Tausk, Martha

Geb. 15.1.1881 in Wien (als M. Frisch), gest. 20.10. 1957 in Nijmegen (Niederlande).

Politikerin, Frauenrechtsaktivistin, Kritikerin, Redakteurin, Exilantin.

Frisch/Tausk entstammte einer Wiener bürgerlichen jüdischen Familie und kam bald sowohl mit der Frauenbewegung als auch mit der Sozialdemokratie in Kontakt. Ihre Mutter war Vorstandmitglied im Allgemeinen Österreichischen Frauenverein. Sie und ihr Bruder erhielten Privatunterricht von den Schwestern Marianne und Auguste Fickert. Nach Abschluss der Handelsschule besuchte sie noch einen Gymnasialkurs für Mädchen. Im Jahr 1900 ehelichte sie den späteren Psychoanalytiker Victor Tausk, mit dem sie einige Jahre in Bosnien (Cattaro/Kotor u. Sarajevo) lebte, von dem sie sich aber 1906 scheiden ließ. In jenen Jahren lernte sie die aus Ljubljana geborene Frauenrechtsaktivistin und Schriftstellerin Zofka Kveder kennen, mit der sie zu ihrem Tod befreundet blieb bzw. Kontakt zu halten versuchte. Nach der Scheidung (aufgrund zahlreicher Affären ihres Gatten, u.a. mit Grete Meisel-Hess, die in ihrem Roman Die Stimme (1907) darauf Bezug nahm, und der Rückkehr nach Wien, erhielt sie sich und ihre zwei Kinder durch verschiedene Arbeiten, v.a. als Buchhalterin. Seit etwa 1910 war sie auch publizistisch tätig, zuerst in der Zs. Neues Frauenleben (Mai 1910, 31), wo eine kurze Parabel zum Abdruck kam. 1911 trat sie in die sozialdemokratische Partei ein; ihr Vater war übrigens Mitbegründer der Arbeiter-Zeitung gewesen. Ab 1918 lebte sie in Graz und war dort einige Jahre Frauensekretärin sowie vom 6.11. 1919 bis 1927 Landtagsabgeordnete für die Sozialdemokratische Arbeiterpartei in der Steiermark. Daraus resultierte auch ein näherer Kontakt zur Ztg. Arbeiterwille, in der sie bereits 1913 als Genossin Tausk sowie als Vortragende begrüßt worden war. 1928 erhielt sie von Friedrich Adler das Angebot im Sekretariat der Sozialistischen Arbeiter Internationale (Sitz in Zürich) zu arbeiten, das sie annahm, auch weil sie zugleich die Redaktion der Zeitschrift Frauenrecht mitübernehmen konnte. 1930 erschien auch ihr Erzählband Fernambuk und anderes, in den sie auch Texte von Kveder und ihrem ehem. Gatten Victor aufnahm. Nachdem mit der Machtübernahme des NS die Lage der SAI in Zürich zunehmend schwieriger wurde und interne Querelen v.a. mit Schweizer Kolleginnen ihre Arbeit behinderten, kehrte sie 1934 nach Österreich (Graz) zurück. 1939 gelang es ihr in die Niederlande zu ihrem Sohn zu kommen und anschließend nach Brasilien zu entkommen.

Materialien und Quellen:

Brigitte Dorfer: Die Lebensreise der Martha Tausk. Sozialdemokratie und Frauenrechte. Innsbruck-Bozen-Wien: Studienverlag 2008; Diess.: „so anscheinend tragödienlos“. Das Leben von Martha Tausk. In: iwk-mitteilungen H. 1-2/2008, S. 57-62.

(PHK, in Vorbereitung)