Guttmann, Richard
geb. am 20.10.1884 in Wien – gest. am 4.2.1923 in Wien; Schriftsteller, Journalist
G. trat bereits vor dem Ersten Weltkrieg als Essayist und Lyriker in der Zeitschrift Die WageEine Wiener Wochenschrift. (1898-1925), Begr. u. Hg. von Rudolf Lothar (1898-1902, urspr. R. Spitzer), ferner von Ernst ... in Erscheinung. Publizierte er im Krieg vereinzelt Gedichte auch im Arbeiterwille, positionierte sich G. fortan vorrangig als Humorist der bürgerlichen Presse, insbesondere als Mitarbeiter des Neuen Wiener Tagblatts, der Wochenzeitung Der MorgenDer Morgen war ein von Carl Colbert und Maximilian Schreier 1910 gegründetes liberales Montagsblatt. Zunächst in Erg... und der Zeitschrift Die Muskete. Zudem redigierte G. die Österreichische Reisezeitung und verfasste Beiträge u.a. für Das interessante Blatt und die expressionistischen Zs. Der Anbruch1919-1937, Wien; ab 1929 Titeländerung zu Anbruch. Untertitel: Halbmonatsschrift für moderne Musik (bis 1923), Monatss..., Der Aufschwung und Ver!. Breitere Aufmerksamkeit erlangte G. durch seine humoristischen, aber auch von sozialkritischer Haltung zeugenden lyrischen Kommentare zum gesellschaftlichen wie politischen Zeitgeschehen, etwa in der Rubrik Der blaue Montag in Der Morgen. Dies überdeckte zeitlebens seine Arbeiten als umtriebiger Rezensent von Literatur, Theater, aber auch bildender Kunst sowie sein essayistisches bzw. feuilletonistisches Schaffen. So strich Rudolf Holzer in einer Rezension G.s Essaybandes Varieté. Beiträge zur Psychologie des Pöbels (1919) die „geistige Fülle und Schärfe des Essaiisten großen Formats“ (Wiener Zeitung, 30.4.1923, S. 5) hervor. Bereits 1916 veröffentlichte G. die Studie Die Kinomenschheit. Versuch einer prinzipiellen Analyse, in der er das aufkommende Kino als Traumersatz deutete. Fritz Rosenfeld sollte die Schrift neben Arbeiten Béla Balázs‘ und Willi Münzenbergs in seinen filmkritischen Schriften wieder aufgreifen und als „gute Vorbereitungsarbeit“ (AZGegr. 1889, verboten 1934, illegal 1934-1938, 1938 verboten, neugegr. 1945, eingestellt 1991 Aus: Arbeiter-Zeitung, 12...., 19.6.1927, S. 15) späterer Arbeiten zum Kino würdigen. Ein Drama mit dem Titel Der Anfänger erschien 1918 im Berliner S. Fischer-Verlag und wurde von Max Reinhardtgeb. am 9.9.1873 in Baden/Niederösterreich – gest. am 30.10.1943 in New York (bis 1904 Namensschreibung: Max Goldmann... für die Aufführung am Deutschen Theater in Berlin erworben. Der Plan der Aufführung, für die Alexander Moissi, 1920 erster Darsteller des Jedermanns bei den Salzburger Festspielen, für die Hauptrolle vorgesehen war, wurde letztlich nicht realisiert.
Werke
Die Kinomenschheit. Versuch einer prinzipiellen Analyse (1916), Der Anfänger (1918), Varieté. Beiträge zur Psychologie des Pöbels (1919)
Quellen und Dokumente
Milchnot. Reflexionen einer Kuh. In: Arbeiterwille, 6.10.1915, S. 5, Volksbühne1906 nach dem Vorbild der 1890 gegr. Berliner Volksbühne, die unter der Leitung von Otto Brahm u. Bruno Wille maßgebli... [Rez. zu Georg Kaiser: Die Koralle]. In: Der Morgen, 16.9.1918, S. 11, Verlassen. (Nach dem gleichnamigen Liede von Koschat zu singen.). In: Der Morgen, 9.12.1918, S. 9, Gehaltsregulierung. In: Die Muskete, 1.1.1920, S. 9, Westliche Orientierung. In: Die Muskete, 18.3.1920, S. 9, Selbst ist der Mann. In: Der Morgen, 26.4.1920, S. 5, Trautchen Sonnengold. In: Die Muskete, 20.5.1920, S. 3, Karl Kraus, Jean Paul und die Gaukler [Rez. zu Albert Ehrensteingeb. am 23.12.1886 in Wien – gest. am 8.4.1950 in New York; Lyriker, Erzähler, Kritiker Das Porträtmodul von Ve...: Karl Kraus]. In: Der Morgen, 4.10.1920, S. 5, Land Wien. In: Der Morgen, 15.11.1920, S. 8, Rund um die Woche. In: Das interessante Blatt, 14.4.1921, S. 8, Die Liebesprobe. In: Die Muskete, 27.8.1927, S. 2,
N.N.: R. G.: „Der Anfänger“. In: Wiener Allgemeine Zeitung, 12.7.1918, S. 5, Hermann Leoster: R. G. [Nachruf]. In: Der Morgen, 12.2.1923, S. 4, N. N.: R. G. [Gedicht anlässlich G.s Todes]. In: Der Morgen, 12.2.1923, S. 12, Rudolf Holzer: Aufsätze [Rez. u.a. zu R. G.]. In: Wiener Zeitung, 30.4.1923, S. 5-7, Fritz Rosenfeldgeb. am 5.12.1902 in Wien – gest. am 27.12.1987 in Sussex (GB); Journalist, Film- und Literaturkritiker Ps.: Frie...: Filmliteratur. In: Arbeiter-Zeitung, 19.6.1927, S. 15.
Literatur
Handbuch österreichischer Autorinnen und Autoren jüdischer Herkunft: 18. bis 20. Jahrhundert, Bd. 1, 487 (2002), Petra Johanna Sturm: „Die Kinomenschheit“ (1916) von R. G. Diplomarbeit (2009).
Eintrag bei wien.gv.at,
(ME)