Dos Passos, John
Geb. 4.1.1896 in Chicago, gest. 28.9. 1970 in Baltimore (USA). Schriftsteller, Essayist, Maler.
Als unehelicher Sohn des Rechtsanwalts John Randolph Dos Passos (1844–1917), der portugiesischer Herkunft war, wuchs JDP unter der Obhut seiner Mutter Lucy Addison Sprigg Madison in Virginia auf. Bereits als Schüler unternahm er in Begleitung eines Privatlehrers ausgedehnte Reisen nach Europa und eignete sich dabei Wissen über klassische Kunst, Kultur und Architektur an. 1913 fing er ein Studium in Harvard an, das er 1916 abschloss. 1917 finden wir JDP in Spanien, von wo er nach Paris ging und sich über das Rote Kreuz als Fahrer für Kranken- und Verwundetentransporte meldete. Im selben Jahr fing er an seinem ersten Roman One Man’s Initiation: 1917 zu arbeiten an, der 1920 veröffentlicht wurde, gefolgt vom Anti-Kriegs-Roman Three Soldiers (1921), der ihm erste Anerkennung eintrug. Den internationalen Durchbruch erzielte er mit Manhattan Transfer 1925 (dt. EA 1927), einem der bedeutendsten und formal innovativsten Großstadtromane der literarischen Moderne. Zu dieser Zeit verstand er sich als Sozialrevolutionär, bezog eine kritische Distanz zu den USA, engagierte sich Verfolgte aus politischen Gründen wie z.B. Ferdinando Sacco und Bartolomeo Vanzetti, welche er vor der Todesstrafe zu retten suchte. 1928 hielt es sich einige Zeit in der Sowjetunion auf, um den Sozialismus/Bolschewismus aus der Nähe zu studieren. Zwischen 1930 und 1936 verfasste Dos Passos die Trilogie U.S.A., bestehend aus den Romanen The 42nd Parallel, 1919 und The Big Money, die sich durch verschiedene Formen der Collagen-Technik auszeichnet. Gemeinsam mit seinem Freund E. Hemingway solidarisierte er sich mit der Spanischen Republik in ihrem vergeblichen wie verzweifelten Kampf gegen den Franco-Militärputsch und dessen faschistisch-nationalsozialistische Unterstützung. Zugleich lernte er in Spanien auch den Terror der Sowjets kennen, die u.a. seinen Übersetzer J. Robles ermordeten, weshalb er kritische antistalinistische Artikel verfasste, die auch zum Bruch mit Hemingway führten und eine Marginalisierung seiner Person wie seiner Werke (international) zur Folge hatte.
Materialien und Quellen:
Christian Linder: John Dos Passos – Pionier der Literatur des 20. Jahrhunderts. In: Deutschlandfunk 14.1. 1921;
N.N. (Korrespondent der Frankf. Ztg): Der amerikanische Barbusse. In: Wiener Allgem. Ztg., 15.12.1921, S. 7; L.H.: Die Verbrecher (Rez. zu Drei Soldaten). In: Der AbendTageszeitung, begründet im Juni 1915 durch Carl Colbert, die aufgrund zensurmäßiger Eingriffe und ihrer tendenziell l..., 11.10. 1922, S. 3; Harry Kahn: Der amerikanische Barbusse. In: Pester Lloyd, 30. 12. 1922, S. 16; S. Berberich: Amerikanische Zeitromane. In: NWJ, 2.7. 1923, S. 4; Rudolf J. Kreutzeigentlich Rudolf Krisch, geb. am 2.2.1876 in Rozdalowitz, Böhmen - gest. am 3.9.1949 in Grundlsee, Steiermark; Schrift...: Ein amerikanischer Roman gegen den Krieg. In: NFP, 2.9. 1923, S. 31-32; [Retlaw.]: So sieht New York aus? „Manhattan Transfer“, Roman einer Stadt. In: NWJ, 14.12. 1927, S. 8; Otmar Haeller: J.Dos Passos: Manhattan Transfer (Kurzrez.). In: Neues Wr. Tagbl., 13.2.1928, S. 26; Ernst Lorfy: Zahlen einer Weltstadt. In: Der TagTageszeitung 1922-1938 Materialien und Quellen: Eintrag über Redaktionsverantwortliche bei OeAW: https://www.oeaw.ac.at..., 15. 4. 1928, S. 6;
(PHK, in preparation)