Geb. 2.6.1863 in Zara (Österreich-Ungarn, heute: Zadar/Croatia), gest. 7.5. 1942 in Winterthur (Schweiz). Dirigent, Theater- und Operndirektor, Komponist.

Materialien und Quellen:

Eintrag von St. Schmidl im oeml.: hier.

In Vorbereitung/in preparation

Geb. 9.2.1892 in Wien (Ottakring), gest. (Freitod) 8.4.1945 in Kirchstetten/Niederösterreich. Schriftsteller (Lyrik), Mitwirkender am ‚Bekenntnisbuch‘ von 1938.

Materialien und Quellen:

O. Koenig über Weinhebers Gedichtband Von beiden Ufern (1924); in: AZ, 7.5.1924, S. 9; J. Weinheber: Das Waisenhaus. Abdruck in AZ, 7.9. 1924, Folge 1-58 (9.11.1924); Arnold Höllriegel über J. Weinheber. In: Der Tag, 1.1.1924, S. 21; Otmar Haeller: J. Weinheber. Ein Wiener Dichter. In: NWrTagblatt, 31.12.1926, S. 26;

Projekt Kunst im öffentlichen Raum: Weinheber ausgehoben (2019)

Literatur (Auswahl):

Albert Berger: Josef Weinheber (1892–1945). Leben und Werk – Leben im Werk. Salzburg: O. Müller 1999; Ders.: Dichterzwiespalt unter dem NS-Regime: „Ende gibt sich als Vollendung“. Josef Weinhebers Lyrik der vierziger Jahre. In: Orbis Liguarum, vol. 19/2002; Ders.: Vom Adel und vom Untergang. Ein Josef Weinheber-Porträt. In: Kritische Ausgabe. de (2004, S. 80-82): Christoph Fackelmann: Die Sprachkunst Josef Weinhebers und ihre Leser. Annäherungen an die Werkgestalt in wirkungsgeschichtlicher Perspektive. Wien-Münster: LIT, 2 Bde. 2006. Dazu Rezension auf literaturkritik.de; Edwin Hartl: Josef Weinheber als homo politicus. In: Isabella Ackerl (Hg.): Geistiges Leben im Österreich der Ersten Republik. München: Oldenbourg1986, S. 42-53)

(PHK, in preparation)

Geb. 27.3.1896 in Wien, gest. 24.2.1974 in Gedea (IL)

Arzt, Journalist, Islamexperte, Zionist

(in Vorbereitung)

Geb. 25.9.1887 in Zürich, gest. 18.9. 1933 in Mödling (Niederösterreich). Architekt, Herausgeber, Kritiker

Materialien und Quellen:

Eintrag im Architektenlexikon Wien 1770-1945; Eintrag von U. Prokop im ÖBL; Eintrag in: ArchInform.

(in preparation)

meist F. C. Weiskopf, geboren am 3.4.1900 in Prag – gest. am 14.9.1955 in Berlin; Schriftsteller, Journalist, Übersetzer

Ps.: Pierre Buk, Petr Buk, F. W. L. Kovacs

Der Sohn eines deutsch-jüdischen Bankbeamten und einer Tschechin besuchte die deutsche Volksschule und das Altstädter Gymnasium in Prag und studierte nach dem Kriegsdienst 1919-23 Germanistik und Geschichte. An der Karlsuniversität engagierte sich W., ab 1919 Sozialdemokrat, u.a. in der Freien Vereinigung sozialistischer Akademiker und trat neben Otto Heller im Oktober 1921 im Zuge des Gründungsparteitags der KPČ bei. Nach frühen dramatischen Versuchen legte W. seinen literarischen Schwerpunkt zunächst auf Lyrik und veröffentlichte 1923 mit Es geht eine Trommel eine erste Gedichtsammlung. Nach dem Austritt aus der Armee 1923/24 musste sich W. wegen „literarischen Hochverrats“ vor Gericht verantworten. 1925 publizierte er für die von Julius Fučík hg. Prager Zs. Avantgarda und betätigte sich als Übersetzer aus dem Tschechischen. Neben einer im Malik-Verlag veröffentlichten Sammlung Tschechische Lieder übersetzte W. ausgewählte Werke des marxistischen Schriftstellers Jiří Wolkers (1900-1924). Ein Band mit drei eigenen Novellen erschien 1926 im Wiener Agis-Verlag, die Erzählungen Die Flucht nach Frankreich und Soldat der Revolution wurden 1929 in Die Rote Fahne in Wien als Fortsetzungen abgedruckt.

1926 bereiste W. erstmals die Sowjetunion und konnte sich in der Folge mit seinen bei Malik veröffentlichen Berichten Umsteigen ins 21. Jahrhundert (1927) und Zukunft im Rohbau (1932) neben Egon Erwin Kisch, Lili Körber und Ludwig Renn als bedeutender Russland-Reporter einreihen. Zugleich positionierte sich W., ab 1926 Präsidiumsmitglied des Internationalen Büros für revolutionäre Literatur (IBRL), als bedeutender Vermittler in der kommunistischen Literaturszene. 1927 und 1930 nahm er an den Kongressen der Internationalen Vereinigung Revolutionärer Schriftsteller in Moskau und Charkow teil. 1928 übersiedelte W. nach Berlin, wo er die Salzburgerin Margarete Bernheim, die als Alex Wedding v.a. als Kinder- und Jugendbuchautorin bekannt wurde (u.a. Ede und Unku 1931, Das Eismeer ruft 1936), heiratete. W. schloss sich dem Bund der proletarisch-revolutionären Schriftsteller Deutschlands, wo er u.a. mit Anna Seghers an der Expressionismus-Debatte teilnahm, sowie dem Schutzverband deutscher Schriftsteller an, verfasste Beiträge für die Zs. Die Front und den von Kurt Kläber hrsg. und Johannes R. Becher eingeleiteten Band Der Krieg. Das erste Volksbuch vom großen Krieg. Im März 1929 referierte W. auf Einladung des Bundes der Freunde der Sowjetunion im Volksheim Wien-Ottakring über die Entwicklung Russlands und veröffentlichte 1931 mit Ernst Glaeser und Alfred Kurella die Schrift Der Staat ohne Arbeitslose zum sowjetischen Fünfjahresplan.

1929-33 stand er in der von Willi Münzenberg finanzierten, redaktionell von Bruno Frei geleiteten Boulevardzeitung Berlin am Morgen der Feuilletonredaktion vor und berichtete u.a. vom „Blutsonntag“ am 1. Mai 1929 in Berlin. Seine linksbürgerliche Orientierung ermöglichte W. die Aufnahme ins Programm des Verlags Kiepenheuer. In Hermann Kestens Sammlung 24 Neue deutsche Erzähler, die auch Texte von Ödön von Horváth, Erich Kästner, Joseph Roth, Ernst Toller und Anna Seghers umfasste, erschien die Erzählung Cimbura. 1931 publizierte W. mit Das Slawenlied. Roman aus den letzten Tagen Österreichs und den ersten Jahren der Tschechoslowakei seinen ersten Roman, der formal durch die Verbindung subjektiver Erlebnisse und politischer Proklamationen und Darstellungen auf den Diskurs um die Krise des traditionellen Romans reagierte.

Nach der Machtübernahme Hitlers kehrte W. nach Prag zurück und gab u.a. mit B. Frei den Gegen-Angriff, die Arbeiter Illustrierte Zeitung und die Neuen Deutschen Blätter heraus. Parallel dazu begann W. einen Romanzyklus zur Geschichte der Tschechoslowakei. 1939 emigrierte er anlässlich eines Schriftstellerkongresses über Paris nach Amerika und engagierte sich für die Exilliteratur, u.a. in der Zs. Books abroad, wo er 1942 an der sog. Transplanted Writers-Debatte teilnahm. Mit Unter fremdem Himmel. Ein Abriß der deutschen Literatur im Exil 1933-1947 legte er 1947 die erste Darstellung zur deutschen Exilliteratur vor. Nach dem Krieg fungierte W. als tschechoslowakischer Diplomat in Washington, Stockholm und Peking und kehrte 1953 nach Berlin zurück, wo er mit Willi Bredel die Zs. Neue deutsche Literatur herausgab und u.a. Mitglied der Deutschen Akademie der Künste und Teil des Präsidiums des Deutschen Schriftstellerverbandes war.


Werke (Auswahl)

Der Wundertäter. Legende von Lenin (1924), Wer keine Wahl hat, hat die Qual (1928), Der Traum des Friseurs Cimbura (1930), Zola. Sein Leben, sein Werk, sein Kampf (als Herausgeber, 1932), Die Stärkeren. Episoden aus einem unterirdischen Krieg (1934), Vor einem neuen Tag (1944), Abschied vom Frieden (1950), Elend und Größe unserer Tage (1950), Verteidigung der deutschen Sprache (1955)

Quellen und Dokumente

Beiträge F. C. W.s.: Die Fackel der Revolution. In: Arbeiterwille, 6.11.1927, S. 9, Die Feuerreiter von Petrograd. In: Die Rote Fahne, 25.12.1926, S. 10, Die Feinde von Minsk. In: AZ, 11.9.1927, S. 19f., Die todgeweihten Rechenmaschinen. In: Arbeiterwille, 20.11.1927, S. 12, Soldat der Revolution. In: Die Rote Fahne, 27.2.1929, S. 6, Die Flucht nach Frankreich. In: Die Rote Fahne, 2.6.1929, S. 7, Autobuslinie in die ewige Seeligkeit. In: Die Linkskurve 1 (1929), 5, S. 25, Nach einem Volkslied. In: Die Rote Fahne [Berlin], 21.7.1929, S. 17, Unser und ihr Schiller. Zum 125. Todestag des Dichters. In: Die Rote Fahne, 11.5.1930, S. 11, „Was geht in Rußland vor?“. In: Die Rote Fahne, 2.12.1930, S. 6, In 5 Jahren zur Sowjet-Großstadt. Sib-Chik, das “Chikago Sibiriens”. In: Die Rote Fahne, 5.7.1932, S. 7, Der rote Fetzen. In: AZ, 30.11.1933, S. 4.

Max Barthel: Es geht eine Trommel um. Verse dreier Jahre. F. C. Weiskopf. In: Die Rote Fahne, 8.7.1924, S. 2, F. C. Weiskopf [Rez. zu Umsteigen ins 21. Jahrhundert]. In: Die Unzufriedene, 3.12.1927, S. 7Fritz Rosenfeld: F. C. Weiskopf: Wer keine Wahl hat, hat die Qual. In: Bücherschau. Beilage zur Bildungsarbeit XVI (1929), S. VIII, Ein Abend der Rußlandfreunde. F. C.Weiskopf spricht über Sowjetrußland. In: Die Rote Fahne, 3.3.1929, S. 3, L. F. Boross: F. C. W.: “Zukunft im Rohbau”. In: Die Rote Fahne, 20.12.1932, S. 7, J. S.: Ernst Glaeser und F. C.Weiskopf: Der Staat ohne Arbeitslose. In: Bildungsarbeit XX (1933), 2/3, S. 60.

Nachlass: Archiv der Akademie der Künste Berlin und Russisches Staatliches Militärarchiv Moskau.

Literatur (Auswahl)

Bernd-Rainer Barth, Jürgen Kaulfuß: Weiskopf, F. C. (Franz Carl). In: Wer war wer in der DDR? (2010) [Onlinefassung], Siglinde Bolbecher, Konstantin Kaiser: Lexikon der österreichischen Exilliteratur, S. 677f. (2000), Irmfried Hiebel: Weiskopf, Franz Carl. In: Simone Barck (Hg.): Lexikon sozialistischer Literatur. Ihre Geschichte in Deutschland bis 1945, 517-519 (1994), Hans Mayer: Weiskopf der Mittler. Anmerkung zu drei Büchern. In: Neue Deutsche Literatur 5 (1957), 9, 82-90, Lenka Reinerová: Es begann in der Melantrichgasse. Erinnerungen an Weiskopf, Kisch, Uhse und die Seghers (1985), Christine Zahl Romero: „Armer und lieber Sagetete“ – Anna Seghers und F.C. Weiskopf. In: Ian Wallace (Hg.): Anna Seghers in Perspektive (1998), 29-64, Tazuko Takebayashi: Zwischen den Kulturen. Deutsches, Tschechisches und Jüdisches in der deutschsprachigen Literatur aus Prag (2005), Ludvík Václavek: Franz Carl Weiskopf. Autorenlexikon des Adalbert-Stifter-Vereins (o. J.) [Onlinefassung].

(ME)

Geb. 28.8. 1880 in Brünn/Brno, Mähren, k.k. Österreich-Ungarn (heute: Tschechische Republik), gest. 15.6. 1940 in Paris. Arzt, Kritiker, Schriftsteller, Exilant.

Materialien und Quellen:

Ernst Weiß-Portal – Ernst Weiß-Blätter

(PHK. in preparation)

geb. als Egon Joseph Wellesz am 21.10.1885 in Wien – gest. am 9.11.1974 in Oxford, GB; Komponist, Musikhistoriker und Musikkritiker, Exilant

E. W. wuchs als Sohn jüdischer Eltern in Wien auf, wo er das Gymnasium besuchte und 1904 an der Universität das Studium der Rechtswissenschaften begann, bereits im zweiten Semester aber an die philosophische Fakultät wechselte, weil er sich für Musik und Musikgeschichte interessierte und Lehrveranstaltungen von Guido Adler besuchte. 1908 promovierte er mit einer Arbeit über Giuseppe Bonno (1711-88). Im selben Jahr trat er aus der israelit. Kultusgemeinde aus, heiratete die spätere Kunsthistorikerin Emmy Stross u. begann im Zuge eines Venedig-Aufenthalts sich intensiv mit der venezian. Oper, insbes. mit dem Werk von Francesco Cavalli (1602-76), zu beschäftigen. Diese Studien flossen 1913 in seine Habilitationsschrift Cavalli und der Stil der venetianischen Oper von 1640-1660 ein. Seit 1911 lehrte W. an der Univ. Wien, aber auch anderen Einrichtungen wie z.B. am Neuen Wiener Konservatorium, an der Urania sowie an der Musikhochschule Mannheim. Er war mit Kokoschka und Loos gut bekannt, mit Alban Berg u. Anton Webern befreundet, musikalisch von Bruckner und Mahler beeinflusst, bevor er sich Schönberg zuwandte.

Vom Ersten Weltkrieg blieb er wegen Untauglichkeit verschont, konnte seine Dozentenstelle behalten u. widmete sich der Erforschung der gregorianischen u. byzantinischen Musik. 1917 ließ er sich katholisch taufen u. ab 1919 verf. er Musikkritiken für die Ztg. Der neue Tag, z.B. über Mahler, Schönberg, Satie u.a.m. Seine Bemühungen, die Nachfolge von R. Wallaschek an der Univ. Wien anzutreten, scheiterten trotz Unterstürtzung durch G. Adler. Zudem zählte W. von Beginn, d.h. von 1919 an, zum Mitarbeiterkreis der Zs. Musikblätter des Anbruch; sein erster Beitr. widmete sich der Frau ohne Schattenvon J. Strauß. In diesem Zshg. ist auch seine eigene kompositor. Tätigkeit sowie das Interesse an Neuer Musik zu sehen. W. verfasste bereits 1921 die erste größere Schönberg-Würdigung u. zählte 1923 zu den Mitbegründern der IGNM. Neben seinen musikhistor. Interessen, die er in den 1920er Jahren mit Schwerpunkten auf die Kirchenmusik sowie die byzantin. Musik fortsetzte u. 1931 in die Monumenta Musicae Byzantinae einmündeten, sind. v.a seine Ballette u. Opern nach Textvorlagen von J. Wassermann (Prinzessin Girnara, 1919, Überarb. 1928), St. George (Erinna) u. H.v. Hofmannsthal (Achilles auf SkyrosAlkestisBacchantinnen) zu erwähnen. 1922 nahm W. an den Int. Kammermusikaufführung in Salzburg teil u. wurde, mit kontrov. Einschätzungen, als Schönberg-Schüler wahrgenommen, skeptisch in der Wiener Zeitung, als im Prager Tagblatt. Ende Nov. 1924 kam in Berlin sein Tanzspiel Die Nächtlichen zur Aufführung, die W. in diesem Genre bekannt machte u.a. bei Tänzerinnen wie G. Bodenwieser. Auch die UA der Alkestis in Mannheim habe, so die Kritiker „außerordentliche Wirkung“ (NWJ, 3.4.1924) erzielt bzw. sei als Weg ins „völlige Neuland“ (A. Orel, WZ) anzusehen. Am Internat. Kammermusikfest 1924 war W. neben Hindemith, Milhaud, Satie, Strawinsky u.a. ebf. vertreten. Seit 1925 hielt W. auch Radio-Vorträge zu musikgeschichtl. Themen, 1926 wirkte er an der von P. Stefan hg. Bestandsaufnahme Tanz in dieser Zeit mit. Neben Cizek, Freud, Musil, Polgar u.a. fand sich auch W. auf der Wahlempfehlungsliste für die Sozialdemokr. Partei vom 20.4.1927 unter dem Motto Eine Kundgebung des geistigen Wien. In der Publikation der Deutschen Theaterausstellung 1927 (Die vierte Wand; Magdeburg) befasste sich S. Kayser mit dem Werk von E. W., das ihm als „eine der stärksten musikdramatischen Begabungen der Gegenwart“ erschien. Im selben Jahr wurde das Singspiel Scherz, List und Rache (nach der Vorlage von J.W. Goethe) in Stuttgart uraufgeführt u. am 13.6.1930 als Sendespiel in Radio Wien ausgestrahlt. Zum Abschluss der offiz. Schubert-Feiern (1928) wurden unter den zahlr. Beiträgen auch eine Cello-Suite von W. uraufgeführt. Im Mai 1929 wurde W. in den Vorstand der Genossenschaft dramatischer Schriftsteller und Komponisten gewählt u. zum 1.8.1929 per Dekret zum Außerord. Professor an der Univ. Wien nach langem Widerstand durch den Nachfolger G. Adlers, d.h. Robert Lach (der ab 1933 Mitglied der NSDAP werden sollte), ernannt. Im Rahmen der Berliner Kunstwochen im Juni 1930 kam es zu einer Neuauff. der Alkestis sowie zur UA des indian. Tanzdramas Die Opferung des Gefangenen. Im selben Jahr ersch. auch das vielbeacht. Werk Die neue Instrumentation. 1932 nahm W. am Kongress für Orientalische Musik in Kairo teil, wurde am 10.5. 1932 an der Univ. Oxford zum Ehrendoktor der Musik promoviert, ferner zum Ehrenmitglied der Musical Association ernannt u. gestaltete im Okt. dess. Jahres die Rundfunkbearb. seiner hocherfolgr. Alkestis-Oper mit.

Nach der NS-Machtergreifung in Deutschland konnte W. dort vorerst einige Zeit noch weiter veröffentlichen, insbes. seine Studien zur byzantin. Musik, wie Beitr. in der Zeitschrift für Musikwissenschaft 1933-35 dokumentieren. 1936-37 konzentriert sich W.s. öffentl. Präsenz vorwiegend auf Radiobeiträge (Radio Wien); gemeins. mit Joseph Marx stand er auch dem Österreichischen Komponistenbund vor. Vor seinem Entschluss, nach Großbritannien zu emigrieren, feierte er noch mit der Vertonung der Sonette der Elizabeth Barret-Browning am 2. 2. 1938 sowie beim Abendkonzert der Wiener Philharmoniker unter Bruno Walter am 20.2.1938 mit seiner Komposition Prosperos Beschwörung beachtliche Resonanz. Nach der Prospero-Aufführung in Amsterdam kehrte W., von Freunden gewarnt, nicht mehr nach Wien zurück. In England wurde er zwar 1939 zum Fellow am Lincoln College in Oxford ernannt, aber im Sommer trotzdem (wie viele österr. Exilanten) monatelang als „enemy alien“ auf der Isle of Man interniert. Ab 1943 begann er wieder zu komponieren u. widmete sich nun vorwiegend der Symphonie (insges. neun), Kammermusik u. geistl. Liedern. Trotz mehrerer Ehrungen und Auszeichnungen seit den 1950er Jahren, darunter 1961 mit dem Großen Österreichischen Staatspreis, kam für W. eine Remigration nach Österreich nicht mehr in Frage.


Quellen und Dokumente

Erik Satie. Ein musikalisches Porträt. In: Der neue Tag, 4.4.1920, S. 17; Max Graf: Internationale Kammermusik. In: Prager Tagblatt, 11.8.1922, S. 1f., E. Kollinen: „Die Nächtlichen.“ Eine Wellesz-Uraufführung in der Berliner Staatsoper. In: Neues Wiener Abendblatt, 11.12.1924, S. 4, Alfred Orel: Ein neuer Weg der Oper? Hofmannsthal-Wellesz‘ Alkestis. In: Beilage der Wiener Zeitung, 19.4.1924, S. 8, Anzeige zu: Paul Stefan: Tanz in dieser Zeit (mit Beiträgen von E. W.). In: Anzeiger für den Buch-, Kunst- und Musikalienhandel 15/1926, S. 106, Getrud Bodenwieser: Der Tanz des. In: Die Bühne 2 (1925), H. 17, S. 34, N.N.: Kundgebung des geistigen Wien. In: Arbeiter-Zeitung, 20.4.1927, S. 1, Paul A. Pisk: E. W. In: Radio Wien, 18.1.1929, S. 264f., Kr.: Philharmonisches Konzert. In: Neues Wiener Tagblatt, 22.2.1938, S. 11.

Interview anlässlich des 85. Geburtstags (1970, online verfügbar).

Bibliographie auf egonwellesz.at.

Literatur

H.F. Redlich: Egon Wellesz. In: Musical Quarterly 1 (1940), 65-75; H. Krones: Rudolf Réti, Egon Wellesz und die Gründung der IGNM. In: Österr. Musikzeitschrift 37 (1982), 606-610; Ders.: Gustav Mahler – Arnold Schönberg – Egon Wellesz. Zur Entwicklung der Harmonik im frühen 20. Jahrhundert. In: Nachrichten zur Mahler-Forschung 43 (2000), 12-22; H. Heher: Egon Wellesz: Komponist, Byzantinist, Musikwissenschaftler. Ausstellung 30.3.-5.5. 2000 Aula der Österr. Akademie der Wissenschaften (2000); N. M. Wanek: Egon Wellesz in Selbstzeugnissen. Der Briefnachlass in der Österr. Nationalbibliothek (2010).

Michael Haas (2014): E. W. (1885 -1974) the Forgotten Modernist (online verfügbar).

Nina-Maria Wanek: E. W. In: Claudia Maurer Zenck, Peter Petersen (Hg.): Lexikon verfolgter Musiker und Musikerinnen der NS-Zeit (2006, online verfügbar). Eintrag bei Universal Edition.

(PHK)

geb. am 9.1.1860 in Nikolsburg, Mähren (Mikulov, Tschechien) – gest. am 8.12.1933 in Wien; Schriftsteller, Journalist

Ps.: Florian

In einer jüdischen Familie in Mähren aufgewachsen und zum Studium der Rechtswissenschaften nach Wien übersiedelt, wirkte W. bereits in den Achtzigerjahren an Heinrich Friedjungs Deutscher Wochenschrift mit und veröffentlichte u.a. mit Carl Karlweis, dem Vater des Schauspielers Oscar sowie der Schriftstellerin Marta Karlweis, Adam Müller-Guttenbrunn und Robert Hirschfeld die Flugschriftensammlung Gegen den Strom. Ebenso trat W., bis zum Austritt 1893 Mitglied der jüdischen Kultusgemeinde, mit dem Essay St. Georg von Zwettl gegen Ritter Georg von Schönerer in Erscheinung. Ab 1889 für die Wiener Allgemeine Zeitung aktiv, wurde W. nach dem Abschluss seines sozialen Romans Armer Leute Kinder auf Einladung Viktor Adlers Burgtheaterreferent der Arbeiter-Zeitung, die auch seinen Roman abdruckte, und propagierte nach der Mitwirkung an Friedrich Fels‘ Wiener Neuen Bühne die Werke Henrik Ibsens. Zwischen 1893 und 1898 gab er mit Heinrich Osten die aus der Wiener Literatur Zeitung hervorgegangene Neue Revue heraus und fusionierte sie anschließend mit der Zs. Die Wage. In derselben Phase versuchte W. als Chefredakteur die Popularisierung des Extrablatts und schrieb für Die Zeit, deren Erster Leitartikler er zur Jahrhundertwende werden sollte. Später schloss er sich als Rezensent und Feuilletonist der in der Tradition der Zeit stehenden Montagszeitung Der Morgen an, publizierte aber auch Feuilletons und Gedichte in der Neuen Freien Presse

Zwischen 1913 und 1926 fungierte W. als Präsident des Presseclubs Concordia und wirkte maßgeblich an der Ausgestaltung der rechtlichen Rahmenbedingungen des Journalismus in der Ersten Republik mit. Nach seinem Rückzug als Präsident der Concordia beleuchtete er als Feuilletonist des Neuen Wiener Journalnicht nur soziale Phänomene, sondern positionierte sich in wiederholten Polemiken gegen die Arbeiter-Zeitung (“Rotes Räuberhandwerk”, Neues Wiener Journal, 2.2.1930) zunehmend gegen die österreichische Sozialdemokratie und die ideologische Rahmung des Wiener Gesellschafts- und Kulturlebens. W., 1921 vom Journalisten und späteren Romanautor Kurt Sonnenfeld an die Spitze einer Reihe über Wiener Publizistengestellt, entstammte einer Publizistendynastie: Sein Neffe Moritz Wengraf leitete die Redaktion des Neuen Wiener Tagblatts, dessen Sohn Richard Wengraf war literarischer Direktor des Rikola-Verlags, in dem W. 1923 seine Lyriksammlung Bunter Abend veröffentlichen konnte. Sein Sohn war der Burgschauspieler Hans Wengraf.


Werke

Die gebildete Welt (1886), Wie man ein Socialist wird (1887), Wie wir wirtschaften (1887), Grössenwahn (1888), Die Phrase (1893), Immer die Frauen (1930)

Quellen und Dokumente

Kaffeehaus und Literatur. In: Wiener Literatur-Zeitung, 15.5.1891, S. 1f., Armer Leute Kinder. In: Arbeiter-Zeitung, 14.4.1893, S. 9 (Beginn) bis 13.10.1893, S. 9 (Schluss), Kabarettelend. In: Der Morgen, 25.10.1920, S. 5, Oh diese Modetänze! In: Der Morgen, 17.1.1921, S. 4f., Der Dichter einer untergegangenen Welt. Zu Arthur Schnitzlers sechzigstem Geburtstag. In: Neue Freie Presse, 15.5.1922, S. 6, Die Kunst auszuruhen. In: Der Morgen, 13.8.1923, S. 6, Die zehn Gebote der Glücklichen. In: Der Morgen, 11.2.1924, S. 5, Wiener Makame. In: Neue Freie Presse, 29.9.1924, S. 1-3, „Gegen den Strom“. Aus meinen Erinnerungen. In: Neues Wiener Journal, 9.11.1924, S. 13f., Hygiene. In: Neues Wiener Journal, 21.6.1925, S. 14, Bodenständig. Der Mischcharakter der Wiener Bevölkerung. In: Neues Wiener Journal, 29.8.1925, S. 1f., Geschichte und Politik. Wo ist die Wahrheit? In: Neues Wiener Journal, 13.9.1925, S. 1f., Konversation und Gesellschaft. In: Neues Wiener Journal, 20.9.1925, S. 10, Der neue Text zu Johann Strauß‘ „Donauwalzer“. In: Neues Wiener Journal, 14.11.1925, S. 3, Zeitung und Zeitungsgeschäft. In: Der Morgen, 15.2.1926, S. 9, Die Pressekorruption und die Paragraphenreiter. In: Der Morgen, 19.4.1926, S. 5, Entartung des austromarxistischen Parteigeistes. In: Neues Wiener Journal, 9.10.1927, S. 1f., Klassenherrschaft. Eine grobe Tendenzlüge. In: Neues Wiener Journal, 29.11.1927, S. 1f., Die schamlose Phrase. Zur Psychologie des Parteirednertums. In: Neues Wiener Journal, 18.12.1927, S. 6f.

Kurt Sonnenfeld: Wiener Publizisten. In: Wiener Montags-Journal, 13.6.1921, S. 3f., -er: „Bunter Abend.“ Fünfzig Gedichte und Lieder von E. W. In: Neue Freie Presse, 6.4.1924, S. 33, Dr. E. W. gestorben. In: Neues Wiener Journal, 9.12.1933, S. 5f., E. W. gestorben. In: Wiener Zeitung, 9.12.1933, S. 4, Hans Wengraf: Mein Vater Dr. E. W. In: Neues Wiener Journal, 14.12.1933, S. 5f.

Literatur

Harold B. Segel: The Vienna Coffeehouse Wits. 1890-1938, S. 383-386 (1993), Anna L. Staudacher: „… meldet den Austritt aus dem mosaischen Glauben“. 18000 Austritte aus dem Judentum in Wien. 1868-1814: Namen – Quellen – Daten, S. 654 (2009).

Eintrag bei wien.gv.at.

(ME)

Geb. 11.8. 1880 in Meran (k.k. Österreich-Ungarn), gest. 5.7. 1947 in Innsbruck. Journalist, Schriftsteller, NSDAP-Mitglied seit 1933.

Materialien und Quellen:

Eintrag im ÖBL; Eintrag im Lexikon Literatur in Tirol;

(in preparation)