Askin, Leo

eigentlich Leo Aschkenasy, geb. am 18.9.1907 in Wien; gest. am 3.6.2005 in Wien; Schauspieler, Regisseur, Drehbuchautor, Exilant

A. wurde in eine zunächst assimilierte jüd. Familie geboren und wuchs in bescheidenen familiären Verhältnissen auf. Nach 1918 wandelte sich sein Vater zu einem bekennenden u. strenggläubigen Juden, was auch den Sohn mitprägte. In den 1920er Jahren wandte sich A. nach verschiedenen berufl. Versuchen schrittweise dem Theater zu u. trat im Juli 1926 im ›Theater der Jungen‹ (Wien, Riemergasse) im express. Feuchtwanger-Stück Der holländische Kaufmann in der Regie von Erich M. Schill, über das die Zs. Die Bühne ausführlich berichtete, erstmals auf. Ebf. 1926 wirkte er im Pan-Theater in einer Aufführung des Apostelspiels von Max Mell mit. 1927 gelang es ihm, in das Reinhardt-Seminar aufgenommen zu werden u. bereits kurz danach erhielt er ein erstes Engagement am renomm. Düsseldorfer Schauspielhaus, später an den Städtischen Bühnen, wo er bis Anfang 1933 spielte, u.a. in Brechts Dreigroschenoper, aber auch in Hauptmanns Die Weber oder Schillers Die Räuber. Im April 1933 wurde er einige Wochen verhaftet, doch nach Intervention durch das österr. Konsulat wieder freigelassen u. verließ Deutschland Richtung Paris, wo er u.a. Erwin Piscator traf u. sich mit Karl Farkas befreundete sowie im Bereich des Kabarett arbeitete. 1935 kehrte A. nach Wien zurück u. wurde künstler. Leiter der Kleinkunstbühne ABC, wo er u.a. auf Jura Soyfer traf u. diesen schätzen lernte. Im März 1938 flüchtete A. neuerlich nach Frankreich, wurde dort bei Kriegsausbruch im Mai 1940 als feindl. Ausländer interniert, kam aber nach Erhalt eines US-Visums frei und schiffte sich nach den USA ein, die er noch Ende 1940 erreichte. 1941-42 war er u.a. am Civic Theatre in N.Y. tätig, danach meldete er sich zur US-Armee, wurde US-Staatsbürger u. kümmerte sich, in GB stationiert, um Unterhaltungsprogramme u. Publizistisches für die US-Truppen. Wieder in den USA wirkte A. an Picators Dramatic Workshop bis 1948 mit und wandte sich zu Beginn der 1950er Jahre dem Film zu, wo er an rund 70 Verfilmungen mitarbeitete u. Erfolge feierte. Seit Ende der 1950er trat A. auch in deutschen Filmen u. Theatern auf, 1994 erfolgte seine Rückkehr nach Wien, wo er bis zuletzt aktiv blieb.


Quellen und Dokumente

Fritz Rosenfeld: Der holländische Kaufmann. In: Arbeiter-Zeitung, 6.7.1926, S. 10, c.: Der holländische Kaufmann. Lion Feuchtwangers Schauspiel auf der Bühne der Jungen. In: Die Bühne, 15.7.1925, S. 23.

Albert Lichtblau: Interview mit L. A. In: Die österreichische Mediathek.

Literatur

L. Askin: „Das Emigrieren muss gelernt sein…“ Ein Rückblick auf das Emigranten Theater und Kabarett während und kurz nach der Hitlerzeit im Ausland – wie ich es sah und erlebte. In: Zwischenwelt 1/2003, 19-22.

Friedrich Scheu: Humor als Waffe. Politisches Kabarett in der Ersten Republik (1977); Österreichische Kleinkunst 1926-1945 im Überblick. In: IWK-Mitteilungen: Kabarett und Satire im Widerstand 1/2/1985, 3-6; Ingeborg Reisner: Kabarett als Werkstatt des Theaters. Literarische Kleinkunst in Wien vor dem Zweiten Weltkrieg. (2004, bes. 228-232).

Karl Ernst: L. A. In: Kulturzeitschrift [Online verfügbar].

(PHK)