Geist, Rudolf (Johann)

Geb. 13.6. 1900 in Garschönthal (heute: Uvaly/Valtice, Tschechien; ehem. Feldsberg in Südmähren) gest. 22.4.1957 in Wien. Schriftsteller, Herausgeber, Essayist, Pazifist.

Bereits im frühen Kindesalter kam Geist nach Wien, wo er schon als Vierjähriger Lesen und Schreiben erlernte. Danach erst besuchte er die Volks- und die Bürgerschule in Ober St. Veit. Noch nicht 18jährig wurde Geist am 18.2.1918 zur k.k. Armee eingezogen, aus der er alsbald zu desertieren versuchte. Die Erfahrung des Krieges verstärkte eine grundlegend pazifistische Einstellung sowie sein Interesse für das Schreiben. Ab 1923 entstanden erste literarisch-essayistische Texte, die davon sowie von der Erfahrung sozialer Benachteiligung und einem Engagement für Lebensverhältnisse am Rande der Gesellschaft geprägt sind. Gemeinsam mit Leo Schmidl gründete er dazu eine Zeitschrift Das Wort, deren erstes Heft im Mai 1923 erschien (Der Tag, 9.5.1923, 5); das letzte (3.) erschien im August desselben Jahres und enthielt Beiträge u.a. zu Lucka, Mulford u. W. Whitman. 1924 veröffentlichte er den programmatischen Essay Partei und Pazifismus, die sich kritisch zur Haltung der Sozialdemokratie und dem Kriegsausbruch 1914 positionierte. Ihr folgte 1925 sein erster Roman Nijin. Der Sibire (im Malik-Verlag), der die Russische Revolution und die Aufbaujahre der Sowjetunion zum Thema hat, allerdings auf verhaltene Resonanz stieß. F. Rosenfeld hat ihn etwa als „grobe Mache“ bzw. „Kitsch“ abgelehnt. 1927 legte er die Schrift Die Wiener Julirevolte. Bericht eines Augenzeugen vor. Nichtsdestotrotz erhielt Geist im November 1927 die Gelegenheit, im Volksheim Ottakring aus eigenen Werken im Rahmen eines mehrteiligen Zyklus Leseabende zu gestalten; dabei trug er erstmals ein Kapitel aus dem 1928 dann veröffentlichten Anti-Kriegsroman Der anonyme Krieg vor (Der Tag, 10.11.1927, 7 bzw. AZ, 12.11.1927, 16).

Materialien und Quellen:

Eintrag bei Diskurse des Kalten Krieges (Hebenstreit/Maurer/Rieser-Neumann): hier.

R.G.: Stillende Mütter (Ged.) In: Die Mutter, 1.6.1925, S. 6; N.N. Rez. zu Nijin. In: Die Rote Fahne, 21.2.1926, S. 2; Bauernsprüche. In: AZ, 24.10. 1926, S. 20; F. Rosenfeld: Kolportage. In: Salzburger Wacht, 15.12.1926, S. 5-6; Ankündigung zu Der anonyme Krieg. In: Österr. Buchhändler Correspondenz, 18.1.1929, S. 2;

(PHK, work in progress)