Julius Korngold: Operntheater.
(„Jonny spielt auf“ von Ernst Krenek)
„Es gibt immerhin auch
heute noch einige charakterlose Bühnenleiter, die lieber auf dieses Schauspiel
verzichten, als sich von der Schmutzwelle der „Jonny“-Hausse ihr kulturellen
Zwecken geweihtes Haus verunreinigen zu lassen.“ So stand es kürzlich in einer
namhaften deutschen Musikzeitung zu lesen. Baron Frankenstein, der Intendant
der Münchner Staatsoper, ist ein solcher charakterfester Bühnenleiter. Nicht
minder charakterfest hat sich Bruno Walter – wir wollen sein auch über das
Technische von „Jonny“ vernichtend lautende Urteil nicht wiedergeben – zu
dirigieren geweigert, als die auch Operetten geöffnete Berliner städtische Oper
mit dem Werke befaßt wurde. Wo deutsches Kunstgefühl unverseucht geblieben ist durch
die Phrasen der „neuen Musik“, deren Bloßstellung übrigens gerade dieses Werk
bedeutet, werden scharfe Proteste laut. Ja, auch Wortführer der Partei fallen
ab, überrumpelte Kritiker widerrufen. Gedruckter Katzenjammer da und dort…
Zu den charakterfesten
Bühnenleitungen hat leider nicht auch die des Wiener Operntheaters gehören
wollen. So ist der Jazz-Nigger auch in das Haus des Figaro, des Fidelio, des
Hans Sachs, des Tristan, der Ariadne eingezogen. Was für Geschäft wäre nicht
mit jazzgesegneten Operetten, wie „Zirkusprinzessin“ oder „Orlow“ im
Operntheater zu machen, von einer Marischka- oder Grünbaum-Revue nicht zu
reden, die übrigens die Gattungsgemäßheit der Amüsiermittel und vor allem ein
wirkliches Amüsement vor „Jonny spielt auf“ voraus haben. Gerade in
allerjüngster Zeit ist von der Kunstverwaltung auch in Hinsicht des
Operntheaters die Abgrenzung von Kunststätte und Geschäftstheater betont
worden. Eine Kunststätte vom Range, von der Tradition, von der Kunst- und
Kulturmission des Operntheaters hat aber den Geschmack zu bilden, nicht zu
verwirren, vor allem auf reinliche Scheidung der// Gattungen zu achten. Die
„Fledermaus“? Dieses Meisterwerk dramatischer Musikheiterkeit auch nur in einem
Atem mit „Jonny spielt auf“ zu nennen, würde eine Majestätsbeleidigung gegen
Johann Strauß bedeuten. Hat übrigens das Operntheater nicht sein böses Gewissen
verraten? Es setzte die Premiere für den Silvesterabend an, dessen wahllose
Lustigkeit das Sinken unter das Niveau decken sollte. Das schämige
Operntheater! Tut es nicht so, als handle es sich nur um diesen einen Abend?
Und ist nicht eine anständige Frau nicht minder gefallen, wenn sie bei
Silvesterchampagner gefallen ist?
Aber der Leser will hören,
was in „Jonny“ vorgeht. Das erste der elf Bilder zeigt uns, wie Max, der
Komponist, auf einem Gletscherspaziergang Anita, die Opernsängerin kennenlernt;
das zweite, wie Anita von ihrem Liebhaber Max Abschied nimmt, um eine
Gastspielreise nach Paris anzutreten. Im dritten Bild – Korridor in einem
Pariser Hotel – sehen wir endlich den famosen Nigger, der nach allen Weibern,
aber auch nach einer Geige giert, die dem Balkanvirtuosen Daniello gehört.
Daniello ist „schön“ und Jonny ist „stark“. Als Anita, wie sie selbst andeutet,
sexuell erregt aus der Vorstellung kommt, bietet sich ihr Jonny brutal an: „Oh,
ich bin stark – warum wollen Sie nicht? Alle Mädchen wollten bisher und haben
es nicht bereut.“ Und Anita: „Da ist es wieder, das Blut, gegen das ich nicht
kann.“ Aber auch der schöne Daniello hat sofort den psychologischen Moment
heraus: „Welche Sinnlichkeit in ihr!“ Gibt der „schwarzen Bestie“ einen
Tausendfrancschein Abstandsgeld, worauf Jonny seine „tierisch-sinnliche-wütende
Fratze in ein breites Grinsen“ wandelt und einen Jazz zu einem Abschiedstanz
mit dem Stubenmädchen Yvonne benützt, die er „lange genug gehabt“ hat. Daniello
aber macht die dem Nigger abgekaufte Anita mit fürchterlichem Phrasenwust auf
die Wärme des Blutes aufmerksam, das sie zurückgestaut habe: „Brich auf, brich
auf, die Schleuse!“ Damit eine solche Schleuse breche, muß ein lüsterner Tango
der Hoteljazzband nachhelfen. Bald drängt der Geiger Anita in ihr Zimmer, halb
zieht sie ihn hinein. Wobei beide in der Brunst Französisch zu parlieren
beginnen. Die Bühne bleibt leer. Man hört Liebesstöhnen aus dem Zimmer – ganz
wie es ein beliebiger szenischer Sexualeffekt
der „Blauen Katze“ seligen Angedenkens war, dieses berüchtigten
Budapester Nachtlokals, das nun auch im Operntheater würdige Nachfolge gefunden
hat. „Monsieur s’amuse!“ konstatiert der lüstern horchende Jonny…
Während sich Monsieur im
Zimmer Anitas amüsiert, schleicht sich der Schwarze in das Daniellos, stiehlt
die Geige und verbirgt sie vorläufig im Futteral des Anita gehörenden Banjos.
Am anderen Morgen – gleicher Schauplatz – bedauert die ungesättigte Yvonne, daß
sie keinen für die Nacht gehabt habe, während die gesättigte Anita als das
traurige Tierchen des lateinischen Spruches Herrn Daniello frostig
verabschiedet. Sie habe in dieser Nacht viel zugelernt, bekennt sie mit
lieblicher Offenherzigkeit, und schenkt ihrem nächtlichen Lehrer einen Ring zum
Andenken. Sowie aber dieser edle Künstler den Diebstahl seiner Geige entdeckt,
übergibt er diesen Ring racheschnaubend der Yvonne zur Ausfolgung an Anitas
Komponisten. Er will seiner Rache
nachfahren, der diebische Jonny der im Banjofutteral verborgenen Geige; und
Anita unterschreibt einen Vertrag nach Amerika… Mit Hilfe des rettenden
Vorhanges verlassen wir vorläufig das nette Gelichter. Wenn man diesen Akt
einen Operettenakt nennt, so bedeutet das schon eine Standeserhöhung. Und wenn
es ein Operettenakt ist, dann ist es der einer schlechten Operette, einer, der
nicht lustig, nicht anmutig, nicht pikant, sondern nur dilettantisch, platt und
unsauber ist.
Aber auch diese schlechte
Operette bleibt nicht Operette; sie geht in Revue, Varietè, Kino, Detektivstück
über… Vorerst aber macht sie – was dem Autor als Verächter der Romantik, jener
Beethovens miteingeschlossen, besonders gut ansteht – in verlogener Romantik.
Allerdings sind die romantischen Umstände, in die er seinen Gletschermenschen
Max bringt, den für einen armseligen Schwächling und Schwätzer zu halten wir
nicht erst der Diagnose der sich nach einem „Starken“ sehnenden Anita bedürfen,
eben wieder nur ganz nach den Rezepten jener schlechten Operetten ersonnen, die
bekanntlich eine burleske, niedrig-drastische Handlung mit unbedenklicher
Plötzlichkeit in ein sentimentales Operngetue übergehen lassen. Nachdem uns
nämlich der Anitas harrende Max mit ebenso geschwollenen als undramatischen
Monologen und die ausgiebig sexual aufgeklärt rückgekehrte Anita mit
Reflexionen gleicher Art gelangweilt haben, schließlich Max durch das Neuheit und Modernität sprühende
Ringmotiv von Anitas Untreue erfahren hat, sehen wir ihn wieder auf seinem
Gletscher, der – „höher geht’s nicht
mehr“ im Romantischen – zu singen beginnt. Hat nicht übrigens Lehar in „Endlich
allein“ solche Operetten-Bergszenen vorausgeahnt? Um an der Unwahrhaftigkeit
dieser Gebirgssentimentalitäten keinen Zweifel zu lassen, läßt uns der Autor in
der Nähe des Gletschers zugleich die Hotelterrasse erblicken, von der aus einem
Lautsprecher Gesang herüberklingt und Jazz und Tanz dazu. Aus dem Jazz hört
Daniello den Ton seiner Geige heraus, die von Jonny mittlerweile aus dem
Banjofutteral geholt wurde…
Nunmehr dreht sich alles um
dieses Requisit, geht die armselige „Handlung“ ganz in einer beispiellos öden,
geist- und witzlosen Revue- und Kinojagd nach dem gestohlenen Instrument auf. Von
der Polizei, die hinter dem Dieb einher ist, wird irrtümlich Max auf dem
Bahnhofsperron verhaftet. Worauf der im Verfolgungseifer ausgleitende Daniello
vor die Lokomotive eines einfahrenden Zuges fällt (!) […] Worauf das Auto –
nebenbei ein abgedroschener Kinoeffekt – durch „beleuchtete Großstadtstraßen“
fährt, Jonny auch die Polizisten niederstößt (!) und das Auto scheinbar in das
Publikum hineinlenkt (!), der D-Zug mit Max und Anita abdampft, auf der
Bahnhofsuhr, die sich in den Erdglobus verwandelt, Jonny zu sitzen kommt und
der johlenden Menge zum Tanz aufspielt…
Der Nigger, der Bringer
der Jazzkultur, mit gestohlener Geige, über das Europa Beethovens triumphiert?
Man glaube nur ja nicht an eine satirische Pointe. Dazu schwärmt Herr Krenek
seit Beginn seiner Laufbahn zu sehr für Fox, Shimmy und jenen Jazz, der nach
den Parteilehren der „Richtung“ die europäische Kunstmusik befruchten soll,
dazu liebt Herr Krenek zu wenig Beethoven. Es ist eine // augenzwinkernde,
zynische Verherrlichung, die verständnisvollen, für Amerikanisierung
begeisterten Zeit- und Zeitwillensgenossen gewidmet ist. Die Sache würde ja
auch gar nicht stimmen; denn nicht der Schwarze ist es, der nach der
europäischen Geige verlangt, sondern der Europäer greift leider nach dem
Niggerbanjo. Wie sich denn jede geistige Auslegung, jede kritische Erörterung
dieses dilettantischen, schließlich in szenische Ausstattungstricks
auslaufenden Gemenges von Operette, Revue, Kino, Detektivstück mit seinen
nichts weniger als lustigen, sondern geradezu trübselig berührenden Sketch- und
Farcefiguren, mit seiner Uncharakteristik und Unpsychologie, mit seinem Wechsel
zwischen banaler Alltagsprosa und banalem Schwulst verbietet […] Diese Folge
kurzer Bilder mit Alltagsbetonung, dieser Dialog in Alltagsprosa – ist das
nicht aus Strauß‘ „Intermezzo“ geholt? Und dieser Musiker, dessen Geliebte in
sexuelle Abenteuer gleitet, diese fernen Gletscherklänge – erinnert das nicht
an die Oper Schrekers? Allerdings
werden weder Strauß noch Schreker von der Banalisierung erbaut sein, die dort
ein Stilgedanke, hier ein romantisch-phantastisches Motiv gefunden haben.
Wir weisen jede geistige
Ausdeutung dieser traurigen Farce ab. […]
Aber freilich der Jazz, die Niggersongs, die Niggertänze! Musikalischer Zeitausdruck? Blicken wir doch in die Operngeschichte zurück. Sind zur Zeit der reichen Opéra-comique-Produktion die auch nach Deutschland gelangten Quadrillemelodien der Auber, Adam, Halévy, Thomas, deren Schablonenhaftigkeit und Ausdruckslehre schon Berlioz und Wagner ihre Mißachtung bezeugt haben, für „Zeitausdruck“ ausgegeben worden? Recht bemerkenswert übrigens , wie diese Quadrillemotive und der aus ihnen herauswachsende Cancan in der stoßenden Rhythmik und im sexualen Einschlag den derzeitigen Niggertänzen ähnelten, die eigentlich nur synkopierte Schnellpolkas und Schnellmärsche sind. […]
Welche Falschmünzerei
überhaupt, die Tonkunst von einem imaginären Zeitwollen abhängig zu machen! Daß
sie, die Zeitlose und von der Zeit souverän Unabhängige, gerade in ihren
bedeutendsten Schöpfungen nie den Beruf gefühlt hat, den Zeitinhalt oder, nennen
wir das Kind beim rechten Namen, die Zeitmode wiederzugeben, sagen wir nicht
das erstemal. Wenn aber unsere Zeit – und hier erlauben wir uns ein Selbstzitat
– wirklich so entgöttert und entnüchtert, so entseelt und demoralisiert, so
unernst und geschmacksverlassen wäre, wie es uns die „neue Musik“ in ihren
Produkten glauben machen möchte, wenn Vorherrschaft von Kino, Revue, Jazz,
seelenloser Amüsierkunst, wenn gesteigerter Entblößungs- und Tanztrieb und
ähnliches auf die Gefahr tieferer psychologischer Aenderungen der Menschennatur
und nicht auf bloße modische Oberflächenerscheinungen weisen würden, so hätten
gerade die Musiker einer solchen Zeit die Pflicht, von den stärksten und
edelsten Kräften ihrer Kunst Gebrauch zu machen und – gegen die Zeit zu komponieren. Und rücken wir der unerträglichen
Phrase weiter zu Leibe. Die Zeit will ihre Musik, heißt es. Da aber für die
gedankenlos Parteiformel die Maschine, der Großstadtlärm die Zeit bestimmt und
nicht der sich im innersten Fühlen nie ändernde Mensch, so wollen eigentlich –
und das wird ja tatsächlich behauptet – nur Maschine und Großstadtgetöse ihre
Musik. Und das soll denn auch nur eine maschinenmäßige, mißtönende, chaotische
Musik sein, das soll in zu unverhältnismäßiger Bedeutung erhobener Tanz- und Unterhaltungsmusik
der Jazz sein. Sind Maschinen und Großstadt erst eine Sache von heute? Gab es
nicht ein Maschinenzeitalter, Eisenbahnpfiffe, Autogetute bereits vor dem
Eindringen des Jazz, mag auch noch das Schwirren des Luftschiffes gefehlt
haben? Ja, war das Maschinenzeitalter nicht schon zu Wagnerischen
Bayreuthzeiten da? Merkwürdigerweise hat damals kein Zeitwille korrumpierte
Geräuschmusik gefordert, kein Zeitwille den Eroberungszug von Wagners
zeitfremden romantischen Götter- und Heldenpathos vereitelt: das Genie war //
der Zeitwille. Damals kam eben auch noch Amerika nach Europa, um geniale
europäische Musik aufzunehmen, nicht etwa um zugleich mit seinem Barwesen – ein
Zusammenhang, der nie übersehen werden sollte – den Rhythmus seines schwarzen
Spelunkentanzes und Spelunkenmusikulks zu exportieren und damit nicht etwas den
Rhythmus der Zeit ausdrücken zu helfen, sondern nur den Rhythmus der falschen
Amerikanisierung europäischer Kultur. […]
Aber kehren wir zum
aufspielenden Jonny zurück, der so wenig wie mit seiner Handlung mit seiner
Musik in das Operntheater gehört. Nicht mit seinem sich hinter Opernform
bergenden Revue- und Operettengeist, nicht mit seinem Jazz- und Liedkitsch,
auch nicht mit der in Häßlichem wie Nurgewöhnlichem gleich flüchtigen Faktur.
Den Komponisten brauchen wir nicht erst vorzustellen: der Leser kennt ihn aus
unseren Berichten von der Walstatt der „neuen Musik“. Ursprünglich Wiener Schreker-Schüler,
hatte Ernst Krenek das Glück, rechtzeitig nach Berlin zu kommen und hier von den
zeitgenössischen Königsmachern auf den Schild erhoben zu werden. Er
praktizierte über Nacht wechselnde Grundsätze der „Richtung“ sozusagen in
grundsatzloser Weise, war mit besonderer Betonung klangphysiologischer Spiel-
und Bewegungsmusiker und selbstverständlich „anti“- gerichtet in Hinsicht des
Psychischen und Psychologischen, des Gefühsmäßigen, des Romantischen. Treu
blieb er sich in einem gewissen Unernst, im Sinn für Bluff und in der
Schwärmerei für Fox und Jazz. […]
Was an der Musik zu
„Jonny“ zunächst auffällt, ist der opportunistische Bruch mit den bisher
vertretenen „neuen Kunstidealen“, das Auch-anders-Können – oder sollen wir
sagen das Auch-anders-nicht-Können?
Krenek ist nicht mehr gegen das Romantische, nicht gegen das „Konventionelle“
des Melodischen, und er ist schon gar nicht „linear“ oder „atonal“. Was sich
den Kakophonien der Harmonik, der Stimmführung und der Instrumentation nach
„atonal“ anhört, ist nur ungrammatikalisch und unsauber, rührt nur aus
hemmungslos hingeworfenem, korrumpiertem Satz her: Mißklangsunfug ohne jene
Logik der Technik, wie sie Hindemith zuzubilligen ist. Daneben aber wird der
Komponist so tonal, ja so primitiv und banal dreiklangtonal, wie nur irgendein
„rückständiger“ Musikspießer des neunzehnten Jahrhunderts. […] //
Für Ausstattung,
Maschinerie, Szene, Beleuchtung hat das Operntheater mit Künstlern wie
Professor Strnad und Dr. Wallerstein
das Erdenkliche aufgeboten, dabei manches Grobe und Drastische gemildert. Um so
unbegreiflicher, daß in dem blendenden Schlußbild, das ganz Revue ist, die
transparente Inschrift „Die neue Zeit rückt an, versäumt den Anschluß nicht!“
nötig befunden wurde. […]
Die Silvesterstimmung hat für den äußeren
Erfolg das Erwartete getan. Aber seien wir nicht ungerecht, auch die Partei- und
verpflichtenden Interessensgruppen waren rührig. Gleichwohl gab es Pfuirufe und
Unruhe auch im Silvesterpublikum, zum Schlusse auch Zischen und Pfeifen. Aber
der Komponist konnte sich vielmals mit den Darstellern zeigen. Er schreibt
einmal für die dramatische Wendung des Autos auf der Bühne wörtlich vor, daß
„zwei mächtige Scheinwerfer das Publikum blenden“ sollen. An solchem Schein,
der das arme Publikum blenden soll, ist auch sonst kein Mangel in dem Werke,
das sich auf die Jazzmode, auf die Pikanterie, Niggermusik singender und
tanzender Opernsänger, auf Ausstattungsspielzeug, auf eine regsame Partei und
vor allem auf die kitzelnden Verblüffung, dort Dinge zu hören und zu sehen zu
bekommen, wo man sie nicht erwartet. Je weniger also eine Angelegenheit wie
„Jonny spielt auf“ in ein Haus wie das Operntheater gehört, desto größer müßte
eigentlich der Erfolg des Scheines, der Scheinerfolg sein. Aber je größer
dieser Scheinerfolg wäre, desto größer auch die Verantwortung des Hauses und
seiner Leitung dazu die Hand geboten zu haben.
In: Neue Freie Presse, 1.1.1928. S. 1-5 (Auszüge ab S. 2).