N.N.: Die Antisemitenversammlung in Wien. (1920)
Parteiobmann Kunschak über die Lösung der Judenfrage.
Noch immer hat die Regierung nichts getan, um Wien von der Plage des Ostjudentums zu befreien. Darum rief der Antisemitenbund die Wiener heute zu einer großen Kundgebung auf um die Regierung an ihre Pflicht zu mahnen. Obwohl die Versammlung nicht von langer Hand vorbereitet war, erschienen die antisemitischen Wiener zu vielen Tausenden. Aus den entlegensten Gassen der Vorstädte eilten sie einzeln oder in kleinen Gruppen herbei, die immer mächtiger anschwollen, je mehr sie sich der Inneren Stadt näherten und schließlich in geschloffenen Zügen vor dem Rathause
eintrafen. Besonders die Frontkämpfer, die man heute noch an ihrem strammen Auftreten erkennt, waren in Massen herbeigeeilt. Wenn auch die Männer in überwiegender Mehrheit anwesend waren, so zeigten auch die christlichen Mädchen und Frauen Wiens durch rege Teilnahme, daß sie ganz besonders den baldigen Abschub der Ostjuden verlangen, die ihnen den Kampf ums tägliche Brot zu einer unerträglichen Qual gestalten. Kopf an Kopf standen die Teilnehmer in der Volkshalle, und eine dichtgedrängte Menge erfüllte die Stiegen des Rathauses und die Mitte des weiten Platzes, auf dem an zahlreichen Stellen gleichzeitig die Redner sprachen. Daß beim Abzug, der in geschlossenem Zuge bis zum Schwarzenbergplatze erfolgte, trotz verschiedener Provokationen nirgends die Ruhe gestört wurde, ist ein Beweis der strammen Selbstdisziplin der vielen Tausende. Das große Polizeiaufgebot hatte nirgends Anlaß einzuschreiten. Doch möge diese Ruhe niemanden täuschen, es gibt auch eine Ruhe vor dem Sturm.
Der Aufmarsch beim Rathaus.
Bereits gegen ½ 5 Uhr nachmittags begann sich die Volkshalle zu füllen. Kurz vor 6 Uhr zogen die ersten Bezirksgruppen, Alsergrund und Währing, und die arischen Hörer der Hochschule für Bodenkultur in geschlossenen Reihen vor das Rathaus, wo zwei Musikkapellen spielten. In rascher Folge erschienen nun auch die Teilnehmer aus den übrigen Bezirken und um ¼ 7 Uhr war der Platz vor dem Rathause bis gegen das Burgtheater von einer vieltausendköpfigen Menge erfüllt. Insgesamt dürften rund 50.000 arische Wiener an der Massenkundgebung teilgenommen haben. Angehörige aller arischen Parteirichtungen, aller Stände und Berufe waren erschienen. Stark vertreten war besonders die christlich-deutsche Jungmannschaft, die arischen Studenten, die Eisenbahner, die in Uniform erschienen waren, und die christliche Arbeiterschaft.
Die Versammlung in der Volkshalle.
Der Obmann des Antisemitenbundes Dr. Jerzabek, welcher in der Versammlung den Vorsitz führte, erklärte als Zweck der Kundgebung: Die Regierung unwiderruflich zum letztenmal (stürmischer Beifall) an ihre Pflicht gegen das christlich-deutsche Volk zu erinnern und ihr klar zu machen, daß wir die infolge der jüdischen Masseneinwanderung erlittene Unbill nicht mehr länger ertragen können, noch wollen. (Beifall.) Wir rufen ihr daher zu: Bis hieher und nicht weiter! (Stürmische Zustimmung.)
Berufsunteroffizier Theyer führte Klage darüber, daß daS Regiment der Hoch- und Deutschmeister nach seiner Rücklehr von der Front zerissen wurde, weil man sich fürchtete, daß es mit der Judenwirtschaft nicht einverstanden sein könnte. Die Frontkämpfervereinigung werde nicht früher ruhen, als bis sie die Losung erfüllt habe: Mit den Ostjuden hinaus! Nur Einigkeit der gesamten arischen Parteien werde das Ziel erreichen lassen, damit unser deutsches Wien den Wienern wiedergegeben werde. (Beifall.)
Die Rede der Obmannes der christlichsozialen Partei.
Abg. Kunschak, stürmisch begrüßt, führte aus:
Die Judenfrage zerfällt, unter den derzeitigen Verhältnissen in zwei Teile, in einen Teil, der die Ostjuden betrifft, und in einen zweiten, der sich mit der Judenschaft im allgemeinen beschäftigt. Als ich kürzlich im Abgeordnetenhaus über diese Fragen gesprochen habe, da hat der einzige nationale Jude in der Nationalversammlung, Dr. Stricker, erklärt, er könne einen Unterschied zwischen Ost- und Westjuden nicht machen.
(Rufe: Wir auch nicht! Ich habe ihm damals geantwortet, wenn er findet, daß sie beide gleich sind, so habe ich natürIich nichts dagegen einzuwenden.) Was die Frage der Ostjuden anbelangt, so sind uns hinsichtlich ihrer Behandlung auch keine internationalen Vereinbarungen und auch nicht durch den Friedensvertrag Weisungen und Bindungen auferlegt. Es ist also die Frage der Ostjuden darnach zu entscheiden, ob sie erträgliche oder lästige Ausländer sind. Da es aber keine Möglichkeit gibt — sie besteht auch für den
ausgeprägtesten Philosemiten nicht —, die Ostjuden als eine erträgliche Gesellschaft zu bezeichnen, so gibt es eben gar keine andere Schlußfolgerung, und diese wird auch vielfach von Juden selbst bestätigt:
Die Ostjuden sind lästige Ausländer.
Nach den bestehenden internationalen Gesetzen und Gebräuchen hat aber jeder Staat das Recht, lästige Ausländer auszuweisen. (Großer Beifall.) Wir sehen, daß davon alle Staaten, ohne Unterschied ihrer politischen Richtung und Staatsform, den ausgiebigsten Gebrauch machen. Selbst das freie demokratische Amerika tut dies in den letzten Monaten. Nach unseren eigenen und den internationalen Gesetzen haben wir also das Recht, die Ostjuden auszuweisen. Die Behörden reden sich darauf aus, daß uns hiezu die Möglichkeit fehle. In vielen Fällen — wir dürfen die Augen gegen die Tatsachen nicht verschließen — besteht faktisch eine Unmöglichkeit. Die Ostjuden haben in allen Staaten Freunde, die ein Interesse daran haben, daß dieses kleine Österreich möglichst bald ebenso ruiniert werde, wie das große Österreich durch ihre Umtriebe ruiniert worden ist. Ich verweise da insbesondere auf die Tschecho-Slowakei, welche die Überschreitung der tschecho-slowakischen Grenzen nur dann zugibt, wenn die Leute, die von uns ausgewiesen werden, versehen sind mit ihren Dokumenten und einem Paßvisum der polnischen Gesandtschaft in Wien. Mir wurde nun mitgeteilt, die polnische Gesandtschaft gebe ganz offiziell den um dieses Visum ansuchenden Ostjuden den Rat, sich ihrer Dokumente zu entäußern, so daß sich schwer ihre Heimatsberechtigung feststellen läßt. Natürlich wird dann dieses Visum
verweigert, und in weiterer Folge läßt die tschecho-slowakische Republik die Überschreitung der Grenzen nicht zu. Dies habe ich vor Augen geführt, um vor der Öffentlichkeit nicht als ein Mensch zu erscheinen, der bewußt Tatsachen verschweigt, die als eine wirkliche Schwierigkeit hinsichtlich der Ausweisung der Ostjuden in Betracht kommt.
Einsperren!
Damit ist aber die Frage selbst nicht erledigt. Wenn ich ein Raubtier nicht aus dem Land bringen kann, dann sperre ich es in den Käfig ein (Stürmischer Beifall.) Es würde sicherlich gegen alle Vernunft sein, daß man auf die Bevölkerung einfach nur die Wucherer, Schleichhändler und Schieber losläßt und die Bevölkerung hilflos überantwortet den Praktiken von Leuten, die überhaupt über kein Gewissen verfügen. Es gibt jedoch ein zweites und sehr radikales Mittel, das ist die Internierung der Ostjuden. Wir müssen die unter ihnen, die nicht ausgewiesen werden können, in Flüchtlingslagern konzentrieren. Dieser Vorgang hat den Wert, daß die Praktiken der Ostjuden überhaupt unmöglich gemacht werden, und zweitens werden wahrscheinlich sehr viele Ostjuden vorziehen, plötzlich wieder ihre Dokumente zu finden, um über die Grenze zu gelangen.
Was die Judenfrage im allgemeinen anlangt, so sind wir leider Gottes durch die Bestimmungen des Friedensvertrages in der Lage des Mannes mit den gebunden Händen. Der Friedensvertrag eröffnet nur eine Möglichkeit hinsichtlich des Rechtsstandpunktes und seiner moralischen Unterlagen, er anerkennt
die Juden als eine selbständige Nation
und es hat die Entente dieser Ansicht praktischen Ausdruck gegeben, da sie den Juden einen eigenen Staat in Palästina gegeben hat. Die Juden sind also ein ausländisches Volk, ergo können wir sie als fremde Nation behandeln. Wir haben infolge des Friedensvertrages auch noch die Möglichkeit der Behandlung nach den Grundsätzen des Minoritätenschutzes. Wir müssen allen fremden Nationen ihr eigenes Schulwesen geben, konsequenterweise also auch den Juden eigene Judenschulen. Aber nicht nur die räumliche Trennung zwischen arischen und jüdischen Schulen ist die Folgerung, sondern auch das Verbot, daß ein Jude an arischen Schulen Unterricht erteilt. Alle Minoritäten haben ferner Anspruch, ihr Recht zu finden nach ihrer Sprache, ergo auch die Juden nach ihrer nationalen Eigenart, weshalb wir nur soviele jüdische Richter anzustellen brauchen, als wir zur Erledigung der jüdischen Rechtssachen benötigen. Daraus ergibt sich von selber, daß wir natürlich auch nicht soviel jüdische Advokaten brauchen und auch die Anwendung auf unsere Hochschulen geht daraus hervor. Es muß der numerue clausus dort eingeführt werden, der Jude wird nicht ausgeschlossen vom Hochschulstudium, aber nur zugelassen im Verhältnis der Zahl seines Volkes zu unserer deutschen Bevölkerung. Wir verlangen darum die Behandlung der Juden als Minoritätsvolk in allen Konsequenzen, eine Forderung, auf die sich alle Arier vereinigen, mögen sie sonst welcher politischen Partei immer angehören. Wenn wir dieses Programm zur Plattform neuer Nationalratswahlen machen, (Stürmischer Beifall) dann glaube ich, sind wir dem Worte des Dichters näher gekommen, welche er vorgezeichnet hat wie eine Warnung, als er sagte: Geht, sperrt sie wieder in die enge Gassen, ehe sie euch wieder in die Christenviertel sperren. (Brausender Beifall.)
Hierauf sprachen noch Abg. Dr. Ursin, Hauptmann Fey, Pros. Rotmayer, Obstlt. Hittl und LAbg. Riehl.
Die Entschließung.
Dr. Jerzabek beantragte schließlich eine im Sinne der Ausführungen der Redner gehaltene Entschließung, in welcher zur Vermeidung anderer von der Selbsthilfe diktierter Schritte von der Regierung die Erfüllung folgender Forderungen verlangt wird: 1. die sofortige Internierung aller eingewanderter Ostjuden, 2. der fortlaufende Abschub dieser jüdischen Parasiten in ihre Heimat, sowie die Grenzsperre gegen jede weitere Zuwanderung der Ostjuden. 3. Die Beschlagnahme ihres hier erwucherten Vermögens. 4. Die Zulassung der hier heimatsberechtigten Juden zu den Mittel- und Hochschulen nur im Ausmaße ihrer Verhältniszahl zur bodenständigen Gesamtbevölkerung. 5. Dir Ausschaltung des jüdischen Einflusses aus der neu zu errichtenden Wehrmacht und die Wahrung eines unparteiischen und unpolitischen Charakters derselben. 6. Die sofortige Einstellung der aus der neuen Wehrmacht wegen ihrer Mitgliedschaft bei der Frontkämpfervereinigung entlassenen Unteroffiziere und Mannschaften. 7. Die sofortige strengste Untersuchung über den, am 2. Juni d. J. in Linz unter Führung des LAbg. Jetzinger unternommenen blutigen Überfall der gründenden Landesversammlung der Frontkämpfervereinigung.
Nach Annahme dieser Entschließung, die unter ungeheurem Beifall einmütig erfolgte, formierten sich die Teilnehmer der Veranstaltung zu einem gewaltigen Zuge.
Vor dem Rathaus.
sprachen an vier Stellen zahlreiche Redner, welche die Verjudung unseres öffentlichen Lebens, den volks- und sittenschädigenden Einfluß des Judaismus auf das deutsche Volk in treffenden Worten schilderten und die sofortige Ausweisung oder Internierung der Ostjuden unter stürmischem Beifall forderten.
Hauptmann Maier verwies namens der Frontkämpfervereinigung besonders auf den empörenden Undank, mit dem jene heute gelohnt werden, die ihr Blut für ihr Vaterland opferten, das schließlich durch das Gift jüdischen Geistes und jüdischer Mache zusammenbrach. Ing. Hahn sagte u.a.: Die heutige Kundgebung ist kein durch Schlagworte hervorgebrachtes Ereignis, sondern der Aufschrei des durch die Judenherrschaft geknechteten Volkes. Leider tragen wir selbst vielfach die Schuld, daß es so kam. Wir ließen es an Einheit fehlen. Wenn wir alle wollen, können wir diesen Mißständen ein Ende machen und die Mittel dazu sind: In keine arische Familie ein Juderblatt! Bei keinem Juden einkaufen! Wir unterstützen keine Partei, die von Juden am Gängelband geführt wird. Wir stehen an Seite unserer arischen Hochschüler! (Brausender Beifall.)
Stud. Dollfuß sprach namens der katholisch-deutschen Studen[ten]schaft. Er schilderte die Verjudung der Hochschulen und begrüßte es, daß die antisemitischen Kundgebungen an der Universität die Öffentlichkeit auf die Verjudung urserer Hochschulen aufmerksam gemacht haben.
Es sprachen vor dem Rathause ferner Abg. Partik, GR. Paulitschke, Abg. Dr. Riehl und die Herren Orel, BR. Rakonitsch, Rathbauer, Schodl, Wagner, Schriftsteller Maschke, Friedl, mehrere christliche Studenten und Arbeiter u. v. a. auch Abg. Kunschak hielt nach seiner Rede in der Volkshalle vor derselben eine Ansprache, wobei er immer wieder durch stürmischen Beifall und Hochrufe unterbrochen wurde. Auch in den Versammlungen vor dem Rathause wurde die in der Volkshalle gefaßte Entschließung einstimmig angenommen.
Kommunistische Stänkerer vor dem Burgtheater.
Vor dem Burgtheater hatten sich einige Hundert Kommunisten und Zionisten angesammelt, die die Teilnehmer an der Rathauskundgebung herauszufordern suchten. Diese zum größten Teil aus Judenjüngels und fragwürdigen Plattenbrüdergestalten bestehende Rotte sandte Provokateure unter die Demonstranten, die jedoch rasch unverrichteter Dinge zurückkehrten. Am Ring hielt schließlich ein Jude eine Hetzrede an die Kommunisten, wobei er die Frechheit besaß, unter Hinweis auf die Teilnehmer an der Massenkundgebung zu sagen: „Wegen dem Gesindel sollen wir noch Galizien gehen!“ Diese Unverschämtheit ließ eine Anzahl Christen die Zurückhaltung verlieren und der Jude wurde verprügelt. Die Wache drängte nun die Kommunisten zurück. […]
Der Zug über den Ring.
Nach Schluß der Kundgebungen stimmten die Teilnehmer „Die Wacht am Rhein“ an und formierten sich dann zu einem geschloffenen Zug, der seinen Weg über die Ringstraße zum Schwarzenbergplatz nahm. An der Spitze desselben trug ein Teilnehmer an einem Stock
befestigt eine Nummer der Reichspost. Beim Parlament kam es zu stürmischen Rufen: „Pfui die Judenhochburg!“ Unter Absingung nationaler Lieder nahm der Zug seinen Weg über die Ringstraße. Die Kaffeehäuser waren fast sämtlich von ihren jüdischen Stammgästen verlassen worden. Aus vielen Fenstern wurde der Zug freudig begrüßt und ihm zugewunken. Infolge einzelner jüdischer Stänkereien kam es wiederholt zu erregten Szenen, jedoch zu keinerlei ernsten Zwischenfällen.
Bei der italienischen Militärmission stimmte die Menge das Andreas-Hofer-Lied an.
Am Schwarzenbergplatz
hielt der ehemalige Abgeordnete Dr. Jerzabek am Dache des Straßenbahnhäuschens stehend, eine Ansprache an die Menge, in der u.a. sagte: „Die heutige Kundgebung muß Staatsgewaltigen, wenn sie nicht blind und taub sind, zum Bewußtsein gebracht haben, daß das christlich-deutsche Volk einen Machtfaktor in diesem Staate bildet, dessen Wille nicht unbeachtet gelasssn werden darf und das nicht gewillt ist, die frechen Übergriffe des Judentums weiter zu dulden. Wir sind nicht gewalttätig und blutdürstig, aber wir wollen uns das Recht erkämpfen, das uns gebührt und die jüdischen Sklavenketten bis auf das letzte Glied sprengen. Es lebe das christlich-deutsche Volk von Wien!“ (Brausende Heilrufe.)
Es sprach noch Abg. Dr. Riehl, der an die Versammelten die Mahnung richtete, bei den kommenden Wahlen der Interessen des christlichen Wiens eingedenk zu sein, worauf nach Absingung des Liedes „Stimmt an mit hellem hohen Klang“ die Massen nach verschiedenen Bezirken abfluteten.
Vor dem Staatsamt für Heerwesen.
Ein großer Teil der Mengen vor allem die Tellnehmer aus Floridsdorf, zogen vom Schwarzenbergplatz weiter über den Ring. Vor dem Staatsamt für Heerwesen kam es zu stürmischen Kundgebungen gegen Staatssekretär Dr. Deutsch. Stöcke wurden geschwungen und Rufe laut: Wo ist der Freund von Bela Kun? Pfui Dr. Deutsch! Landesverräter! Die Volkswehrwache machte sich möglichst wenig bemerkbar. Der Zug bewegte sich nun
über den Kai.
Die Brücken in die Leopoldstadt waren sämtlich durch Wache abgesperrt. Auf der Leopoldstädter Seite des Donaukanals sammelten sich zahlreiche Juden und Kommunisten an. Durch ihr herausforderndes Benehmen kam es wiederholt bei den Brücken zu erregten
Auseinandersetzungen, bis berittene Wache schließlich die Juden in die in den 2. Bezirk führenden Gassen zurück drängte.
Die Volkswehr droht.
Als der Zug zum Schottenring kam, fand er ihn durch Polizei abgesperrt. Auch die Maria-Theresien-Straße war von Wache blockiert. Die Menge durchbrach jedoch den Kordon und zog unter stürmischen Rufen: „Nieder mit der Volkswehr!“ und ähnlichen bei der Rossauerkaserne vorüber. Die Volkswehrleute drohten mit Gewehren aus den Fenstern und gossen auf die Menge Wasser herab, was stürmische Entrüstung auslöste. Bei dem Tore gegen die Kolingasse stand eine Gruppe von Volkswehrleuten. Es kam zu erregten Szenen zwischen ihnen und den Vorbeiziehenden. Plötzlich rannte ein Volkswehrmann mit einem Gewehr aus der Kaserne und legte auf die Menge an. Dem raschen Eingreifen der Sicherheitswache und eines // angeblichen Soldatenrates ist es zu danken, daß er am Schießen verhindert wurde. Auch andere Volkswehrleute nahmen eine drohende Haltung gegen die Vorüberziehenden ein und verursachten ein wiederholten Einschreiten der Sicherheitswache gegen sie. Ein Volkswehr„offizier“ schrie einige der gegen die drohende Haltung der Volkswehr Stellungnehmenden mit den Worten an: „Schaut’s, daß abfahrt’s. sonst fangt’s eine!“
Während seines Marsches zum Schottentor und dortselbst zerstreute sich der Zug. […]

