Einträge von litkultadmin

Otto Abeles: Ernst Tollers „Hinkemann“

Wie traurig die Verwirrung in den Köpfen, daß dieses Stück bei jungen Menschen wütenden Haß weckt, daß sie diese reive, gütige, in Qual des Mitleidens gezeugte Dichtung ein „Schandstück“ nennen können! Hinkemann, der deutsche Arbeiter, kam verstümmelt aus dem Kriege. Sein Weib ist jung, gesund. Geschlechtshunger, physischer Ekel vor dem Verstümmelten streiten mit der Liebe […]

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Oskar M. Fontana: Der Fall Ferdinand Bruckner

Gleichgültig, ob die Literatur-Schupo Ferdinand Bruckner bereits gestellt und zur Strecke gebracht hat oder ob er noch einmal flüchten konnte —: der Fall Ferdinand Bruckner ist die größte Blamage des deutschen Kunstlebens. Weil er zeigt, daß die Neugier: „Wer ist Ferdinand Bruckner?“ stärker ist als die Frage nach seinem Werk. Man ist den betriebsamen, allzu […]

Stefan Grossmann: Bertolt Brecht II.

Nach Arnolt kam Bertolt; Brecht nach Bronnen. Die beiden trafen in schöner Eintracht aus dem Süden ein, Bronnen mit ver­düstertem Knabengesicht, Brecht mit listig-lustigem Altbauernkopf. Bronnen einsilbig, tragisch betont, Brecht gesprächsfreudig, heiter maskiert, undurchsichtiger. Eines Tages wurde Bronnen in Berlin berühmt und rief: „Kennen Sie Bert Brecht?“ Inderen Tags wurde Brecht in München berühmt und […]

Ludwig Hirschfeld: Die Heimkehr der Soldaten. Wiener Bahnhofsbilder

Die erste und die letzte Szene der Tragödie spielt sich im selben Rahmen ab. Im Bahnhof hat der Krieg begeistert und hochtrabend begonnen, hier geht er jetzt konfus und armselig zu Ende: Hier ist die Eingangs- und die Ausgangspforte des vierjährigen Inferno. Es waren Bilder, gegen deren täglichen stereotypen Anblick man schließlich stumpf wurde, ein […]

Leopold Jacobson: Georg Kaisers „Gas“. (1920)

Schauspiel in fünf Aufzügen – Erstaufführung am Deutschen Volkstheater. Es hat ein künstlerisches Problem Georg Kaiser gegeben, noch ehe ein kriminalistisches auftauchte. Das erste, ebenso seltsam anziehend wie das zweite, wird wahrscheinlich schwerer zu lösen sein. Im Gerichtssaal entscheidet die nüchterne Formel, in der Kunst hat man es mit Imponderabilien zu tun. Das Unwägbare beherscht […]

Hanns Margulies: „Auf diesem nicht mehr ungewöhnlichen Wege“

Hanns Margulies: „Auf diesem nicht mehr ungewöhnlichen Wege“ (1927) Täglich erscheinen in den Zeitungen Inserate, in denen Menschen einander suchen. Da es die behördliche Sittlichkeit so will, suchen sie alle „ehrbar“, auch wenn ihnen gar nicht danach zumute ist. Aber es läßt sich ja durch dieses „ehrbar“ auch niemand abschrecken, wenn ihm der sonstige Inhalt […]

N.N.: Der Verrat des deutschen Geistes.

N.N.: Der Verrat des deutschen Geistes. (1933) Die Feigheit der deutschen Intellektuellen. – Drei Beispiele: Der Vortrag eines mutigen Revolutionärs, ein Kriegshetzerfilm, ein Haßgesang. Hoffnungslos ist die Nacht der Barbarei, die über Deutschland liegt. Die blutige Reaktion hat den Geist er­schlagen, und wie einst im Kriege sind die meisten sogenannten Geistigen im bürgerlichen Lager mit […]

N.N.: Die Flucht des geistigen Deutschland nach Wien

N.N.: Die Flucht des geistigen Deutschland nach Wien (1933) Namen als Anklagen gegen das „Dritte Reich“ 2 Uhr früh. In den grellen Lichtschein eines Kaffeehauses nächst dem Stephans­platz, in dem sich um diese Zeit die Nacht­schwärmer zu treffen pflegen, treten zwei Gestalten, zerlumpt, zerschunden, abgehetzt, mit irren, suchenden Augen. Bald erfährt man, wer sie sind: […]