Einträge von litkultadmin

Else Feldmann: Umherziehende Kinder.

Umherziehende Kinder. (1919) Ein grauenhaftes Schauspiel kann man jeden Nachmittag in der Kärntnerstraße und am Ring sehen. Eine Völkerwanderung von Kindern zieht aus Favoriten, Meidling, Ottakring, Hernals, der Brigittenau und andern Gegenden in die Innere Stadt ein. Die Kinder verdienen durch Bettel und Prostitution vierzig bis fünfzig Kronen täglich: aber sie kaufen sich keine Stiefel […]

Hermann Bahr: Amerika, du hast es besser! 

: Amerika, du hast es besser! (1921) Gern wird der Goethespruch zitiert:  Amerika, du hast es besserAls unser Kontinent, das alte, Hast keine verfallene SchlösserUnd keine Basalte.Dich stört nicht im InnernZu lebendiger ZeitUnnützes ErinnernUnd vergeblicher Streit. Benutzt die Gegenwart mit Glück!Und wenn nun eure Kinder dichten,Bewahre sie ein gut GeschickVor Ritter-, Räuber- und Gespenstergeschichten. Aber klingts nicht eigentlich […]

Roda Roda: Zwei Planeten. 

: Zwei Planeten. (1923) Die Interviewer kamen und gingen wieder. Jeder redete zu mir. Und ob ich nickte oder verneinte – ganz gleich – jeder schrieb, was er selbst gesagt hatte, als meine Meinung nieder. Nachdem der zwölfte Interviewer gegangen war, trat eine kleine Pause ein. Ich wartete unruhig auf den dreizehnten. Vergebens, er blieb aus. […]

Felix Salten: Sieger und Besiegte. Brief an einen amerikanischen Freund

: Sieger und Besiegte. Brief an einen amerikanischen Freund (1919) Kein einziger Mann lebt heute auf der bewohnten Erde, dessen Genie gleichen Schritt zuhalten vermöchte mit der Genialität der Ereignisse. Keiner, der imstande wäre, die Fülle und das rasende Tempo des Geschehens zu bewältigen, die Begebenheiten, durchblickend bis zu ihrem letzten Sinn, zu verstehen, ihre […]

Robert Müller: Die Kulturpolitik des Bolschewismus. 

: Die Kulturpolitik des Bolschewismus. (1920) Die Reden des reichsdeutschen Außenministers Simons spielten mit dem Gedanken der deutsch-russischen Koalition. Für die Börsen in Berlin und Wien war der Bolschewismus einst das rote Tuch. Heute rechnen Börsenblätter ihn zu ihren Mitteln, wenn sie gewisse Papiere zugunsten anderer drücken wollen. Aber auch hinter dieser Anpassungsfähigkeit einer kapitalistischen Welt […]

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Otto Bauer: Die Weltrevolution

N.N. : Die Weltrevolution. (1919) 4. Die historische Funktion des Bolschewismus. Die Kommunisten betrachten die Rätediktatur nicht als eine vorübergehende Phase, sondern als die abschließende, endgültige Form der Weltrevolution. Die Rätediktatur werde die Bourgeoisie „erdrosseln“, alles Privateigentum an Produktionsmitteln aufheben, die Spaltung der Gesellschaft in besitzende und besitzlose Klassen aufheben, die sozialistische Gesellschaftsordnung aufrichten, und sobald […]

Vicki Baum: Lippenstift und Spitzenwäsche in Rußland

: Lippenstift und Spitzenwäsche in Rußland (1931) „Bringen Sie meinen Schwestern Lippenstifte mit“, sagte mir ein russischer Freund, als ich nach Moskau fuhr. „Das ist es, was ihnen am meisten fehlt. Sie wissen: Russinnen – und keine Schminken! Und wenn es geht: Parfüm!“ Ich packte also Lippenstifte und Parfüm ein; man darf davon nach Rußland […]

Arnold Höllriegel: Geist und Gesicht des Bolschewismus

A.H.[öllriegel]: Geist und Gesicht des Bolschewismus (1926) Über die geistigen und künstlerischen Probleme der russischen Revolution ist bei uns noch nicht viel geredet worden. Aber gerade in diesen Tagen hat Westeuropa einige beträchtliche Proben der neurussischen Kunst zu sehen bekommen. Die Gastspielreise der „Habima“ nach dem Westen, noch mehr der große „Potemkin“-Film, von dem man […]

Ernst Fischer: Legende: Lenin

: Legende: Lenin (1927) Der schöpferische, der staatengestaltende, der zukunftsbestimmende Mensch – das war bisher der große, leidenschaftliche, sich selber in allen Geschehen projizierende Egoist, der sein Privatleben ins Gigantische, Weltgeschichtliche steigerte. Alexander, der Knabe, der wagende Abenteurer, Cäsar, der Mann, der ehrgeizige Zyniker, Napoleon „Unmensch und Übermensch“, wie Nietzsche ihn nannte, Bismarck, das prachtvolle […]

Oskar M. Fontana: Das alltägliche und das heroische Rußland.

Das alltägliche und das heroische Rußland (1928) Daß neben dem heroischen Rußland der Revolution ein alltägliches Rußland der Nachrevolution lebe, hatte man lange übersehen. Trotzgelegentlich guter Berichte. Aber diese Rußland-Reisenden, die das russische Leben in längstens zwei bis drei Monaten kennen lernen wollten, glichen sie nicht, der eine sehr, der andere nur noch nebelhaft, den […]