots jeglicher Einfuhr ausländischer Waffen offengelegt: als „Hirtenberger Schmutzgeschichte“. Der Großteil dieser Gewehre sollte weiter nach Ungarn transportiert werden, ein kleinerer Teil der Waffen war für die Wiener Heimwehr bestimmt. Insgesamt handelte es sich immerhin um 84.000 Gewehre und 980 Maschinengewehre.

Materialien und Quellen:

N.N.: Italienische Waffen für Ungarn gehen über Österreich. In: AZ, 8.1.1933, S. 1; Die Regierung hat von der Waffenschiebung gewußt! In: AZ, 9. 1. 1933, S. 1; Die reisenden Gewehre [Glosse]. In: AZ, 10. 1. 1933, S. 1; N.N.: Das Verbrechen von Hirtenberg. Dürfen österreichische Arbeiter keine ausländischen Aufträge mehr durchführen? In: Reichspost, 9. 1. 1933, S.4; N.N. Angebliche Waffenlieferungen aus Italien. Ein amtliches Dementi. In: NFP, 9. 1. 1833, S. 3; ähnlich, nur noch bestimmter: N.N.: Falsche Gerüchte über Waffenschiebungen. IN: NWJ, 9.1.1933, S. 2; N.N.: Italienische Waffen für Ungarn. In: Der Tag, 9. 1. 1933, S. 2; Mißbrauchtes Land. In: Der Tag, 10.1.1933, S. 1-2; N.N.:Kriegstreiberei in Österreich. Die Hintergründe der riesigen Waffenlieferungen. In: Rote Fahne, 10. 1. 1933, S. 3.

(PHK, in preparation)