geb. am 25.12.1896 in Wien – gest. am 9.1.1962 ebd.; Regisseur, Schriftsteller, Kritiker, Leiter der Literaturabt. von Radio Wien
Ps.: Hans Bichler
Der Sohn eines Wiener Magistratsbeamten studierte nach seiner Matura Germanistik an den Universitäten Wien und Lund u. promovierte 1921 zum Dr. phil. Seit 1917 trat N. als Lyriker öffentl. in Erscheinung, z.B. anlässl. eines ‚Jungösterreichischen Dichterabends‘ im Musikvereinssaal im Mai 1917, an dem auch F. Th. Csokorgeb. am 6.9.1885 in Wien - gest. am 5.1.1969 in Wien; Schriftsteller, Kritiker, Dramaturg, Regisseur Aus einer gutb... u. F. K. Ginzkey teilnahmen. Im H. 6/1918 der Österreichischen Rundschau wurden erste Balladen u. Lieder von N. veröffentl., die auch in den Bd. Wie mir’s läut von ungefähr (1918) Eingang finden. 1919 trat er im Autorenabend der Wiener Kammerkunst gem. mit F. Schreyvogl auf u. knüpfte über weitere Leseabende u. andere Veranstaltungen Kontakte mit zahlr. zeitgenöss. Schriftstellern.1921 folgte der Lyrikbd. Das unnennbare Licht; A. Petzold würdigte ihn in seinem Feuilleton Neuere Lyrik zwar kritisch („entbehrt wohl jeglicher Originalität“, doch habe er immerhin eine „anschmiegsame Formelhaftigkeit und Kultur der Seele“), nahm ihn aber neben F. Dörmanngeb. als Felix Biedermann am 29.5.1870 in Wien – gest. am 26.10.1928 in Wien; Schriftsteller, Librettist, Filmproduzen..., E. Jansteineigentlich Elisabeth Jenny (von) Janstein, geb. als E. J. Janeczek am 19.10.1893 in Iglau – gest. am 31.12.1944 in Win... u. O. Kokoschka als eine der neueren Stimmen wahr. Sein Haß gegen die Stadt (1922) ist entgegen der Titelerwartung eine bibl. Pilatus-Geschichte; 1923 folgt dann eine Mozartnovelle unter dem Titel Der große Frieden. Ebf. 1923 wird Nüchtern in den Ausschuss des Deutschösterreichischen Schriftstellerverbandes (später: Schriftstellergenossenschaft) gewählt u. taucht bereits in einer Literaturgesch. von Karl Wache über die österr. Lit. seit dem Umbruch unter dem Titel Neuösterreich auf, die freilich M. Scheyergeb. am 27.12.1886 in Focsani (Rumänien) – gest. 29.3.1949 in Belvès (Frankreich); Kritiker, Journalist, Pazifist, ... im Neuen 8Uhr-Blatt verrissen wurde. Seit Sept. 1924 arb. N. am neuen Medium Radio mit, zuerst als Vortragender bei Opernübertragungen, dann als Theoretiker und Praktiker der Radiodramaturgie, ab 1925 als Leiter u. hauptverantwortl. Regisseur (Spielleiter) der Radiobühne der RAVAG sowie der Literaturabt. insgesamt. So gestaltete N. nahezu alle Einleitungen zu literar. Abenden, fungierte als ‚Spielleiter‘ bei nahezu allen Radio-Stücken bzw. –übertragungen u. wirkte an den Sketch-Abenden mit. Das Programm war breit gefächert, tendenziell aber an klass. Autoren orientiert: Grillparzer-, Nestroy-, Raimund-, Anzengruber-, aber auch Shakespeare-Szenen bzw. –Stücke, aus der Moderne/Gegenwart ein Spektrum von Hauptmann über Ibsen hin zu Bahr, Molnar, Schönherr, Thoma, Werfel, ergänzt um Unterhaltungsstücke von Blumenthal (Das weiße Rößl) und F. Hellergeb. am 16.4.1889 in Obersiebenbrunn (Niederösterreich) - gest. am 12.4.1949 in Montevideo; Feuilletonist, Schriftstell... (Der große Bluff), während experimentelle Stücke bis 1930 eher die Ausnahmen bildeten, z.B. das Hörstück Ozeanflug 1928 von Arno Schirokauer oder 1929 die Hörreportage Tempo. Die Zeitung von Morgen früh von F. Porgesgeb. am 14.7.1890 in Wien - gest. am 24.1.1978 in Hollywood (USA); Schriftsteller, Drehbuchautor, Filmkritiker, Regisseu.... An internat. Autoren wurden von N. u.a. A. Awertschenko, P. Merimée, M. Seulescu. W. Somerset Maugham oder O. Wilde aufgeführt. Im Feb. 1929 wurde er zum stv. Präs. des Deutschen Schriftstellerverbandes Österreichs gewählt, dem er bereits seit Mitte der 1920er angehörte; 1931 firmierte er als dessen Präsident. Aus demselben Jahr datiert ein Shaw-Zyklus anlässl. dessen 75. Geburtstag, die Radiobearb. von B. Franks Zwölftausend sowie eine H. Zur Mühlen Lesung, eingeleitet von A. Nussbaum, aus ihrer Selbstbiographie.
Im Goethe-Jahr 1932 verantw. N. eine Reihe von Goethe-Auff.; er entdeckte aber auch W. Brockmeier, späterer NS-Lyriker, für die Radiobühne, auf der im selben Jahr auch F. Saltengeb. als Sziga bzw. Siegmund Salzmann am 6.9.1869 in Budapest, gest. 8.10.1945 in Zürich; österr. Schriftsteller, Jour... mit Einaktern vertreten war. Nach der Ausschaltung der Demokratie 1933-34 stellte er sich in den Dienst der ständestaatlichen Kulturpolitik, etwa durch Sendespiele wie Rot-weiß-rot (am 1.5.1934) oder die (feierliche) Aufnahme von E. Dollfuß zum Ehrenmitglied der Schriftstellergenossenschaft im Juni 1934 sowie eine österreichpatriot. Akzentuierung und Regionalisierung der Radiobühne ab 1935. Die Radioinsz. von Hebbels Herodes und Marianne am 11.3.1938 und zuvor die UA von H. Politzers Fräulein Paradies am 4.3. 1938 waren N.s. letzte Beiträge für die RAVAGDie Radio-Verkehrs-Aktiengesellschaft, kurz RAVAG, wurde im Februar 1924 als erste österreichische Rundfunkgesellschaft...; unmittelbar nach dem Anschluss wurde er seines Amtes enthoben. 1938-1945 war Nüchtern Mitarbeiter bei der Filmgesellschaft TOBIS in Berlin, seine Arbeiten durften allerdings nicht unter seinem Namen erscheinen. Im Dezember 1945 kehrte er wieder in die neugegr. RAVAG nach Wien zurück.
Werke (Auswahl)
Die letzte Insel (1919); Buch der Dreizehn (1919); Sanssouci (1924); Der stumme Kampf. Drei Romannovellen (1926); Die Rolle (Einakter, UA 1929); Perchtoldsdorfer Frühling (1934); Die Beiden im Herbst (1937).
Quellen und Dokumente
Radiodramaturgie. In: Die Bühne (1924), H. 4, S. 59, Radio-Bühne und literarisches Programm 1931/32. In: Radio Wien 8 (1931), S. 3, “Das Fräulein Paradies”. In: Radio Wien 14 (1938), H. 22, S. 5.
Max Fogesgeb. am 27.3.1867 in Prag – gest. 17.12.1921 in Wien; Journalist, Kritiker, Redakteur, Schriftsteller Über die früh...: Drei Wiener Lyriker. Kurt Frieberger – H. N. – Albert Drach. In: Neues Wiener Journal, 30.12.1919 (Mittagsblatt), S. 4, M. F.: Die Pilatustragödie. H. N.: “Der Haß gegen die Stadt”. In: Neues Wiener Journal, 17.6.1921, S. 11, Alfons Petzold: Neue Lyrik. In: Wiener Zeitung, 23.12.1921, S. 5f., Anna Nußbaumgeb. 1887 in Galizien - gest. 1931 in Wien; Feuilletonistin, Kritikerin, Übersetzerin Aus: Neue Freie Presse, 23.5...: Hermynia Zur Mühlen. In: Radio Wien 7 (1931), H. 30, S. 7.
Literatur
Eintrag bei wien.gv.at.
(PHK)