Schulz, Hugo

geb. am 26.4.1870 in Wien – gest. am 27.5.1933 ebd.; Journalist, Militärhistoriker

S. wuchs in einfachen Verhältnissen in Wien auf, wo er die Mittelschule besuchte. Wegen seiner frühen Mitwirkung an der Arbeiterbewegung verlor er das Einjährigenrecht beim Militär und musste strafweise zwei weitere Jahre dienen. Die Dienstzeit an der montenegrinischen Grenze bis 1894 verschaffte ihm große militärpolitische Expertise, mit der er sich fortan publizistisch wie auch politisch positionieren sollte. Am Parteitag der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei 1911 hielt er eines der Hauptreferate zur Wehrreform. Neben militärhistorischen sowie -politischen Schriften trat S. u.a. auch mit der Studie Die Indianer (1911) [Digitalisat] in der von Josef Luitpold Stern herausgegebenen Reihe Die junge Welt hervor.

Mit der Umstellung auf ein Tagblatt trat er gemeinsam mit Max Winter am 1. Jänner 1895 in die Redaktion der Arbeiter-Zeitung (AZ) ein, der er mit Winter und Emil Kralik als Lokalredakteur wie auch als Kriegsberichterstatter im Balkankrieg sowie später im Kriegspressequartier diente. Ab 1902 verfasste S. auch Beiträge für den Arbeiterkalender sowie ab 1907 für die Programmzeitschrift Der Kampf. 1913 leitete er vorübergehend die Redaktion der Satirezeitschrift Glühlichter und schrieb den Nachruf auf Franz Schuhmeier. Bereits 1908 hatte S. öffentlich Partei für Max Winter ergriffen und Emil Klägers Veröffentlichung Durch die Wiener Quartiere des Elends und Verbrechens scharf kritisiert, im Krieg gaben sie gemeinsam in zwei Bänden Feldpostbriefe heraus. Unter genauer Beobachtung der christlich-sozialen Presse berichtete S. im Juni 1918 distanziert über die bolschewistische Republik Odessa und ging damit durchaus auf Distanz zum Flügel um Otto Bauer.

Nach dem Krieg wurde S. Zivilkommissär im Heeresministerium, blieb aber weiter für die AZ aktiv. Ende November 1919 verfasste er eine umfangreiche Besprechung von Karl Kraus‘ Die letzten Tage der Menschheit, in der er Kraus zum „einzige[n] Krieger unter bloßen Anklägern oder raunzenden Tachenierern [!]“ erhob. Von 1920 bis 1924 wirkte er als Presseattaché in Berlin. In dieser Funktion hob S. bei einer Kundgebung in Hamburg Mitte Juli 1920 die Angehörigen der SDAP als letzte verbliebene Gruppe als Fürsprecher des Anschlusses hervor. Noch bei der Reise einer Gruppe österreichischer Journalisten in die Weimarer Republik im September 1925 trat S. bei einer Rede in Frankfurt/M. für den Anschluss ein. In Wien wieder für die AZ tätig, fungierte S. 1925/26 als verantwortlicher Redakteur. In dieser Funktion wurde er im Oktober 1925 wegen einer medialen Kampagne der AZ gegen Oberst Hermann Hirtl verurteilt. 1931 erfolgte seine Pensionierung.


Werke

Blut und Eisen. Krieg und Kriegertum in alter und neuer Zeit (zwei Bde., 1907), Großkampftage der Revolution 1848/49 (1928)

Quellen und Dokumente

Das Deutschtum in der Armee. In: Der Kampf 1 (1907), H. 3, S. 111-116, „Durch die Quartiere des Elends und Verbrechens“. In: Arbeiter-Zeitung, 12.1.1908, S. 8f., Friedrich Engels über den österreichischen Feldzug im Jahre 1859. In: Der Kampf 3 (1909), H. 1, S. 11ff, Die Bolschewikiherrschaft in Odessa. In: Arbeiter-Zeitung 9.6.1918, S. 6, Das Weltgericht des Satirikers. In: Arbeiter-Zeitung, 26.11.1919, S. 2-4, Aus den Flegeljahren. In: Arbeiter-Zeitung, 1.1.1925, S. 3-5, Der apostolische Führer. In: Arbeiter-Zeitung, 11.4.1925, S. 2, Rassenokultismus. In: Arbeiter-Zeitung, 12.5.1925, S. 6f., Eine Vorlesung von Karl Kraus. In: Arbeiter-Zeitung, 10.12.1925, S. 4, Berichtigung dazu am 20.12.1925, S. 5, Versunkene Herrlichkeit. Erinnerungen an die Alserkaserne. In: Arbeiter-Zeitung, 4.4.1926, S. 20, Was uns Pernetstorfer war. In: Arbeiter-Zeitung, 7.11.1926, S. 8f., Wehrmacht und Demokratie. In: Arbeiter-Zeitung, 8.6.1927, S. 2, Der eine für alle. In: Arbeiter-Zeitung, 11.11.1928, S. 8f., Die Frauen bei der Maidemonstration – vor 40 Jahren. In: Die Unzufriedene, 4.5.1929, S. 2.

Ein Blick in den sozialistischen Zukunftsstaat. In: Christlich-soziale Arbeiter-Zeitung, 15.6.1918, S. 2f., Alfred H. Fried: Vom „sentimentalen“ Pazifismus. In: Arbeiter-Zeitung, 13.12.1919, S. 4, Eine Kundgebung in Hamburg für Österreichs Anschluß. In: Arbeiterwille, 15.7.1920, S. 1f., Rund um den Frontkämpferprozeß. In: Reichspost, 25.10.1925, S. 6, Im Namen der Republik Österreich! In: Arbeiter-Zeitung, 12.2.1926, S. 9, O. P.: Großkampftage der Revolution. In: Arbeiter-Zeitung, 2.9.1928, S. 17, Großkampftage der Revolution. Dem Andenken der Freiheitskämpfer des Jahres 1848. In: Volkspost, 9.3.1929. S. 1, Karl Leuthner: H. S. In: Arbeiter-Zeitung, 26.4.1930, S. 3f., H. S. [Nachruf]. In: Arbeiter-Zeitung, 29.5.1933, S. 1f.David Josef Bach: Unser Freund H. S. Beiträge zu einem Lebensbild. In: Arbeiter-Zeitung, 30.5.1933, S. 3, Max Winter: Der junge H. S. In: Arbeiter-Zeitung, 31.5.1933, S. 4f.

Literatur

Eintrag in ÖBL 1815-1950, Bd. 11 (Lfg. 54, 1999), S. 346 [online verfügbar] sowie bei wien.gv.at.

(ME)