Geb. 11.8.1884 in Wien; gest. 28. 1. 1962 in Zollikon, Kanton Zürich, CH. Schauspieler, (Stumm)film-Darsteller, Theaterleiter, Exilant.

Materialien und Quellen:

Eintrag in www.steffi-line.de/wlach (inkl. Filmografie)

Eintrag in: International Biographical Dictionary of Central European Emigrés 1933–1945. Hg. von W. Roeder u. H. A. Strauss, Bd 2,2. München: Saur, 1983, S. 1255.

Kay Weniger: ‚Es wird im Leben dir mehr genommen als gegeben …‘. Lexikon der aus Deutschland und Österreich emigrierten Filmschaffenden 1933 bis 1945. Eine Gesamtübersicht. Hamburg:ACABUS 2011, S. 546 f.

(PHK, in Vorbereitung)

Geb. 18.4.1881 in Wien, gest. 16.8.1963 in New York; Architekt, Designer, Exilant

Oskar Wlach, einer der Protagonisten der „zweiten Wiener Moderne“ der Zwischenkriegszeit, steht wohl zu Unrecht im Schatten seines langjährigen Architektur-Partners Josef Frank. Bevor dieser 1913 zu ihnen hinzustieß, hatten Wlach und Oskar Strnad schon einige Jahren zusammengearbeitet und gemeinsam Projekte realisiert. 1906 schloss er sein Studium an der Technischen Hochschule Wien bei Karl König mit einer Dissertation über die Frührenaissance ab; er war damit einer der ersten Absolventen der Technischen Hochschule, der einen Doktorgrad erhielt.

In Zusammenarbeit mit seinem Studienkollegen Oskar Strnad begann Wlach seine Tätigkeit als freiberuflicher Architekt; gemeinsam realisierten sie erste Häuser. Während des Ersten Weltkriegs realisierte Wlach einige Projekte in Istanbul, wo er, auch noch nach dem Krieg, in der technischen Gruppe des Militärbevollmächtigten arbeitete.
1919 kehrte er nach Wien zurück und heiratete Klari Haynal (geb. Krausz). Mitte der 20er Jahre gründeten Wlach und Frank die Einrichtungsfirma „Haus & Garten“, wobei Wlach die Funktion des Geschäftsführers innehatte. Die erfolgreiche Firma fertigte unzählige Wohnungseinrichtungen und war auch für Entwürfe von Stoffen, Möbeln, Gartenmöbeln und Gartengestaltung bekannt.
Nach 1934, als Frank bereits nach Schweden emigriert war, führte Wlach „Haus & Garten“ alleine weiter ebenso wie seine Arbeit als Architekt. 1938 wurde die Firma arisiert. Wlach und seiner Frau gelang die Flucht in die Schweiz, aus der sie Nach einer Zwischenstation in London 1939 in die USA emigrierten.

Materialien und Quellen:

Biographie siehe: Architekturzentrum Wien – Architektenlexikon: Wlach.

Eintrag J. Frank und O. Wlach unter: Villa Beer.

(PHK)

Geb. 20.4.1862 in Brünn, Kaiserthum Österreich (heute: Brno, Tschech. Republik), gest. 1.5. 1937 in Berlin.

Nationalökonom, Zeitschriften-Herausgeber

Materialien und Quellen:

Hubert Kiesewetter: Julius Wolf 1862–1937. Zwischen Judentum und Nationalsozialismus. Eine wissenschaftliche Biographie. Stuttgart: Steiner 2008.

(PHK, in preparation)

Geb. 27.1. 1862 in Eger/Cheb, Böhmen, k.k. Österreich-Ungarn, gest. 11.6.1941 in Wien. Burschenschafter, Journalist, Redakteur, Abgeordneter zum Reichsrat, Mitglied der deutschösterreichischen Nationalversammlung 1918-1919, Antisemit.

Wolf, der bereits in seiner Studienzeit in Prag als Gründer mehrerer burschenschaftl. Verbindungen mit deutschnationaler Ausrichtung hervorgetreten war, entwickelte sich, zunächst unter Förderung durch Georg v. Schönerer, zu einem rhetorisch forschen Exponenten der deutschnationalen Politik im Kontext der deutsch-tschechischen Sprachen- und Nationalitätenkonflikte der späten 1890er Jahre. Dabei trat er offensiv gegen die Sprachenverordnung des Min.Präs. Badeni (1897) auf, forderte diesen auch zum Duell, in dem er ihn verletzte. Ebf. in den 1890er Jahren trat er in die Redaktion deutschnationaler Ztg. Wie z.B. das Deutsche Volksblatt sowie Ostdeutsche Rundschau ein, deren Mitbegründer (mit finanzieller Unterstützund durch Schönerer) er war. Aus letzterer wurde er, nachdem er sich von Schönerer schon vor 1907 abgespaltet hatte, später wegen Korruptionsverdacht von Schönerer fallengelassen, 1920 auch definitiv entlassen, d.h. ‚abgefunden‘ (WMZ, 1.6.1920). Anfang 1918 firmierte Wolf als Mitunterzeichner eines Aufruf an die Deutschen Österreichs, in dem harsche Durchhalteparolen verbreitet sowie sämtliche Befürworter eines Separatfriedens verunglimpft wurden. Die Arbeiter-Zeitung veröffentlichte dazu den Kommentar Darbendes Volk, denk‘ daran!, gegen den Wolf u.a. Mitunterzeichner Klage wegen übler Nachrede einbrachten, die zu einer Verurteilung des AZ-Chefredakteurs Friedrich Austerlitz im Mai 1918 führte (NFP, 23.5.1918,10). Noch vor Ende des Weltkrieges vollzog Wolf eine weitere Wende hin zur rabiaten Form eines rhetorischen Deutschnationalismus, der selbst unter ehemaligen Weggefährten wegen ihrer antisemitischen Ausfälle, die u.a. auch die „stramm deutsche“ Ausrichtung zahlreicher böhmischer jüd. Intellektuelle (I. Kuranda z.B.) einschloss, Kritik nach sich zog (vgl. anonymer Beitrag im NWJ, 14.7.1918, 2). In der Provisorischen Nationalversammlung trat Wolf (fast erwartungsgemäß) als antisemitischer Redner und als Befürworter der konsequenten Ausgrenzung der ostjüdischen insbes. nach 1915 nach Wien geflüchteten bzw. zugezogenen Bevölkerung in Erscheinung (Jüdische Korrespondenz, 14.11.1918,1). Nach seinem Ausscheiden als Abgeordneter, versuchte es Wolf im Mai 1919 mit einer Kandidatur zum niederösterreich. Landtag, mit der er scheiterte, weshalb er sich verbittert aus dem politischen Leben (vorübergehend) zurückzog, – um „30 Jahre zu spät“, wie ein Kommentar im Neuen Wiener Journal (NWJ, 23.5.1919,S. 8) anmerkte. Auch die Idee einer Kandidatur zum czechoslowak. Parlament scheiterte rasch (Linzer Tagespost, 14.1.1920, S. 5). Daraufhin versuchte er wieder verstärkt publizistisch tätig zu werden und übte, mangels schwindender Einkünfte, auch die Tätigkeit eines Versicherungsagenten in Nordböhmen aus. In den Folgejahren führten diese Umstände, verschärft durch eine Gehör-Erkrankung, zur Annäherung an die nationalsozialist. Bewegung, für die er ab 1923 auch als Agitator u. Redner auftrat, z.B. bei Radau-Kundgebungen (AZ, 23.10. 1924; WMZ, 24.10.1924, 3) oder in der Kampagne gegen die „Entartung des Kunstwesens“ (WMZ, 21.12.1924, 5). Karl Tschuppik erwähnte ihn in seinem Feuilleton Der heroische Trottel (im Zshg. mit einem Wiener Mordprozess) im Prager Tagblatt als Modell für einen in Worthülsen lebenden, kranken Menschen. In den weiteren 1920er Jahren betätigte sich Wolf auf verschiedensten deutschnationalen und ‚deutscharischen‘ Treffen und diente sich als „Stiefelputzer“ auch Starhemberg und der Heimwehr an (Tagblatt, 12.9.1929, S. 1). 1932 erschienen, meist kritisch-distanziert, noch einige Erinnerungsartikel anlässlich seines 70. Geburtstages zahlreichen Zeitungen; 1933 trat er überraschenderweise wieder als Herausgeber einer – von den Nazis – finanzierten Zeitung, in Erscheinung (AZ, 23.6.1933, S.4; WAZ, 24.6.1933, S. 3). 1937 war er als ‚Ehrengast‘ bei Adolf Hitler, 1938 ‚kandidierte‘ er, so der Völkische Beobachter vom 8.4.1938, auf der „Liste des Führers“.

Materialien und Quellen:

Eintrag bei Metapedia (inkl. ‚Würdigung‘ seines Andenkens): hier.

N.N.: Darbendes Volk, denk‘ daran! In: AZ, 11.3.1918, S. 3; Die Ost-Deutsche Rundschau erscheint wieder. In: Wiener Morgenzeitung, 1.6.1920, S. 3; N.N.: Hakenkreuzlerkrawalle auf dem Alsergrund. In: AZ, 23.10.1924, S. 5; K.M. Wolf und G. Tschan. Der Apostel der Sittlichkeit. In: Wiener Morgenzeitung, 21.12.1924, S.5; N.N.: Wiedersehensfest der deutscharischen Gurken. In: Arbeiterwille, 8.7.1928, S. 3-4; K.H. Wolf. In: Wiener Allgemeine Zeitung, 24.6.1933, S. 3; K.H. Strobl: K.H. Wolf zu seinem Geburtstag. In: Völkischer Beobachter, 27.1.1940, S. 4.

(PHK)

Geb. 16.10. 1896 in Wien, gest. 12.8. 1948 in Krems (Niederösterreich); Beamter, Offizier, Antisemit und NSDAP-Mitglied seit 1933, Publizist und Schriftsteller.

Materialien und Quellen:

Eintrag im ÖBL;

(PHK, in preparation)

Geb. 2.1.1905 in Wängle/Reutte (Tirol), gest. 5.7. 1987 in Innsbruck. Erwachsenenbildner, Herausgeber, Kritiker, Publizist.

Nach abgelegter Matura am Stiftsgymnasium Seitenstetten inskribierte Zangerle 1925 an der Univ. Innsbruck Geschichte, Geografie und Germanistik, wo er sein Studium mit einer volkskundlichen Arbeit 1934 abschloss. Bereits zuvor war er Leser der Zeitschrift Der Brenner und lernte dessen Hg. Ludwig v. Ficker auch schon 1925 persönlich kennen, um mit ihm bis zu dessen Tod freundschaftlich verbunden zu bleiben. Nach dem Studium unerrichtete er an der vom Austrofaschismus übernommenen Arbeiterkammer Innsbruck arbeitslose Jugendliche und wurde bald Bildungsreferent.

Materialien und Quellen:

Eintrag in Literatur Landkarte Tirol;

I. Zangerle: Die Bestimmung des Dichters. Ein Versuch (Freiburg 1948); I. Zangerle: Zur Situation der Kirche. Aufsätze 1933-1963. Salzburg 1963

(in preparation)

Geb. 1.12.1905 in Kaden (bei Aussig, Böhmen, heute: Kadan, Tschechische Republik), gest. 7.3. 1981 in Chicago/USA. Rechtswissenschaftler, Statistiker.

Materialien und Quellen:

(PHK, in preparation)

Geb. 9.4. 1883 in Wien, gest. 1.4. 1953 in Wien. Kritiker, Literaturhistoriker, Mittelschullehrer und Direktor.

E.Z. studierte an der Univ. Wien Geschichte und Germanistik, promovierte 1905 und legte 1908 die Lehramtsprüfung ab. Danach unterrichtete er in verschiedenen Gymnasien wie z.B. in Krumau oder Triest. Den Ersten Weltkrieg machte er bei den Tiroler Kaiserjägern mit und überstand ihn. Ab 1920 war er Mitarbeiter der AZ und verfasste dort eine Reihe von Buchkritiken und wirkte als Mittelschullehrer in Wien, ab 1929 als Direktor eines Gymnasiums. Im März 1934 wurde er zwangspensioniert.

Materialien und Quellen:

Eintrag in: Theodor Kramer Gesellschaft: hier;

E. Z.: Goethes politische Anschauungen. In: AZ, 20.3.1932, S. 16;

(PHK, in preparation)

geb. am 14.10.1871 in Wien – gest. am 15.3.1942 in Larchmond/N.Y. (USA); Dirigent, Komponist, Opernleiter, Exilant.

Der Sohn eines zum sephard. Judentums übergetretenen vormals kathol. Angestellten, Schriftstellers u. Journalisten kam bereits im frühen Kindesalter mit der (Haus)Musik in Berührung. Seine Schulausbildung absolvierte er in der sephardischen Schule Midrasch Eliahu in der Novaragasse (2. Bez.) u. wechselte nach zwei Jahren in die öffentl. Volksschule. Als knapp 13jähriger wurde er in das Konservatorium d. Gesellschaft für Musikfreunde aufgenommen u. studierte dort Klavier u. Theorie, letzteres u.a. bei Robert Fuchs. 1887 erhielt er ein Rubinstein-Stipendium u. schloss seine Studien erfolgr. ab, um in den Folgejahren als Solist in Ersch. zu treten u. 1891 die erste Komposition im Musikverlag Breitkopf & Härtel (Leipzig) zu veröffentlichen. Seine symphon. Abschlussarbeit wurde im Konservatorium aufgeführt.

Aus: Der Morgen, 26.12.1910, S. 3

Wegen seiner geringen Körpergröße vom Militärdienst freigestellt konnte sich Z. voll dem Wiener Musikleben widmen. 1894 trat er in den Wiener Tonkünstlerverein ein, 1895 begr. er den Musikalischen Verein Polyhymnia, wo er Arnold Schönberg kennenlernte, dem er Privatunterricht erteilte. Zu dieser Zeit stellte er seine erste Oper, Sarema, fertig, die 1897/98 an der Münchner Hofoper mit Erfolg aufgeführt wurde. Im selben Jahr folgte eine weitere Symphonie (B-Dur, für die Z. den Beethovenpreis erhielt), 1899 die spätromantische Oper Es war einmal…, die von G. Mahler 1900 auf der Hofoper uraufgeführt wurde. Ebf. 1899 trat Z. aus der jüd. Kultusgemeinde aus; seine Schwester Mathilde folgte dem 1901 u. heiratete A. Schönberg. Um 1900 begann sich Z. vom trad. Harmonie- u. Tonart-Konzepten zu lösen u. entwickelte eine eigenständige Tonalität mit an die Grenzen gehenden Motivstrukturen, meist in d-Moll. Im Jahr 1900 lernte Z. die begabte wie attraktive Alma Schindler kennen u. lieben, die bei ihm Klavierunterricht nahm, eigene Kompositionen anfertigte sowie eine sehr präsente Salonniere war. Zur Ehe kam es nicht, weil Z. einen Rückzug Almas aus der Öffentlichkeit verlangte u. jene zugl. auch Gustav Mahler kennenlernte, den sie 1902 heiratete. Nach dem Tod seines Vaters musste Z. auch die Familie versorgen und nahm dazu die Stelle des Chefdirigenten am Carltheater an, wechselte dann aber bald an das Theater an der Wien und 1904 in die spätere Volksoper. 1905 verh. er sich mit Ida Guttmann. 1907 bot ihm Mahler nach mehreren gescheiterten Bewerbungen an größeren deutschen Opernhäuser eine Stelle an der Wiener Hofoper an, die er jedoch nur ein Jahr innehatte, weil danach Mahler von F. Weingartner abgelöst wurde und Z. wieder für einige Jahre an die Volksoper zurückkehrte. 1911 nahm er das Angebot an, Dir. des ›Neuen Deutschen Theaters‹ in Prag zu werden, dem er bis Mitte der 1920er Jahre verbunden blieb, obwohl er nach 1918 versuchte, nach Wien zurückzukehren. In Prag wandte er sich der Form von Operneinaktern und lyrischen Dramen  (nach Textvorlage von O. Wilde oder Rabindranath Tagore) zu u. arbeitete Ballettvorlagen von H. v. Hofmannsthal um. In den 1920er Jahren trat er auch internat. als Dirigent in Erscheinung, z.B. in Rom oder Barcelona, aber auch in Wien u.a. als Dirigent von G. Mahlers Lied der Erde 1919. 1920 wirkte Z. auch am Wiener Musikfest in Form von Dirigaten mit u. wurde zum artist. Leiter der Deutschen Akademie für Musik u. Darstellende Kunst in Prag berufen. Mitte 1927 wechselte er als Erster Kapellmeister (unter dem jüngeren Otto Klemperer) an die sog. Krolloper nach Berlin, einem experimentell ausgerichteten Musiktheater, an dem Z. wieder stärker zur Kompositionstätigkeit finden konnte. So überarb. er dort die Wiener Fassung der Oper Kleider machen Leute (nach G. Keller, die bereits in Wien David J. Bach als Oper, die „neue Wege“ einschlage, gewürdigt hat; 1910/1922) stellte die Oper Der Zwerg, seine Aufarb. der Bez. zu Alma 1921 fertig u. zugleich ein Versuch, Oper zeitgemäß zu fassen, was 1923 anlässl. der Wiener Staatsopernauff. zu kontroversen Reaktionen führte, nicht zuletzt aufgr. der umstrittenen Nachdichtung der Wildschen Vorlage durch G. C. Klaren. Für die Spielsaison 1929-30 war Z. als Leiter der Leningrader Staatsoper nominiert (Der Tag, 21.8.1929, 6), trat aber diese Stelle nicht an. Nach der Schließung der Krolloper (1931) infolge der Wirtschaftskrise nahm Z. wieder seine Dirigentenarbeit auf (häufig in Wien u.a. von Beethoven-, Mahler- oder Smetana-Werken), vollendete 1932-33 Der Kreidekreis (nach Klabund) u. begann 1933 mit K. Weill die Oper Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny einzustudieren, als der Machtantritt des Nationalsozialismus sein Verbleiben in Berlin bzw. Deutschland verunmöglichte. Noch im Frühjahr kehrte Z. nach Wien zurück, inzwischen, nach dem Tod seiner Frau Ida (1929) mit Louise Sachs, die in der Prager Zeit bei ihm Gesangunterr. genommen hatte u. bald seine Geliebte wurde, verheiratet. In Wien pflegte Z. freundschaftl. Bez. zu Alban Berg u. schuf eine Reihe von symphon. u.a. Werken, darunter 1935-36 auch die Oper Der König Kandaules (nach einer Vorlage von A. Gide). Kaum hatte sich die Lage des neuen Ehepaares Z. stabilisiert (u.a. war es ihnen möglich, ein Haus zu erbauen), zerstörte der Anschluss von 1938 die weiteren Lebenspläne, die auch zu schweren gesundheitl. und psychischen Krisen führte. Im Sept. 1938, nach Entrichtung von über 27.000 RM sog. Reichsfluchtsteuer, konnte das Ehepaar Z. mit US-Visen ins Exil abreisen u. erreichte am 23.12.1938 New York. Im Exil auch zu Gelegenheitskompositionen gezwungen erlitt er 1939 einen Schlaganfall, von dem er sich nicht mehr wirklich erholen konnte, und verstarb bald nach der Übersiedelung in ein Landhaus bei New Rochelle.


Quellen und Dokumente

Theaterzettel zu Es war einmal … vom 22.1.1900David Josef Bach: Volksoper [Rez. zu Kleider machen Leute]. In: Arbeiter-Zeitung, 3.12.1910, S. 8Elsa Bienenfeld: Volksoper [Rez. zu Kleider machen Leute]. In: Neues Wiener Journal, 3.12.1910, S. 1f., Richard Batka: Kleider machen Leute. Komische Oper nach Gottfried Keller von Leo Feld. Musik von Alexander Zemlinsky. In: Prager Tagblatt, 7.12.1910, S. 1f., Elsa Bienenfeld: Konzert des Musikfestes. Schönberg – Zemlinsky – Hausegger. In: Neues Wiener Journal, 7.6.1920, S. 3, David Josef Bach: Der Künstler und die Welt. (“Der Zwerg” von Alexander Zemlinsky. Zur Aufführung der Staatsoper.) In: Arbeiter-Zeitung, 2.12.1923, S. 8f., “Der Kreidekreis”. Oper von Alexander Zemlinsky. Zur Übertragung aus Graz. In: Radio Wien (1934), H. 19, S. 13.

Literatur

Biographie auf zemlinsky.at.

(PHK)

geb. am 21.6.1903 in Treffen (Kärnten) – gest. am 8.2.1943 in New York; Schriftsteller, Politiker, Exilant

Der Sohn eines Kaufmanns und Landwirts besuchte zunächst das Stiftsgymnasium St. Paul im Lavanttal um danach einige Semester Jus in Wien zu studieren. Ab 1926 arbeitete Z. auch als Journalist, so z.B. wurde er im April 1927 zum „Schriftleiter“ der ›Kärntner Monatshefte‹ bestellt (Freie Stimmen, 4.4.1927). 1928 trat er der paramilitärischen Formation Steirischer Heimatschutz (unter dem Kommando von W. Pfrimer) bei und begann sich politisch zu exponieren; bereits 1929 wurde er Sekretär der Bundesführung der Heimwehren und ab 1930 im sog. Heimatblock, der von Mussolini mitfinanzierten politischen Wahlbewegung der Heimwehren, tätig, der bei den Wahlen im Nov. 1930 etwa 6% der Stimmen erzielen konnte.

Literarisch trat Zernatto erstmals 1930 mit einer Novelle in einem Sammelbd. junger österr. Schriftsteller in Gesellschaft mit F. Schreyvogl und K. H. Waggerl im Staackmann Verlag an die Öffentlichkeit. Kurz darauf wurde ihm der Lyrik-Preis der Zs. ›Die Kolonne‹ (Dresden) für Gedichte zugesprochen, die noch im selben Jahr in einem Bd. erschienen, der Z. endgültig als eigenständige Stimme etablierte, in Gelobt sei alle Kreatur. Z.s. politische Ausrichtung stand offenbar Kontakten mit den sozialdemokrat. Bildungsinstitutionen nicht im Wege: im Okt. 1930 las er z.B. in der VHS Ottakring aus eigenen Werken und wurde dabei von Th. Kramer vorgestellt. In der Zs. des Österr. Alpenvereins erschien zwischen Jänner 1931 und Februar 1932 der Roman Der Weg über den Berg als Fortsetzungsroman, und Radio Wien nahm Zernatto-Ged. fortan regelmäßig in sein literar. Sendeprogramm auf. Diese Resonanz führte wohl dazu, dass Z. 1932 in den Reclam- Deutscher Almanach für das Jahr 1933 mit zwei Ged. aufgenommen wurde. Im Febr. 1933 trat er gem. mit F. BrügelF. Th. Csokor, O.M. Fontana, Josef Luitpolt u.a. im Zuge einer Urania-Lesung an die Öffentlichkeit, im Nov. desselben Jahres mit dem Vortrag Mensch und Zeit in Radio Wien, auf den O. Koenig in der AZ verhalten kritisch reagierte. Im Okt. 1933 erschien schließl. der zweite bed. Gedichtband Die Sonnenuhr, diesmal im Staackmann-Verlag. 1934 wurde Z. wieder (kultur)politisch stärker tätig, u.a. durch die Ernennung zum Mitglied des ›Bundeskulturrates‹ in der autoritär-ständestaatlichen Regierung. Im Juli 1934 übernahm Z. die Leitung des Magazins ›Die moderne Welt‹, in der er auch selbst Beiträge veröffentlichte, vorwiegend Texte zum Verhältnis Mensch und Landschaft aber auch über die hochbegabte Roswitha Bitterlich (1920-2015). Auch in der Anthologie Österreichische Lyrik der Gegenwart (Saturn Verlag) war er vertreten; er wurde ferner in den Vorstand des ›Kulturbund‹ (NWJ, 6.10.1934) berufen, las wiederholt bei Veranstaltungen des ›Deutsch-österreichischen Schriftstellerverbandes‹ sowie des ›Volksbund der Katholiken Österreichs‹. Im Okt. 1934 wurde das Erscheinen seines Romans Sinnlose Stadt angezeigt, der auch in Form von Lesungen in Radio Wien vorgestellt wurde. 1935 vervollständigte sich die Integration Z.s. in den austrofaschist. Kulturbetrieb; er wurde u.a. Beirat der Kommission für Filmwissenschaft (neben R. Henz u. J. Nadler), war im Vorstand des ›Katholisch-deutschen Schriftstellerverband Österreichs‹, ferner in allen Almanachen u. Kalendern vertreten. Radio Wien räumte ihm breiten Raum für Vorträge u. Eigenlesungen ein, in deren Rahmen er von Erwin Rieger hymnisch vorgestellt wurde als einer, der „das herbe männliche Kärnten“ würdig vertrete: seine Gedichte wären zugleich „vom Besten […], was österreichische Lyrik in den letzten Jahren“ hervorgebracht habe. In einer Darstellung im NWJ unter dem Titel Ein österreichischer Bauerndichter präsentierte sich Z. weltgewandt, wies auf den „romanisch-slawischen Einschlag meines Wesens“ hin, nicht ohne das Deutsche als den zentralen zu bestimmen. Als Problemfelder seiner Dichtung nannte er das Grenzlandproblem, das Verhältnis Mensch und Landschaft sowie das Zeitproblem. Einflüsse wies er von sich, an anregenden Lektüren erwähnt er neben der Bibel Th. Haecker, K.-H. Waggerl, K. Hamsun u. A. Wildgans sowie die Klassiker Goethe u. Kleist, während er die Repräsentanten der (Wiener) Moderne, einschl. Hofmannsthal u. Rilke als artistisch und für seine Generation wenig bedeutend, kleinredete.

Im Juni 1936 wurde Z. nicht nur Generalsekr. der ›Vaterländischen Front‹ (VF), in der er sich für eine offensive Österreich-Ideologie und die Initiative ›Neues Leben‹ stark machte, sichtbar etwa in der Einrichtung der ›Österreichischen Länderbühne‹, die im Schönbrunner Schloßtheater mit einem (unbedeutenden) Volksstück ihre Tätigkeit aufnahm, sondern war bereits auch schon Staatssekretär der Reg. Schuschnigg und somit in vielen Feldern der Tages- wie der Kulturpolitik präsent. In diesen Funktionen führte er Verhandlungen mit dem nationalen und z.T. schon nationalsozialistischen Lager und versuchte publizistisch Vereinbarkeiten wie Grenzen zwischen der austrofaschistischen Österreich-Ideologie und dem NS auszuloten bzw. festzuschreiben. 1937 war Z. vor allem auf der propagandistischen Front der zunehmenden Infragestellung Österreichs gefordert; mehrere Reden gegen den Defaitismus sowie gegen Saboteure des Dollfuß-Kurses (!) vor VF-Funktionären, die zugleich die Schwäche der ständestaatl. Organisationsarbeit und des austrofaschist. Kurses anzeigen, zeugen davon. Dabei griff Z. ausgiebig auf das Medium Radio zurück, etwa in Form von sonntäglichen ‚Bundesappellen‘ der VF. Im Zuge der letzten Regierungsumbildung am 16.2.1938 avancierte Z. vom Staatssekr. zum Minister für die VF, womit Schuschnigg, wie die Zeitungskommentatoren festhielten, die enge Verbundenheit zwischen der Regierung und der VF auch nach außen hin signalisieren wollte. Z. war dabei keineswegs ein parteifreier Minister. Seine letzte Radioansprache datiert vom 9.3. 1938, gem. mit K. Schuschnigg; unmittelbar nach dem ›Anschluss‹ flüchtete Z. aus Österreich und traf über Ungarn, Jugoslawien und Italien im Frühherbst in Paris ein. Dort versuchte er in kathol. Exilkreisen Fuß zu fassen, veröffentlichte Die Wahrheit über Österreich(1938, frz. Typoskr. 1939) und anlässl. des Jahrestages des Anschlusses im konservat. Le Figaro auch einen Beitrag über das Ausbleiben des Widerstands und bekannte sich dabei nachdrücklich zu Dollfuß. 1940 gelang ihm die Flucht in die USA, wo er ab 1941 an der Fordham University Politikwissenschaft unterrichtete und umstrittene Beziehungen zu O. v. Habsburg und seinen Exilaktivitäten unterhielt. 1943 verstarb er infolge eines Herzinfarkts.


Quellen und Dokumente

Ein Kind ein Wunder. In: Moderne Welt 16 (1934), H. 3, S. 12f., Das große VF-Werk “Neues Leben”. In: Neues Wiener Journal, 2.7.1936, S. 3, Mondnachtlegende. In: Die Bühne (1936), H. 424, S. 47, Gegen alle Saboteure des Dollfuß-Kurses! Aktuelle Fragen der österreichischen Politik. In: Neues Wiener Journal, 9.4.1937, S. 3.

Anzeige zu: Die 7 Jungen aus Österreich. In: Anzeiger für den Buch-, Kunst- und Musikalienhandel (1930), H. 22, S. 136, Ankündigung einer Lesung in der Volkshochschule Ottakring. In: Arbeiter-Zeitung, 31.10.1930, S. 11, Felix Braun: “Gelobt sei alle Kreatur.” In: Arbeiter-Zeitung, 14.6.1931, S. 30, Emil Arnold-Holm: Moderne österreichische Lyrik. Guido Zernatto: “Gelobt sei alle Kreatur”. Erika Mitterer: “Dank des Lebens”. In: Neues Wiener Journal, 5.9.1931, S. 6, Ein österreichischer Dichter. Gespräch mit Guido Zernatto. In: Neues Wiener Journal, 9.10.1934, S. 4, Erwin Rieger: Guido Zernatto. Eigenvorlesung am Sonntag, 12. Mai. In: Radio Wien (1935), H. 33, S. 5, Karikatur der Woche. In: Der Morgen, 6.7.1936, S. 7, Der Aufgabenkreis der neuen Minister. In: Neues Wiener Tagblatt, 17.2.1938, S. 1, Zwei bedeutende Reden. In: Gerechtigkeit, 10.3.1938, S. 5, Die Habsburgerumtriebe in Amerika. In: London Information of the Austrian Socialists in Great Britain (1943), H. 1, S. 2f.

Literatur

Otmar Drekonja: Erinnerungen an Guido Zernatto. Unbekanntes aus der Schreibtischlade eines Österreichers aus Kärnten. Klagenfurt 1981; Ders.: Guido Zernatto. In: J.M. Spalek, J. Strelka (Hgg.): Deutschsprachige Exilliteratur seit 1933. Bd.2: New York. Bern 1989, 997-1009; Karlheinz Rossbacher: Dichtung und Politik bei Guido Zernatto. In: F. Kadrnoska (Hg.): Aufbruch und Untergang. Österreichische Kultur zwischen 1918 und 1938. Wien-München-Zürich 1981, 539-559; Ingeborg Zimmer: Guido Zernatto, Leben und dichterisches Werk. Diss. Univ. Graz 1966, Klagenfurt 1970, erw. Neuaufl. 1993; Daniela Strigl: ‚Fremdheiten‘. Österreichische Lyrik der Zwischenkriegszeit: Jakob Haringer, Theodor Kramer, Wilhelm Szabo, Guido Zernatto. In: P.-H. Kucher: Literatur und Kultur der Zwischenkriegszeit. Bielefeld 2007, 179-193, bes. 189f.; Dies.: Anspruchsvolle Armut? Zur Lyrik von Theodor Kramer und Guido Zernatto. In: Elke Brüns (Hg.): Ökonomien der Armut Soziale Verhältnisse in der Literatur. München u. a. 2008, 173-188; Johannes Sachslehner: Guido Zernatto. In: Killy Literaturlexikon Bd. 12, Berlin-Boston 2011, 649-651.

(PHK)