Salten, Felix

geb. als Sziga bzw. Siegmund Salzmann am 6.9.1869 in Budapest, gest. 8.10.1945 in Zürich; österr. Schriftsteller, Journalist, Kunst- und Theaterkritiker, Übersetzer, Dramaturg, Szenarist

Pseudonyme: Karl Albrecht (K.A.), Karin Becker, Jeremias Eckenpfeifer, Martin Finder (m.f., M.F.), Karl Heinrich, Marie Hemmer, Sacha Lanzelot, Sebastian Merker, Josefine Mutzenbacher (nicht zuverlässig), Netlas, Sacha, Felix Salten (f.s, F.S., F-x S-n, -x -n), Ferdinand Stollberg

Aufgewachsen in Wien nach Übersiedelung der Familie knapp nach seiner Geburt; 1885 Abbruch des mehrheitlich v. jüd. Schülern besuchten Wasa-Gymnasiums. Anstellung bei der „Phönix-Versicherung“ u. erste journalist. Arbeiten. 1889 erste lit. Veröff. in der Zeitschrift An der schönen blauen Donau, deren Hg. Paul Goldmann S. 1890 mit A. Schnitzler bekannt macht; fortan regelm. Gast im Café Griendsteidl, dem Zentralort von „Jung Wien“. Mitglied des Literaturvereins „Wiener Freie Bühne“. 1894 Redakteur bei der Wiener Allgemeinen Zeitung, in der S. für moderne Kunst (G. Klimt) eintritt. 1899/1900 regelm. Beiträge für die Zeitschrift Die Welt, dem Organ der zionist. Bewegung, mit dessen Hg. Theodor Herzl S. persönlich bekannt ist. Initiator des „Jung-Wiener Theaters Zum Lieben Augustin“. 1902 Redakteur bei der Zeitschrift Die Zeit u. Verehelichung mit der Schauspielerin Ottilie Metzl (2 Kinder: Paul (1903–37) u. Anna Katharina (1904–77), verheiratete Wyler). 1906 Chefredakteur der B.Z. am Mittag und der Berliner Morgenpost (beide Ullstein-Verlag) in Berlin. 1910 Rückkehr nach Wien. 1912 Wechsel von der Zeit zum Fremden-Blatt, dem Organ d. Außenministeriums. Als Drehbuchautor (seit 1913) bzw. als Filmregisseur (seit 1915) bis 1918 involviert in zumind. 11 Filmprojekte (zu S.s Begeisterung für die neuen Medien (Kino, Radio) vgl. seine Stellungnahme i. Rahmen d. Monotonisierungsdebatte 1925). 1919 nach Einstellung des Fremden-Blatts Wechsel zur Neuen Freien Presse: Theater-, Film-, Kulturkritiker, Sonntagsfeuilletonist. Regelm. Beiträge für den Pester Lloyd, das Berliner Tageblatt und die Dresdner Neuesten Nachrichten. 1918 Präsident des neu gegr. Vereins jüd. Schriftsteller und Künstler „Haruach“. 1923 Neue Freie Presse-Berichterstatter am Zionistenkongress in Karlsbad. Frühjahr 1924 Palästina-Reise. 1925 erscheint S.s Palästina-Reisebuch Neue Menschen auf alter Erde, „eine stolze jüdische Antwort auf den Wiener Antisemitismus“ (Mattl/Schwarz: 15). 1927-33 Präsident des Österreichischen PEN-Clubs; in dieser Funktion initiiert S. gem. mit A. Schnitzler 1927 eine Kampagne für den v. faschist. Horthy-Regime inhaftierten L. Hatvany. 1930 Teilnahme an der USA-Reise einer europ. Schriftsteller- und Journalistendelegation, die dem Reisebuch Fünf Minuten Amerika (1931) zugrunde liegt. 1933 Rücktritt als Präsident des PEN-Clubs, nachdem S. sich aufgrund der von ihm bei Debatten über NS-Deutschland vorgeschätzten ‚Neutralität‘ am Kongress des Internats. PEN(Dubrovnik, Mai 1933) heftiger Kritik etwa v. F. Torberg (Neue Weltbühne) oder der Arbeiter-Zeitung(S. als „Schrittmacher der Nazis“) ausgesetzt sieht. 1934, nach den Februarkämpfen, in einem auch im Ausland (v. J. Roth z.B.) beachteten Neue Freie Presse-Beitrag offene Parteinahme für die restaurative Regierung Dollfuß. Feb. 1939 Emigration nach Zürich. – Neben der „Geschichte einer Wienerischen Dirne von ihr selbst erzählt“ Josefine Mutzenbacher (Privatdruck, 1906), für die S.s Autorschaft nicht eindeutig nachgewiesen ist, zählt zu den heute (noch) bekanntesten Werken S.s Bambi. Eine Lebensgeschichte aus dem Walde (1923), die 1942 erstmals verfilmt wurde und bereits die spätestens seit 1933 augenscheinliche themat. (Neu-)Fokussierung auf Tiergeschichten (Florian1933, Kleine Brüder 1934, Perri 1938) ankündigt.


Werke (Auswahl)

Die Hinterbliebene. Kurze Novellen (1900); Der Gemeine. Schauspiel in drei Aufzügen (1901); Die kleine Veronika. Novelle (1903); Gustav Klimt. Gelegentliche Anmerkungen (1903); Josephine Mutzenbacher, oder Die Geschichte einer Wienerischen Dirne von ihr selbst erzählt (Privatdruck, 1906: Die Autorenschaft von Felix Salten ist nicht eindeutig bewiesen); Das österreichische Antlitz. Essays (1909); Olga Frohgemuth. Erzählung (1910); Die galante Markgräfin. Operette (1919); Bambi. Eine Lebensgeschichte aus dem Walde (1923); Geister der Zeit. Erlebnisse (1924); Neue Menschen auf alter Erde. Eine Palästinafahrt (1925) – Bob und Baby. Zeichnungen von Anna Katharina Salten (1925); Martin Overbeck. Der Roman eines reichen jungen Mannes (1927); Gesammelte Werke in Einzelausgaben (Zsolnay; 6 Bde. 1928–1932); Fünf Minuten Amerika (1931); Freunde aus aller Welt. Roman eines zoologischen Gartens (1931); Florian. Das Pferd des Kaisers (1933); Kleine Brüder. Tiergeschichten (1935); Bambis Kinder. Eine Familie im Walde (1940; zuerst in engl. ÜS ersch.: Bambi’s children. The story of a forest family); Renni der Retter. Das Leben eines Kriegshundes (1941; zuerst in engl. ÜS ersch.: Renni, the rescuer. A dog of the battlefield); Die Jugend des Eichhörnchens Perri (1942; zuerst in engl. ÜS: Perri. The youth of a squirrel); Djibi das Kätzchen (1945).

Filmografie (Auswahl)

Verfilmungen: a) Stummfilme: Herztrumpf (1920; nach: Toni Holms Aufstieg, Nov.); Olga Frohgemuth (1922; nach: Olga Frohgemuth); Graf Festenberg (1922; nach: Graf Festenberg, Einakter); Schwere Jungen – leichte Mädchen (nach: Martin Overbeck); Die kleine Veronika/Unschuld (1930; nach: Die kleine Veronika). – b) Tonfilme: Vorstadtvarieté/Die Amsel von Lichtental (1935; nach: Der Gemeine); Florian (1940); Bambi (1942)

S. als Szenarist: a) Stummfilme: Der Shylock von Krakau (1913), Gerettet (1914), Das Urteil des Artztes (1914), Der Narr des Schicksals (1916), Der Türmer von St. Stefan/Die Jugend von Granada (1923) – b) Tonfilme: (gem. mit Walter Wassermann, Jakob Schlee) Sturm im Wasserglas (1931), (gem. mit Billy Wilder) Um einen Groschen Liebe (1932), (Walter Reisch u. Robert Liebermann nach einer Idee von F. Salten) Ich und die Kaiserin (1931)

Quellen und Dokumente

Andreas Brandtner: “Salten, Felix”. In: Neue Deutsche Biographie 22 (2005), S. 396-397 [Onlinefassung]. – Christian Dewald: Filmografie Felix Salten. In: Siegfried Mattl/Werner Michael Schwarz (Hgg.): Felix Salten. Schriftsteller – Journalist – Exilant. Wien 2006 (= Wiener Persönlichkeiten; Bd. 5), S. 180-185. – Manfred Dickel: „Ein Dilettant des Lebens will ich nicht sein“. Felix Salten zwischen Zionismus und Jungwiener Moderne. Heidelberg 2007 – Jürgen Ehneß: Felix Saltens erzählerisches Werk: Beschreibung und Deutung. Frankfurt/M. u.a.: 2002. – Peter Landerl: Anonym: Josefine Mutzenbacher und ihre 365 Liebhaber. Gelesen von Ulrike Beimpold [Rez. des Hörbuchs (26.3.2002) für www.literaturhaus.at] (Stand: Nov. 2015). – Siegfried Mattl/Werner Michael Schwarz: Felix Salten. Annäherung an eine Biografie. In: Dies., Felix Salten, S. 14-73. – Reinhard Müller: Lemma „Felix Salten“ [Sept. 2012], online auf der Homepage Die Arbeitslosen von Marienthal zu einem Projekt vom Archiv für die Geschichte der Soziologie in Österreich, gefördert durch den Jubiläumsfonds der Oesterreichischen Nationalbank (Projekt-Nummer 11.192, Projektleiter: Peter Gasser-Steiner), die Abteilung Kultur und Wissenschaft des Amtes der Niederösterreichischen Landesregierung, das Vizerektorat für Forschung und Weiterbildung der Karl-Franzens-Universität Graz und die Marktgemeinde Gramatneusiedl. – N.N.: Salten, Felix. In: Österreichisches Biografisches Lexikon 1815-1950, Bd. 9 (Lfg. 45, 1988), S. 394f. [Onlinefassung] (Stand: Nov. 2015). – Paul Reitter: Bambi’s Jewish Roots. In: Jewish Review of Books (2014) [Onlinefassung].

Zur Felix Salten-Ausstellung im Jüdischen Museum, Wien (6.12.2006-18.3.2007) s. die Berichte auf der Homepage des Jüdischen Museums und von Günter Kaindlstorfer für www.deutschlandfunk.de.

Der Nachlass von Felix Salten befindet sich in der Wienbibliothek im Rathaus. Zur Erwerbung im Sept. 2015 s. den Bericht auf derstandard.at und auf der Homepage der Wienbibliothek (Stand: Dez. 2015).

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