Lederer, Max

Geb. 21.7. 1881 in Pilsen (k.k. Österreich-Ungarn, heute heute: Plzeň, Tschechische Republik; gest. 25.1.1950 in Washington D.C./ USA. Gymnasiallehrer, Literaturwissenschaftler, Feuilletonist, Kritiker, Exilant

Lederer (nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen M. L., Ministerialbeamter, zuletzt Sektionschef bis 1922 im Staatsamt für soziale Verwaltung und Verfasser einer Reihe von sozialpolitischer Broschüren), der 1912 in den Schuldienst eintrat (k.k. Staatsrealgymnasium Wien, 21. Bez.) wird 1917-18 als Vortragender für die Urania zu Themen der Literatur (zunächst im Zyklus Spaziergänge mit Wiener Poeten, April-Nov. 1917 dann 1918 zu englischen Autoren wie R. Kipling oder englische Literaturgeschichte des 19.Jhdts.) fassbar. 1919 näherte er sich, nun Mitarbeiter des Reform-Schulpolitikers Otto Glöckel, der Sozialdemokratie an, was sich u.a. auch in der Ausrichtung einiger seiner Vorträge (Urania, Volksbildungshaus Stöbergasse) spiegelte, z.B. zur Frage der Einheitsschule oder im mehrteiligen Zyklus Dichtung und Revolution (August-Okt. 1919), der seinen eigentlichen Interessensschwerpunkt, d.h. die österr. Dichtung des 19. Jhdts., auch in ihren institutionellen Kontexten, (Nestroy, Raimund, Anzengruber) begleitete. 1920 erschien seine Geschichte der deutschen Literatur von Klopstock bis Schiller, der 1921 Grabbe- und Collin-Vorträge folgten. Aus dem Umfeld seiner Beschäftigungen mit der österr. Literatur um 1800-1830 entstand 1922 eine Briefedition zu Heinrich v. Collin als kritischer Beitrag zur Literaturgeschichte der (öst.) Restaurations- und frühen Vormärzzeit, die u.a. in der AZ lobend besprochen wurde (AZ, 27.6.1922, 7-8, Der Spitzelkaiser). 1925 legte er die erste Studie zum Werk des vielgespielten Bühnenautors Karl Schönherr vor; noch breitere Resonanz erzielte jedoch seine Tätigkeit als Literaturkritiker bei Radio Wien ab 1926, für das er bis 1932 etwa ein Dutzend Autorenporträts verfasste, die auch ausgestrahlt wurden, darunter neben seinen bereits erwähnten Schwerpunkten auch zu Ferdinand Kürnberger (14.10. 1928), zu Alfons Petzold (1932), dem „Arbeiterdichter“ Hans Winterl (22.1.1930), aber auch zu Franz Werfel (3.1. 1930) oder leitete eine Sendung zum Lyriker, Romancier und Komponisten Erwin Weill (20.8. 1931, Kurzportät: hier) ein, sowie zu Henry W. Longfellow (1932). Ab 1933 betätigte er sich auch als Radiosprecher und ab 1934 durfte er nur mehr gelegentlich die Rubrik „Bücherstunde“ gestalten, zuletzt am 4.4.1937. Nach dem Anschluss im März 1938 flüchtete er aufgrund seiner jüdischen Herkunft aus Wien und gelangte in die USA.

(PHK, work in progress)