Peteani, Maria

eigentl. Maria Sauer, geb. am 2.2.1888 in Prag – gest. am 28.7.1860 in Linz; Zeichnerin, Schriftstellerin

Als Tochter eines Postbeamten kommt P. mit der Familie im Alter von zwei Jahren nach Linz. Sie besucht das Mädchenlyzeum. 1908 heiratet sie den Opernsänger Eugen von Peteani. Als er seine Karriere aufgeben muss, eröffnet das junge Paar 1912 eine Fremdenpension in Görz. Nach seinem Tod 1913 kehrt P. ins Elternhaus nach Linz zurück. Der Vater stirbt 1920, die schwerkranke Mutter pflegt P. zwölf Jahre lang. Um Geld zu verdienen entwirft sie Exlibris, Titelblätter, Modezeichnungen und Ansichtskarten, u. a. für die Firma Munk in Wien, und beginnt zu schreiben. 1920 erscheint als erstes Buch die Biedermeier-Erzählung Das Glück der Hanne Seebach. Insgesamt hinterlässt P. fast zwanzig Romane, einige Hörspiele und Dramen – für Doppelt verlobt erhielt sie 1934 den ersten Lustspielpreis der RAVAG –, sowie zahlreiche Feuilletons und Erzählungen, die sie von 1926 bis 1938 für das Wiener Tagblatt, den Getreuen Eckart und die Deutsche Allgemeine Zeitung schreibt. Auch wenn P.s Romane nicht frei sind von Zugeständnisse an das Publikum, sind es oft Zeitromane im besten Sinn mit einem  überraschend expressiven Blick auf soziale Realitäten und mentale Befindlichkeiten. Das gilt bereits für ihr zweites Buch Die Liebesleiter (1921) über die Karriere der mondänen Kokotten Lotte Brant an der Seite eines Hochstaplers; bis 1948 erreichte der Roman eine Auflage von 200.000 Exemplaren. Inhaltlich konventioneller ist Der göttliche Kuß (1923), vielleicht näher an P.s eigenem Leben ist der 1926 erschienene Roman Susanne über das Leiden einer jungen Frau an der Enge ihrer Lebensverhältnisse. Überraschend experimentelle Sozialentwürfe enthält hingegen der Roman Frauen im Sturm (1929) mit parallel geführten Lebensgeschichten einiger Schulfreundinnen vor dem Hintergrund der Weltwirtschaftskrise. Prinzessin Worograd (1934) ist ein Warenhausroman, der in Paris spielt und vom Fehlen eines sozialen Ortes für eine junge Frau ohne (männlichen) Anhang und ohne Vermögen erzählt. Am bekanntesten ist P.s Roman Der Page vom Dalmasse Hotel (1933), in dem eine junge Frau nur durch einen Geschlechtertausch als ,Liftboy’ Arbeit findet; er wurde 1935 von Victor Janson (mit Dolly Haas, Harry Lietdke, Trude Hesterberg, Gina Falkenberg) und 1957 von Thomas Engel (mit Rudolf Prack, Heinz Conrads und Ernst Waldbrunn) verfilmt. Mit dem Heraufkommen des Nationalsozialismus verloren P.s Romane tendenziell an Zeitkolorit. Zeichnet Alexanderstraße 66 (1933) noch das sozial breit gefächerte Personal eines Mietshauses mit den typischem Figurenrepertoire der 1920er Jahre, das Anklänge an Vicki Baums Erfolgsbuch Menschen im Hotel (1929) zeigt, gleitet die Liebesgeschichte Der unbekannte Freund (1937) ebenso ins Klischeehafte ab wie Das Herz aus Lapislazuli, der letzte Roman, der 1938 noch erscheinen konnte. 1938 konnte P. mütterlicherseits keinen Ariernachweis erbringen, ihrem Ansuchen bei der Reichsschrifttumskammer um eine Ausnahmeregelung wurde nicht stattgegeben, P. blieben Verdienstmöglichkeiten weitgehend verschlossen. Nach 1945 legte der Linzer Verlag Ibis viele ihrer Bücher neu auf und P. schrieb noch drei Romane, die nicht mehr die Qualität ihrer früheren Bücher erreichen.


Werke

Spiel um Angelika. Theatertext (1935, gem. mit Rudolf Koller); Der unbekannte Freund. Roman (1937 – u.d.T. Das andere Gesicht, 1964); D-Zug 517. Roman (1948); Junger Herr aus Wien. Roman (1952); Fridolins gefährlicher Weg. Roman (1954); Franz Lehar. Seine Musik – sein Leben (1950); Der gute-Ton – auch heute Erfolg im Leben (gem. mit  Henriette Ostengrave u.a.) (1957); Franz Lehar zum Gedenken 1948–1958 (1958); Es war einmal. In Linz … in Ischl (1963); Geliebter Papa. Roman (posthum 1968).

Literatur

Renate Plöchl: Geschlechterbeziehung im Werk der Schriftstellerin Maria Peteani (1991); Dies.: „Das bloße Schauen ist, als täte man Verbotenes“. Zu zwei Texten von Maria Peteani. In: Schwierige Verhältnisse. Liebe und Sexualität in der Frauenliteratur um 1900. Hg.: Theresia Klugsberger, Christa Gürtler, Sigrid Schmid-Bortenschlager (1992), S. 31–41; Peter Rath: Maria von Peteani. Spurensuche im Walzertakt. In: Biblos (47) 1998, Nr. 1, S. 71–82; Renate Plöchl: Maria Peteani. Erfolgsschriftstellerin mit Publikationsverbot. In: „Kulturhauptstadt des Führers” (2008); Evelyne Polt-Heinzl: Maria Peteani (1888–1960). In: Literatur und Kritik. 431/432 März (2009), S. 101–110.

Weblinks und Quellen

Gedenktafel Linz, Maria von Peteani: In: Frauenliteratur der österreichischen Moderne. Österreichische Nationalbibliothek (2006).

(EPH)