Lesznai, Anna
geb. am 3.1.1885 in Alsokörtvélyes, k.k. Österreich-Ungarn (heute Nizny Hrušov in der Ostslowakei) – gest. am 2.10.1966 in New York; Künstlerin, Kritikerin, Schriftstellerin, Illustratorin
Geboren als Amalia Moskowitz in einer angesehenen bürgerlichen ungarisch-jüdischen Familie – der Vater war Arzt und enger Vertrauter des ungarischen Ministerpräsidenten und ersten k.k. Außenministers Grf. Gyula Andrassy (1823-90), während die Mutter aus der nobilitierten Deutsch-Hatvany-Familie stammte – wuchs Lesznai, die ihren Künstlernamen nach dem Dorf Lezna nahe ihres Kindheitsortes wählte, in gesicherten Verhältnissen auf. Früh zeigte sich eine Neigung zum Schreiben und Malen, die sie in Budapest bei Karoly Ferenczy und später in Paris bei Lucien Simon, der dem Impressionismus nahestand, ausbildete. Bereits 1909 trat sie in den avantgardistischen Nyolcak-Kreis ein, wo sie 1911 ihre erste Ausstellung hatte. Seit 1908 verf. sie regelmäßig literarische Beiträge, insbes. Lyrik, für die renommierte Zs. der ungarischen Moderne Nyugat und schuf Buchcovers für mehrere ihrer herausragenden Protagonisten wie z.B. für Endre Ady. Auch zum sog. Sonntagskreis unterhielt sie Beziehungen, wo sie sich mit Béla Balázsals Herbert Bauer geb. am 4.8.1884 in Szeged - gest. am 15.7.1949 in Budapest; Drehbuchautor, Filmkritiker und -theoreti..., Karl Mannheim und György Lukács befreundete. 1913 heiratete sie in zweiter Ehe den Soziologen Oszkar Jázsi, von dem sie sich 1918 wieder trennte. Unter der Räteregierung von Bela Kungeb. am 20.2.1886 in Szilágycseh (dt.: Böhmischdorf, ehem. Transylvan. Siebenbürgen) als Béla Kohn - gest. am 29.8.1... übernahm sie auf Vorschlag von G. Lukács Funktionen im Volkskommissariat für Unterrichtswesen, weshalb sie 1919 mit ihren Kindern und dem neuen Lebensgefährten, dem Illustrator Tibor Gergely, den sie im Sonntagskreis kennengelernt hatte, nach Wien flüchtete. In Wien versuchte sie mit Balázs und Gergely den Sonntagskreis weiterzuführen und wiederum als Malerin Fuß zu fassen und zwar im Umfeld des Hagenbund1899 auf Initiative des Architekten Joseph Urban und des Malers Heinrich Lefler von Mitgliedern der sog. „Haagengesell..., in den sie 1930 aufgenommen wurde. Auf dessen Ausstellung (für graphische und für Aquarell- Malerei) im Dez. 1923 wurde in Wien erstmals ein Bild von ihr gezeigt, das in einem Ausstellungsbericht der Arbeiter-ZeitungGegr. 1889, verboten 1934, illegal 1934-1938, 1938 verboten, neugegr. 1945, eingestellt 1991 Aus: Arbeiter-Zeitung, 12.... u.a. neben Albert Paris Gütersloh und Carry Hausereigentlich Carl Maria Hauser, geb. am 16.2.1895 in Wien – gest. am 28.10.1985 in Rekawinkel bei Wien; Maler, Grafiker,... eigens erwähnt (AZ, 28.12.1923) wurde. 1925 hatte sie ihre erste eigene Ausstellung in den Räumen der Bukum, dem Kunstsalon der Hellerschen Buchhandlung, und zeigte zwischen Traum und Realität changierende Farbaquarelle mit prallen slowakischen Dorfmotiven. Dort stellte sie auch im Jänner 1926 aus, Balázs hielt dabei am 10.1. einen Vortrag über Das Weltbild im Bilde; die sozialdemokr. Kunststelle organisierte Führungen unter der Leitung der Kunsthistorikerin und Malerin Else Hofmann. 1925 schuf sie die Bühnendekoration zum jüd. Kleinkunststück Die güldene Pawe und stellte auch in der Neuen Galerie aus, u.a. gem. mit O. R. Schatzgeb. am 18.1.1900 in Wien – gest. am 26.4.1961 ebenda; Maler, Holzschneider, Grafiker Als dritter Sohn einer Post....
Seit 1927 war L. auch auf der Ausstellung Wiener Frauenkunst vertreten und wurde gut wahrgenommen. Den endgültigen Durchbruch schaffte sie auf der Ausstellung des Hagenbundes 1928 mit ihrem Aquarell Abend im Dorf; fortan war sie jedes Jahr mit Bildern auf den von Fanny Harlfinger begründeten Frauenkunst-Ausstellungen im Rahmen des Verbands bildender Künstlerinnen und Kunsthandwerkerinnen bis 1933 vertreten. 1931 kehrt L. nach Budapest zurück, 1939 emigrierte sie mit Gergely in die USA, wo sie in New York als Kunstpädagogin tätig wird.
Werke
Die Reise des kleinen Schmetterlings durch Leszna u. nach den benachbarten Feenreichen (1913, Neuaufl. 1980); Édenkert (Garten Eden, 1918, Gedichte)
Quellen und Dokumente
Die Urgroßmutter [Gedicht]. In: Salzburger Volksblatt, 27.5.1914, S. 2.
A. M.: Eine graphische Ausstellung im Hagenbund. In: Arbeiter-Zeitung, 28.12.1923, S. 7f., Bilderausstellung A. L. In: Die Bühne, 31.12.1925, S. 16, Hermann Menkesgeb. am 15.7.1869 (nach anderen Angaben auch 1863 bzw. 1865) in Brody (heute: Ukraine) – gest. am 11.6.1931 in Wien; K...: Wiener Frauenkunst. Ausstellung im Oesterreichischen Museum. In: Neues Wiener Journal, 25.12.1927, S. 16, Graphische Ausstellung im Hagenbund. In: Die Bühne, 3.1.1929, S. 14.
Painted Dreams: Tales, fantasy and dreams in Hungarian art of the early twentieth century (Ausstellung, London 2003/04) [Online verfügbar], Ausstellungsrundgang auf YouTube.
Literatur
Eintrag bei ungarische-literatur.eu.
(PHK)