Korda, Alexander

geb. als Sándor Lászlo Kellner am 16.9.1893 in Pusztatúrpászto, Ungarn – gest. am 23.1.1956 in London; Filmregisseur, Produzent

K. wurde in eine jüd. Familie geboren; sein Vater war Aufseher auf einem gräflichen Gut. Nach dessen Tod übersiedelte K. 1909 nach Budapest, von wo er seine Fam. durch journalist. Arbeiten unterstützte u. ab 1912 auch Filmscripts verfasste. Bereits 1914 drehte er seinen ersten Film, 1917 gründete er die Produktionsfirma Corvin und wirkte an versch. ungar. Filmmagazinen mit. Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs wurde K. zum Beauftragten für Filmangelegenheiten in der Reg. Károly ernannt, eine Funktion, die er auch in der nachfolgenden Räteregierung unter Bela Kun weiter ausübte. 1919 noch emigrierte K. nach kurzer Inhaftierung im Zuge des Sturzes der Räteregierung nach Wien und fand dort bei der Sascha-Film von Sascha Kolowrat Krakowsky ein neues Betätigungsfeld. Es folgten die Filme Prinz und Bettelknabe nach der Vorlage von Mark Twain (1920), aufwändige Monumentalfilme wie Samson und Delila (1922), durch die auch seine Ehefrau Maria Korda ihre Schauspielkarriere begründete, oder Komödien wie z.B. die an G.B. Shaw angelehnte Jedermanns Weib (1924), letztere bereits in der eigenen Produktionsfirma Alexander Korda-Film Ges.m.b.H, die er 1923 von Berlin aus, wohin er übersiedelt war, gegründet hatte. 1924 kehrte er wieder nach Wien zurück u. drehte dort u.a. Tragödie im Hause Habsburg über den Mayerling-Fall nach einer Vorlage des damals erfolgreichen Novellisten u. Drehbuchautors Lajos Bíró (1880-1948). Finanzielle Turbulenzen bewogen ihn, im Dez. 1926 ein Angebot der US-Firma First National Pictures (1929 in Warner Broth. aufgegangen) anzunehmen u. nach Hollywood zu gehen. Dort erzielte er mit The Stolen Bridge und Her Private Life (1927) beachtliche Erfolge, näherte sich dem Tonfilm an, u.a. mit The Jazz-Singer (1927) und v.a. The Squall (1929). 1930 wurde die Ehe geschieden, Maria erhielt aufgrund ihres starken Akzents keine Filmangebote mehr, u. K. wechselte zu Fox Film Corp., für die er Women Everywhere u. The Princess and the Plumber (1930) realisierte, bevor er sich von Fox trennte, nach London ging u. dort seine eig. Produktionsfirma London Films gründete. Mit The Private Life of Henry VIII (1933), The Rise of Catherine The Great (Drehbuch Paul Czinner, 1934) Rembrandt (1936) oder Four Feathers (1939) schrieb K. britische Filmgeschichte mit, letzterer wurde durch seinen Bruder Zoltan Korda, inzwischen auch in London, produziert. Trotz großer Erfolge schlitterte K. aufgrund aufwändiger Lebenshaltung u. gewagter Spekulationen, etwa im Zuge des Erwerbs der Denham Film Studios wiederholt in finanzielle Schieflagen. 1940-43 hielt sich K. wieder in Hollywood auf, drehte u. produzierte dort den Historienfilm The Hamilton Lady (1940) sowie, gem. mit Zoltan K., The Jungle Book (1942), bevor er 1943 als Produktionschef für MGM mit einem großzügigen 10-Jahresvertrag wieder nach London zurückkehrte. Dort erwarb er nach Kriegsende Anteile an der British Lion Film, mit der er u.a. Anna Karenina (1948), The Angel with the Trumpet (nach der Romanvorlage von Ernst Lothar, 1948) u. v.a. den epochalen Agentenfilm The Third Man (1949) realisierte. In den 1950er Jahren arbeitete K. noch an zahlreichen Projekten, von denen aber viele unvollendet blieben bzw. einige von Emeric Pressburger (1902-1988) wie z.B. The Sand Barrier (1952) übernommen wurden.


Quellen und Dokumente

L-y K-y: Jedermanns Weib. In: Neue Freie Presse, 23.9.1924, S. 9.

Literatur

Karol Kulik: The Man Who Could Work Miracles. (1975, 2. Aufl. New York 1990); Charles Drazin: Korda. Britain’s Movie Mogul (N.Y. 2002, 2. Aufl. 2011). Eintrag zu A. K. bei encyclopedia.com.

Einträge zu The Jazz Singer, The Third Man, The Four Feathers.

(PHK)