Acht, Maurice Oskar

teilweise auch Maurycy Oskar Acht, geb. am 9.6.1898 in Lemberg – gest. am 25.6.1974 in Wien; Journalist

Ps.: Peter Acht

A., Sohn des Besitzers einer Edelmetallhütte, kam als jüdischer Flüchtling aus Galizien während des Ersten Weltkrieges nach Wien. Er engagierte sich zunächst in linksbürgerlichen Bewegungen und war 1926-31 Mitglied der Paneuropa-Bewegung um Richard Coudenhove-Kalergie, für deren Organ Paneuropa er als Pressechronist wirkte. Ende der Zwanziger schloss sich A. der KPÖ an, für die er 1932 auch für die Bezirksvertretung in Wien-Leopoldstadt kandidierte, und trat im selben Jahr in der Berliner kommunistischen Zs. Die Linkskurve publizistisch gegen die Paneuropa-Bewegung auf. A. wirkte aktiv am 1930 gegründeten Bundes der proletarisch-revolutionären Schriftsteller Österreichs (BPRSÖ) mit, zunächst als Sekretär der Bundesleitung, nach der Emigration Ernst Fabris 1932/33 auch als Leiter, als der er sich neben Magnus Hirschfeld, Karl Kraus, Ernst Toller und anderen öffentlich gegen die Todesstrafe für ungarische Revolutionäre einsetzte. A. fungierte als verantwortlicher Redakteur der im August 1932 erschienenen einzigen Ausgabe des BPRSÖ-Organs Der Durchbruch, in der u.a. Hans Maier und Peter Schnur publizierten. Im Herbst 1932 war A. Ansprechperson für Arbeiterschriftsteller in einer Schwerpunktaktion der kommunistischen Tageszeitung Die Rote Fahne. Von 20. Juni 1933 bis zum endgültigen Verbot am 22. Juli 1933 wurde A. als Eigentümer, Herausgeber und Verleger des bereits unter Vorzensur stehenden Mediums ausgewiesen.

Nach vorübergehender Verhaftung emigrierte A. 1936 nach Prag und 1938 nach Paris. Zwischenzeitlich in den Lagern Nimes und Les Milles interniert, engagierte er sich in Lyon neben Oskar Grossmann ab 1942 illegal als Mitglied und später als Gruppenleiter in der Travail Anti-Allemand sowie 1945 in der kommunistischen Widerstandsbewegung Österreichische Freiheitsfront. Bis Februar 1946 leitete er die KPÖ-Gruppe in Lyon, ehe er nach Wien zurückkehrte. Bis 1955 gehörte er als Kulturredakteur und Mitherausgeber der Österreichischen Zeitung an und verfasste Beiträge für die in Hamburg erscheinende Andere Zeitung.


Quellen und Dokumente

Komitee aus Persönlichkeiten aller Kreise gebildet. In: Die Rote Fahne, 24.7.1932, S. 3, Idealismus oder Kriegshetze. Offene Worte gegen Herrn Coudenhove-Kalergi. In: Die Linkskurve 4 (1932), 5, 15-17.

N.N.: Kann ein Arbeiter Schriftsteller werden? In: Die Rote Fahne, 3.9.1932, S. 7.

Literatur

Biographisches Handbuch der deutschsprachigen Emigration nach 1933-1945, Bd. 2, 5 (1983), Die deutschsprachige Presse. Ein biographisch-bibliographisches Handbuch. Bd. 1, 4 (2005), Gerald Musger: Der „Bund der proletarisch-revolutionären Schriftsteller Österreichs“ (1930 – 1934). Eine Dokumentation. Phil. Diss. (1977), Anita Ziegerhofer-Prettenthaler: Botschafter Europas. Richard Nikolaus Coudenhove-Kalergi und die Paneuropa-Bewegung in den zwanziger und dreißiger Jahren, 118-120 (2004).

(ME)