Süß, Walter
geb. am 1.8.1905 in Wien – gest. am 4.5.1940 im KZ Buchenwald; Journalist, Schriftsteller
Ps.: Walter Sweet
Nach dem Besuch der Bürger- sowie Handelsschule veröffentlichte S. bereits 19-jährig in Die Leuchtrakete einen Nachruf auf Ferdinand Lasalle sowie wenig später mehrere Beiträge in der sozialdemokratischen Programmzeitschrift BildungsarbeitUntertitel: Blätter für das Bildungswesen der deutschen Sozialdemokratie in Österreich (1909-1913), Blätter für das..., darunter eine auf der Titelseite platzierte umfassende Rededisposition zum Gedenken an die Bürgerliche Revolution 1848; zudem trat in Wiener Arbeiterheimen regelmäßig als Redner auf. 1927 schloss er sich nach kurzer Arbeit für Der AbendTageszeitung, begründet im Juni 1915 durch Carl Colbert, die aufgrund zensurmäßiger Eingriffe und ihrer tendenziell l... dem neugegründeten und von Julius Braunthal geleiteten sozialdemokratischen Boulevardmedium Das Kleine Blatt an, für das er zunächst vor allem als Redakteur und Gerichtssaalreporter tätig war, aber auch Film- und Theaterkritiken sowie Reportagen und Glossen verfasste. Bald versuchte sich Süß zudem literarisch, u.a. mit den Wiener Kriminalromanen Zwischen 5 und 12 Uhr, Die graue Katze sowie Die Perlen des Herrn Samuel. 1932 wurde Die graue Katze von S., der wegen seines Vaters jüdische Wurzeln besaß, ohne Honorar und Angabe des Autors im Illustrierten Beobachter, einer wöchentlich erscheinenden Ergänzung des Völkischen Beobachters als Teil der NS-Propaganda, abgedruckt, wie er in der Arbeiter-ZeitungGegr. 1889, verboten 1934, illegal 1934-1938, 1938 verboten, neugegr. 1945, eingestellt 1991 Aus: Arbeiter-Zeitung, 12.... berichtete.
Bis 1935 veröffentlichte S. rund 480 Beiträge im Kleinen Blatt, zudem publizierte er einzelne Beiträge in der Arbeiter-Zeitung, den Zeitschriften Der Sozialdemokrat und Bunte Woche sowie vor allem in der Wochenzeitung Der Kuckuck, in der mehrere phantastische Erzählungen erschienen. In den Jahren des Austrofaschismus schrieb er vereinzelt noch für die Zeitungen Telegraf und Das Echo. 1938 als Kommunist verhaftet, wurde S. im Juli ins KZ Dachau deportiert und im Oktober desselben Jahres nach Buchenwald überstellt, wo er 1940 starb.
Quellen und Dokumente
Beiträge von W. S.: In memorian Ferdinand Lasalle. In: Die Leuchtrakete 3 (1925), Nr. 5, Beilage Licht übers Land, S. 2, Achtzehnhundertachtundvierzig. Eine Rededisposition. In: Bildungsarbeit XIII (1926), Nr. 2, S. 21-25, Mehr Versammlungskultur! In: Bildungsarbeit, XIII (1926), Nr. 9, S. 153, Mariahilfer Straße. Die Herzader der Großstadt. In: Das Kleine Blatt, 19.5.1928, S. 3f., Die Perlen des Herrn Samuel. Eine Kriminalnovelle [Beginn des Fortsetzungsromans]. In: Das Kleine Blatt, 19.5.1929, S. 23, Die Männer im Mond. Ein phantastischer Kriminalroman. In: Der Kuckuck, 22.12.1929, S. 11f., Die graue Katze [Beginn des Fortsetzungsromans]. In: Das Kleine Blatt, 17.8.1930, S. 17, Der jüdische Roman im Hakenkreuzblatt. In: Arbeiter-Zeitung, 19.2.1932, S. 3, Fahrt ins Blaue. In: Der Kuckuck, 30.10.1932, S. 13, Sir Casanova steigt von der Leinwand. Eine phantastische Erzählung. In: Der Kuckuck, 24.9.1933, S. 6, „Mord in Trinidad“. Detektivgeschichte nicht ganz nach der Schablone. In: Das Kleine Blatt, 2.9.1934, S. 17f., Wie Herr Wendelin zum zweitenmal starb. In: Das Kleine Blatt, 4.1.1935, S. 3f.
N.N.: Am nächsten Sonntag beginnen wir mit der Veröffentlichung eines neuen Kriminalromans von Walter Süßgeb. am 1.8.1905 in Wien – gest. am 4.5.1940 im KZ Buchenwald; Journalist, Schriftsteller Ps.: Walter Sweet Nach dem B.... In: Das Kleine Blatt, 14.8.1930, S. 5.
Spuren und Überbleibsel: W. S.: Verlorenes Land der Jugend.
Literatur
Eckart Früh: Walter Süß. gratis und franko: Wien 1999, Rebecca Unterberger: „Hochbetrieb im Redaktionssekretariat: Die Mordpost läuft ein!“ Zu Walter Süß’ Wiener Kriminalromanen für das Kleine Blatt, nebst Seitenblicken auf sensationalistische Gerichtssaalreportagen, Rundfunkgerichtsspiele und programmatische Stellungnahmen zum Krimi im Feuilleton der 1920er und 1930er- Jahre. In: Aneta Jachimowicz (Hrsg.): Gegen den Kanon – Literatur der Zwischenkriegszeit in Österreich. Frankfurt/M.: Peter Lang 2017, S. 193-227, R. U.: Wo „alles erhältlich ist, was es in dieser Welt gibt: Ware, Vergnügen, Elend, Liebe und Seelenheil“: Das Warenhaus als Kult(ur)-Tempel. In: Martin Erian, Primus-Heinz Kucher (Hrsg.): Exploration urbaner Räume – Wien 1918-1938. (Alltags)kulturelle, künstlerische und literarische Vermessungen der Stadt in der Zwischenkriegszeit. Göttingen: v&r unipress 2019, S. 165-181.
Eintrag in ÖBL 1815-1950, Bd. 14 (Lfg. 63, 2012), S. 36, online verfügbar.
(ME)