Geb. 7.5. 1875 in Wien, gest. 8.6.1959 in Wien. Germanist, Herausgeber, Literaturhistoriker, Theaterwissenschaftler.

Materialien und Quellen:

Baron Schiller und Graf Goethe. In: Neues Wiener Tagblatt, 9.6.1934, S.2;

(in preparation)

Geb. 13.10. 1876 in Brody, k.k. Österreich-Ungarn, gest. 13. 12. 1927 in Wien. Rabbiner, jüdischer Wissenschaftler.

Materialien und Quellen:

Eintrag auf: NDB; Stein der Erinnerung an die Zwi Perez Chajes Schule. In: GeschichteWikiWien.

Hugo Gold: Zwi Perez Chajes. Dokumente aus seinem Leben und Wirken. Tel Aviv: Olamenu 1971, Evelyn Adunka: Nachlese zu einem Symposium über Zwi Perez Chajes. In: David. Jüdische Kulturzeitschrift. H. 81/06/2009.

Werke:

Proverbia. Beiträge zur nordsemitischen Onomatologie. (1900); Jüdische und jüdisch-indische Grabsteininschriften aus Aden. (1903). Hebräischer Kommentar zu den Psalmen. Zwei Bände, (1903-1904); Hebräischer Kommentar zu Amos. (1906).

(in preparation)

geb. am 21.5.1905 in Brünn/Brno – am gest. 3.7.1995 in Wien; Choreografin, Tänzerin, Tanzpädagogin

(in Vorbereitung)

geb. am 30.6.1897 als Hans Bardach Edler von Chlumberg in Wien – gest. am 5.10.1930 in Leipzig; Dramatiker.

Der Sohn des nobilitierten jüdischen Offiziers Wolf Bardach (1838–1911) besuchte zunächst die k. k. Staats-Realschule in der Wiener Schottenbasteigasse – aus dieser Zeit datieren seine ersten schriftstellerischen Versuche –, dann die Militär-Realschule in Fischau (1910–13) bzw. die Militärische Oberrealschule Mährisch-Weißkirchen. 1916 legte er die (Zivil-Real-)Matura ab. Die Artilleriekadettenschule in Traiskirchen (1916–1918) beendete Chlumberg 1918 als Militärakademiker und wurde anlässlich seines vorzeitigen Eintritts in das k. u. k. Heer zum Leutnant befördert. Er wurde dem Artillerieregiment Nr. 1 zugeteilt und nahm an den letzten Schlachten am Isonzo teil. Nach Kriegsende quittierte er den Militärdienst und arbeitete als Kaufmann und Angestellter in Industrie und Banken. Unter Pseudonymen publizierte er Novellen in verschiedenen Zeitungen und Zeitschriften. 1919 veröffentlichte der Harbauer Verlag das in den Jahren 1915–1916 geschriebene Drama Die Führer. Von 1918 bis 1926 entstanden 15 dramatische Arbeiten (u. a. das Volksstück Nur ein Verhältnis und das Drama Turmbau), die sich jedoch nicht erhalten haben. 1921 heiratete Chlumberg Sophie Spayer (*26.2.1897 in Bukarest; †12.6.1944 in London), 1923 trat er aus dem mosaischen Glauben aus und war seitdem konfessionslos. 1926 wurde sein fünfaktiges Drama Eines Tages im Wiener Volkstheater uraufgeführt, 1927 erhielt er für das Stück den Volkstheaterpreis. 1928 wurde Chlumberg Mitglied des Österreichischen P.E.N.-Clubs und beendete die Arbeit an seiner Komödie Das Blaue vom Himmel. Sie feierte im deutschen Halberstadt erfolgreich Premiere und wurde in England, den USA, in Polen und den Niederlanden auf die Bühne gebracht, 1929 wurde das Stück an der Wiener Renaissancebühne gezeigt. 1928/29 inskribierte Chlumberg an der Philosophischen Fakultät, 1929/30 an der Juristischen Fakultät der Universität Wien. 1930 wurde sein Antikriegsdrama Wunder um Verdun in Leipzig uraufgeführt, es folgten Aufführungen in England und den USA, in Schweden, Finnland und Frankreich (1932 Inszenierung im Wiener Raimund-Theater), 1938 wurde das Stück in Deutschland auf die »Liste des schädlichen und unerwünschten Schrifttums« gesetzt und somit verboten. Bei den Proben zu der Leipziger Uraufführung verunglückte Chlumberg durch einen Sturz in den Orchestergraben tödlich.


Werke

Die Führer. Ein Schauspiel in vier Akten und einem Vorspiel (1919), Eines Tages … Drama in fünf Akten (1926), Das Blaue vom Himmel. Eine Improvisation in etlichen Bildern (1928), Wunder um Verdun. Dreizehn Bilder (1931, abrufbar über das Projekt Gutenberg)

Quellen und Dokumente

Hans Bardach-Chlumberg: Brief an Franz Brümmer. Wien, 7. April 1922. Staatsbibliothek Berlin, Handschriftenabteilung, Nachl. Franz Brümmer, Biogr. Suppl. I. [Online verfügbar], Hans Chlumberg: Mein erstes Stück. Gebundenes Typoskript. Maschinenschrift vervielfältigt. [1926] 6 Bl. Wienbibliothek im Rathaus, Wien (WBR), B-144105.

Beiträge H. C.s: Eines Tages. In: Kunst und Volk 1, 10 (1926), S. 17, Gedanken zum heutigen Drama. In: Programmheft Deutsches Volkstheater [1926], S. 1, Autobiographische Skizze. In: Programmheft des Neuen Theaters, Frankfurt a. M. Spielzeit 1931/32. Heft 14, S. 1.

Ernst Lissauer: H. C. Ein Gedenkwort. In: Central-Verein-Zeitung (Berlin), 7.11.1930, Alfred Werner: H. C. In: Literarische Monatshefte, 3 (Mai 1932), S. 56. Karl Schück: Worte der Erinnerung an H. C. Gesprochen im Wiener Radio am 13.5.1932. 6 Bl. WBR, B-144106.

Literatur

Elisabeth Pablé: Der vergessene Welterfolg: Hans von Chlumberg. In: Literatur und Kritik 4, 36–37 (1969), S. 382–395, Hans Weigel: In Memoriam. Hans von Chlumberg. In: Protokolle, 2 (1978), S. 424–427, Dagmar Heißler: »Umsonst gelebt, umsonst gedichtet, umsonst gestorben?« Der »dreifache Tod« des Dramatikers Hans Chlumberg. In: Aneta Jachimowicz (Hg.): Gegen den Kanon. Österreichische Literatur der Zwischenkriegszeit (= Warschauer Studien zur Kultur- und Literaturwissenschaft; Bd. 10). Frankfurt a. M. [u. a.]: Peter Lang 2016 (i.Dr.).

(DH)

alternativ: Čizek, Franz

geb. 12.6.1865 in  Leitmeritz/Litoměřice, Böhmen – gest. 17.12.1946 in Wien; Kunstpädagoge, Maler

Čižek, Sohn eines römisch-katholischen Zeichenlehrers, besuchte zunächst die Oberrealschule in Leitmeritz/Litoměřice, ehe er im Alter von 19 Jahren für ein Architekturstudium an der Technischen Hochschule nach Wien zog. Ab 1885 besuchte er gemeinsam mit Kolo Moser die Allgemeine Malerschule, ab 1889 die Spezialschule für Historienmalerei an der Akademie der bildendenden Künste. Seine Lehrer waren Franz Rumpler, Josef Mathias von Trenkwald und Siegmund L´Allemagne.

Nach einem weiteren Studienjahr in München, in dem er als freischaffender Künstler tätig war, gründete Čižek 1897 in Wien die kostenfreie private Zeichen- und Malschule „Iris“ für Kinder zwischen zwei und 14 Jahren, in der er darauf wertlegte, ihnen in ihrem Schaffen völlige kreative Freiheit und jedwede schöpferische Entfaltungsmöglichkeit zu gewähren. Mit diesem Ansatz zählte er zu den Pionieren auf dem Felde der Kunsterziehung und Reformpädagogik und wirkte später an der von Otto Glöckel initiierten Unterrichtsreform mitwirkte. Unter dem Namen „Kunst und Schule“ gründete er 1914 eine Vereinigung samt zugehöriger Zeitschrift, die 1922 in die Zeitschrift Die Quelle übergeführt werden sollte.

Ab 1900 war er als Lehrer bzw. ab 1902 als Supplent an der k. k. Staats-Realschule tätig, 1903 dann an der k. k. Kunststickerei-Schule. Daneben hielt er Vorträge und gab Übungskurse für Lehramtskandidaten in Wien, Salzburg und Villach. In seiner Funktion als Inspektor der gewerblichen Lehranstalten bei der Zentral-Kommission für Angelegenheiten des gewerblichen Unterrichts in Wien unternahm er u. a. Reisen nach Deutschland, Italien und England.

1906 erfolgte seine Ernennung zum Professor und gleichzeitig die – zunächst versuchsweise – Eingliederung seiner privaten Kunstschule in die k. k. Kunstgewerbeschule. Unter der Direktion von Alfred Roller richtete Čižek, Anhänger der Wiener Secessionisten, erstmals eine eigene Jugendkunstklasse ein und übernahm auch die Leitung des Kurses für Ornamentale Formenlehre, der bald zum Anziehungspunkt für experimentierfreudige Studierende werden sollte. Für besonderes Aufsehen sorgten vor allem die ab 1919 entstandenen Werke, die sich stilistisch an der internationalen Avantgarde orientierten und unter dem Begriff Wiener Kinetismus weltweit Bekanntheit erlangten. Diese „erste Kunstrichtung Österreichs mit radikal-abstrakten Ansätzen“ (www.wienmuseum.at) war vor allem weiblich geprägt: Künstlerinnen wie Erika Giovanna Klien, My Ullmann und Elisabeth Karlinsky gelang es unter Čižeks Anleitung, abseits formaler Gesetze einen Mix aus Expressionismus, Kubismus und Futurismus aufs Papier zu bringen, der sowohl Gefühl als auch Bewegung abzubilden vermochte. Da Čižek bereits mit seiner Jugendkunstklasse in Europa und den USA großes Aufsehen erregt hatte und auf durchwegs positive Resonanz gestoßen war, entwickelte sich international auch rasch enormes Interesse an dem Schaffen seiner Kinetismus-Klasse: Die Arbeiten wurden 1922 in Holland und 1923/24 im Rahmen einer Wanderausstellung in den USA gezeigt, so etwa im Metropolitan Museum (New York), in der National Gallery (Washington) und im Art Institute (Chicago). Ebenfalls 1924 war man auf der Pariser Weltausstellung in der Exposition des Arts décoratifs et industriels modernes vertreten. Die fehlende Herausbildung einer kinetistischen Künstlergruppe, die den in der Kunstgewerbeschule entwickelten Geist aufgegriffen hätte, gepaart mit dem politisch-gesellschaftlichen Klima ab den späten 1920er Jahren führte dazu, dass die Rezeption des Kinetismus noch vor dem Zweiten Weltkrieg völlig verebbte.

Für sein Wirken auf dem Gebiet der Kunstpädagogik wurde Čižek vielfach ausgezeichnet. 1916 wurde er zum Ritter des Franz-Josef-Ordens, 1928 Träger des goldenen Ehrenzeichens für Verdienste um die Republik Österreich und 1932 zum Bürger der Stadt Wien ernannt. Zudem machte man ihn zum Ehrenmitglied der Art Teachers Guild in London. Er war Gründungsmitglied des Österreichischen Werkbundes sowie Mitglied der Weltkulturgesellschaft.

1934 offiziell in den Ruhestand versetzt, blieb er bis 1939 unbezahlter Hilfslehrer an der Kunstgewerbeschule. Noch kurz vor seinem Tod fand auf Initiative des Verlagsleiters L. W. Rochowanski, der selbst zu seinen Schülern gezählt hatte, unter dem Titel „Wiener Jugendkunst. Franz Cizek und seine Pflegestätte“ eine Ausstellung über sein Leben und Wirken statt.

Čižek, der seine letzten Jahre unter finanziell prekären Lebensumständen verbringen musste, verstarb im Dezember 1946 in Wien. Er wurde in einem Ehrengrab der Stadt Wien bestattet. Teile seines Nachlasses befinden sich in der Wienbibliothek im Rathaus und im Wiener Stadt- und Landesarchiv.


Literatur

G. Bast, A. Husslein-Arco, H. Kreci und P. Werkner (Hg.), Wiener Kinetismus. Eine bewegte Moderne, Wien, NewYork 2011; Christian Brandstätter (Hg.), Wien um 1900. Kunst und Kultur. Fokus der europäischen Moderne, Wien 2005; Franz Cizek, L. W. Rochowanski, Die Wiener Jugendkunst. Franz Cizek und seine Pflegestätte, Wien 1946; F. C. Heller, „Čižek, Franz“. In: Allgemeines Künstlerlexikon. Die bildenden Künstler aller Zeiten und Völker, Bd. 19, München 1998, S. 337; Maximilian Kaiser, „Čižek (Cizek) Franz“. In: Österreichisches Biographisches Lexikon, 1815-1950 [nur online verfügbar];  Donna Darling Kelly, Uncovering the History of Children’s Drawing and Art, Westport, London, 2004; Rolf Laven, Franz Čižek und die Wiener Jugendkunst (Schriften der Akademie der Bildenden Künste Wien, Bd.2), Wien 2006; L. W. Rochowanski, Die Wiener Jugendkunst, Wien21946; L. W. Rochowanski, Der Formwille der Zeit in der angewandten Kunst, Wien 1922; Bernhard Leitner, Viennese Kinetisicm. In: Peter Weibel (Hg.), Beyond Art: A third Culture. A comparatie Study in Cultures, Art and Scienes in 20th Century Austria and Hungary, S. 41-42; St. Taylor, Who’s who in Central and East-Europe 1933/34, ed. St. Taylor, Zürich 1935; Franz Cizek. Pionier der Kunsterziehung (1865–1946). Ausstellungskatalog, Historisches Museum der Stadt Wien, 20. Juni bis 3. November 1985; Richard Meister, „Čižek, Franz“. In: Neue Deutsche Biografie, Bd. 3, Berlin 1957, S. 256; Patrick Werkner, Performative Kunstgeschichte: die Positionierung des Wiener Kinetismus im kunsthistorischen Kanon [Online verfügbar]; Kinetismus. Wien entdeckt die Avantgarde. Ausstellung im Wienmuseum, 25. Mai bis 1. Oktober 2006 [Online verfügbar]

Quellen und Dokumente

Übungsschule für Freihandzeichnen. In: WZ, 13.12.1903, S. 4; Josef Reich, Naturgemäßer Zeichen- und Kunstunterricht. In: Reichspost, 22.3.1913, S. 7f; Verleihung des goldenen Ehrenzeichens. In: WZ, 15.3.1928, S. 1; Hans Antwitcz-Kleehoven, Ausstellung von Schülerarbeiten in der Kunstgewerbeschule. In: WZ, 26.6.1931, S. 4; Neue Bürger der Stadt Wien. In: WZ, 29.11.1932, S. 3;  Bucherscheinung „Child Art and Franz Cizek. In: WZ, 26.10.1936, S. 7; Ausstellung Wiener Jugendkunst. In: WZ, 12.4.1946, S. 4; Ehrengrab für Franz Čižek. In: WZ, 31.12.1946, S. 3.

Werke (Auswahl)

Kaiser Franz Joseph I., Erzherzog Johann (o.J.); Papier-, Schneide- und Klebearbeiten. Ihre technischen Grundlagen und ihre erzieherische Bedeutung (1914); Das freie Zeichnen (1925); Children’s coloured paperwork (1927).

(MK)


Geb. 31.1.1879 in München, gest. 22.2. 1970 in Weißenkirchen (Niederösterreich)

Schriftstellerin, Feuilletonistin

Materialien und Quellen:

R. Müller: H. Cloeter. Biographie online: hier.

(in Vorbereitung)

geb. am 8.2.1855 in Wien – gest. 29.5.1929 in Wien; Schriftsteller, Journalist, Herausgeber

Ps.: Alpheus

Aus: Der Morgen, 4.1.1915, S. 12

C. wuchs nach dem frühen Tod des Vaters alleine mit Mutter Charlotte Cohn in Wien auf und betätigte sich zunächst im mütterlichen Bankhaus, wandte sich jedoch bald dem Journalismus zu. Mit Ernst Ziegler gründete er 1887 die Zs. Wiener Mode und war zugleich als sozialkritischer Kolumnist für die Zs. Die Wage tätig. Mit Maximilian Schreier gründete er 1910 die Montagszeitung Der Morgen, für die er zwischenzeitlich als Herausgeber und leitender Redakteur fungierte und u.a. mit den Finanziellen Unterhaltungen als Autor in Erscheinung trat; 1915 erschien mit Morgendämmerung eine Sammlung „satyrische[r] und ernste[r] Kampf- und Strafschriften“ (Der Morgen, 29.3.1915). Im selben Jahr gründete C. wohl mit Unterstützung der Freimaurer die sozialkritische, zunächst explizit dem Marxismus verschriebene und gemeinschaftlich organisierte Tageszeitung Der Abend. Weiterhin überwiegend unter dem Pseudonym „Alpheus“ publizierend, positionierte sich C. als Kritiker sozialer Missstände im Wien des Weltkrieges bzw. der jungen Republik. Zugleich förderte C. die jungen Autoren Bruno Frei und Else Feldmann, die noch während des Ersten Weltkrieges erste Reportagen im Abend veröffentlichen konnten. Zunehmend umstritten war hingegen C.s Tätigkeit als Herausgeber, war er nämlich mit seinem Sohn Ernst, der 1928 die Herausgeberschaft des Abend übernehmen sollte, und mit Chefredakteur Alexander Weisz wiederholt in breit rezipierte Korruptionsfälle verwickelt. Auch mit der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei, deren Mitglied er war, und ihrer Presse geriet C. zunehmend in Konflikt. In der anonym veröffentlichten Flugschrift Ich klage an! wurde C. 1925 als „politischer Verwandlungskünstler“ und „Moraltrompeter von Wien“, der bereits in der Wiener Mode Frauen zum Börsenspiel verleitet hätte, verunglimpft. In einem Nachruf sollte die Reichspost C. als einen „Souverän der demagogischen Phrase und [ein] nicht alltägliches kritisches Talent“ (Reichspost, 30.5.1929, S. 5) beschreiben. Frei würdigte Colbert in der Berliner Weltbühne dagegen mit einem ausführlichen Nachruf.

C. trat in den Zwanzigerjahren als Kritiker des Kapitalismus auch als Buchautor in Erscheinung. 1924 veröffentlichte er die Monographie Bankleute und Börsenspieler vor 2000 Jahren. Ein Beitrag zur Sittengeschichte, ein Jahr später erschien der Roman Das goldene Kalb. Ein Roman aus der Geldwelt in Fortsetzungen in der Zeitung Arbeiterwille. Von der Bildungsarbeit als „lesenswerter Tendenzroman“ rezensiert, folgte 1926 die Buchpublikation. Als „fanatischer Feind des Bank- und Börsenwesens“ (Der Morgen, 29.5.1927) ließ C. 1927 mit Der Börsenschwindel des John Law. Ein Beitrag zur Revolutions- und Sittengeschichte ein weiteres Werk folgen.


Quellen und Dokumente

Aus: Arbeiterwille, 19.4.1925, S. 7

Finanzielle Unterhaltungen. Die Reklame. In: Der Morgen, 18.4.1910, S. 7, Wien und Berlin. In: Der Morgen, 1.2.1915, S. 5f., Für die Bastardkinder des Glücks. In: Der Morgen, 29.3.1925, S. 5f., Die Sonntagsgans. Ein wenig angewandte Volkswirtschaftslehre. In: Der Morgen, 17.5.1915, S. 4, Der Schrei, den niemand hört. Schauspiel aus dem Ghetto von Else Feldmann. In: Der Abend, 14.2.1916, S. 4, Die Dividendenwiese. In: Der Morgen, 21.8.1916, S. 5, Ein Märchen für Wiener Kinder. In: Der Morgen, 18.6.1917, S. 5, Hinter den Kulissen der Weltgeschichte. Der Harem im Frauenkloster. In: Arbeiterwille, 21.4.1922, S. 1f., Das goldene Kalb (Fortsetzungsroman). In: Arbeiterwille, 19.4.1925, S. 7f.

Morgendämmerung. In: Arbeiterinnen-Zeitung, 19.1.1925, S. 4, Morgendämmerung. Bilder aus dem Wien, das war, das ist und das wir schaffen wollen. [Inserat] In: Der Morgen, 29.3.1915, S. 12, Eine Berichtigung Colberts. In: Wiener Sonn- und Montags-Zeitung, 14.4.1919, S. 4f., Die Flucht des „Abend“ aus dem Gerichtssaal. C. C. auf der Anklagebank der Oeffentlichkeit. In: Wiener Sonn- und Montags-Zeitung, 22.7.1919, S. 5f., H. Eisenmenger: Der weiße Hirsch vom Stickelberg. In: Österreichische Forst-Zeitung, 27.2.1920, S. 2f., Colbert und Kola. Ein Sittenbild aus der Vorkriegszeit. In: Neues Wiener Journal, 28.5.1924, S. 3, Gustav Pollatschek: Karl Colbert, Bankleute und Börsenspieler vor 2000 Jahren. In: Der Kampf 18 (1925), H. 3, S. 117f., Karl F. Kocmata: Die von mir „vorgespielten Beziehungen zum Wohnungsamt“. Herrn C. C. gewidmet, als einen Beitrag aus der jüngsten Vergangenheit für die Gegenwart. In: Gesindel 1 (1925), H. 2, S. 1-5, Der Korruptionsskandal des „Abend“. In: Die Rote Fahne, 10.2.1926, S. 1, Er hat noch nicht genug. In: Die Rote Fahne, 24.2.1926, S. 3, L. Th.: „Ein lesenswerter Tendenzroman“. In: Bildungsarbeit XIII (1926), H. 3, S. 58, M.: Der Börsenschwindel des John Law. In: Der Morgen, 29.8.1927, S. 5, G. P.: Revolutions- und Sittengeschichte. In: Arbeiter-Zeitung, 18.12.1927, S. 19, C. C. gestorben. In: Arbeiter-Zeitung, 30.5.1929, S. 3, C. C. gestorben. In: Arbeiter-Zeitung, 30.5.1929, S. 3, C. C. gestorben. C.C. gestorben. In: Der Tag, 30.5.1929, S. 5; In: Die Rote Fahne, 30.5.1929, S. 3, In Memoriam C. C. In: Der Morgen, 3.6.1929, S. 7f., Bruno Frei: Carl Colbert. In: Die Weltbühne 25 (1929), 26, S. 964-968.

Forschungsliteratur:

A. Emanuely: Das Beispiel Colbert – Fin de Siècle und Republik. Ein dokumentarischer Essay. Wien 2020.

(ME)

geb. 16.11.1894 Tokio, Japan –  gest. 27.7.1972 Schruns, Vorarlberg, Österreich; Schriftsteller, Politiker

1894 als Sohn des österreich-ungarischen Diplomaten Heinrich Graf Coudenhove-Kalergi und dessen aus wohlhabendem Hause stammender japanischer Ehefrau Mitsuko Aoyama in Tokio geboren, wuchs C.-K. ab seinem zweiten Lebensjahr auf dem westböhmischen Familiengut Ronsberg (heute Poběžovice, Tschechien) auf. Der kosmopolitische und philosophisch äußerst bewanderte Vater, dessen Haus stets Treffpunkt von Adeligen, Diplomaten, Gelehrten und Geistlichen gewesen war, starb früh. Nach seiner Matura am Wiener Theresianum absolvierte C.-K. ein Geschichte- und Philosophie-Studium in Wien und München, das er 1917 mit der Promotion zum Doktor der Philosophie abschloss. In diese Zeit fiel auch die Hochzeit mit der um dreizehn Jahre älteren und bereits geschiedenen Schauspielerin Ida Roland, was kurzzeitig zu einem Bruch mit der Familie führte. Über seine Frau lernte C.-K. eine Vielzahl von Schriftstellern, Künstlern und Intellektuellen verschiedenster Weltanschauungen kennen; ein Umstand, der sich prägend auf seine philosophischen wie auch politischen Ansichten auswirken sollte. C.-K. begann als freier Schriftsteller zu arbeiten und publizierte u.a. in den Literaturzeitschriften Neue Rundschau und Neuer Merkur.

Nach dem Zusammenbruch der Habsburgermonarchie erhielt er – seinem Wohnsitz entsprechend – die tschechoslowakische Staatsbürgerschaft, sah sich selbst jedoch zeitlebens „als Bürger einer neuen und größeren Gemeinschaft“, als „Bürger des aufgehenden Völkerbundes.“ (Coudenhove, Ein Leben, S. 93). Unter dem Eindruck der Gräuel des Ersten Weltkriegs – er selbst war aus gesundheitlichen Gründen vom Kriegsdienst freigestellt gewesen – und des wachsenden Nationalismus beschäftigte sich C.-K. intensiv mit Ideen für eine friedliche Zukunft des Kontinents. Am 17. November 1922 erschien in der Neuen Freien Presse ein Artikel, in dem C.-K. seine Paneuropa-Idee erstmals öffentlich umriss und klarstellte, dass Europa „von Portugal bis Polen“ künftig vor der Wahl stehe, sich zusammenzuschließen oder „noch im Laufe dieses Jahrhunderts politisch, wirtschaftlich und kulturell zugrunde [zu] gehen.“ (NFP, 17.11.1922, S. 2). Ein vereintes Europa, so seine Überzeugung, sei nur unter Ausschluss von Großbritannien und Russland denkbar; ersteres bilde aufgrund seiner außereuropäischen Besitzungen ein Weltreich für sich, zweiteres habe sich für den Bolschewismus entschieden und stehe zudem „kulturell außerhalb von Europa“. Als „[d]as größte Hindernis für die Bildung Paneuropas“ sah er „die deutsch-französische Rivalität“; beide Länder müssten endlich auf „ihre Hegemonieansprüche verzichten“ und „sich in den Dienst ihres gemeinsamen größeren Vaterlandes stellen“ (NFP, 17.11.1922, S. 2).

1923 publizierte er das unter wesentlicher Mithilfe seiner Frau entstandene Buch Paneuropa (Übersetzung ins Englische 1926, ins Französische 1927, in der Folge u.a. auch ins Tschechische, Kroatische, Spanische und Japanische), das als langfristiges Ziel die Schaffung der „Vereinigten Staaten von Europa“ propagierte.  Um seine Botschaft zu verbreiten, verschickte er in Folge Tausende von kostenlosen Exemplaren an Politiker, Wirtschaftstreibende und andere einflussreiche Persönlichkeiten in ganz Europa.

Ebenfalls 1923 gründete C.-K. mit der „Paneuropa-Union“ mit Sitz in Wien die erste europäische Einheitsbewegung. Sie setzte sich aus zahlreichen Ländergruppen zusammen und konnte neben Ignaz Seipel und Karl Renner u.a. auch Konrad Adenauer, Albert Einstein und Thomas Mann und zu ihren Unterstützern zählen. Die Finanzierung erfolgte einerseits über Mitgliedsbeiträge und Spenden, andererseits aus dem Privatvermögen des Gründers. Ihren ersten Kongress hielt die „Paneuropa-Union“ 1926 in Wien ab; in der Schlusserklärung forderte sie langfristig den „Abbau der europäischen Grenzen, die ein Hindernis des Friedens und der wirtschaftlichen Entwicklung“ wären, sowie die Schaffung eine[r] europäische[n] Wirtschaftsgemeinschaft“ (AW, 7.10.1926, S. 3). Als publizistisches Medium zur Verbreitung des paneuropäischen Gedankens wurde 1924 die periodisch erscheinende Zeitschrift Paneuropa gegründet, die C.-K. selbst herausgab.

Von sozialdemokratischer Seite wurde die paneuropäische Idee grundsätzlich befürwortet, gleichzeitig aber befürchtet, der Gedanke eines vereinten Europa sei ein geschickter Schachzug des Kapitalismus, um dessen Herrschaft auszuweiten. Auf Ablehnung stieß das Konzept bei den erstarkenden Nationalsozialisten, die die Paneuropa-Union nach Hitlers „Machtergreifung“ in Deutschland verboten. C.-K.s Versuche, in den frühen 1930er Jahren den faschistischen Diktator Benito Mussolini für sein Projekt zu gewinnen, sind vor dem Hintergrund der Bedrohung Österreichs durch das NS-Regime zu sehen, speisten sich zum Teil aber auch aus einer persönlichen Bewunderung C.-K.´s für Mussolinis autoritären Politikstil.

1938 floh C.-K. gemeinsam mit seiner jüdischstämmigen Frau zunächst in die Schweiz, dann nach Frankreich, von wo aus er 1940 die Reise ins US-Exil antrat. Von New York aus bemühte er sich gemeinsam mit Otto von Habsburg vergeblich um die Schaffung einer österreichischen Exil-Regierung. Er kehrte 1946 nach Europa zurück, reaktivierte die „Paneuropäische Union“ und blieb bis zu seinem Tod ein Vorkämpfer der europäischen Idee.


Literatur

Walter Göhring, Richard Coudenhove-Kalergi. Ein Leben für Paneuropa, Wien 2016; Verena Schöberl, „Es gibt ein großes und herrliches Land, das sich selbst nicht kennt … Es heißt Europa.“ Die Diskussion um die Paneuropa-Idee in Deutschland, Frankreich und Großbritannien 1922-1933, Berlin 2008; Anita Ziegerhofer-Prettenthaler, Botschafter Europas. Richard Nikolaus Coudenhove-Kalergi und die Paneuropa-Bewegung in den zwanziger und dreißiger Jahren, Wien u.a. 2004;

Quellen und Dokumente 

Richard Nikolaus Coudenhove-Calergi, Paneuropa. Ein Vorschlag. In: NFP, 17.11.1922, S. 2f; Desiderius Papp, Die Wunderinsel: Paneuropa. In: Neues Wiener Journal, 1.12.1923, S. 8f; Der Schwindel der nationalen Gegensätze. In: AZ, 6.11.1923, S. 7; Krise in der Paneuropäischen Union. In: Kleine Volkszeitung, 4.12.1928, S. 8; Pan-Europa in Wien. In: Die Rote Fahne, 30.9.1926, S. 1f; Das Paneuropäische Manifest. In: Reichspost, 2.6.1924, S. 6; Ein Friedensmanifest in Zahlen. In: Arbeiterwille, 19.8.1926, S. 2; Die Schlusssitzung des Paneuropäischen Kongresses. In: Arbeiterwille, 7.10.1926, S. 3; Richard Nikolaus Coudenhove-Calergi, Die europäische Nation. In: Neues Wiener Journal, 8.10.1923, S. 3; Paneuropa-Zeitschrift. In: Pilsner Tagblatt, 10.12.1928, S. 4; Auftakt zum ersten Paneuropa-Kongress. In: Neues Wiener Journal, 25.9.1926, S. 4; Pan-Europa. In: Prager Tagblatt, 4.7.1924, S. 4; Richard Nikolaus Coudenhove-Calergi, Die Aristokratisierung der Menschheit. In: Neues Wiener Journal, 5.11.1922, S. 4f; Richard Nikolaus Coudenhove-Calergi, Geldherrschaft. In: Neues Wiener Journal, 21.12.1921, S. 12f; Wien als Welthauptstadt. In: Deutsches Volksblatt, 18.11.1920, S. 6; Stalin & Co. In: Reichspost, 14.11.1931, S. 4.

Werke (Auswahl):

Europa erwacht! (1923); Krise der Weltanschauung (1923); Kampf um Paneuropa, 3 Bde. (1925-1928); Stalin & Co. (1931); Die Europäische Nation (1953); Ein Leben für Europa, Lebenserinnerungen (1966); Weltmacht Europa (1971).

 (MK)


geb. am 6.9.1885 in Wien – gest. am 5.1.1969 in Wien; Schriftsteller, Kritiker, Dramaturg, Regisseur

Aus einer gutbürgerlichen Familie stammend, die serbische, kroatische, ungarische, deutsche und jüdische Wurzeln besaß, wuchs C. von 1890 bis 1905 in Mödling auf, wo er auch das Gymnasium besuchte u. 1905 die Matura ablegte. Das Studium der Kunstgeschichte und Germanistik, das er an der Univ. Wien aufnahm, brach C. zugunsten seiner literar. Interessen, vornehmlich dramatischer Natur, ab. 1912 erschien sein erster Gedichtband Die Gewalten, 1913-14 verbrachte er in St. Petersburg, wo sein Einakter Feuer uraufgeführt wurde u. lernte dort das Werk des russ. avantgard. Dramatikers u. Theoretikers des Monodramas Nikolaj Evreinoff kennen. Dessen Stück Die Kulissen der Seele führte Csokor später in Wien auf u. gab es 1920 in Buchform heraus. Den Ersten Weltkrieg verbrachte C. im Kriegspressequartier, wo er seiner Recherche nach neuen dramat. Ausdrucksformen im express. Kontext nachgehen konnte. Davon zeugen v.a. das 1916 abgeschlossene Stück Der Baum der Erkenntnis, das typologische Züge trägt und von Kokoschka und dessen Mörder, Hoffnung der Frauen beeinflusst wirkt, aber auch mit einer mythisch-sozialen Wandlungsutopie ausklingt, ferner der Gedichtbd. Der Dolch und die Wunde (1917). Auch das nächste Stück, Die rote Straße (1917, UA 1921), für C. ein „Standardwerk des deutschen Expressionismus“, griff verwandte Themen, allen voran die als Kampf dargestellte und zugleich ins Soziale getauchte Geschlechterpolarität auf; C. Hauser, der Cskokor 1918 kennenlernte und ihm lebenslang freundschaftlich verbunden blieb, schuf dazu das Bühnenbild. Während A. Polgar den Autor aufgrund der vielen „Finsternisse des Lebens“ in diesem Stück als „Musikanten der Schwärze“ bezeichnete, lobten der AZ-Kritiker O. Koenig u.a. die korrodierende Macht des Geldes und P. Friedländer in der Roten Fahne die pulsierende dramatische Kraft.

1919 hielt sich Csokor zwei Mal in Berlin auf, wohnte einer Auff. von E. Tollers durch K.H. Martin inszenierten Wandlung im Theater ›Tribüne‹ bei; 1920 folgte der Essay Der Expressionismus als Regieproblem. 1922 wurde C. unter Rudolf Beer Dramaturg am Raimundtheater u. inszeniert G. Kaisers Kanzlist Krehler, die u.a. R. Musil positiv wahrnahm sowie 1923 Friedrich Wolfs expr. Stück Das bist du, das Polgar in der Weltbühne hymnisch besprach. 1924-25 folgten weitere bemerkenswerte, von C. mitverantwortete Inszenierungen u. Aufführungen wie F. Molnárs Liliom, G. Kaisers Nebeneinander u. E. Tollers Hinkemann,  1925 stellte er seine Erstfassung der Ballade von der Stadt (1928) fertig, Versuch einer Synthese aus Welttheater und Kollektivdrama (Klauhs), zugleich auch sichtbares Abrücken von seinen express. Produktionen. Ab 1926 finden sich daher in C.s. Inszenierungsrepertoire Stücke wie Anja und Esther von Klaus Mann oder Bürger Schippel von Carl Sternheim; 1927 wohnt C. der legendären E. Piscator-Inszenierung von Tollers Hoppla, wir leben! in Berlin bei, beschließt jedoch 1928, trotz einem in der Kritik gefeierten Versuch Büchners Woyzeck zu vollenden, angesichts der zunehmenden Polarisierung u. Politisierung der Theaterlandschaft sich von der Regiearbeit zurückzuziehen. Zunächst arbeitet er an einem Wien-Romanprojekt mit dem Titel Die Stadt neben dem Strom, von dem der Prolog Gesang von Wien im Tag erscheint. Alsbald verlegte er sich aber auf histor. Stoffe und begann an seinem Büchner-Drama Die Gesellschaft der Menschenrechte zu arbeiten (1929, UA 1931), dem schon 1930 Besetztes Gebiet folgte und 1936 sein wohl erfolgreichstes Stück Dritter November 1918, das 1937 seine UA am Burgtheater hatte. Zugleich interessierte sich C. seit der erfolgreichen Auff. von Ö. v. Horvaths Die Bergbahn in Berlin (1929) für den jungen Autor, woraus sich in der Folge eine Freundschaft, begleitet von intensivem briefl. Austausch bis H.s. Tod 1938, entwickelte.

1933 unterstützte C. am PEN-Kongress in Dubrovnik die Resolution gegen die NS-Gleichschaltungspolitik u. zählte, wie Briefe an Lina Loos und Ludwig Ullmann bezeugen, zu den überzeugtesten Kritikern der Vorgänge in NS-Deutschland, woraufhin seine Bücher verboten und Stücke nicht mehr aufgeführt werden durften. 1934 Reise nach Südfrankreich, wo sich C. mit exilierten Freunden wie F. Bruckner, W. Hasenclever, H. Mann u. E.A. Rheinhardt trifft. Unmittelbar nach dem Anschluss Österreichs flüchtet C. noch im März 1938 nach Polen, wo er aufgr. der Übersetzung von Z. Krasińskis  Ungöttlicher Komödie, (1936; Nie-Boska komedia, 1833, einem Schlüsselwerk der poln. Romantik) Freunde gewonnen hatte, von der Polnischen Akademie der Literatur ausgezeichnet wird u. seine Dramen Gottes General (über I. v. Loyola) bzw. Jadwiga 1939 fertigstellen kann. Nach dem deutschen Überfall flüchtet C. nach Bukarest u. anschließend nach Jugoslawien, wo er 1941 wieder auf die vom Ustascha-Kroatien besetzte Insel Korčula weiterflüchtet. Schon 1940 erschien bei A. de Lange sowie glzt. auch auf Englisch bei Secker&Warburg (Ld.) sein erster Fluchtbericht Als Zivilist im polnischen Krieg / A Civilian in the Polish War (1947 erweitert zu Als Zivilist am Balkan). Auf Korčula, von dem er 1943 nach Bari ins befreite südital. Gebiet kam, um sich in den Dienst der BBC zu stellen, entstand Kalypso, das im Juni 1946, unmittelbar nach seiner Rückkehr nach Wien, im Burgtheater/Ronacher uraufgef. wurde. 1947 folgten auch die ebf. bereits im Exil entst. Stücke Wenn sie zurückkommen sowie Der verlorene Sohn. In den Nachkriegsjahren war C. maßgeblich in die Reorganisation des österr. P.E.N. eingebunden, zu dessen Präsident er 1947 auch gewählt u. bis Mitte der 1950er Jahre delikate bzw. kontrovers diskutierte Aufnahmegesuche von Mitgliedern in Abklärung mit dem Internat. P.E.N.-Zentrum in London, d.h. v.a. R. Neumann, zu behandeln hatte. 1953 erhielt C. den Literaturpreis der Stadt Wien, 1955 den Österr. Staatspreis, zeitgleich mit seinem Zeit-Roman Der Schlüssel zum Abgrund.


Weitere Werke

Der große Kampf. Ein Mysterienspiel in acht Bildern (1915), Die Sünde wider den Geist. Tragödie (1918); Schuß ins Geschäft (1924), Ewiger Aufbruch. Balladen (1926); Die Weibermühle. Zauberspiel (1932), Gewesene Menschen (1932); Nicht da, nicht dort (Bühnenmanuskr., 1937), Über die Schwelle. Erzählungen (1937); Medea postbellica (Bühnenmanuskr., 1948), Der zweite Hahnenschrei. Sechs Erzählungen (1954), Olymp und Golgatha (enth.: Kalypso, Caesars Witwe, Pilatus, 1954), Die Erweckung des Zosimir (1960)

Quellen und Dokumente

F.Th. Csokor: Gesang von Wien. In: Der Tag, 8.1.1928, S. 9; B.: „Woyzeck.“ F. Th. C. ergänzt Georg Büchners Tragödienfragment. Uraufführung im Raimundtheater. In: Reichspost, 18.2.1928, S. 9, Friedrich Schreyvogel: „Woyzeck.“ Zur Aufführung des Büchnerschen Fragments in Raimundtheater. In: Wiener Neueste Nachrichten, 20.2.1928, S. 3, Alfred Zohner: „Gesellschaft der Menschenrechte.“ In: Wiener Zeitung, 4.10.1929, S. 5f., Schiller-Marmorek. In: Das Kleine Blatt, 25.3.1931, S. 9, M-r.: Hörspiel. In: Arbeiter-Zeitung, 29.12.1933, S. 7, F. Th. Csokor: Richard Billinger. In: Neue Freie Presse, 9.11.1934, S. 26; Oskar Maurus Fontana: F. Th. C. Eigenvorlesung am Sonntag, 4. April, 16.55 Uhr. In: Radio Wien, 2.4.1937, S. 4f.

Auf fremden Straßen. Unveröffentlichte Eigenaufnahme der Österreichischen Mediathek [Online verfügbar], Zu Gast bei F. Th. C. Dokumentation über das Wirken F. Th. C.s. (1963) [Online verfügbar]

Nachlass: Teilnachlass in der Wien-Bibliothek, Eintrag zu den Beständen der OeNB.

Literatur

P. Wimmer: Der Dramatiker F. Th. Csokor. Innsbruck 1981; B. Brandys: F. Th. Csokor. Identität von Leben und Werk. Lódz 1988; H. Klauhs: F. Th. Csokor. Leben und Werk bis 1938 im Überblick. Stuttgart 1988; J. P. Strelka: Immer ist Anfang. Der Dichter F. Th. C. Bern 1990; St. H. Kaszynski: Csokors polnische Odyssee. In: H. Holzner u.a. (Hg.) Eine schwierige Heimkehr. Innsbruck 1991, 253-261; U.N. Schulenburg (Hg.): F. Th. Csokor. Lebensbilder eines Humanisten. Wien 1992; P.-H. Kucher: „Die Wollust der Kreatur […] gemenget mit Bitterkeit“ Versuch über den vergessenen Expressionisten F. Th. Csokor. In: K. Amann, A.A. Wallas (Hgg): Expressionismus in Österreich. Wien u.a. 1994, 417-436; D. Goltschnigg (Hg.): G. Büchner u. die Moderne. Bd. 2, Berlin 2002, 322-323 (Abdruck von C.s. Büchner-Essay, 1963); J. Holzner: Die Entdeckung des Geringen: Zur Büchner-Rezeption in Österreich. In: D. Sevin (Hg.): G. Büchner. Neue Perspektiven zur internat. Rezeption. Berlin 2007, 183-194; bes. 188f.

Eintrag bei wien.gv.at.

(PHK)

Geb. 5.9. 1887 in Wien, gest. 7.3. 1958 in Wien. Radiopionier und Direktor der RAVAG bis 1938. Kulturpolitiker, Erfinder.

Materialien und Quellen:

Eintrag auf: geschichtewiki.wien;

(PHK, in preparation)