Geb. 24. (auch 27.) 4. 1887 in Kriwiec (Galizien), k.k. Österreich-Ungarn, gest. 1.2. 1972 in Israel. Publizist, Journalist, Politiker, Zionist.

Locker begann um 1902 in jidischsprachigen Arbeiterorganen zu publizieren, z.B. in Der Yidisher Arbeiter, fing 1904 ein Jura-Studium an der Universität Czernowitz an und betätigte sich ab 1905 aktiv in der linkssozialistischen, von der Bund-Bewegung abgespaltenen Poale Zion. Während des Ersten Weltkriegs lebte er vorwiegend in Wien und Stockholm. Zwischen 1918 und 1928 fungierte er als Sekretär der Poale Zion World Union, von 1928-1931 als jener der USA. 1921 vertrat er Wien als Mitglied des Legitimationsausschusses des 12. Zionist. Weltkongresses in Karlsbad (WrMZtg, 19.7.1921, 1). 1931-35 arbeitete Locker in London in der Jewish Agency, 1936 wanderte er ins Palästina-Mandatsgebiet aus, wo er zuerst Mitglied des Histadrut-Exekutivkomitees war, danach die Leitung der Jewish Agency in Jerusalem übernahm. Er publizierte dort seine zentralen Palästina-Schriften wie z.B. Palestine and the Jewish Future (1942) und Palestine in Jewish History (1946).

Materialien und Quellen:

Eintrag in: Jewish Encyclopedia;

(in preparation, PHK)

Geb. 24.6.1883 in Wildenschwert/ Ústí na Orlicí (Ostböhmen, k.k. Österreich-Ungarn) als Friedrich (gerufen: Beda) Löwy   – gest./ermordet 4.12.1942, KZ Auschwitz. Schriftsteller, Kabarettist, Librettist, (Film)Drehbuchautor, Jurist.

Nach erfolgter Übersiedelung nach Wien (1888) änderte die Familie 1896 den Namen von Löwy auf Löhner. Fritz Löhner (FL) besuchte dort das Gymnasium in der Kundmanngasse (3. Bezirk) und studierte an der Univ. Wien Rechtswissenschaft. Während des Studiums wurde er Mitglied der jüd. Studentenverbindung ›Kadima‹, nach dessen Beendigung und Eintritt in eine Anwaltskanzlei Gründungsmitglied und erster Präsident des Wiener jüd. Sportclubs ‹Hakoah. Ab 1910 wandte er sich verstärkt literarischer Arbeit zu und zwar vorwiegend im Unterhaltungsbereich, d.h. er verfasste Lieder, Sketches, Skizzen für Kabarett und Theater und wählte hierfür das Pseudonym Beda. Zudem engagierte er sich auch im ›Jüdischen Nationalverein für Österreich‹ (NWJ, 30.3.1910, 7). Im Mai 1912 gastierte er mit dem Kabarett Fledermaus in Prag; mit dabei waren auch Ralph Benatzky, Leo Ascher u. Bela Laszky; am 1.1.1913 hatte seine einaktige Operette Das Gartenhäuschen in den Künstlerspielen seine Uraufführung. Anfang April führte ein Gedicht (Reflexion) über das Ergebnis der Wiener Gemeinderatswahl wegen des Vorwurfs der Ehrenbeleidigung eines Politikers zum Bruch mit der Ztg. Der Morgen, in der er zuvor fallweise veröffentlicht hat.

1914 stellte er sich in den Dienst der propagandistisch-literarischen Kriegsmaschinerie, z.B. durch Lieder wie Rosa, wir fahr’n nach Lodz. 1915 verfasste er das Drehbuch für die Lehár-Operette Der reine Tor; 1916 wurde sein gemeins. mit Bruno Hardt verf. Schauspiel Der König des Lebens vom Dt. Volkstheater zur UA angenommen (Neues 8Uhr-Bl. 4.9.1916,3). Im Juni 1917 wird er zum künstlerischen Leiter des Kabaretts ›Bunte Bühne‹ bestellt, und im Okt. wurde sein erster Film Der rote Prinz fertiggestellt (Neue Kino-Rundschau,26.5.1917,3) 1919 trat er mit zwei Filmen, Freut euch des Lebens, sowie Lasset die Kleinen zu mir kommen (Regie: M. Neufeld) in Erscheinung, versehen mit der Ankündigung des Filmdramas Großstadtgift für den Jänner 1920. Im Juni folgte dann die Filmgroteske Die blonde Bestie, im Okt. die Filmlegende Eva, die Sünde (in hochkarätiger Besetzung). Auch 1921 setzte FL mehrere Filmprojekte um, darunter die Kriminalkomödie Eine Million Dollar oder die Bearbeitung der F. Salten-Vorlage Olga Frohgemut. 1922 wurde er zum Präsidenten des neu gegründeten ›Varieté-Autorenverbandes‹ (vav), einer Interessensgruppe, um Rechtsansprüche durchzusetzen, gewählt, dem u.a. auch F. Wallisch u. B. Lasky angehörten (NWJ, 24.9.1922,13). Daneben trat er auch an großen Rezitationsabenden, u.a. mit E. Friedell, L. Hirschfeld, A. Kuh, H. Liebstoeckl oder F. Salten auf (Wr. Morgenzeitung, 16.3.1922, 6/ NWJ, 14.10.1922,8). Mit F. Grünbaum u.a. veranstaltete er im Dez. einen sog. Beda-Abend. Im Jänner 1923 sollte es zur UA seiner Operette Die Brasilianerin im Carl-Theater kommen, welche abgesetzt wurde, was FL vor Gericht brachte.

1924 landete FL mit der deutschsprach. Fassung des Schlagers Yes we have no bananas (Ausgerechnet Bananen) einen internat. Erfolg. 1925 folgte einerseits die Revue An alle, andererseits, nach Scheidung von seiner ersten Frau (Anna Akselradi) seine Verehelichung mit Helene Jellinek. Im darauffolgenden Jahr beteiligte sich FL an verschiedenen Kabarett-Tanzabenden, u.a. mit G. Kraus u. E. Tordis (Tag, 3.1.1926,13), bearbeitete den Text der frühen Strauß-Operette Indigo neu und engagierte sich im Mai 1926 auch in der ›Genossenschaft der dramatischen Autoren und Komponisten‹ gegen die als rigide empfundene Steuerpolitik des Wiener Finanzstadtrates Hugo Breitner. 1927 wurde nach seinem Tanzschlager Valencia ein Film von der Emelka-GmbH gedreht (Kino-Journal, 9.4.1927,23), dessen Fertigstellung in der Österr. Filmzeitung am 7.5.1927 angezeigt wurde. Ende August 1927 war er mit einer Klage sowie einem Strafverfahren durch das Österr. Bundesheer konfrontiert, weil sich dieses durch eine Szene in seiner A-B-C-Revue beleidigt wähnte, der mit einer Ehrenerklärung und einem Vergleich Ende März 1928 eingestellt wurde. Im Spätherbst musste sich FL mit der Krise seines Hakoah-Vereins befassen, dem während einer Amerika-Reise zahlreiche Sportler abhandengekommen waren und die erst im Sept. 1928, wieder unter seiner Präsidentschaft, einigermaßen überwunden wurde. 1929 intensivierte sich die Zusammenarbeit mit F. Lehár, der vom Libretto der Goethe-Operette Friederike geradezu hingerissen war, wie er in einem Interview mit dem NWJ bekannte (NWJ, 14.2.1929) und für dessen Operette Land des Lächelns er die Liedtexte, darunter Dein ist mein ganzes Herz, verfasste.

Im August ließ sich FL zu einem „antibolschewistischen“ Wahlauf Der jüdische Wähler zugunsten Seipels, aber auch der Heimwehr hinreißen, der im NWJ prominent neben einem Leitartikel platziert wurde. Dies veranlasste die Ztg. Der Tag, in einem kritischen Kommentar nicht nur den Antisemitismus der Heimwehren aufzudecken, sondern auch das merkwürdige Vertrauen, das Künstler wie FL ihr entgegenbrachten, pointiert und scharf in Frage zu stellen. Dies erfolgte u.a. auch als Reaktion auf die Bestellung von FL zum Präsidenten des 1929 gegr. ›Unabhängigen Reichsverband der Bühnenangehörigen‹, dessen zentraler Programmpunkt der „Kampf gegen den marxistischen Steuerterror“ (NWJ, 25.4.1930,3), d.h. v.a. gegen die Lustbarkeitssteuer der Gemeinde Wien, womit sich dieser in die Nähe einer Heimwehr-Vorfeldorganisation für den Kunstbereich positionierte. Letzteres bestritt FL in einer weiteren Erklärung ebenso vehement wie die Bekräftigung seiner Gegnerschaft zum Marxismus, den er „für uns Juden weitaus gefährlicher“ hielt, „als jede andere Geistesrichtung der Weltgeschichte“ (NWJ, 6.11.1930, 2). Andererseits legte er mit A. Grünwald für die Operettenfestspiele in Leipzig die deutsche Fassung der ungar. Operette Viktoria und ihr Husar von I. Földes vor (NWJ, 18.5.1930, 29), zu der Paul Abraham die Musik komponierte und mit dem Komponisten Ludwig Herzer arbeitete FL im selben Jahr auch das Libretto für M. Dauthendeys Spielereien einer Kaiserin aus (NWJ, 16.10. 1930,11). Im Februar 1931 (NWJ, 14.2.1931, 11) wurde der Vertrag für die deutsche Fassung der ungar. Operette Die Blume von Hawai, wieder von P. Abraham, durch das sich herauskristallisierende Duo Grünewald-Löhner-Beda unterschrieben, die nach der UA in Leipzig Ende Juli 1931 (Der Tag, 26.7.1931,19) zu einer der erfolgreichsten in Berlin, Wien (über 150 Auff. bis Jänner 1933) und Budapest werden und – wieder als Gemeinschaftsproduktion – mit Ball im Savoy 1932 eine Fortsetzung finden sollte. Fred Heller attestierte Blume von Hawai „zündenden Rhythmus“ und eine Farbigkeit an „melodischer Jazzmusik“, also Modernität im zeitgenössischen Spektrum, anlässlich der (verspäteten) Wiener UA im August 1932. Ende desselben Jahres folgte auch die Verfilmung nach. In diesem Jahr verstärkte sich auch die Zusammenarbeit mit Hans Moser, für dessen Sketchreihe Der Dienstmann FL das Drehbuch für die Filmversion verfasste. Löhner-Beda kann somit zu den produktivsten, wenngleich, wie Verfahren um Urheberrechtsfragen belegen, nicht unumstrittenen Librettisten der späten 1920er und frühen 1930er Jahre im gesamtdeutschsprachigen Raum gerechnet werden, der zugleich mit fast allen zeitgenössischen Komponisten im Operetten- und Revuebereich erfolgreich zusammenarbeitete und zudem ein herausragender Netzwerker in Interessensverbänden an den Schnittflächen von Musik und Literatur war. Gemeinsam mit Hardt-Warden legte er 1933 den volksbuchartigen Text zum Singspiel Rosen im Schnee vor, wieder ein neues Genre, in dem FL einen Akzent setzen konnte. Auch das Jahr 1934 erwies sich als hochproduktives und von den Genres her als vielseitiges: es begann mit der Revue Hallo, hallo hier Österreich, die eigens für den kulturellen (Propaganda)Export vorgesehen war, fand Fortsetzung in der begeistert aufgenommenen filmischen Lustspielübersetzung der französischen Savoir-Vorlage Märchen im Grand Hotel, über die Heller im Tag urteilte: „Wollen Sie ins Kino? Dann gehen Sie ins Theater an der Wien“ (Tag, 29.3.1934) und endete im Dez. mit der UA der Joseph Beer-Operette Der Prinz von Schiras, zu dem FL gem. mit L. Scherzer das Libretto verfasste. Daneben war er auch am Libretto (gem. mit Paul Knepler) für die Lehár-Operette Giuditta beteiligt sowie an dem damit verbundenen Plagiatsstreit, der sich bis 1936 hinzog und erst Anfang 1937 mit der Rücknahme eines Gutachtens durch einen Wiener Komponisten ein Ende finden konnte (Der Morgen,1.2.1937,4).

Seine letzte Arbeit vor dem Anschluss betraf die Liedtexte für die Operette Ein Lied aus Nizza, die am 5.2.1938 in Radio Wien ausgestrahlt wurden. Am 13.3.1938 wurde FL verhaftet und mit dem ersten sog. Prominententransport am 1.4. in das KZ Dachau und von dort im Sept. 1938 nach Buchenwald deportiert. Dort verfasste er den Text zu dem von Hermann Leopoldi komponierten Buchenwald-Lied. Am 17. Oktober 1942 wurde Löhner-Beda nach Auschwitz weiter deportiert, um in der Fabrik der I.G. Farben Zwangsarbeit zu leisten. Dort entstand noch das Buna-Lied, bevor er am 4.12.1942 im Zuge einer Arbeitsinspektion durch leitende I.G.-Farben Chemiker und Direktoren in deren Auftrag erschlagen worden ist, wie R. Hilberg in seiner wegweisenden Arbeit über den Holocaust dokumentiert hat.


Weitere Werke

Die Muse im Negligee. Wien 1919; Ecce ego! Lieder und Gedichte. Wien 1920; 50 Lieder. Wien 1923; Ich hab mein Herz in Heidelberg verloren (Libretto, 1927); Der Walzer von heut nacht (Libretto, 1929); Schön ist die Welt (Libretto, 1930); Die Katze im Sack (Libretto, 1933); Wo die Liebe blüht (Musik. Schwank, 1935); Auf der grünen Wiese (1936, dt. Bearbeitung einer Volksoper von J. Beneš)

Das Buchenwaldlied (1938) online unter: https://web.archive.org/web/20150418025540/http://claude.torres1.perso.sfr.fr/GhettosCamps/Camps/LeopoldiBuchenwaldLied.html

https://de.wikipedia.org/wiki/Buchenwaldlied

Verzeichnis der Schlager: https://de.wikipedia.org/wiki/Fritz_L%C3%B6hner-Beda

Literatur

Raul Hilberg: Die Vernichtung der europäischen Juden. Aus dem Amerikanischen von Ch. Seeger, H. Maor u.a. Frankfurt/M. 1982, Bd. 2, 994; Robert Dachs: Sag beim Abschied Wien 1994; Barbara Denscher, Helmut Peschina: Kein Land des Lächelns. Fritz Löhner-Beda 1883–1942. Salzburg 2002; Ulrike Schmidter, Mathias Widter: Die Causa Löhner (TV-Film, 2011) online: https://www.filmfonds-wien.at/films/die-causa-loehner

Quellen und Dokumente

https://www.kabarettarchiv.at/Biografie-Fritz-Loehner-Beda (Biographie Österr. Kabarettarchiv); Bericht zum Gründungsfest des Sportklubs Hakoah. In: Jüdische Volksstimme, 16.3.1910, S.4; Gedicht: Reflexion. In: Der Morgen, 30.3.1914, S. 8; N.N. (Bericht zum Film): Freut euch des Lebens. In: Wiener Bilder, 9.11.1919, S. 12; Ankündigung des Films Großstadtgift. In: Neue Kino-Rundschau, 27.9.1919, S. 3; Ankündigung des Films Die blonde Bestie. In: Neue Kino-Rundschau, 19.6.1920, S. 66; Ankündigung von: Eva, die Sünde. In: Neues Kino-Journal, 2.10.1920, S. 60;

(PHK)

Künstlername: Lina Vetter

geb. 9.10.1882 in Wien – gest. 6.6.1950 in Wien; Schriftstellerin, Dichterin, Feuilletonistin, Schauspielerin

Lina Loos wurde 1882 als Karoline Katharina Obertimpfler geboren. Ihr Vater Carl Obertimpfler, ehemaliger Delikatessenhändler, war bekannter Pächter des beliebten Kaffeehauses „Casa Piccola“ in der Mariahilfer Straße, in dem seit der Jahrhundertwende Intellektuelle, Schauspieler und Literaten verkehrten und das der Familie erlaubte, in relativem Wohlstand zu leben. Ihrer Mutter Karoline stand sie, anders als dem Vater, zeitlebens sehr nah.

Nach Abschluss des Gymnasiums besuchte Lina, seit ihrer Jugend eng mit Egon Friedell befreundet und früh umschwärmter weiblicher Mittelpunkt der Gesellschaft, gegen den Willen ihrer Eltern das Konservatorium und bekam Schauspielunterricht an der Musikakademie. 

Durch ihre Schwester, die erfolgreiche Schriftstellerin Helene Dürberg, in den Freundeskreis von Peter Altenberg eingeführt, lernte sie in dessen Stammwirtshaus Löwenbräu den um zwölf Jahre älteren Architekten Adolf Loos kennen, den sie 1902 heiratete. Die drei Jahre später erfolgte Scheidung geriet zum gesellschaftlichen Skandal, hatte sich doch Linas Affäre, der 18-jährige Sohn der Frauenrechtlerin Marie Lang, nach Beendigung der Liaison aus unglücklicher Liebe erschossen.

Lina Loos, die zeitlebens einen emanzipierten Frauenbegriff vertrat, ging in der Folge in die USA, wo sie unter dem Pseudonym „Carry Lind“ in Heinrich Conrieds Theatertruppe im Irving Place Theatre in New Haven die Luise in „Kabale und Liebe“ spielte. Sie kehrte allerdings nach wenigen Monaten nach Europa zurück, wo es ihr in den folgenden Jahren gelang, sich als Kabarettkünstlerin und Chansonette zu etablieren. Sie arbeitete zunächst in Leipzig und St. Petersburg, dann in München, wo sie im maßgeblich von Otto Falckenberg und Franz Wedekind mitgeprägten Kabarett „Die Elf Scharfrichter“ spielte. In Berlin, wo auch ihr Bruder, der spätere Burgschauspieler Karl Forest als Schauspieler wirkte, machte sich als Altenberg- und Volksliedinterpretin in einem der ersten literarischen Kabaretts Deutschlands, dem „Überbrettl“, einen Namen.  

Zurück in Wien verschlimmerte sich ein chronisches Lungenleiden, das sie 1907 zu einem mehrmonatigen Kuraufenthalt im Schwarzwald zwang, der zum Großteil durch ihre Eltern finanziet wurde. Danach spielte sie – zunächst unter ihrem Künstlernamen Lina Vetter – ab 1909 an der Neuen Wiener Bühne und absolvierte zudem Auftritte in Wiener Künstlerkabaretts wie „Nachtlicht“ und der berühmten Jugendstil-Kleinkunstbühne „Fledermaus“, die u.a. in der Tradition des Pariser „Chat Noir“ stand und für die das Duo Alfred Polgar und Egon Friedell die Textvorlagen – u.a. den höchst erfolgreichen sog. Goethe-Sketch – lieferte.

Nach dem Ersten Weltkrieg musste das gutgehende elterliche Café, das ihr finanzielle Sorgen bisher erspart hatte, verkauft werden. Loos wirkte nun, zumeist in kleinen Rollen, am Raimundtheater in Stücken von Molnar, Ibsen, Anzengruber u. a., trat aber auch mit leichterer Kost bei den Künstlerspielen Pan auf. 1921 wurde sie Mitglied des Deutschen Volkstheaters und brachte dort im selben Jahr ihren vermutlich von ihrem Freund Franz Theodor Csokor inspirierten, vielbeachteten Einakter „Mutter“ zur Uraufführung, über den die Arbeiterzeitung wohlwollend festhielt: „Wenn Expressionismus in der Kunst Formung eines erhöhten Daseins aus dem Innern des Künstlers heraus bedeutet, hier ist es geschehen.“ (AZ, 11.3.1921, S. 6). Die Reichspost konstatierte: „Ihr Theater hat vom Kino gelernt.“ (RP, 9.3.1921, S. 9). Ludwig Hirschfeld beurteilte „das kleine Drama als starke Talentprobe“ (Moderne Welt 2/12, 1921, S. 31). Obwohl Loos noch weitere (Kurz)Dramen verfasste, die z.T. in der AZ als Feuilletons erschienen, z.B. Die Geburt (AZ, 25.12.1921, S. 11-12), blieb dies ihre einzige Bühnenaufführung.

Zudem sie an der Wiener Scala engagiert, die ab 1933 – wie zuvor schon das Deutsche Volkstheater – unter der Leitung von Rudolf Beer stand und besonders zeitgenössiche Autoren spielte.

Ab 1927 veröffentlichte Loos, die bereits seit 1904 unregelmäßig für Zeitungen und Zeitschriften (z. B. Neues Wiener JournalDie DameDer Querschnitt) geschrieben hatte, im Neuen Wiener Tagblatt nunmehr wöchentlich witzig-ironische Geschichten und Feuilleton-Beiträge, die 1947 gesammelt unter dem Titel „Das Buch ohne Namen“ publiziert wurden. Die Illustrationen dazu lieferte ihre Freundin Leopoldine Rüther, die auch zu ihrer Nachlassverwalterin werden sollte.

Loos, die nach dem „Anschluss“ an NS-Deutschland enge Freunde und Bekannte durch Emigration und Selbstmord verloren hatte, zog sich aus der Öffentlichkeit zurück. Erst nach dem Krieg publizierte sie wieder und begann sich politisch zu engagieren: Sie übernahm die Funktion der Vizepräsidentin des Bundes demokratischer Frauen, war Mitglied des Österreichischen Friedensrates und trat auf Anregung Csokors dem österreichischen PEN-Club bei. Sie starb verarmt 1950 in Wien.

Ihr zu Beginn der 1920er Jahre entstandenes und lebenslang unter Verschluss gehaltenes Theaterstück „Wie man wird, was man ist“, das die unglückliche Ehe mit Adolf Loos verarbeitet, wurde 1994 im Rahmen der Wiener Festwochen im Loos-Haus am Michaelerplatz uraufgeführt.


Literatur

Lisa Fischer, Lina Loos oder wenn die Muse sich selbst küsst, Wien u.a. 1994; Adolf Opel (Hg.), Lina Loos. Wie man wird, was man ist. Lebens-Geschichten, Wien 1994; Lina Loos, Gesammelte Schriften, hg. v. Adolf Opel, Wien, Klosterneuburg 2003; Adolf Opel (Hg.), Lina Loos. Du silberne Dame Du. Briefe von und an Lina Loos, Wien 2016; Edith Futter, „Lina Loos“. In: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815-1950, Bd. 5, Wien 1972, S. 311 [Geburtsjahr inkorrekt!] [Online verfügbar]; Eintrag bei fembio.org; „Wie man wird, was man ist.“ Lesung beim P.E.N.-Club Abend am 26.01.1995 [Online verfügbar].

Quellen und Dokumente

Frauen der Kunst. Bei Lina Loos. In: Wiener Montags-Journal, 4.4.1921, S. 5; Kunst und Wissen. Lina Loos: “Mutter”. In: AZ, 11.3.1921, S. 6; Theater und Kunst. “Mutter”. In: Neues Wiener Journal, 9.3.1921, S. 8; Ludwig Hirschfeld, Wiener Premieren. In: Moderne Welt, Jg. 2, Heft 12 (1921), 30f; Theater, Kunst und Musik. In: Reichspost, 9.3.1921, S. 9; Lina Loos, Einige billige Weisheiten, die mich viel gekostet haben. In: Neues Wiener Journal, 3.7.1919, S. 3; Der alte Obertimpfler. In: AZ, 26.2.1927, S. 4.

 (MK)


Geb. 18.6. 1898 in Wien, gest. 25.12.1964 in Wien. (Literatur)Kritiker, (Sachbuch)Autor, Redakteur. Pseud.: f.l.

Der Sohn eines Internisten studierte nach seiner Rückkehr aus dem Ersten Weltkrieg an der Universität Wien Germanistik und Rechtswissenschaften, wo er auch promovierte. Seit Mitte der 1920er Jahre wandte er sich stärker dem journalistischen wie dem Literaturbetrieb zu; die erste öffentliche Lesung (Novelle: Die Stunde der Frau) bestritt er für die Vereinigung Freiland in Graz (wohin sein Vater als Professor an die medizin. Fakultät berufen wurde) im Juni 1921, gemäß Berichte des Grazer Tagblatts vom 4.6. bzw. des Arbeiterwillen vom 7.6.1921, wo ihn der junge E. Fischer zwar als Dichter der Décadence, aber mit Potenzial kennzeichnete. Ende November 1923 erschien sein erster Beitrag für das Neue Wiener Journal, ein Interview-Gespräch mit dem Nobelpreisträger Fritz Pregl (einem Mediziner der Univ. Graz), danach folgten in seiner Funktion als provisorisch Zuständiger für das volkswirtschaftliche Referat Beiträge mit ökonomischer Ausrichtung (insbes. Börse-Fagen und Amerika-Kredite), dann aber auch Reisefeuilletons und erste literaturkritische Beiträge ab 1925. Dort besprach er u.a. den Besuch von Pamela Wedekind und Klaus Mann in Wien (1926), Ekstasen, den ersten Novellenband von Mela Hartwig, oder die Wiener Dreigroschenoper-Aufführung (1929).

Weitere Werke:

Materialien und Quellen:

F. Lorenz: Der Börsenkommissär. NWJ, 11.11.1923, S. 27; F.L.: Bankier und Dichter (Über Richard Kola) NWJ, 15.3.1924, S. 9; F.L.: Götterdämmerung an der Börse. NWJ, 1.5.1924, S. 16; F.L.: Frühlingsstimmen in Palermo. NWJ, 12.4.1925, S. 17-18; F.L: Pamela Wedekind und Klaus Mann in Wien. NWJ, 19.2.1926, S. 7; f.l.: Konnersreuth in der Literatur. Das Novellenbuch einer österreichischen Dichterin. NWJ, 25.2.1928, S. 7-8; Ein Frauenroman gegen die Frau (zu: Das Weib ist ein Nichts); NWJ, 24.4.1929, S. 8;

(in Vorbereitung, PHK)

geb. am 25.10.1890 in Brünn (Brno) als Lothar Ernst Müller – gest. am 30.10.1974 in Wien; Schriftsteller, Kritiker, Theaterregisseur und -direktor

Das Porträtmodul von Dagmar Heißler finden Sie hier.

Vor seiner Übersiedelung nach Wien 1904/05 besuchte Ernst Lothar die Volks- und Bürgerschule für Knaben (1896-1900) und das Erste Deutsche Gymnasium (1900-04) in Brünn. Nach der Matura am Wiener Franz-Joseph-Gymnasium nahm er ein Studium an der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät der Universität Wien in Angriff (1908/09-1912). Schon während seiner Studentenzeit veröffentlichte er Gedichte und Novellen in Zeitschriften und Zeitungen, 1910 erschien sein erstes Buch, der Gedichtband Der ruhige Hain. 1914 promoviert, konvertierte Lothar nach Austritt aus dem mosaischen Glauben zum Katholizismus und trat in den Staatsdienst ein (1914-1925 Tätigkeit für die Staatsanwaltschaften Wels und Wien, für das Handelsmuseum und Handelsministerium). Im selben Jahr heiratete er Mary Helene Sachs des Renaudes, 1915 wurde die Tochter Agathe (†1933) geboren, 1918 Johanna (†1945).

1920 erhielt L. den Bauernfeldpreis für seinen Debütroman Der Feldherr (1918), 1922 wurde sein Drama Ich! am Wiener Raimund-Theater uraufgeführt. In den Jahren 1919-1921 war Lothar Feuilletonist beim Neuen Wiener Tagblatt, 1923-25 freier Mitarbeiter bei der Neuen Freien Presse. 1924 trat er der Freimaurerloge »Kosmos«, Großloge von Wien, bei (bis 1938), ein Jahr später ließ er sich als Hofrat pensionieren und beendete seine Beamtenkarriere. 1925-1933 war er als Redakteur und Theaterkritiker bei der Neuen Freien Presse beschäftigt, seine Aktivitäten in diversen Schriftstellerorganisationen (P.E.N.; Schutzverband Deutscher Schriftsteller in Österreich) brachten es mit sich, dass er zum Präsidenten des Gesamtverbandes schaffender Künstler Österreichs gewählt wurde (1927–1930; bis 1934 Ehrenmitglied). In dieser Funktion war er 1928 Juror für die Vergabe des Preises der Stadt Wien für Dichtkunst.

1931 wurde Lothar Mitglied des Prüfungssenats des Universellen Lehrinstituts für Tonfilmkunst, 1932-1935 war er mehrfach als Gastregisseur am Burgtheater verpflichtet. Nach der Scheidung seiner ersten Ehe 1933 heiratete er die Schauspielerin Adrienne Gessner (*23.7.1896 in Maria Schutz/Semmering, †23.6.1987 in Wien). 1935-1938 war er Direktor des Theaters in der Josefstadt und Lehrender am Max-Reinhardt-Seminar (Fächer »Dramatischer Unterricht« und »Inszenierungen«), 1937 Juror bei Vergabe des Österreichischen Staatspreises für Literatur.

Mitte der 1930er Jahre waren bereits einige seiner Bücher in Deutschland auf der Verbotsliste verzeichnet, 1938 standen seine sämtlichen Werke auf der »Liste des schädlichen und unerwünschten Schrifttums«, 1941 wurde ihm die »deutsche Staatsbürgerschaft« aberkannt (Expatriation) und sein Vermögen beschlagnahmt.

Am 19. März 1938 floh Lothar vor den Nationalsozialisten aus Österreich, nach Aufenthalten in der Schweiz und in Frankreich erreichte er im April 1939 die USA. In New York gründete er 1940 das Austrian Theatre. Nachdem dieses Projekt einer deutschsprachigen Bühne bereits im Folgejahr aus finanziellen Gründen gescheitert war, übernahm Lothar Lehraufträge an amerikanischen Hochschulen (1941 Lecturer am Bard College; 1941-1943 Dozent für Dramaturgie und Theatergeschichte am Colorado College) und engagierte sich in den österreichischen Exilorganisationen (u. a. Austrian Action; 1942 Mitglied des Austrian National Committee, Bereich Kunst und Theater). 1944 wurde Lothar amerikanischer Staatsbürger, kehrte aber 1946 als Theatre and Music Officer im Dienst der US-Behörde ISB (Information Services Branch) nach Österreich zurück.

In den Jahren 1948-62 widmete er sich seinen Regiearbeiten (Wien, Salzburg, München, Dublin, Zürich). 1948 wurde er Vorstandsmitglied der österreichischen Hugo-von-Hofmannsthal-Gesellschaft, 1955 Vorstandsmitglied des Wiener P.E.N.-Clubs, 1958 Ehrenmitglied des Presseclubs Concordia. 1955 entschied sich Lothar erneut für die österreichische Staatsbürgerschaft.

1960 erschien anlässlich seines 70. Geburtstages die Autobiographie Das Wunder des Überlebens, auch wurde Lothar mit der Josef-Kainz-Medaille (beste Regieleistung an einer Wiener Bühne), der Goldenen Ehrenmedaille für besondere Verdienste um die Stadt Wien und dem Österreichischen Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst I. Klasse ausgezeichnet. Diesen Ehrungen folgten 1963 der Preis der Stadt Wien für Dichtkunst und die Ehrenmitgliedschaften des Burgtheaters und des P.E.N.-Clubs. 1963–1969 war Lothar Theaterkritiker für den Express.


Weitere Werke

Macht über alle Menschen. Bd. 1-3 (1921-1925); Bekenntnis eines Herzsklaven (1923; neu bearb. Ausg. 1930 unter dem Titel »Der Kampf um das Herz«); Drei Tage und eine Nacht (1927); Der Hellseher (1928); Kleine Freundin. Roman einer Zwölfjährigen (1931); Eine Frau wie viele oder Das Recht in der Ehe (1934); Beneath Another Sun. The Story of a Transplanted People (1943; Dt. Ausg.: Unter anderer Sonne. Roman des Südtiroler Schicksals; 1961); The Angel with the Trumpet (1944; Dt. Ausgabe: Der Engel mit der Posaune. Roman eines Hauses; 1946); Return to Vienna (1949; Dt. Ausgabe: Die Rückkehr; 1949)

Quellen und Dokumente

Der Nachlass Ernst Lothars befindet sich in der Handschriftensammlung der Wien­bibliothek im Rathaus (WBR, ZPH 922a). Ausführliche Beschreibung des Nachlasses online.

Literatur

Donald G. Daviau und Jorun B. Johns: Ernst Lothar. In: John M. Spalek und Joseph Strelka (Hg.): Deutschsprachige Exilliteratur seit 1933. Band 2: New York, Teil 1. Bern [u. a.]: Fancke 1989 (Studien zur deutschen Exilliteratur), S. 520–553, Susanne Maurer: Ernst Lothar. Leben und Werk. Diplomarbeit, Universität Wien 1995, Dagmar Heißler: Ernst Lothar – Schriftsteller, Kritiker, Theaterschaffender. Wien, Köln, Weimar: Böhlau 2016 [= gekürzte und überarbeitete Fassung der Dissertation aus dem Jahr 2013, online verfügbar].

Eva Menasse: Ernst Lothar: In einem einzigen Leben. In: Der Standard, 23.1.2016.

(DH)

eigentl.: Spitzer Rudolf Lothar, geb. am 23.2.1865 in Ofen/Budapest – gest. am 1.10.1943 in Budapest; Feuilletonist, Kritiker, Librettist, Schriftsteller, Übersetzer, Zeitschriftenherausgeber

Der einzige Sohn eines früh verwitweten Kaufmanns übersiedelte 1882 nach abgelegter Matura nach Wien, wo er ein Studium der Rechtswissenschaft begann. Er wechselte bald auf die Fächer Philosophie und Philologie, die er u.a.  in Heidelberg belegte, wo er 1890 promoviert wurde. Schon 1887 ersch.im Vorabdr. in der Österreich. Kunst-Chronik Teile des Romans Der Trieb zum Bösen, im selben Jahr wurde in Baden sein erstes Lustspiel Die Tantaliden aufgeführt. 1890 folgte das Schauspiel Lügen, 1891 Der verschleierte König, das im Pester Lloyd verrissen wurde, 1892 das Mysteriumspiel Der Werth des Lebens. 1893 firmiert L. als Mitglied der neugegr. Literarischen Gesellschaft (der u.a. A. Berger, J. Minor, M. Kalbeck, R.v. Kralik angehörten) u. schafft mit seinen Stücken den Sprung an bed. Bühnen wie dem Dt. Volkstheater u. dem Hof- (d.h. späteren Burg)theater, z.B. mit Der Wunsch. In den Folgejahren gelingt es ihm, sich mit Rausch (1894), Frauenlob (1894), Ein Königsidyll (1896) u.a. als fast omnipräsenter dramat. Autor zu positionieren, was K. Kraus in die Formel vom „Gemischtwarenhändler der öffentlichen Meinung“ fasste. 1897 wird er als Mitarb. der Zs. Die Welt (u.a. neben Th. Herzl, L. Kellner u. M. Nordau) geführt; im März 1900 wurde die Auff. seines Stücks König Harlekin von der Zensur untersagt; nach Freigabe und UA in Berlin (Mai 1900) konnte es auch in Wien gespielt werden. 1898-1902 wird L. als Mitbegr. u. Mitarb. der Zs. Die Wage greifbar; 1902 erscheint sein Ibsen-Buch. Mit O. Tann-Bergler verf. er ab 1903 Operetten, die u.a. von Lehar oder Ziehrer vertont werden, für E. D’Alberts Oper Tiefland das Libretto, die später zum meistgespielten Werk L.s. avancierte. Im selben Jahr war L. auch in London, um im British Museum erfolgreich Haydn-Bearb. von walisischen Volksliedern aufzufinden. Seine Lysistrata-Bearb. der Vorlage von Donnay deklarierte die AZ 1906 als ein „starkes“ Stück, „das stärkste, das die Zensur seit langem durchgelassen“.

Aus: Pester Lloyd, 25.2.1915, S. 1

1907 bis 1912 lebte L. vorwiegend in Berlin, arbeitete für den Berliner Lokalanzeiger, was ihn wiederholt Kritik durch die Zs. Der Sturm eintrug. Trotzdem blieb seine Theaterpräsenz in Wien u.a. österr. Städten bemerkenswert, u.a. mit der Sportkomödie Kavaliere (1910), die St. Grossmann in der AZ verriss, oder in Koproduktionen mit O. Blumenthal, darunter Die drei Grazien (1910), welche fast nur spöttische Kritik ernteten. 1912 legte L. mit Der Herr von Berlin einen weiteren Roman vor, der im Operettenmilieu angesiedelt ist; seine komische Oper Die verschenkte Frau stieß wiederum auf breite Ablehnung. Auch in Berlin agierte L. eher glücklos bei der Kritik, wie O. Blumenthal in einem NFP-Feuilleton mit Bedauern konstatierte. 1913-14 überwogen Bearbeitungen von französ. oder engl. Vorlagen L.s. dramat. Produktion, sichtbar etwa in Der Dieb (nach Henry Bernstein); ab 1914 kamen vermehrt programm. Feuilletons im Pester Lloyd zum Abdruck, so am 25.2. 1915 Deutsche Barbarei und russische Kultur, am 13.3. 1915 Kriegstagebücher, am 15.5. 1915 Friedenstauben, eine Abrechnung mit französ. Nachkriegsplänen u.a.m., – im Jahr 1915 insges. 14 Feuilletons und 1916-17 nochmals zehn, darunter zunehmend auch literarische u. kunst- u. kulturtheoretische (Polnische Romane; Kunst der Gegenwart, Seelische Folgen des Krieges). 1916 legte er die Journalistenkomödie Die Morgenpost unter einem Pseudonym vor, die v.a. in Prag Resonanz erzielte. Im Mai 1917 erregt eine Bearbeitung u. Aufführ. eines Lustspiels der frz. Autorenfabrik De Flers/Caillavet unter dem Titel Die Fahrt ins Blaue wegen problemat. Urheberrechtsanmaßung durch L. einiges Aufsehen. 1918 wurde L.s. Drama Tiefland verfilmt, das auf den Bühnen von Graz, Prag u. Wien weiterhin präsent blieb. Im Okt. 1918 erscheint L.s Dada-Bericht im NWTBl. 1919 folgte sein Roman Weltrausch, ein pikantes Gemälde über den Verfall der k.k. Monarchie aus dem Blick der in der Schweiz agierenden österr. Diplomatie, Spekulanten u. a. Abenteurer.

1921 erlebte die von Kritikern als seicht wie gewagt eingestufte Komödie Casanovas Sohn in Berlin einen starken Publikumserfolg; auch in Österr. fanden sich die Stücke u. Bearb. des „Bühnenstückfabrikanten“ (NWTBl.1921) seit 1920 auf fast allen Spielplänen großer u. kleiner Bühnen. Aber auch in Berlin feierte L. bed. Erfolge im Unterhaltungssegment: auf dem Intimen Theater Berlin feierten seine Schwänke Lauf doch nicht immer fort und Gustav, es blitzt (meist zus. mit Bruno Franks Besuch im Bett) über 300 Auff. wie das Prager TBl. (4.2.1923) vermeldete. 1922-23 wurden auch mehrere Stücke von H. Bernstein in L.s. Bearb. aufgeführt wie z.B. Simson (ein Spekulationsstück) oder Israel; im Dez. 1923 folgte mit Hausse ein eigenständiges (wohl aus Bearb. inspiriertes) Börsenstück L.s. sowie mit Mexikogold ein weiteres themat. verw. Stück, Indiz dafür, wie L. zeitgenöss. Moden u. Konjunkturen nutzte. 1924 kam im Dt. Volkstheater die dt. Bearb. des franz. Lustsp. von R. de Flers Der Weinberg des Herrn zur Auff., die u.a. von A. Polgar bespr. wurde. Auch in den Folgejahren bespielte L. mit Bearbeitungen, meist aus franz. U. angloamerikan. Vorlagen, die Wiener, Berliner u. Prager Bühnen; 1925 veröffentl. er zudem das ›Handbuch‹ Die Kunst zu verführen, die ihm eine Anklage in Berlin eintrug, welche im Aug. 1928 nach kurzer Verhandlung fallen gelassen wurde. 1926 erregten seine „reißerische“ Groteske (F. Rosenfeld) Das Gespensterschiff einige Aufmerksamkeit, auch in Prag, v.a. aber die engl.sprach. UA seiner Komödie Die Republik befiehlt in Philadelphia, die L. 1927 zu mehreren feuilletonist. Arbeiten über die Radio- u. Theaterkultur in den USA veranlassten. Dieses Stück katapultierte L. in den Folgejahren an die Spitze der US-Tantiemen für europ. Theaterautoren (noch vor F. Molnar, so ein Bericht des NWTBl. Vom 16.7. 1930) u. hatte unter dem Titel Liebe auf Befehl ab März 1931 auch als Spielfilm einigen Erfolg. 1928 brachte das Akademietheater sein gem. mit A. Lernet-Holenia verf. Lustspiel Die Frau in der Wolke, die trotz verhaltener Kritik bis 1930 auf mehreren Bühnen aufgef. wurde. L. zeichnete auch für die dt. Fassung des amerikan. Gerichtsstückes Der Fall Mary Dugan verantwortlich, das vom Dez. 1928 an monatelang am Dt. Volkstheater gespielt wurde. 1930 konnte L. im Radio Fuß fassen, u.a. mit dem Fastnachtspiel Venus im Grünen, Auftakt zu weiteren Radiobearbeitungen in den Folgejahren in österr. u. deutschen Sendern. Auch mit der dt. Bearb. von W. Athertons Komödie Ist denn das so wichtig? gelang es ihm, Beachtung zu erzielen, ebenso 1931 mit jener des Erfolgsstücks Die Reporter (Ben Hecht/Ch. Mac Arthur). Ab 1932 ging L.s. Präsenz auf den Bühnen spürbar zurück; 1933 folgte noch die komische Oper Der Freikorporal (nach G. Freytags Die Ahnen) u. einige dt. Radiobearbeitungen wie z.B. Die göttliche Faustina von E. de Goncourt, 1934 im Wr. Akademietheater gem. mit H. Adler Nacht vor dem Ultimo, (Aufführ. auch in Prag) u. bis Mitte 1936 am Programm blieb. Für L. Aschers Operette Um ein bißchen Liebe verf. er mit P. Herz 1936 noch das Libretto; 1937 kommt schließlich noch eine Radiobearb. von L.s. Baccarat (nach Bernstein) zur Ausstrahlung, während im Deutschen Reich sein Name bei Ko-Verfasserschaft, etwa im Fall der Oper Tiefland, bereits weggelassen wird. Nach dem Anschluss vom März 1938 floh L. nach Budapest, wo er 1943 verstarb.


Aus: Neues Wiener Journal, 14.3.1926, S. 16

Weitere Werke (Auswahl)

Das Hohe Lied. Dramatisches Gedicht (1895), Kritische Studien zur Psychologie (1895); 50 Jahre Hoftheater (1900); Dichter und Darsteller (1900); Königin von Cypern (Schausp., 1904); Glück in der Liebe (Schausp., 1904); Die große Gemeinde (Lustsp., 1904), Die Fahrt ins Blaue (Roman 1908); Kurfürstendamm (1910, Novelle); Das Messer (Einakter); Die Betteldiva (Operette, 1914), Die Seele Spaniens (1917); Die Metternich-Pastete (1918, Komödie), Der sprechende Schuh (Lustsp. 1920); Die javanische Puppe (Lustsp., 1921); Li-tai-pe (Kom., 1922) Der tote Gast (1923, Musik. Kom.); Mexikogold (Börsenkom., 1923); Die Herzogin von Elba (Kom., 1925); Zwischen drei Welten. Ein Reisetagebuch (1926); Die schöne Melusine (Lustsp., 1926); Coeur Dame (Oper, 1926); Die Republik befiehlt (Kom., 1926); Der gute Europäer (Kom., 1927); Eine königliche Familie (Bearb. einer Kom. von Kaufmann/Ferber, 1930); Die Dame mit den Türkissen (1935)

Quellen und Dokumente

Der Trieb zum Bösen. In: Allgemeine Literatur-Chronik, 30.4.1887, S. 470-472, Berliner Theaterbrief. Erstaufführung des vieractigen Maskenspiels „König Harlekin“ von Rudolf Lothar. In: Neues Wiener Journal, 22.5.1900, S. 8, Stefan Großmann: Lustspieltheater [Rez. zu Lysistrata]. In: Arbeiter-Zeitung, 30.12.1906, S. 9, Deutsche Barbarei und russische Kultur. In: Pester Lloyd, 25.2.1915, S. 1-3, Das Kausalgesetz der Weltgeschichte. In: Pester Lloyd, 10.9.1925, S. 1-3, Die Kunst der Gegenwart und die Kunst der Zukunft. In: Pester Lloyd, 21.7.1916, S. 2-4, Die seelischen Folgen des Krieges. In: Pester Lloyd, 9.6.1917, S. 1-3, Der Dadaismus. In: Neues Wiener Tagblatt, 3.10.1918, S. 2-4, Der Autor als Unternehmer. In: Neues Wiener Journal, 14.3.1926, S. 16, Amerikanische Stücke. In: Neues Wiener Journal, 10.12.1927, S. 3,

Trust: Lokales. In: Der Sturm (1910), H. 28, S. 224, Stefan Großmann: Deutsches Volkstheater. In: Arbeiter-Zeitung, 17.4.1910, S. 10f., V. S.: Die verschenkte Frau. In: Der Humorist, 20.2.1912, S. 2f., Ankündigung zu: Tiefland. In: Neue Kino-Rundschau, 5.10.1918, S. 41, Egon Dietrichstein: Oesterreicher in der Schweiz. „Weltrausch“, ein Schweizer Kriegsroman von Rudolf Lothar. In: Neues Wiener Journal, 7.10.1919, S. 5, Siegfried Trebitsch: Theater in der Josefstadt. In: Neues Wiener Tagblatt, 9.11.1922, S. 7f., Anzeige zu „Hausse“. In: Neues Wiener Journal, 1.12.1923, S. 16, Alfred Polgar: Deutsches Volkstheater. „Der Weinberg des Herrn“ von Flers und Croisset, deutsch von Rudolf Lothar. In: Der Morgen, 29.12.1924, S. 7, N.N.: Rolandbühne. In: Wiener Montagblatt, 10.12.1923, S. 1, Otto Stoessl: Akademietheater. „Die Frau in der Wolke“ aus dem dreiaktigen Lustspiel von Rudolf Lothar. In: Wiener Zeitung, 25.12.1928, S. 7, Orcar (!) Straus‘ Operette „Venus im Grünen“. In: Radio Wien 7 (1930), H. 3, S. 29, Amerikanische Autorentantiemen. In: Neues Wiener Tagblatt, 16.7.1930, S. 8, j. b.: Nacht vor dem Ultimo. In: Der Morgen, 11.6.1934, S. 8.

Literatur

Uwe Laugwitz: R. L. In: Neue deutsche Biographie. Bd. 15, S. 234 (1987) [Online verfügbar], Reinhard Müller: R. Spitzer. In: ÖBL 1815-1950. Bd. 13, S. 41f. (2007) [Online verfügbar]; Mária Rózsa: Rudolf Lothars Wiener journalistische Tätigkeit 1891-1907. In: Zwischenwelt. Literatur/Widerstand/Exil Nr. 3-4/2022, 59-65.

(PHK)

Geb. 1881 in Schaffa, Südmähren, k.k. Österreich-Ungarn (heute: Tschechische Republik), gest. 1953 in Israel. Journalist, Redakteur, Zionist.

Materialien und Quellen:

(in preparation)

geb. am 11.5.1877 in Wien – gest. am 15.12.1941 in Wien; Schriftsteller, Kulturkritiker, Essayist

Nach dem frühen Tod des Vaters 1893 immatrikulierte Lucka nach der Matura das Studium der Philosophie und Kunstgeschichte an der Univ. Wien, das er aber zugunsten eines Brotberufs als Bankbeamter wieder fallen ließ. Daneben wurde er als Essayist und Kulturkritiker für verschiedene Zeitungen tätig. Tief beeindruckt vom Werk seines Jugendfreundes Otto Weininger, dessen rabiaten Antisemitismus er anfangs teilte, verfasste er nach dessen Freitod 1905 die erste Biographie über ihn (61921). Danach und seit seiner Konversion vom Judentum zum Katholizismus (1901) wandte er sich national-romantischen, nordischen Themen zu und verfasste Novellen und Romane wie den Tristan-Roman Isolde Weißhand (1909, 41935) sowie eine Reihe von Künstlerbiographien, u.a. über Dostojewski (1924). Zum erfolgreichsten Text avancierte jedoch die 1913 vorgelegte Schrift Die drei Stufen der Erotik (15. Aufl. 1920, engl. Ausg. 1922).

1918 debütiert er als Dramatiker mit dem Schauspiel Die Mutter auf der Neuen Wiener Bühne, das zwiespältig aufgenommen wurde, als eine Melange aus „Anton Wildgans mit Otto Weininger-Allüren“ (Der Morgen), als zwar psychologische novellistische Studie, „aber kein innerlich lebendiges Drama“ (AZ) oder, so P. Zifferer, wie eine „mittelalterliche Legende“ in ein modernes bürgerliches Leben gestellt (NFP, 16.5.1918). Kurz darauf erschien bei Ullstein der Roman Das Brausen der Berge, dessen Protagonist dem Komponisten A. Bruckner nachempfunden war. Im Essay National und international (1919) brach Lucka eine Lanze für das Nationale als das Organische im Menschen und lehnte das Internationale als grundlegend wesensfremd ab. 1921 rühmte St. Zweig in einer Besprechung neuerer Novellenbücher in der NFP Luckas bereits bzw. gerade erschienenen Weltkreis-Novellen sowie die Ehegeschichten und stellte sie neben jene von Raoul Auernheimer und Hermann Ungar.

Seit 1922 erschienen von ihm Feuilletons, kurze Erzählungen u. Porträts in Zeitungen NFP und Der Tag, 1928-30 im NWJ und in der Zs. Das interessante Blatt. 1923 wurde er neben F. Braun, O.M. Fontana, R. Musil, L. Perutz u.a. Mitarbeiter des ›Österreichischer Filmdienst‹ (geleitet von Robert Michel), 1925-26 trug er zu Zeitschriften wie ›Die Literatur‹ (Stuttgart) oder die von K.A. Rohan geleitete ›Europäische Revue‹ bei, wurde in den bei Reclam erschienen Bd. Österreichische Erzähler aufgenommen. In diesem Jahr und den darauffolgenden wirkte Lucka auch am Vortragsprogramm der Internationalen Wiener Hochschulkurse sowie der Urania und ihrer Zs. ›Pflug‹ mit. Sein kulturhistorisches Torquemada-Sachbuch über die spanische Inquisition wurde im Auszug auch im Prager TBl. veröffentlicht und von H. Prager im NWJ als „wertvolle“ Arbeit begrüßt. 1926 verfasste er auch den feuilletonist. Essay Psychologie der Orgie, die er als schöpferischen aber auch zerstörerischen Akt freier Persönlichkeit begriff. Ende Mai 1927 wurde er in der Reihe ›Österreichischen Dichterstunde‹ gemeinsam mit R. Schaukal in Radio Wien vorgestellt; er näherte sich dem Zenit seiner Produktion und wurde quer durch die Lager anerkannt, durch die AZ ebenso wie durch das NWJ, wenngleich sein Spanienbuch Inbrunst und Düsternis durch O. Forst Battaglia in der Reichspost einer scharfen Kritik unterzogen wurde. 1927 erschien erstmals eine Novelle Luckas in der Zs. ›Der getreue Eckart‹, 1928 dagegen in der Zs. ›Literatur‹ ein Beitrag über Literarischen Exhibitionismus. 1929 erschienen zwei weitere Romane, der in der Renaissance angesiedelte Tag der Demut sowie der Südtirol-Roman Der blutende Berg. Begeistert besprach er 1930 u.a. Paula Grogers Räuberlegende, in der er eine Symbiose aus Rohem und Wunderhaften, aus Christlichem und Heidnischen erblickte, sowie K.H. Strobls Roman Od. Die Entdeckung des magischen Menschen (NWrTBl., 12.12.1930) und 1931 Schreyvogls Die Entdeckung Europas. Im März 1931 wurde er wieder als Vorstandsmitglied des Schutzverband deutscher Schriftsteller‹ in Österreich bestätigt. S.W. Fischer veröffentlichte in Radio Wien anlässl. mehrerer Lesungen, die Lucka gewidmet waren bzw. der Vorträge, die er hielt, ein ausführliches Porträt des Autors und Denkers. 1932 publizierte er wieder in der Zs. Moderne Welt, u.a. zeitgeistige Kurzerzählungen, und besprach dort auch A. J. Königs Roman Leidenschaft in Algier. Auch 1933 betätigte er sich als wohlwollender Rezensent: von kulturkrit. Reflexionen Rosa Mayreders oder Erzählungen von Felix Braun.

1933-34 schmolz seine Präsenz in der literar. Öffentlichkeit auf einige wenige Radiobeiträge zusammen, 1935 legte er schließlich einen neuen Essayband, Die Verwandlung des Menschen, vor und 1937 den – wiederum historischen – Roman Der Impressario, von dem auch zwei Vorabdrucke in der Zs. Die Bühne erscheinen konnten. Radio Wien widmete ihm aus Anlass für seinen 60. Geburtstag eine Würdigung und brachte eine Reihe von kurzen, meist landschaftlichen Schilderungen. O.M. Fontana stellte schließlich am 23. 1. 1938 den Roman in der Rubrik Von neuen Büchern vor. Am 2.2.1938 erschien im NWJ einer seiner letzten Beiträge vor dem Anschluss, eine Hommage auf Karl Federn anlässlich seines 70. Geburtstags. Nach dem Anschluss wurde er mit Schreibverbot belegt.


Weitere Werke (Auswahl)

Das brennende Jahr, 44 Kriegsanekdoten (1915), Emil Lucka. Autobiographische Skizze. In: Das literarische Echo H.20/1918; Der Weltkreis. Ein Novellenbuch (1919); Heiligenrast. Roman (1919); Thule. Eine Sommerfahrt. Novelle, 1920, 21925; Fredegund (1921, 1924 Neuaufl. unter Titel Fredegundis. Roman; Urgut der Menschheit (1924); Am Sternbrunnen. Roman (1925); Die Grenzen der Seele (1925); Torquemada und die spanische Inquisition (1926); Die Blumen schweigen. Erzählungen (1929); Michelangelo. Ein Buch über den Genius (1931); Die große Zeit der Niederlande (1936)

Quellen und Dokumente

National und International. In: Die Frau, 19.4.1919, S. 2, Torquemada und Inquisition. In: Prager Tagblatt, 27.6.1926, S. 3f., Psychologie der Orgie. In: Neues Wiener Journal, 4.4.1926, S. 16, Otto Weininger und sein tragisches Ende. Erinnerungen eines Freundes zum fünfzigsten Geburtstag. In: Neues Wiener Journal, 20.4.1930, S. 7, Dostojewski und das Rußland von heute. Zum 50. Todestag Dostojewskis am 9. Februar 1931. In: Neues Wiener Tagblatt, 7.2.1931, S. 2f., Yvonne. In: Moderne Welt 14 (1932), H. 2, S. 25f., Alma Johanna König: Leidenschaft in Algier. In: Moderne Welt 14 (1932), H. 3, S. 22, Felix Braun: „Laterna Magica“. In: Neue Freie Presse, 12.1.1933, S. 22, Karl Federn. Zu seinem 70. Geburtstag. In: Neues Wiener Tagblatt, 2.2.1938, S. 9.

Anzeige in: Neues Wiener Journal, 31.7.1921, S. 19, in: Neues Wiener Journal, 12.12.1937, S. 21.

Anton Kuh: Neue Wiener Bühne. „Mutter“, Schauspiel von Emil Lucka. In: Der Morgen, 20.5.1918, S. 6f., Bn.: Neue Wiener Bühne. In: Arbeiter-Zeiutng, 15.5.1918, S. 7, Eugen Guglia: Abseits vom Kriege. Neue Romane. In: Neues Wiener Tagblatt, 30.11.1918, S. 2f., Stefan Zweig: Novellenbücher aus Oesterreich. In: Neue Freie Presse, 26.1.1921, S. 1-3, Hans Prager: Torquemada und die spanische Inquisition. In: Neues Wiener Journal, 21.6.1926, S. 5f., August Angenetter: Emil Lucka. In: Radio Wien 3 (1927), H. 34, S. 1653, Max Lederer: Emil Lucka. Zu seinem fünfzigsten Geburtstag am 11. Mai. In: Arbeiter-Zeitung, 11.5.1927, S. 3, Forst-Battaglia: Inbrunst und Düsternis. In: Reichspost, 3.7.1927, S. 19f., Andreas Timotheus: Die Frau von morgen. Wie Max Brod, Otto Flake, Emil Lucka, Alfons Paquet, Stephan Zweig und andere mehr sie wünschen. In: Neues Wiener Journal, 15.11.1929, S. 8, Siegfried Walter Fischer: Der Zweiweg des Emil Lucka. In: Radio Wien 7 (1931), H. 37, S. 7f., Emil Lucka. (Zum 60. Geburtstag.) In: Radio Wien 13 (1937), H. 31, S. 6.

Nachlass: Wien Bibliothek

Literatur

B. Quincy Morgan: Emil Lucka – Austrian Poet and Thinker. In: Books Abroad, 2 (1935), 131-134.

Viktor Suchy: Lucka, Emil. In: Neue Deutsche Biographie 15 (1987), S. 273 (Online verfügbar).

(PHK)

Geb. 8.4. 1871 in Wien, gest. 23.3. 1947 in Anif/Salzburg

Architektur- und Kunstkritiker, Kulturpolitiker, Redakteur, Schriftsteller, Zeitschriftenherausgeber.

Materialien und Quellen:

Eintrag bei Salzburg-Wiki: hier.

Eintrag bei ÖBL: hier.

Erwin H. Rainalter: Bei J. A. Lux. In: NWJ, 14.6.1919, S.6;

(in preparation)

geb. am 18.2.1838 in Chirlitz bei Brünn – gest. am 19.2.1916 in Vaterstetten; Physiker, Philosoph

M. wurde 1838 als ältestes von drei Kindern des Gymnasiallehrers Johann M. geboren, der bis zum 15. Lebensjahr diese selbst unterrichtete. Durch die umfangreiche Bibliothek seines Vaters bekam M. früh Einblick in naturwissenschaftliche und philosophische Werke, wobei besonders Kants Prolegomena zu einer jeden künftigen Metaphysik prägend wirkte.

Ab 1855 studierte M. bei Andreas von Ettingshausen, Josef Stefan und Josef Petzval Mathematik und Physik an der Universität Wien. 1861 folgte die Habilitation, danach hielt er eine Reihe von Privatvorlesungen, unter anderem über Fechners Psychophysik und die Helmholtz’sche Lehre der Tonempfindung. 1864 wurde M. an die Universität Graz berufen, wo er zunächst in der Mathematik, und ab 1866 als Professor für Physik tätig war. Zu dieser Zeit lernte er Ludovica Marrusig kennen, die er 1876 heiratete und mit der er fünf Kinder haben sollte. Im selben Jahr ereilte ihn der Ruf an die Karl-Ferdinands-Universität in Prag, wo er bis 1894 eine Professur für Experimentalphysik und 1878/79 das Rektorat bekleidete.

1895 erhielt M. den eigens für ihn eingerichteten Lehrstuhl für »Philosophie, insbesondere Geschichte und Theorie der induktiven Wissenschaften« an der Universität Wien, den er bis zu seiner Pensionierung 1901 innehatte. Bis zu seinem Tod 1916 war er Mitglied des österreichischen Parlaments, wo er sich unter anderem für das allgemeine Wahlrecht einsetzte.

Zu seinen bedeutendsten wissenschaftlichen Leistungen zählt der experimentelle Nachweis der Dopplerschen Gesetze, sowie das Machsche Prinzip. In philosophischer Hinsicht beruhte sein Denken auf einer an den Naturwissenschaften orientierten empiristischen Grundhaltung, wobei epistemologische Fragestellungen zentrale Gravitationspunkte seiner Forschung darstellten. Seine Kritik an essentialistischen Theorien wurde unter anderem von Hermann Bahr rezipiert, dessen Kapiteltitel Das unrettbare Ich (aus seinem Dialog des Tragischen) zu einem wichtigen Schlagwort der Wiener Moderne werden sollte, während seine antimetaphysische Philosophie von Otto Weininger heftig und Hermann Broch z.B. in seinem Roman Die unbekannte Größe kritisiert wurde, obgleich er sich an anderen Stellen zu Mach bekannte. Die Erwähnung M.s in mehreren Aufsätzen, sowie das Vorhandensein seiner Werke in Brochs, aber auch Hofmannsthals Bibliothek legen eine intensive Auseinandersetzung nahe. Auch für Robert Musil war die Begegnung mit Mach, über den er 1908 promoviert hat, wichtig und für das spätere Werk prägend.


Werke (Auswahl)

Die Mechanik in ihrer Entwicklung (1883), Beiträge zur Analyse der Empfindungen (1886), Die Prinzipien der Wärmelehre (1896); Erkenntnis und Irrtum. Skizzen zur Psychologie der Forschung (1905; 32014), Kultur und Mechanik (1916)

Quellen und Dokumente

Nachlass: Deutsches Museum von Meisterwerken der Naturwissenschaft und Technik, Museumsinsel 1, 80538 München (43 Schachteln) [Verzeichnis online]

Literatur

Rudolf Haller, Friedrich Stadler (Hg.): Ernst Mach. Werk und Wirkung (1988); Heerning, Cornelia: Die Kultur des Kriminellen: Literarische Diskurse zwischen 1918 und 1933. Ernst Weiß. Mit einem Diskurs zu Rahel Sanzara (2009). Bernhard Hell: Ernst Machs Philosophie: Eine erkenntnistheoretische Studie über Wirklichkeit und Wert (1907). Karl Daniel Heller: Ernst Mach (1964).

Robert Musil: Beitrag zur Beurteilung der Lehren Machs und Studien zur Technik und Psychotechnik (Diss. 1908; 1980). Magdalena Orsz, Peter Plener: Sprache, Skespis und Ich um 1900. In: kakanien revisited (2002) [Online verfügbar]. Peter Sprengel: Berliner und Wiener Moderne (1998). Friedrich Vollhardt: Hermann Brochs geschichtliche Stellung: Studien zum philosophischen Frühwerk und zur Romantrilogie Die Schlafwandler (1914 – 1932) (1986). Catherine Wilson: Mach, Musil and Modernism. In: The Monist, 97, 138-155 (2014). Gotthard Wunberg: Jahrhundertwende: Studien zur Literatur der Moderne (2001).

Hentschel, Klaus: M., E. In: Neue Deutsche Biographie 15 (1987), S. 605-609 [Onlinefassung].

Eintrag bei austria-forum.orgwien.gv.atzeno.org.

(MA)