Einträge von litkultadmin

Klara Mautner: Die den Hungertod sterben. Ein Blick in ein Elendsheim (1921)

Klara Mautner: Die den Hungertod sterben. Ein Blick in ein Elendsheim             In einem Kaffeehaus am Schottenring hat gestern ein Börsenbesucher im Ecartéspiel in der Zeit von sieben bis neun Uhr abends 700.000 Kronen verloren. Sein Nachbar hat im Laufe der letzten acht Tage an Julisüd-Aktien etwa zwei Millionen Kronen eingebüßt. Der dritte Partner, der […]

Klara Mautner: Beim Wäscheflicken (1921)

 Klara Mautner: Beim Wäscheflicken Offen gesagt, habe ich niemals zu jenen Patenthausfrauen gehört, die nach einem einzigen Blick auf ein schadhaftes Taschentuch mit unfehlbarer Sicherheit sagen konnten, ob Stopfwolle 120 oder 116t/s das richtige Heilmittel sei und die beim Einsetzen von Flecken „Fäden zogen“, um die Naht nur ja gerade herauszubringen. Aber wenn mir auch […]

Max Winter: Fremdenführung (1921)

Max Winter: Fremdenführung             Das Ausland wird nicht müde, Wiens Elendsbilder zu schauen. Woche um Woche neue Gäste, die meist aus ernster sozialer Anteilnahme heraus oder wenigstens beseelt von Mitleid und Hilfswillen kommen, um sich durch Augenschein zu überzeugen, wie es bei uns geht oder daß es oft schon nicht mehr geht. Aerzte, Politiker, Schriftsteller, […]

Ludwig Hirschfeld: 10 Uhr vorbei. Zwei Kapitel aus einem Haustorschlüsselroman (1921)

Ludwig Hirschfeld: 10 Uhr vorbei. Zwei Kapitel aus einem Haustorschlüsselroman Erstes Kapitel.             Es war im Jahre 1911, an einem jener milden Wiener Herbstabende, die meistens so unangenehm naßkalt sind. […] Vorletztes Kapitel.             Seitdem waren zehn Jahre vergangen. Eine neue Zeitrechnung hatte begonnen, bei der niemand auf seine Rechnung kam. Auch das große Zinshaus […]

Max Winter: Es gibt keine Not mehr in Wien (1920)

Max Winter: Es gibt keine Not mehr in Wien             So oft man jetzt mit Ausländern in Berührung kommt, äußern sie die allerstärksten Zweifel darüber, daß die Not in Wien noch eine solche wäre, daß wir ihrer nicht aus eigener Kraft Herr werden könnten. „Es gibt keine Not mehr in Wien,“ kann man immer wieder […]

Ellinor Tordis: Bewegungschöre (1929)

Ellinor Tordis: Bewegungschöre              Man hat im zwanzigsten Jahrhundert nicht nur das Radio und unerhörte Möglichkeiten der Technik, man hat vor allem den menschlichen Körper entdeckt, den menschlichen Körper als kostbarstes Gut der Masse. Lange Zeit war der Körper etwas Verbotenes, etwas, das zu verhüllen und zu mißachten Sitte und Sittlichkeit forderten; erst die Renaissance […]

Oskar Strnad und Hans Brahm: Das Bild der Bühne (1924)

Oskar Strnad und Hans Brahm: Das Bild der Bühne [Redakt. Vorbemerkung] Wir wollen in diesen Blättern, unterstützt von zwei Führern des modernen Theaterwesens, Hans Brahm und Prof. Dr. Oskar Strnad, eine fortlaufende Erörterung der bedeutendsten Bühnenfragen in Wort und Bild geben.1 1. Gedanken über die Szene Die Arbeit auf der Bühne ist die Arbeit von […]

Renato Mordo: Die Radiobühne (1925)

Renato Mordo: Die Radiobühne              In der Pantomime und im Film vermag der Schauspieler dramatisches Geschehen durch Körper, Auge und Geste restlos zum Ausdruck zu bringen. Das geschriebene oder gedruckte Drama vermag durch geistige Vision – die Lektüre – zu wirken. Ist die Kraft, die Steigerung und der Konflikt eines Dramas in das Wort gelegt, […]

Otto Bauer: Die deutschösterreichische Republik (1923)

Otto Bauer: Die deutschösterreichische Republik.              In den vier Tagen vom 28. bis zum 31. Oktober hatte sich die Auflösung der Habsburgermonarchie vollendet. In diesen vier Tagen war die Armee an der Front zusammengebrochen, hatten sich die neuen nationalen Regierungen im Hinterlande der Regierungsgewalt bemächtigt. Es war eine nationale und eine demokratische Revolution, was sich […]

Julius Bittner: Der Geistige und sein Eigentum (1920)

Julius Bittner: Der Geistige und sein Eigentum Denkschrift, verfasst im Auftrag der Genossenschaft Dramatischer Schriftsteller und Komponisten in Wien von ihrem Präsidenten (= J. Bittner) Die einzige Tochter Josef Strauß‘ ist vor wenigen Wochen in Wien an Hungerödem gestorben. Mit der Operette »Frühlingsluft«, deren Hauptreiz in der Verwendung der Melodien dieses Meisters bestand, wurde mehr […]