geb. 21.3.1886 in Deutsch-Brod/Havlíčkúv Brod (Böhmen) – gest. am 11.5.1975 in Hall i. Tirol; Dr. phil. Mittelschullehrerin, Autorin, Journalistin, Redakteurin

„Wenn man Josefine Widmar an ihrer Arbeitsstätte aufsucht – einer sehr großen und sehr mühereichen Arbeitsstätte, in der Redaktion einer der ersten Zeitungen Wiens – dann hat man augenblicklich den unverkennbaren Eindruck einer Persönlichkeit“, ist 1936 in einer der raren biografischen Notizen zu J.W. in der ZS Radio-Wien gelegentlich einer ihrer zahlreichen Radio-Auftritte zu lesen: „Zuerst das Studium, Erlangung des Doktorgrades, dann Tätigkeit als Mittelschullehrerin“ werden als die ersten Lebensstationen „dieser Sudetendeutschen“ in Wien genannt, denen die Mitarbeit als Redakteurin bei der Tageszeitung Reichspost nachfolgt (Radio-Wien 20.3.1936, S. 8f.). Beiträge v. W. erschienen erstmals 1919 in dieser maßgebenden kath. Tageszeitung, für deren Feuilleton-Teil sie gemeinsam mit Hans Brecka verantwortlich zeichnete: In einem weiteren Radio-Wien-Beitrag wird 1933 auf ihre bereits dreizehn Jahre andauernde Tätigkeit als Reichspost-„Feuilleton-Redaktrice“ hingewiesen. W., die auch in der Zeitschrift Schönere Zukunft (vgl. Kogler) bzw. Der Kunstgarten, dem Organ der kath. Kunststelle, Beiträge zur Veröffentlichung brachte, war im konservativ-katholischen (Presse-)Spektrum behaust. In ihren journalistischen Arbeiten widmete sie sich schwerpunktmäßig dem Themenfeld („Neue“) Frau, v.a. den (politischen) Aufgaben der Frauen und deren (spezifischen) Rechten u. Pflichten, Frauenberufstätigkeit, Mädchenerziehung u.ä.; so polemisierte sie etwa u.d.T. Falsche Wege der Mädchenerziehung (Reichspost 17.5.1919) gegen den sogenannten Glöckel-Erlaß, gegen Koedukation an Gymnasien – und damit gegen die Agenden des Roten Wien. Laut Castle, der W. in seiner kompendiösen Deutsch-Österreichischen Literaturgeschichte von 1937 jener durch „das christliche Lebensgefühl“ geeinten „Gruppe von Schriftstellern“ zuschlug, die „in einem betont katholischen, übervölkisch gerichteten, selbständigen Staat Österreich die Erfüllung ihres Lebensideals [erkennt]“, widmete sich W. auch als Romanautorin vorzüglich der „Frauenfrage“, namentlich der „Problematik der Kameradschaftsehe (‚Die Kameradin‘ 1930 und ‚Eheprobe‘ 1932)“ (S. 1496 bzw. 2261f.). Seitens der Reichspost wurde man nicht müde auf W.s Verdienste bzw. Erfolge als Schriftstellerin hinzuweisen: R. Henz äußerte sich nachgerade hymnisch zum „Frauenroman“ Die Kameradin und R. List würdigte Eheprobe als Weiterführung der von W. „gewissermaßen“ begründeten „neuen Form des katholischen Zeitromans“ („Synthese journalistischen Scharfblicks und erzählerischer Tiefe“). Einer 1932 veröffentlichten „Umfrage bei Wiener Buchhandlungen“ zufolge rangierte W. unter den maßgebenden, gerne gelesenen katholischen und österreichische AutorInnen (als Alternative zu „gesinnungsfremde[n] Autoren“; Reichspost 18.12.1932), insbesondere mit dem als eine Art kath. (Frauenlit.-)Kassenschlager gehandelten Roman Die Kameradin, der, da „acht Wochen nach seinem [ersten] Erscheinen vergriffen[en]“, bereits im Oktober 1930 in zweiter Aufl. bei Tyrolia (Innsbruck) veröffentlicht wurde (Reichspost 17.10.1930) und für den Anfang 1931 die Übersetzungsrechte vom holländischen Verlag Het Nederlandsche Boekhuis erworben wurden: „ein schöner Erfolg eines katholischen Zeitromanes“ (Reichspost 1.2.1931). V.a. als Beitrag zur „Frauenfrage“ wurde zeitgenössisch auch Drei gehen aus dem Parlament (1931) gehandelt: als „Mahnung […], daß es zwar das gute Recht der Frauen ist, sich wie Männer politisch zu betätigen, daß aber das wahre Glück der Frau, ihr eigentlicher Lebensberuf die Familie, die Häuslichkeit bildet“. Schließlich handle es sich bei der „Hauptperson“ um „die geschiedene Gattin eines Salzburger Hofrates, die nun als Frauenrechtlerin und Abgeordnete in Wien wirkt“, um sich nach mannigfachen „Enttäuschungen“ wieder mit ihrem Gatten zu versöhnen (Volksfreund 8.8.1931). Der „Zeitroman“ wurde aber auch als Fortführung der „von Edith Salburg […] gepflegte[n] Gattung des österreichischen politischen Romans“ rezipiert (Castle, S. 1496 bzw. 2262), etwa von R. Hohlbaum, demzufolge W. v.a. „ein[en] tiefe[n] Pessimismus, die Erkenntnis, daß unser ganzes politisches Leben einer Reform bedarf, daß oft die Besten, wenn schon nicht ‚aus dem Parlament gehen‘, so doch nur mit verbissenem Pflichtbewußtsein, ohne Hoffnung und Freude auf ihrem Platz bleiben, keiner Zukunft gewiß“, gestaltet habe. Als „one of the literary precursors of fascism“ rief Jo Catling 2000 W.s ‚Zeitroman‘ jedenfalls in Erinnerung (vgl. S. 140) – ein Befund, der sich unschwer auf die Autorinnen-persona ausdehnen lässt: 1933 war W. in dem DICHTERBUCH. Deutscher Glaube, deutsches Sehnen und deutsches Fühlen in Österreich, einer im Nahverhältnis zum Nationalsozialismus bzw. zur (illegalen) NS-Bewegung in Österreich stehenden Adolf Luser Verlag verantworteten Anthologie, neben R.H. Bartsch, F.K. Ginzkey, R. Greinz, P. Grogger, E.v. Handel-Mazzetti, R. Hohlbaum, R.v. Kralik, M. Mell, A. Müller-Guttenbrunn, H.H. Ortner, J.F. Perkonig, A. Petzold, K. Schönherr, E. Spann-Rheinsch, H. Stiftegger (d.i. Hans Brecka), D. Stockert-Meynert, K.H. Strobl, A.v. Trentini, K.H. Waggerl, J. Weinheber, A. Wildgans, G. Zernatto u.a. vertreten: ein „‚arisches‘ Großwerk […] mit Beiträgen (Prosa und Lyrik) von 65 Autoren, alle der ‚deutschen Rasse‘ zugehörig“ (Hall). Fabris/Hausjell führen W. als eine jener kath. AutorInnen, die 1938 „mit fliegenden Fahnen ins Lager der Nationalsozialisten über[gelaufen sind]“ (Fabris/Hausjell). Die „fromme Frau Widmar“, deren „Enunziationen“ seitens der soz.dem. Presse als pars pro toto für „den sonstigen Konjunkturkram der Reaktion“ (O[tto] K[önig]: Gesprochener Funk. Arbeiter-Zeitung 4.12.1933, S. 5) gehandelt wurden, hatte im ersten Hj. 1933 einen – so der Titel eines ihrer Reichspost-Beiträge – „Kehraus auf dem deutschen Parnaß“ (Reichspost 12.4.1933) und damit auch die Bücherverbrennungen (vgl. Reichspost 17.5.1933) begrüßt.


Quellen und Dokumente

Rudolf Henz: „Die Kameradin“. Vorwort zu einem Frauenroman. In: Reichspost (23.5.1930), S. 2f.; N.N.: Neuerscheinungen auf die Gebiete der katholischen Literatur. In: Reichspost (17.10.1930), S. 7; N.N.: Holländische Uebersetzung eines Wiener Romans. In: Reichspost (1.2.1931), S. 7; Robert Hohlbaum: „Drei gehen aus dem Parlament.“ In: Neues Wiener Tagblatt (4.7.1931), S. 25; N.N.: Die Frau im öffentlichen Leben. In: Volksfreund (8.8.1931), S. 5; Rudolf List: „Eheprobe.“ Zu einem neuen Roman von Josefine Widmar. In: Reichspost (13.5.1932), S. 6; N.N.: Man schenkt wieder Bücher. Aus einer Umfrage bei Wiener Buchhandlungen. In: Reichspost (18.12.1932), S. 12; J. W[idmar]: Preisträger des Ungeistes. Thomas Mann und sein „Bekenntnis“. In: Reichspost, 22.2. 1933, S. 4; Josefine Widmar. Eigenvorlesung am Sonntag, 26. November, 18.35 Uhr. In: Radio-Wien (24.11.1933), S. 6f.: O[tto] K[oenig]: Gesprochener Funk. In: Arbeiter-Zeitung (4.12.1933), S. 5.

Literatur

Eduard Castle (Hg.): Deutsch-Österreichische Literaturgeschichte. Ein Handbuch zur Geschichte der deutschen Dichtung in Österreich-Ungarn. Unter Mitwirkung hervorragender Facahgenossen nach dem Tode v. Johann Willibald Nagl u. Jakob Zeidler hg. v. E. Castle. Vierter Bd. Von 1890 bis 1918. Wien: Carl Fromme 1937. – Jo Catling: A History of Women’s Writing in Germany, Austria and Switzerland. Cambridge University Press 2000. – Hans Heinz Fabris/Fritz Hausjell: Die Vierte Macht. Zu Geschichte und Kultur des Journalismus in Österreich seit 1945. Verlag für Gesellschaftskritik 1991. – Murray G. Hall: Adolf Luser Verlag (Eckardt-Verlag Adolf Luser, Wiener Verlagsges.m.b.H.) (Wien-Leipzig). (Online unter). Nina Kogler: GeschlechterGeschichte der Katholischen Aktion im Austrofaschismus. Wien: LitVerlag 2014. – Deutsches Literatur-Lexikon. Biographisch-bibliographisches Handbuch. Begründet von Wilhelm Kosch. Dritte, völlig neu bearb. Auflage. 31. Bd.: Werenberg-Wiedling. Berlin-Bosten: de Gruyter 2012.

(RU)

eigentl.: Alexandrine Martina Weisl, geb. am 10.2.1882 in Wien als Alexandrine Martina Schnabl – gest. am 25.1.1957 in Wien; Schriftstellerin, Exilantin, Remigrantin.

Aus: Salzburger Wacht, 12.1.1924, S. 9

Die einzige Tochter der schriftstellerisch tätigen Mutter Jenny und des Richters Joseph Schnabl fing bereits während ihrer Schulzeit an, Lyrik zu schreiben u. veröffentlichte ab 1898 unter dem Ps. M. Wied Texte in Zs. wie Die Gesellschaft, Simplizissimus u.a.m. Nach abgelegter Matura absolvierte sie eine Ausbildung zur Lehrerin für Bürgerschulen. Danach immatrikulierte sie an der Univ. Wien und studierte dort Philosophie u. Kunstgeschichte. Dabei lernte sie Felix Braun u. F. Th. Csokor kennen, denen sie lebenslang freundschaftl. verbunden blieb. 1910 konvertierte sie zum Katholizismus u. heiratete den Textilchemiker Sigmund Weisl (gest. 1930). Ebf. 1910 wurden erstmals Gedichte von ihr öffentl. im Zug eines Rezitationsabends des Hofschauspielers Ferdinand Gregori im Volksbildungshaus Stöbergasse (Wien) vorgetragen (NWTBl., 14.2.1910, 10). Seit 1912 war sie Mitarbeiterin der Zs. Der Brenner u. kam mit L. v. Ficker, Karl Dallago, Ferdinand Ebner u.a. in Kontakt. So veröffentlichte sie Gedichte in H. 17/1913 neben P. Altenberg, K. Dallago u. G. Trakl. 1919 erschien im Strache Verlag ihr erster Gedichtband Bewegung und 1921 wurde sie mit drei Gedichten in die Anthologie Die Botschaft als einzige Frau neben E. Janstein aufgenommen. 1922 las sie, wieder im Volksbildungshaus, Szenen aus einem unvollendet gebliebenen Revolutionsdrama Heliodor und die Gefangenen (AZ, 2.2.1922,8) und  bot ab April einen Vorlesungskurs zum europäischen Roman des 19. Jahrhunderts, ab Okt. einen über Balzac, an. 1924 wurde ihr, neben R. Billinger, W. Eidlitz, M. Mell, R. Musil und O. Stoessl der Preis der Stadt Wien zuerkannt, wobei insbes. das im Manuskript eingereichte Bühnenwerk Der Spielberg dafür maßgeblich war, das im Rahmen des Musik- und Theaterfestes der Stadt Wien im Sept. 1924 im Raimundtheater zur Aufführung in der Inszenierung durch R. Beer vorgesehen war.

1927 druckte die AZ die Novelle Ein Störenfried ab; im selben Jahr trat sie Reisen an, die sie bis 1928 nach Lodz und danach nach Frankreich, Italien und England führten. 1929 las sie in der Volkshochschule Ottakring und die AZ druckte die mehrteilige Novelle Das unruhige Herz im Mai dess. Jahres in 10 Folgen ab. 1930 reichte sie das Romanmanuskript Das Asyl zum obdachlosen Geist beim Preisausschreiben des E. Diederich-Verlags ein und kam dabei, neben H. Broch, in die engere Auswahl (Tages-Post, 5.7.1930, 7). Im Mai 1932 hatte sie ihre erste, von O. Stoessl eingeleitete, Eigenlesung von eigenen Werken; 1933 folgte eine von ihr mitgestaltete Gedenksendung für Paul Ernst. Im Linzer Tagblatt erschien die ›russische‹ Legende Aller Geschöpf – aller Herrin. 1934 rezensierte sie den Stoessl-Band Arkadien in der NFP (1.2.1934, 24), im Sept. 1934 P. Ernsts Tagebuch eines Dichters. 1935 schrieb sie an ihrem Roman Rauch über Sanct Florian oder die Welt der Mißverständnisse, der 1936 dann erschien. Ende August 1937 präsentierte L. Liegler die Autorin nochmals (nach 1932) in Radio Wien. Am 10.3.1939 emigrierte sie nach London und arbeitete dort an verschiedenen Institutionen des österreichischen (Free Austrian Movement) und deutschen Exils (Freier Deutscher Kulturbund) sowie ab 1940 als Lehrerin an verschiedenen koedukativen Mädchenschulen, u.a. auch in Schottland. Ab 1946 knüpfte sie wieder, in Form von Beiträgen über engl. Literatur für österr. Zeitungen (Wiener Ztg.), Kontakt mit Wien/Österreich und kehrte 1947 nach Wien zurück. Wied erhielt 1952 als erste Schriftstellerin den Großen österr. Staatspreis.


Weitere Werke

Spuk (1920); Das Einhorn. Aus dem Tagebuch eines schottischen Malers in Italien (1948); Kelingrath. Roman (1950); Das Krähennnest. Begegnungen auf verschiedenen Ebenen. Roman (1951); Die Geschichte des reichen Jünglings. Roman (1952); Brücken ins Sichtbare. Ausgewählte Gedichte 1912-1952 (1952).

Quellen und Dokumente

Das Ende des Bürgertums [über O. Stoessl: Das Haus Erath], in: AZ, 5.1.1921, S. 2-3; Unser guter Kaiser. In: Salzburger Wacht, 12.1.1924, S. 9, Otto Stoessl. (Zu seinem fünfzigsten Geburtstag.). In: Arbeiter-Zeitung, 4.5.1925, S. 4, Ein Störenfried. In: Arbeiter-Zeitung, 14.8.1927, S. 18f., Das unruhige Herz. In: Arbeiter-Zeitung, 11.5.1929, S. 20, Vicky Baum: Menschen im Hotel. In: Wiener Allgemeine Zeitung, 9.7. 1929, S. 5; Drei neue Kriegsbücher und ein altes [Beradt, Binding, Frey, Carossa]. In: Wiener Allgemeine Zeitung, 16.7. 1929, S. 5; Aller Geschöpf – aller Herrin. In: Tagblatt, 23.4.1933, S. 21f., Tramp. In: Die Bühne (1936), H. 424, S. 1f., Die Mitzi. In: Die Bühne (1936), H. 437, S. 21f., Die beiden letzten Romane Aldous Huxleys. In: Wiener Zeitung, 17.9.1946, S. 4.

Verlangsanzeige zu Bewegung. In: Buchhändler-Correspondenz, 12.11.1919, S. 689, Die Kunstpreise der Stadt Wien für das Jahr 1924. In: Wiener Zeitung, 2.5.1924, S. 6, Das Theaterfest. In: Der Tag, 3.8.1924, S. 11, Ankündigung einer Radiolesung. In: Radio Wien, 27.5.1932, S. 42, Leopold Liegler: Martina Wied. In: Radio Wien, 27.8.1937, S. 5.

Literatur

Eintrag von Doris Hermanns auf: Fembio.org; Hanns Winter: Martina Wied. In: Wort in der Zeit 3(1957), 257-262; Karl-Markus Gauß: Versuch über Martina Wied. In: iwk-Mitteilungen 2(1987): Österreichische Exilliteratur, 41-45; Audrey Milne: A Hard Life: Martina Wied in Exile. In: German Life and Letters 3(1992), 239-243; Siglinde Bolbecher, Konstantin Kaiser: Martina Wied. In: Diess. (Hgg.): Lexikon der österreichischen Exilliteratur (2000), 696-697; Evelyne Polt-Heinzl: Am Rand der Peripherie. In: Wiener Zeitung 2002 (Online verfügbar).

(PHK)

Geb. 23.2. 1887 in Nötsch/Kärnten, k.k. Österreich-Ungarn; gest. 17.12. 1944 ebd. Maler, Mitglied des Nötscher Kreises.

Nach Ablegung der Matura an der Realschule in Klagenfurt und einem Arbeitsjahr in der elterlichen Schmiede-Schlosserei ging Wiegele 1907 nach Wien, um das Studium der Maerlei an der Akademie der bildenden Künste aufzunehmen und nach drei Jahren abzuschließen. Dort lernte er Anton Kolig sowie Egon Schiele kennen, mit denen er sich auch befreundete. Letztere formierte dort die sog. Neukunstgruppe, der auch Wiegele angehörte. 1910 stellte er zum ersten Mal aus, erhielt 1912 ein Stipendium nach Paris, hielt sich 1913 in Holland auf, besuchte den Elsass und brach ab Mai 1914 zu einer Nordafrika-Reise auf, insbesondere nach Marokko. Nach Ausbruch des Weltkrieges wurde er gefangen gesetzt und in ein Lager nach Algerien verlegt, von wo er 1916 in die Schweiz entlassen wurde. In Zürich verbrachte Wiegele die Jahre bis 1926-27, lernte u.a. H. Hesse kennen und schuf sich eine materielle Absicherung durch zahlreiche Porträtaufträge. 1927 löste er sein Atelier auf und kehrte nach Nötsch zurück, wo ihm sein Bruder, zugleich sein lokaler Mäzen, ein Haus umbaute und zur Verfügung stellte. Zu seinen bekannteren Werken zählen die Akte im Walt, Lesendes Mädchen und Familienbildnis Isepp. 1936 lehnte er eine Professur und Berufung an die Wiener Akademie ab; er starb, gemeinsam mit anderen Familienmitglieder, bei einem Bombenangriff im Dezember 1944.

Materialien und Quellen:

Eintrag in: Museum des Nötscher Kreises; Sammlung Belvedere-Wiegele;

Arnulf u. Brunhilde Rohsmann: Franz Wiegele. Das grafische Werk. Klagenfurt: Heyn 19..; Peter Assmann, Hermine Wiegele (Hgg): Franz Wiegele. Salzburg-Wien: Residenz 2023.

(PHK, in preparation)

Geb. 3.2. 1878 in Wien, gest. (genaues Datum unbekannt) zwischen 1934 und 1937. Schauspieler, Drehbuchautor, Filmproduzent und Filmregisseur. Bruder des bekannteren Regisseurs Robert Wiene.

Der Sohn des Schauspielers Karl W. wendete sich nach einer Schauspielerlaufbahn an vorwiegend deutschen Bühnen (Gera, Lübeck, Hannover u.a.) ab 1912 dem aufkommenden Film zu und gründete gemeinsam mit seinem Bruder Robert die FAG-Deutscher Künstlerfilm AG (1912-13) und zeichnete erstmals 1914 als Regisseur eines Stummfilms. Nach dem Ende des Weltkrieges war er Regisseur der International Film-Gesellschaft und erzielte mit der Regiearbeit für Glanz und Elend der Kurtisanen (nach H. de Balzac) 1920 den ersten bedeutenden Kinoerfolg.

Materialien und Quellen:

C. Wiene: Die Zukunft des Films. In: Die Kinowoche, H. 7/1919, S. 6.

(PHK, work in progress)

Geb. 27.4.1873 in Breslau (heute Wroclaw, PL), gest. 15.7.1938 in Paris. Deutsch-österreichischer (Film)Regisseur, Filmproduzent, Exilant.

Materialien und Quellen:

Eintrag bei Filmportal.de: hier.

Eintrag zu Das Cabinet des Doktor Caligari.

Uli Jung, Walter Schatzberg: Robert Wiene. Der Caligari-Regisseur. Berlin: Henschel 1995

(PHK, in Vorbereitung)

Geb. 31.12. 1893 in Krakau, Österreich-Ungarn (heute: Kraków, Polen), gest. Oktober 1941 bei Wjasma/Oblast Smolensk (Sowjetunion, heute: Russische Föderation). Herausgeber, Jiddischist, Schriftsteller.

M. Wiener kam nach dem Besuch des deutschsprachigen Gymnasiums in Krakau 1910 mit seiner Familie nach Wien. 1915 fing er in Basel und Zürich ein Philosophie-Studium an, ohne dieses abzuschließen. Ab etwa 1919 hielt er sich wieder in Wien auf, verkehrte dort in jüdisch-jiddischen literarischen Kreisen, z.B. im Umfeld von E. Hoeflich, aber auch in jenem der jidd. Zs. Kritik (1920/21). Zu dieser Zeit erschienen die ersten beiden Publikationen Wieners: Die Lyrik der Kabbalah: eine Anthologie. Geistliche Lyrik der Juden in Nachdichtungen sowie Messias. Drei Dichtungen (beide 1920 im Löwit-Verlag). Nach der inflationsbedingten Krise des jidd. Kulturbetriebs ab 1922 entschied sich Wiener nach Berlin zu gehen, um dort in Kontakt mit der russisch-jüdischen Diaspora zu treten. Von dort es ihn wieder 1925 kurz nach Wien und 1926, ebf. kurz, nach Paris, bevor er in die Sowjetunion übersiedelte, wo er 1927 Redaktuer der Zs. Royte velt in Charkiw wurde. Von 1928 bis 1931 war er an der Ukrainischen Akademie der Wissenschaften in Kiew angestellt und lehrte dort Jiddische Sprache und Literatur.

Materialien und Quellen:

Eintrag von M. Krutikov auf: https://encyclopedia.yivo.org/article/1165

Mikhail Krutikov: From Kabbalah to class struggle: expressionism, Marxism, and Yiddish literature in the life and work of Meir Wiener, Stanford: Stanford University Press, 2011;Thomas Soxberger: Revolution am Donaukanal. Jiddische Kultur und Politik in Wien 1904-1938. Wien: Mandelbaum 2013, S. 175-178.

(PHK, in preparation)

Geb. 9. 12. 1885 in Wien, gest. 22.6. 1970 in Wien. Choreographin, Tänzerin, Tanzpädagogin, (Film)Schauspielerin.

Materialien und Quellen:

Eintrag bei: Wiesenthal-Projektgruppe.

Eintrag zu den Wiesenthal-Schwestern im Österreichischen Musiklexikon ÖML;

Richard Götz: Tanz. In: Der Tag, 17.1.1924, S.4;

Andrea Amort: Briefwechsel von Grete Wiesenthal mit Lily Calderon-Spitz. In: Magazin-Wienmuseum 2020, online:https://magazin.wienmuseum.at/briefwechsel-von-grete-wiesenthal-mit-lily-calderon-spitz

(PHK, in preparation)

Geb. 27.10. 1871 in Mariabrunn (bei Wien), gest. 5. 11. 1951 in Wien. Diplomat, Jurist, Publizist, Legitimist, Richter.

Materialien und Quellen:

Eintrag auf geschichtewiki.wien; Nachlass: Österreichisches Staatsarchiv.

Brigitte Schagerl: Im Dienst eines Staates, den es nicht mehr geben sollte, nicht mehr gab, nicht mehr geben durfte. Friedrich Ritter v. Wiesner. Diplomat, Legitimist und NS-Verfolgter. Diss. phil. Univ. Wien 2012.

(in preparation)

Geb. 17.4. 1881 in Wien, gest. 3.5.1932 in Mödling (Niederösterreich); Dramaturg, Schriftsteller, Theaterdirektor.

Materialien und Quellen:

Rede über Österreich (Ausschnitt, Österreichische Mediathek: hier); Raoul Auernheimer: Wildgans gesammelt. In: NFP, 23.11. 1930, S.1-3;

Klaus Kastberger: Sänger und Geiger [Zu Recht vergessen]. In: Volltext 2018; online verfügbar: hier.

(PHK, in Vorbereitung)

Geb. 7.2. 1889 in Schaffa/Šafov/Mähren, k.k. Österreich-Ungarn, heute Tschechische Republik, gest. 16.6. 1946 in Baldock/GB. Journalist, Literaturkritiker, Redakteur, Schriftsteller, Exilant.

Materialien und Quellen:

Eintrag auf: Linam (Literar. Karte deutschmährischer Autoren, mit Forschungsliteratur bis 2017); Eintrag auf: Jewish Virtual Library: hier.

Weitere Forschungsliteratur und Quellen:

Kurt Krolop: Ludwig Winder. Sein Leben und sein erzählerisches Frühwerk. [ursprüngl. Halle 1967, ungedr.] Olomouc 2015; Peter Becher: Schriftsteller Ludwig Winder. Kafkas Nachfolger im Prager Kreis. In: Deutschlandfunk, 16.6. 2016; Chantal Puech: Ludwig Winder – das Prosawerk. Wege aus der Unmündigkeit – eine Ethik des Handelns und der Pflicht. Würzburg: K & N 2019.

(PHK, in Vorbereitung)