Barta, Sándor

geb. am 7.10.1897 in Budapest – gest./hingerichtet am 3.6.1938 in Moskau; avantgardistischer Schriftsteller, Publizist, Emigrant

Der Sohn eines Flickschneiders jüd. Konfession wuchs in ärmlichen, ungesunden Verhältnissen auf u. erkrankte früh an Tuberkulose. 1917 lernte er L. Kassák kennen u. wurde sein Mitarbeiter in der von ihm hg. Zs. der ungar. Avantgarde Ma. Bereits in Heft 4 des ersten Jg. veröffentlichte  B. drei Gedichte, denen weitere, auch politisch engagierte, folgten, darunter in H. 11/1917 das Ged. Diszonancie, das eine betont konstruktivist. Form aufweist. B. sympathisierte 1919 mit der Räterepublik unter B. Kun, ohne offizielle Funktionen zu bekleiden. Mit Kassák u. a. ungar. Intellektuellen u. Künstlern flüchtete er im Herbst 1919 nach Wien. In Wien machte er Ende 1920 Bekanntschaft mit Yvan Goll, der später mehrere seiner Ged. ins Französ. übertrug. Das Sonderheft 1/1921 von Ma war Barta gewidmet, in den zwei deutschsprach. Sonderausgaben 1923-24 war er jedoch nicht mehr vertreten. B. gilt auch als Herätiker, d.h. als Dadaist im konstruktivist. Umfeld von Kassák, von dem er sich ab Mitte 1922 entfernte u. aus dem Ma-Mitarbeiterkreis austrat. Im Nov. 1922 gründete er eigene Zs. in Wien, Akasztott ember (Der Henker 1922-23), die aber nur in drei Heften erschien, sowie Ek (Keil), in denen sich  Barta als Surrealist avant lettre positionierte. Darin finden sich u.a. programmat. Texte über Sozialismus u. Proletkult, die 1923 auch durch visuelle Ged. wie Moskau bzw. einer Lenin-Hommage poet. Ausdruck finden sollten. Im Sommer 1925 übersiedelte er mit seiner Frau Erzsi Újvari (1899-1940), Schwester von L. Kassák u. ebf. schriftstellerisch tätig (ihren Ged. Bd. Prózák (ersch. als Ma-Sonderheft 3, 1921) hat G. Grosz illustriert (Link), nach Moskau u. wurde Mitglied der ungar. Sektion der Russischen Assoziation proletarischer Schriftsteller. In den 1930er Jahren geriet Barta zunehmend in Konflikt mit der stalinist. Literaturpolitik; am 14.3.1938 wurde er verhaftet u. am 22.5. 1938 zum Tod verurteilt.


Werke

Igen. Próza [Ja. Prosa]; Tisztelt Hullaház! Kiáltványok [Hohes Leichenhaus! Manifeste] beide: Wien, Ma 1921; Mese a trombitakezü diákról [Der Student mit der Trompetenhand. Märchen u. Novellen], Wien 1922; Eine wunderbare Geschichte oder Wie entdeckte William Cookendy, bürgerlicher Reporter, die Erde, auf der er lebt. Wien-Berlin 1925.

Neuauflage ausgewählter Gedichte unter dem Titel Ki Vangy? [Wer bist du?] durch Gyula Illyés, Budapest 1987.

Quellen und Dokumente

Sonderheft Ma 1/1921 [online verfügbar].

Literatur

P. Deréky (Hg.): Lesebuch der ungarischen Avantgarde-Dichter in Wien 1920-1926 (1996); L. Congdon: Exile and Social Thought. Hungarian Intellectuals in Germany and Austria 1919-1933. (1999); Sándor Barta, Tibor Déry, Gyula Illyés, Lajos Kassak: Destines Croisés de l’Avant-Garde Hongroise 1918-1928 (2002), 15-64; P. Déreky, Z. Kékesi, P. Kelemen (Hg.): Mitteleuropäische Avantgarden (2006). Z. Peter: Lajos Kassák, Wien und der Konstruktivismus 1920-1926. (2010) 155-156.

Darstellung auf modernistarchitecture.wordpress.com.

(PHK)