Pfundmayr, Hedy

auch: Hedi Pfundmayr, geb. am 1.12.1899 in Wien – gest. am 15.10.1965 in Wien; Choreografin, Tänzerin, (Film-)Schauspielerin

Ps.: Hedy Nils

Seit 1905 an der Ballettschule der Wiener Hofoper (der späteren Staatsoper) ausgebildet, wurde sie 1915 ins Ensemble aufgenommen und 1920 zur Solotänzerin ernannt. Daneben wirkte sie ab 1919 auch als Partnerin unter dem Pseudonym Hedy Nils an der Seite des Tänzers Tony Birkmeier bei Tanzveranstaltungen im Wiener Konzerthaussaal mit. Seit 1922 widmete sie sich auch dem Ausdruckstanz und spielte Rollen wie den Tanz der Salome, den Pierrot in Carnaval, eine Jazziade, und sie tanzte 1924 in Schönbergs Die glückliche Hand eine der Hauptrollen. In diese Zeit fallen auch die ersten Tourneen nach Spanien und in die Schweiz. Da sie Wien an der Staatsoper bis 1926 nur kleinere Rollen erhielt, erwog sie, gemeinsam mit Tilly Losch, die Staatsoper zu verlassen; im Nov. dess. Jahres konnte jedoch eine Einigung über den Weiterverbleib erzielt werden (Der Tag, 4.11.1926,8).

1927 tanzte sie im Rahmen der Salzburger Festspiele den mit Losch kreierten vielbeachteten Tanz der Hände, den diese nach dem Zerwürfnis mit Pfundmayr 1928 nach London mitnahm, sowie in F. Salmhofers Das lockende Phantom. Im Sept. 1928 trat sie auch als Mitwirkende im Rahmen einer Modeschau des Kaufhauses Krupnik in Erscheinung und posierte gelegentlich auch für die Modeseite der NFP. Zudem tanzte sie die Rolle von Potiphars Weib in R. Strauss‘ umstrittener Oper Josephs Legende (nach dem Text von H.v. Hofmannsthal und H. Graf Kessler, Ballettinszenierung durch S. Leontjew). 1929 begleitete sie die Staatsopernsängerin Rosette Anday auf einer Südamerika-Tournee, 1930 ging mit Sascha Leontjew nach Buenos Aires, wo sie ebenfalls die Rolle als Potiphars Weib tanzte. 1931 gehörte sie wieder dem Staatsopernballett an und nahm auch an einer Gasttournee mit klassischen Tänzen an das Prager Deutsche Theater im März dess. Jahres teil; im Juni 1932 folgte ein Soloauftritt in Paris (Wr.Zt. 1.6.1932,5). Ein ebenfalls abgeschlossenes Engagement am Wiener Theater der Komiker führte zu einem Dissens und einem Auftrittverbot seitens der Direktion der Staatsoper. Im Dez. dess. Jahres ehelichte sie den Komponisten Viktor Sedlacek. Mit dem Staatsopernensemble war sie im Jänner-Februar 1933 auf Tournee in Kairo (Der Tag, 2.2.1933, 8), im April trat sie in einem Einakterzyklus von Puccini an der Wiener Staatsoper auf. Das NWJ annoncierte im Sept. 1933 die Eröffnung eines eigenen Studios für Kunsttanz und Körpertraining in der Wiener Schottengasse. Mit G. Bodenwieser wirkte sie 1934 im Vorbereitungskomitee für die Internat. Tanzfestspiele im Rahmen der Wiener Festwochen mit, 1935 nahm sie mit einem Ensemble der Oper an einer (Fremdenverkehrs)Werbereise in Holland teil. 1936 hatte sie eine Rolle im Film Silhouetten inne, trat aber als Tänzerin in den Jahren 1936-37 weniger in Erscheinung. Im Juli 1938 wird sie hingegen als neue Leiterin des Staatsopernballetts am sog. ›Tag der Deutschen Kunst‹ vorgestellt und stellte sich anschließend der NS- Kulturpropaganda zur Verfügung. Z.B. wirkte sie im Juni 1939 im Rahmen eines Opernauftritts auf der ›Wiener Ostmarkschau‹ in Berlin mit und nahm 1940-42 mit einem eigenen Ballett ideologiekonform im Rahmen anderer NS-Veranstaltungen teil. Nichtsdestotrotz konnte sie sich bereits ab Juli 1945 auch an tanzkünstlerischen Veranstaltungen der Zweiten Republik beteiligen.


Literatur

Monika Faber, Magdalena Vukovic (Hgg.): Tanz der Hände. Tilly Losch und Hedy Pfundmayr in Fotografien 1920-1935. Wien 2014; N.N.: Im Seelenspiegel der Moderne. (Zur Ausstellung ›Tanz der Hände‹) In: Wiener Zeitung, 20.2.2014.

Quellen und Dokumente

Bericht in: Oe1-Kulturjournal vom 21.1. 2014

Annonce zum gemeinsamen Tanzabend mit T. Losch u. M. Mindszenty im Großen Konzerthaussaal; NWJ, 18.5.1922, S. 8; Ankündigung des Tanzabends mit Stücken von Grieg, Rimsky-Korsakoff, Salome u. Jazziade. In: NWJ, 19.11.1922, S. 16; Mitwirkung an Schönbergs Die glückliche Hand, UA, Volksoper. In: Der Tag, 1.10.1924, S. 8; N.N.: T. Losch und H. Pfundmayr verlassen das Opernballett. In: Die Stunde, 4.7. 1926, S. 7; H. Kanner: Das lockende Phantom. In: Der Morgen, 14.2.1927, S. 7; H. Kröller: Fußspitzentanz-freie Bewegung. In: Die Bühne, H. 119/1927, S. 7; M. Cirul und H. Pfundmayr. In: Die Bühne, H. 213/1928, S. 58; m.e[rmers]: Tanzabend Cirul-Pfundmayr. In: Der Tag, 2.12.1928, S. 11; N.N. Bericht betr. Auftrittsverbot im Theater der Komiker. In: Die Stunde, 6.11.1932, S. 3; N.N. Bericht über Radioübertragung von Pucinis Schwester Angelica (inkl. Foto). In: Radio Wien, 21.4.1933, S. 4; N.N. Kurzbericht betr. Mitwirkung am Silhouetten-Film (Sascha, mit P. Wessely). In: Das Kino-Journal, 13.5.1936, S. 26; N.N.: Bericht über Berliner Ostmarkschau. In: Neues Wiener Journal, 18.6. 1939, S. 10; Ankündigung des Konzert- u. Tanzabends So war’s einmal – so ist es heut‚. In: Die Weltpresse, 26.11.1945, S. 7.

(PHK)