Rutra, Arthur Ernst

geb. am 18.9.1892 als Artur E. Samuely in Drohobycz (Lemberg) – gest. im Oktober 1942 im Zuge der Deportation nach Maly Trostinec/Minsk; Schriftsteller, Redakteur, Journalist

Nach der Scheidung seiner Eltern übersiedelt Rutra/Samuely 1903 mit seiner Mutter nach Wien, wo er die Schulausbildung absolviert. 1912 bis 1914 ist er im Vorstand des Akademischen Verbandes für Literatur und Musik tätig, die Lesungen und Konzerte veranstaltet, die expressionist. Zeitschrift Der Ruf herausgibt und R. den Weg an die Volksbühne ebnet. In diesem Umfeld lernt R. Schriftsteller und Kritiker kennen wie z.B. Erhard Buschbeck, Emil A. Rheinhardt, Paul Stefan, Ludwig Ullmann und vor allem Robert Müller. 1915 meldet er sich als Freiwilliger und verfasst unter dem Eindruck der Karpathen-Schlachten patriotische Gedichte. Nebenher kann er 1917 sein Studium an der Universität Wien mit einer Dissertation über Ludwig Börne abschließen. 1918 wird er Verlagssekretär beim Verlag Georg Müller in München, arbeitet aber auch für andere Verlage und übersiedelt nach München, wo er bis 1933 lebt. Seit 1920 ist R. Mitglied des Verbandes Deutscher Bühnenschriftsteller sowie im Vorstand des Schutzverband Deutscher Schriftsteller(S.D.S.) tätig. Seine erste dramatische Arbeit Golgatha (1918) spiegelt die Wandlung vom einstigen Kriegsbefürworter in einen Zweifler und Skeptiker. Es folgen weitere dramat. Arbeiten, von denen viele nur als Bühnenmanuskripte erhalten geblieben sind wie z.B. Barrikade (1920). Mehrere Schauspiele befassen sich mit Fragen der Zeit, im Bes. mit  Phänomenen des habituellen Wandels wie z.B. Herr Titan trägt Zinsen (1925), eine Komödie, die vor dem Hintergrund der Inflation die Macht des Kapitals thematisiert, oder Genosse Geld (1929), das von der Korrumpierbarkeit und Käuflichkeit von Menschen, Ideen und Ideologien handelt. In den 1920er Jahren betätigte sich R. auch als Übersetzer aus dem Polnischen und Französischen, u.a. von Adam Mickiewicz und Emile Zola. Seinen einzigen Bühnenerfolg landet R. mit dem Stück Der Kronprinz. Eine Tragödie (1928), das von Max Reinhardt für das Deutsche Theater in Berlin erworben wurde. Neben dem Burgtheater wurde es auch in Hamburg, München, Bochum und Frankfurt gespielt, was dem Autor Resonanz, aber auch kontroverse Wahrnehmungen eintrug. Einige nachfolgende Stücke (1930) wie Werkspionage oder Amokläufer (1931) wurden zwar noch auf kleinen Bühnen aufgeführt, konnten sich aber vor dem Hintergrund des erstarkenden Nationalsozialismus nicht behaupten. 1932 wird R. Redakteur des Bildmagazins Moment, das 1933 nach Wien übersiedelt und bis 1934 existiert. In dieser Zeit vollzieht R. auch ideologisch einen Schwenk hin zur legitimist. Bewegung und als Mitglied der Vaterländischen Front zum Ständestaat. Ab Oktober 1936 ist er Mitarbeiter der Zeitschrift Der Christliche Ständestaat, 1937 tritt er zum Katholizismus über. 

Am 1.4. 1938 wird Rutra zusammen mit anderen Repräsentanten des Ständestaates nach Dachau deportiert und später ins KZ Buchenwald überstellt. 1941 wird er wegen seiner Kontakte mit internen Gegnern des NS in einem Hochverratsprozess zu 15 Jahren Kerker verurteilt, dem 1942 die neuerliche Deportation Richtung Minsk und die vermutl. Ermordung in einem Gaswagen folgt.

Werke (Auswahl)

Aus Österreich. Kriegslieder (1915); Robert Müller. Dankrede (1925); Zoo. Menschliche Geschichten (1927); Der Sport siegt (1927); Die Brüder (Ms? 1930); Spiel am Abgrund. Eine Streitschrift um das Theater (1931); Das fünfte Rad (Ms?, 1934); Einsamer Weg. Gedichte. (1937)

Quellen und Dokumente

Besprechungen zu Der Kronprinz: R(aoul) A(uernheimer): Burgtheater. In: NFP, 7.12.1928, S. 9, D(avid) B(ach): Warum Revolution? In: Arbeiter-Zeitung, 7.12.1928, S. 8, B(recka Hans): Der Kronprinz. In: Reichspost, 7.12.1928, S. 1f.

Literatur

Max Bläulich über Arthur Ernst Rutra (1892-1942). In: Literatur und Kritik, 491/92, März 2015, 93-110 (mit ausführlicher Bibliographie einschl. seiner in Zeitungen und Zeitschriften erschienen Beiträge); Irmtraud Egger: Rutra A.E.; in: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815-1850, IX. Bd. (1988), S. 339.

(PHK)