Anhaltelager

Während der Zeit des austrofaschistischen Ständestaates zwischen 1933 (erstes Dekret durch Regierung Dollfuß vom Sept. 1933) und 1938 auf Betreiben der Heimwehr (Major Fey) und des Bundeskanzlers Dollfuß eingerichtete Internierungslager für politische Gegner: zuerst ‚illegale‘ Nationalsozialisten, nach dem Februaraufstand 1934 auch Sozialdemokraten (insbesondere Mitglieder des Republikanischen Schutzbundes) und Kommunisten, die meist ohne Anhörung und ohne Gerichtsverfahren eingewiesen wurden. Das bekanntestes Lager befand sich in Wöllersdorf (Niederösterreich) in einer zuvor aufgelassenen Fabrik. In diesem waren nach dem Februar 1934 bis zu 4800 Menschen interniert (davon 4200 bekennende NS) das zweitgrößte Kaisersteinbruch; weitere befanden sich z.B. in Messendorf (Teil der Steiermärkischen Landesirrenanstalt) und Finstermünz (bei Nauders/Landeck) in einem abgelegenen Gebirgstal. Ein weiteres, das Bettler(anhalte)lager, eingerichtet 1935, befand sich in Schlögen (Oberösterreich). Im Februar 1938, infolge des Berchtesgadener Abkommens mit A. Hitler, wurden die Anhaltelager aufgelöst, nach dem Anschluss Österreichs an NS-Deutschland wurden ab April 1938 einige (wie Wöllersdorf) wieder reaktiviert.

Materialien und Quellen:

Gerhard Jagschitz: Die Anhaltelager in Österreich. In: Ludwig Jedlicka, Rudolf Neck (Hgg.): Vom Justizpalast zum Heldenplatz. Studien und Dokumentationen 1927 bis 1938. Wien: Österr. Staatsdruckerei 1975, S. 128–151; Pia Schölnberger: „Durchaus erträglich“? Alltag im Anhaltelager Wöllersdorf. In: DÖW-Mitteilungen 195/2010, S. 1-4.

(PHK, in preparation)