Rie, Therese

geb. am 1.1.1878 in Wien – gest. am 23.7.1934 in Wien; Journalistin, Musikkritikerin, Schriftstellerin, Übersetzerin

Ps.: L. Andro

Aus:  Der Kuckuck, 26.10.1930, S. 7.

Die Tochter des Kinderarztes Maximilian Herz wuchs in einer gutbürgerlichen assimilierten jüd. Fam. auf; über ihre Ausbildung ist nichts Genaues bekannt; eine Neigung zur Musik u. Literatur muss sich früh entwickelt haben. 1901 heiratet sie den Kaufmann Kurt Rie. Erste novellist. u. feuilletonist. Texte veröffentl. R. unter Verw. des Pseud. im Jänner und März 1905, die Novelle Die Augen des Hieronymus erschien glzt. in der Agramer Zeitung u. im Mährischen Tagblatt bzw. in der Wiener Arbeiter Ztg. Im selben Jahr erfolgte auch ihr Austritt aus der jüd. Religionsgem., um fortan konfessionslos zu bleiben. Nach dem Tod ihres Gatten (1908) wurde sie Musikkritikerin der Vossischen Zeitung u. setzte sich in Wien für das Werk des Komp. Hans Pfitzner ein, überwarf sich aber mit ihm im Zuge der Arbeit an seinem Palestrina. Die Mehrzahl ihrer Erz. u. Romane behandelt KünstlerInnen-Themen, so z.B. das Drama Der Tod des Tristan (1911), die für sie auch in den 1920er Jahren bestimmend bleiben. 1920 veröffentl. Rie-Andro etwa den (Burg)Theater-Roman Komödiantin Dora X., dem u.a. „psychologische Nuancierung“ und „ungemein fesselnde“ Darstellung attestiert wurde. Zwischen 1922 und 1924 veröffentl. R. im Neuen Wiener Tagblatt Besprechungen, u.a. zu St. Zweigs Novellenband Amok oder kleine Essays; 1923 erscheint in der Zs. Moderne Welt, in der sie  Das entschwundene Ich als phantast. Fortsetzungsroman; 1927 bis 1931 platziert sie einige Novelletten in der Zs. Die Bühne. Als Übersetzerin von Barbusse tritt sie 1930 im Kuckuck in Erscheinung; 1932 sendet Radio Wien ihren Text Familiensommer in der Rubrik ›Mikrophonfeuilleton der Woche‹. Über ihre letzten beiden Lebensjahre ist nahezu nichts bekannt.


Werke

Lili Lehmann (1907); Das offene Tor. Ein Wiener Roman (1908); Sancta Clara (1913); Die Liebende (1914); Matie Gutheil-Schoder (1923); Der Klimenole (1923); Vox Humana. Das Leben einer Sängerin (1928); Das Tier im Wald (1929).

Quellen und Dokumente

Reisegefährten. In: Arbeiter-Zeitung, 30.3.1905, S. 1-3, Amok. Novellen von Stephan Zweig. In: Neues Wiener Tagblatt, 5.12.1922, S. 12, Das entschwundene Ich. In: Moderne Welt V (1923), erstes Junheft, S. 1-3, Der Ehemann. In: Die Bühne 4 (1927), H. 114, S. 43-48, Henri Barbusse: Das Weib. Einzig berechtigte Übersetzung von L. A. In: Der Kuckuck, 26.10.1930, S. 7, 13, Der hellbraune Teufel und Colette. In: Die Bühne 8 (1931), H. 317, S. 52f, 60.

O.: Theater [Rez. zu Der Tod des Tristan]. In: Wiener Zeitung, 11.9.1911, S. 1f., N.N.: Die Komödiantin Dora X. In: Wiener Montags-Journal, 27.6.1921, S. 6, H. T.: Die Komödiantin Dora X. In: Neues Wiener Tagblatt, 10.5.1921, S. 24.

Literatur

S. Dehning: Tanz der  Feder. Künstlerische Produktivität in Romanen von Autorinnen um 1900 (Würzburg 2000; zu: Vox humana; 146-180). Renate Heuer (Hg.): Lexikon deutsch-jüdischer Autoren. Bd. 18, S. 246-249 (2010). E. Lebensaft: R., Th. In:ÖBL 1815-1950, Bd. 9 (Lfg. 42, 1985), S. 135 [online verfügbar].

(PHK)