Arierparagraph (im Sport- u. Tourismusbereich)
Flankiert bzw. getragen von entsprechenden Aufrufen in deutschnationalen Zeitungen wie z.B. der Ostdeutschen Rundschau sowie von dringlichen Empfehlungen des AntisemitenbundGegründet im Juli 1919 durch den christlichsozialen Abgeordneten zum Nationalrat u. Mitglied der Burschenschaft Olympia...es entspann sich in zahlreichen Sportbereichen bereits Mitte-Ende 1919 sowie im Jahre 1920 eine Diskussion über die Aufnahme bzw. Nichtaufnahme von jüdischen Vereinsmitgliedern, de facto eine diskriminierende Ausgrenzungsdebatte unter dem Deckmantel deutschnationaler Identitätsoptionen und Anschlussbestrebungen (Ostdt.RS, 6.2.1920, S.2). Im Besonderen waren davon die Ruder-Vereine und der Deutsche Schulverein beseelt; der erste entsprechende Antrag auf Statutenänderung fand, verbunden mit Ausnahmeregelungen, auf dem Verbandstag der Ruderer am 6.12. 1919 eine Mehrheit, wie einer Notiz der WMZ vom 16.12.1919, 3 zu entnehmen ist. Der durchaus deutschnational orientierte Sportpionier (aktiver Ruderer, Luftfahrtpionier, Sportjournalist) Victor Silberer (1846-1924) distanzierte sich zwar in einem offenen Brief in dem von ihm begründeten Wiener Sporttageblatt von diesem Beschluss, doch der Druck vieler Bundesländervereine (im besonderen jener aus Oberösterreich und der Steiermark) sollte sich bald als stärker erweisen. 1920 schwappte die Arierparagraph-Debatte auch auf den (Deutsch)Österreichischen Alpenverein über, obwohl es nicht an warnenden Stimmen fehlte, die daran erinnerten, dass zum Aufstieg des Verbandes, aber auch zur Erschließung des alpinen Raumes jüdische Bergsteiger und Wissenschaftler wesentlich beigetragen hätten, so ein namentlich ungezeichneter Beitrag in der NFP vom 21.2.1921. Auf der außerordentl. Generalversammlung vom 27.10. 1921 stimmten 2420 von (anwesenden) 2466 Delegierten dann doch für die Aufnahme eines Arierparagraphen; der Wortführer war Dr. Otto Wagner, der dabei u.a. ankündigte, die ‚jüdische‘ Sektion Donauland aus dem Dt. u. Österr. Alpenverein „verschwinden zu machen“ wollen (NFP, 28. 10.1921, S.17). Im November 1921 folgte der steirische Fußballverband mit dem Antrag auf Aufnahme eines Arierparagaphen, der jedoch vorerst auf Ablehnung durch die österr. Verbandsführung traf.
(in preparation)