Lichtenberg, Wilhelm

geb. 10.01.1892 in Wien – gest. 26.09.1960 in Basel; Schauspieler, Regisseur, Schriftsteller.

Der aus einer jüdischen Familie stammende „Spezialist der humorvollen Satire“ (Linzer Tagespost, 9.10.1930, S. 15.) war zunächst vor allem als Schauspieler aktiv und spielte 1915 am Olmützer Stadttheater, anschließend am Linzer Stadttheater; ab 1917 war er Mitglied des Stadttheaters in der nordböhmischen Kurstadt Teplitz/Teplice. Dort lernte er die Operettensängerin Margit Karmont-Knopf kennen, die er 1918 heiratete und mit der er eine Tochter bekam. In der Sommersaison 1923 hatte Lichtenberg ein Engagement am Wiener Raimundtheater

Parallel zu seinem schauspielerischen Wirken war er auch als Regisseur tätig, so etwa am Breslauer Stadttheater (wo er auch stellvertretender Direktor war), in den Wiener Kammerspielen und an der Neuen Wiener Bühne. Im Mai 1923 übernahm er die Direktion der Vereinigten Deutschen Theater Kattowitz-Königshütte. Daneben war er auch als Schriftsteller – „frei von jeder Sentimentalität ganz auf neue Sachlichkeit eingestellt“ (Linzer Tagespost, 9.10.1930) – äußerst produktiv: Er verfasste neben humoristischen Gesellschaftsromanen auch Libretti, Hörspiele bzw. „Funkscherze“ sowie regelmäßige Beiträge für den Feuilleton, so etwa für die Linzer Tagespost. Seine Kurzgeschichten und Novellen, die sich oftmals die Tücken des (langjährigen) Ehealltags thematisierten, erschienen zudem im Neuen Wiener Tagblatt und in den Publikumszeitschriften Mocca und Die Muskete.

Lichtenberg schrieb eine Reihe von Bühnenstücken, die zumeist als Lustspiel angelegt waren und die in ganz Österreich – u. a. im Theater an der Josefstadt, im Raimundtheater und am Grazer Stadttheater – sowie auch auf Bühnen in Deutschland zur Aufführung gelangten. Besonders erfolgreich waren die Komödien Die Nacht der Frauen und Herr über Millionen, bei der Lichtenberg „sein famoses Talent zur Menschenzeichnung und Situationswirkung“ unter Beweis stellte. Zu einem immensen Publikumserfolg geriet auch Eva hat keinen Papa (1930), das 1935 auch als Hörspiel adaptiert wurde; Kritiker empfanden das Stück jedoch als „vom Anfang bis zum Ende übertrieben“ (Salzburger Wacht, 12.12.1931, S. 6) und als eine Posse, „die früher einmal in den letzten Vorstadttheatern üblich“ war (Das Kleine Blatt, 17.4.1932, S. 16). Sein ebenfalls sehr beliebtes Lustspiel Seine Majestät das Publikum wurde 1930 unter der Regie von Friedrich Neubauer mit Ebba Johannsen und Wolf Albach am Akademietheater inszeniert. Die Komödie „Wem Gott ein Amt gibt …“, das 1933 als Tournee-Inszenierung mit Max Pallenberg auch an Schweizer Bühnen zur Aufführung kam, wurde 1970 unter dem Titel Was ist denn bloß mit Willi los? mit Heinz Erhardt in der Hauptrolle verfilmt. Ebenso auf Lichtenbergs Vorlage basiert der bereits 1953 erschienene Film Die kleine Stadt will schlafen gehen.

Nach seiner 1938 erfolgten Emigration in die Schweiz erhielt er zunächst keine Arbeitsbewilligung, was seine finanzielle Situation zunehmend erschwerte. Erst im Herbst 1942 wurde ihm eine beschränkte Genehmigung zur Mitarbeit am Feuilleton der Schweizer Presse erteilt. Seinen ursprünglichen Plan, über Frankreich in die USA weiterzureisen, musste er aufgrund mangelnder Unterstützung durch die Behörden fallenlassen. In den folgenden Jahren konnte er sich als Lustspiel-Autor in der Schweiz etablieren; seine Schwänke und Komödien wurden vorwiegend im Bernhard-Theater Zürich aufgeführt. 

Lichtenberg starb 1960 in Basel.


Literatur

Thomas Blubacher, Wilhelm Lichtenberg. In: Andreas Kotte (Hg.), Theaterlexikon der Schweiz, Zürich 2005, Bd. 2, S. 1104; Hans Giebisch/Gustav Gugitz, Bio-Bibliographisches Literaturlexikon Österreichs von den Anfängen bis zur Gegenwart, Wien 1963; Kristina Schulz, Die Schweiz und die literarischen Flüchtlinge, 1933-1945, Berlin 2012.

Quellen und Dokumente 

Trauung Wilhelm Lichtenberg. In: Teplitz-Schönauer Anzeiger, 10.3.1918, S. 3; Lichtenberg übernimmt Direktion. In: NFP, 5.5.1923, S. 6; Wilhelm Lichtenberg, Rummy und Liebe. Geschichte eines Sommerflirts. In: Badener Zeitung, 7.9.1927, S. 2f; Wilhelm Lichtenberg, Zukünftiges Theater. In: Die Muskete, 9.1.1928, S. 20; Maria Peteani, Ein Autor von heute. In: Linzer Tagespost, 9.10.1930, S. 15; Ein neuer Regisseur am Burgtheater. In: NFP, 6.12.1930, S. 27; Wilhelm Lichtenberg, Das Weekendparadies. In: Radio Wien, 20.6.1930, S. 7; Nelda Calliano, Theater. In: Badener Zeitung, 28.2.1931, S. 4

Ein Auto und kein Geld. In: Österreichische Film-Zeitung, 4.7.1931, S. 3; Eva hat keinen Papa. In: Salzburger Wacht, 12.12.1931, S. 6; Eva hat keinen Papa. In: Illustriertes Familienblatt 8 (1932), S. 2; Eva hat keinen Papa – Theater in der Josefstadt. In: Das Kleine Blatt, 17.4.1932, S. 16; Fritz Rosenfeld, Eine neue Pallenberg-Rolle. „Wem Gott ein Amt gibt …“ von Wilhelm Lichtenberg im Raimundtheater. In: AZ, 31.3.1933, S. 6; Herr über Millionen in der Scala. In: Illustrierte Kronen Zeitung, 10.11.1934, S. 8f; Steuerzahlen ein Vergnügen. Lustspiel von Wilhelm Lichtenberg. In: Salzburger Nachrichten, 24.1.1938, S. 7.

(MK)