Neue Erde
Untertitel: Wochenschrift für kulturellen Sozialismus
Zeitschrift des aktivistisch-linken Flügels innerhalb der Wiener Sozialdemokratie, hg. von M. Ermerseigentlich Maximilian Rosenthal, geb. am 11.2.1881 in Wien – gest. am 2.10.1950 in Wien; Herausgeber, Kunstkritiker un..., ab März 1919 – August 1920.
Die Zeitschrift, zu der in den 36 Heften des Jg. 1919 neben Ermers selbst v.a. Gertrud Mira (Kunst und Gesellschaft), Ludwig Neumann (Rätesystem, Sozialisierung), Otto Neurathgeb. am 10.12.1882 in Wien - gest. am 22.12.1945 in Oxford; Ökonom, Wissenschaftstheoretiker, Sozialpolitiker, Museumsp... (Sozialisierung, Rätewesen), Franz Oppenheimer (Siedlungsbewegung), Käthe Pick, Josef Popper-Lynkeus, Ernst Wagner (Kunsterziehung, Besprechungen), Julius Wilhelm (Stadt-Land-Differenzen), Fritz Wittels (Nährpflicht), gelegentlich auch Siegfried Bernfeldgeb. am 7.5.1892 in Lemberg (heute L’viv, Galizien/Ukraine) – gest. am 2.4.1953 in Los Angeles; Reformpädagoge, Psy... (Schule, Judentum), Georg Kulka (Literatur) und Heinrich Margulies (Jüd. Sozialismus), Adele Jellinekgeb. am 2.3.1890 in Wien – gest. am 3.8.1943 im Ghetto Theresienstadt; Schriftstellerin Aus: Das Kleine Blatt, 3.... (Bolschewismus, neuer Mensch), Sigmund Kaff (Demokratie, Parlamentarismus) Karl Polány (Marxismus, Kapitalismus), Heinrich Steinitz (Staat, Ökonomie) u.a. beitrugen, allerdings viele Beträge auch anonym blieben, verstand sich als breites und international ausgerichtetes Diskussionsorgan, das oft in Konflikt mit der Parteilinie geriet. Sie wurde aber auch von der KPÖ als zu pluralistisch entschieden abgelehnt.
Zur internationalen Ausrichtung trugen Beiträge von Henri Barbusse und Romain Rolland bei, Gastkommentare von F.W. Foerster, T.G. Masaryk oder Otto Rühle sowie der Abdruck von Texten von Maxim Gorki, Kazuko Okakura oder Walt Whitman.
1920 erschienen nur mehr 11 Hefte; das Spektrum der Beiträger ging deutlich zurück und verlagerte sich zunehmend auf Fragen veränderten Perspektiven der Sozialisierung nach dem Ende der Räterepubliken und der sich stabilisierenden Machtverhältnisse in Österreich, welche neue Einschätzungen der Optionen und Beziehungen zwischen Arbeiterbewegung und Sozialismus-Konzepten erforderten.
Die Zeitschrift veröffentlichte auch zahlreiche programmat. Manifeste (der Clarté-Bewegung, Young Democracy-Programm, Schulrepublik Jasnaja Poljana, Syndikalismus, Protest-Manifeste betr. Räte-Bewegungen etc.) und versah diese z.T. mit redaktionellen Kommentaren. In H. 5/6/1920 erschien auch der Programmessay Gemeinschaftstheater von Ernst Diebold.
Quellen und Dokumente
Wir erleben Wunder! In: Die soziale Revolution, 1.2.1919, S. 4.
Literatur
Armin A. Wallas: Zeitschriften und Anthologien des Expressionismus in Österreich. Analytische Bibliographie und Register. Bd. 1 (1995), 344-361; Ders.: Österreichische Literatur-, Kultur- und Theaterzeitschriften im Umfeld von Expressionismus, AktivismusBewegung im Umfeld des literarischen Expressionismus, die auf eine Aktivierung bzw. Involvierung der Geistigen in die Po... und Zionismus. Hg. von A. M. Lauritsch. Wuppertal 2008, 92-93.
(PHK)