Fried Oscar (auch: Oskar)
Geb. 1.8. 1871 in Berlin (Dt. Reich), gest. 5. 7. 1941 in Moskau (UdSSR). Musiker, Dirigent, Komponist.
Der aus einer berliner jüdischen Kaufmannsfamilie stammende Fried erhielt schon früh Violinunterricht, musste aber wegen Verarmung seiner Familie seine Gymnasiallaufbahn abbrechen, erlernte das Hornspielen und schlug sich einige Zeit als Hornist in der Pfeiferei von Potsdam durch. Zwischen 1885 und 1889, als er dann eine Stelle im Palmengartenorchester in Frankfurt a.M. erhielt, schlug er sich als wandernder Musiker quer durch Europa durch. In Frankfurt wandte er sich erstmals dem Dirigieren zu und studierte einige Semester am Hoch’schen Konservatorium bei den Komponisten und Musikpädagogen Iwan Knorr und Engelbert Humperdinck. Dort versuchte er sich an ersten eigenen Kompositionen bevor er nach Düsseldorf und anschließend nach München übersiedelte. In München kam er in Kontakt mit der Literaturszene, z.B. mit O. J. Bierbaum u. Frank Wedekind, traf aber auch auf den Dirigenten u. Komponisten Hermann Levi, einem Wagner-Verehrer, der auch bei den Bayreuther Festspielen Uraufführungen (z.B. des Parsifal) dirigierte. Nach einem Paris-Zwischenspiel 1896-1898 kehrte Fried wieder nach Deutschland zurück, um sich z.T. wieder anderen Tätigkeiten zuzuwenden. Nach der Verehelichung mit Gusti Rathgeber, der ehemaligen Gattin Bierbaums, komponierte er 1901 die Verklärte Nacht (nach R. Dehmel) und danach Das trunkene Lied (Orchesterwerk nach F. Nietzsche), dessen Urauff. 1904 zu einem durchschlagenden Erfolg wurde. 1905 lernte er Gustav Mahler kennen und schätzen und konnte die Leitung der ‚Neuen Konzerte‘ der Berliner Philharmonika erhalten, mit denen er Mahlers 2. Sinfonie am 8.11. 1905 aufführte, die Mahler so beeindruckte, dass er ihm weitere Erstaufführungen anvertraute (1906 die 6. Sinfonie, 1910 die 7.). Im Okt. 1910 führte er als Konzert der Gesellschaft der Musikfreunde, die er seit 1907-1912 leitete, Arnold Schönbergs Pelleas und Melisande auf und entwickelte sich zu einem entschiedenen rigorosen Befürworter und Propagator der Neuen Musik. 1912 komponierte Fried das Melodram Die Auswanderer nach Versen von E. Verhaeren (Les Campagnes Hallucinée in der deutschen Übersetzung von St. Zweiggeb. am 28.11.1881 in Wien – gest. am 23.2.1942 in Petrópolis, Rio de Janeiro, Brasilien; Schriftsteller, Übersetzer..., UA im Jänner 1913 mit Tilla Durieuxeigentl.: Ottilie Godeffroy, geb. am 18.8.1880 in Wien – gest. am 21.2.1971 in Berlin-West; Schauspielerin, Schriftste... als Sprecherin und den Berliner Philharmonikern). Während des Weltkrieges nahm er v.a. im Ausland Dirigate an wie z.B. in Budapest, Kopenhagen, Mailand u.a. Städten; davon ausgenommen war die Erstauff. von der 4. Sinfonie von Sibelius in der Berliner Neuen freien Volksbühne1906 nach dem Vorbild der 1890 gegr. Berliner Volksbühne, die unter der Leitung von Otto Brahm u. Bruno Wille maßgebli... 1916. 1919-20 war er wiederholt in Wien, verkehrte dabei u.a. im Bekanntenkreis von A. Schnitzlergeb. am 15.5.1862 in Wien - gest. am 21.10.1931 in Wien; Schriftsteller, Kritiker, Arzt Der älteste Sohn des angesehene.... 1921 erreichte ihn die Einladung Lenins, um am Bolschoi-Theater die 9. Sinf. Beethovens zu dirigieren, – der Auftakt zu mehreren weiteren Reisen ab 1924 in die UdSSR. Von 1925 bis 1934 wirkte er neuerlich vorwiegend in Berlin, wo er die Leitung des Berliner Sinfonieorchesters übernahm. 1934 flüchtete er, als Jude und linker Sozialist doppelt exponiert, in
die UdSSR und lebte dort v.a. in Tiflis.
Materialien udn Quellen:
Eintrag (und ausgew. Musikstücke) auf: https://open.spotify.com/intl-de/album/2vaU9X8ENZ3afj8e3wWfMW
Alexander Gurdon: Von Mahler bis Moskau. Der Dirigent und Komponist Oskar Fried. Münster:LIT 2022; dazu die Besprechung von Christoph Vratz auf SWR, 3.5. 2023.
(PHK, in preparation)