Wang, Cilli

geb. am 1.2.1909 in Wien – gest. am 10.7.2005 in Wien; Tänzerin, Choreografin.

Wang, die aus einer assimilierten jüd. Familie stammte, bildete sich bei G. Bodenwieser ab 1925 zu einer expressionist. Tänzerin aus. Erstmals wird sie im März 1927 als Mitwirkende an der Groteske Der Patient von Ladislaus v. Bekessi im (Cabarett) Simplicissimus an der Seite von A. Berg u. F. Grünbaum erwähnt und fassbar, die im NWJ sehr positiv aufgenommen wurde. Im Februar 1929 tanzt sie Morgensterns Galgenlieder in der Komödie, im Juli dess. Jahres tritt sie mit Gertrud Kraus gemeinsam im Burggarten auf.

1930 lernte sie den Autor u. Schauspieler Hans Schlesinger (1896-1945) kennen, der auch im Regiefach tätig war. Schlesinger, der auch mit E. Canetti befreundet war, schrieb für sie die Harlekinade, die im Okt. 1930 in den Kunstspielen in der Riemergasse von ihr getanzt und gesprochen wurde. Auch im Zuge der sog. Alland-Redoute im Jänner 1931 tanzte sie sich in die Aufmerksamkeit der anwesenden Kritiker, wie aus einem Bericht im NWJ hervorgeht.Gemeinsam mit G. Kraus u. a. Künstlern trat sie, die inzwischen nach Berlin übersiedelt war, erst im Dez. 1932 wieder beim Arbeiter-Solidaritätsfest der KPÖ auf (siehe Rote Fahne, 21.12.1932, 3).

Nach der NS-Machtergreifung kehrte sie nach Wien zurück und tanzte bereits im April 1933 im Volksheim Ottakring in einer von H. Schlesinger, den sie inzw. geheiratet hatte, bearbeiteten Fassung des Tartuffe von Molière und kurz danach in der VHS Brigittenau (AZ, 9.5.1933, 10). Im Wiener Frauenklub trat sie dann im Jänner 1934 mit einem eigenen „heiteren Kabarettprogramm“ in Erscheinung. 1935-36 wirkte sie auch in E. Manns Kabarett ›Die Pfeffermühle‹ in Zürich mit sowie an den Theaterauff. Schlesingers in Wien in der VHS Ottakring und im Kabarett zum ›Lieben Augustin‹ (u.a. gemeins. mit Stella Kadmon). Im März 1937 wirkte sie an der sog. Festakademie mit Tanz des ›Bundes Jüd. Frontsoldaten‹ zur Errichtung eines Ehrenmahnmals im Leopoldstädter Tempel (gem. mit Rosi Barsony, F. Grünbaum, Hanne Norbert u.a.) mit (Die Stimme, 12.3.1937, 7), nachdem sie kurz zuvor in der UA des „witzigen Dramas“ Nebenfiguren von Hans Thalla auf der Volksheimbühne sowie in mehreren Märcheninszenierungen im Lieben Augustin aufgetreten war. Den Anschluss Österreichs erlebten sie und H. Schlesinger in London, wo sie sich im März 1938 aufhielten. Da sie eine Arbeitserlaubnis für die Niederlande erhielten, emigrierte sie nach Den Haag, wo sie 1939-40 im ›ABC-Kabarett‹, 1941 im ›Kabarett der Prominenten‹ mitarbeiteten. Ab Ende 1941 waren sie gezwungen unterzutauchen und bei Freunden die NS-Verfolgung zu überstehen, an der H. Schlesinger noch vor Kriegsende verstarb. Wang blieb nach 1945 in den Niederlanden und konnte sich von dort international durchsetzen. Ihre erste Wiederbegegnung mit Österreich fand im Februar 1948 im Zuge eines Tanzabends im Wr. Konzerthaus statt. 1975 kehrte sie nach Beendigung ihrer Bühnenkarriere (1971) nach Wien zurück.

Ausführliche Biografie unter: https://cilli-wang.zurerinnerung.at/


Quellen und Dokumente

(Teil)Nachlass: Literaturhaus Wien: http://www.literaturhaus.at/index.php?id=10967 sowie ONB (Korrespondenzen mit E. u. V. Canetti, F.Th. Csokor, V. Matejka, H. Weigel u.a.): https://www.onb.ac.at/bibliothek/sammlungen/literatur/bestaende/personen/wang-cilli-1909-2005/297-korrespondenzen; https://www.mediathek.at/oesterreich-am-wort/suche/treffer/atom/08F8C00F-1B5-00176-00000EFC-08F80863/pool/BWEB/ (Interview mit C. Wang 1957 in New York)

Der Patient. Annonce der Simplicissimus-Premiere. In: Die Stunde, 13.9.1927, S. 6; N.N.: Der Patient (Kurzkritik). In: NWJ, 16.9.1927, S. 9; C. Wang und F. Klein tanzen Ch. Morgenstern und W. Busch (Mit Szenenfoto). In: Die Bühne, H. 225/1929, S. 45; Ankündigung Tanzabend mit G. Kraus. In: NFP, 14.7.1929, S. 16; N.N.: Die Alland-Redoute. In: NWJ, 18.1.1931, S.4; Ankündigung der Premiere im Lieben Augustin (mit Verweis auf Pfeffermühle), in: Der Tag, 22.5.1936, S. 7; UA von Nebenfiguren (Szenenfoto). In: Das Illustrierte Blatt, 11.2.1937, S. 22; Hül.: Getanzer Humor (Über ersten Tanzabend Wang nach 1945 in Wien). In: Wiener Zeitung, 24.2. 1948 S. 3.

Literatur

Andrea Hipfinger: C. W. – die Pawlowa der Parodie. In: G. Goetzinger (Hgin): „Bretterwelten“: Frauen auf, vor und hinter der Bühne. München 2008 (= Frauen und Exil, Bd.1), 105-122.

(PHK)