Wagner, Richard Robert

geb. am 10.10.1888 in Troppau/Opava – gest. vermutlich 1941 auf der Insel Rab/Jugoslawien; Bildungs- und Gewerkschaftsfunktionär, Schriftsteller, Exilant

Über W.s. Kindheit und Jugend liegen nur wenige Informationen vor; zwischen 1898 und 1906 hat er das deutschsprachige Gymnasium in T. besucht, seit dem WS 1906-07 war er an der Univ. Wien inskribiert. Er studierte Philosophie, Staatswissenschaften und Latein; 1911 legte er dort sein Rigorosum ab. Den Ersten Weltkrieg beendete W. als Oberleutnant d. Res.; unmittelbar danach trat er ins Staatsamt für Heerwesen als Gruppenleiter für „Geistespflichtschulen und allgemeine pädagogische Fragen“ ein und wurde dem damaligen Staatssekretärs Julius Deutsch zugeteilt. Dort lernte er u.a. auch Robert Musil kennen. Bereits in der ersten Nr. der Zs. Bildungsarbeit (BA) war W. mit einem Beitrag – Das Lichtbild als Bildungsmittel – vertreten, in den Folgejahren dann meist mit mehreren Beiträgen/ Jahrgang, allerdings mit Unterbrechungen wie z.B. 1924-1925 und 1929-1931. Insgesamt brachte er es dort auf 22 Beiträge. 1920 trat W. aus der Israelitischen Kultusgemeinde aus, 1923 aus dem Staatsdienst und übersiedelte nach Berlin, aus dem er 1925 zurückkehrte und Redakteur der Zs. Aufstiegder Bekleidungsarbeitergewerkschaft wurde. 1926 publiziert er wieder in der BA, u.a. einen Leitartikel zur Frage des Klassenkampfes „um die geistige Macht“  und deren Neugewichtung im bevorstehenden Linzer Programm. Im selben Jahr wird er Leiter der Wiener Gewerkschaftsschule und unterrichtet dort auch. Seine Beiträge, die er neben der BA auch in der AZ, im Kampf, Der Sozialdemokrat u.a. Ztg. veröffentlicht, bekennen sich offen zur marxistischen Grundausrichtung und zur Klassenkampf-Idee, die er im Sinn von O. Bauer mit dem austromarxistischen Ziel einer gewaltfreien Umgestaltung der Gesellschaft verknüpft, z.B. im Leitartikel Der Klassenkampf um den Menschen 1928 n der BA. Bis 1934 ist W. auch an der Volkshochschule Ottakring tätig und zwar für die Fachgruppe Literatur (neben O. Koenig), aber auch Philosophie (u.a. gem. mit Edgar Zilsel). Noch 1933 verfasste er flammende Texte gegen den Faschismus  wie Faschismus und geistiger Klassenkampf oder Vom Goethejahr ins Hitlerjahr und trat der Vereinigung Sozialistischer Schriftsteller bei. Über die weiteren Jahre bis 1938 ist wieder wenig bekannt; er soll, gedeckt durch Viktor Matejka, gelegentlich noch einzelne Vorträge gehalten haben.  1938 flüchtete W. über Graz nach Jugoslawien, wo er er sich dem lokalen Widerstand anschloss und 1941 infolge einer Bombardierung den Tod fand. Neben unpublizierter Lyrik, Prosa und einem Theaterstück stellte W. auch den Roman Robert Owen. Lebensroman eines Menschengläubigen fertig, der nach seinem Tod 1942 in Zürich veröffentlicht wurde.


Werke

Der Klassenkampf um den Menschen (1927), Goldtauern (1935, zunächst als Fortsetzungsroman in der Ztg. Salzburger Chronik ab August 1935 erschienen)

Quellen und Dokumente

Wiener Gewerkschaftsschule. In: Arbeiter-Zeitung, 11.6.1932, S. 9, Proletarier und proletarische Schule. In: Bildungsarbeit VIII (1921), 11/12, S. 81f., Theaterkritik und Bildungsarbeit. In: Bildungsarbeit X (1923), 7/8, S. 62, Der Klassenkampf um die geistige Macht im Entwurf des neuen Parteiprogramms. In: Bildungsarbeit XIII (1926), 10, S. 165-168, Zum Problem der proletarischen Geistesstruktur. In: Bildungsarbeit XIV (1927) 6, S.101-105; Bata-Menschen. Ein Kapitel kapitalistischer Rationalisierung der Arbeiterhirne. In: Bildungsarbeit XV (1928), 11, S. 213-217, Vom Goethejahr ins Hitlerjahr. In: Bildungsarbeit XX (1933), 4, S. 73-75, Goldtauern. Roman um die Glocknerstraße. In: Salzburger Chronik, 21.8.1935, S. 10, Heimat Oesterreich in der Urania. In: Der gute Film (1936), 162, S. 3.

Literatur

S. Lichtenberger: „Der Kampf um die Herzen und Hirne der Menschen“. Josef Luitpold Stern, Richard Wagner und Franz Rauscher vor und nach der Machtübernahme durch Faschismus und Nationalsozialismus. In: Konstantin Kaiser, Jan Kreisky, Sabine Lichtenberger (Hgg.): Rote Tränen. Die Zerstörung der Arbeiterkultur durch Faschismus und Nationalsozialismus. Wien-Klagenfurt 2017, 72-74.

Eintrag bei theodorkramer.at.

(PHK)