O’Neill, Eugene

Geb. 16.10. 1888 in New York City, gest. 27. 11. 1953 in Boston, Massachusetts; USA. Dramatiker, Schriftsteller, Literaturnobelpreisträger, Theatergründer.

Auf den vielleicht bedeutendsten US-amerikanischen Dramatiker der Zwischenkriegszeit, den Verfasser von rund 40 Theaterstücken, machte österreichische Leser und Leserinnen Josef Schildkraut, Sohn des berühmten Schauspielers Rudolf Schildkraut, erstmals aufmerksam, als er gerade selbst seine US-Schauspielkarriere begann und versehentlich Falschinformationen zum Opfer gefallen war, in einem Brief an das Neue Wr. Journal vom 26.3. 1921. In diesem Brief, der sich vehement wie pointiert gegen das kursierende Gerücht ausspricht, er sei in ein „Irrenhaus“ gesteckt worden, weist er auf die Theatre Guild hin, welche in den letzten Jahren nicht nur zahlreiche europäische Stücke in New York auf die Bühne (insbes. im Garrick Theatre) gebracht habe (von Bahr über Gorki bis Schnitzler), sondern eben auch O’Neill und St. John Ervine, welche beide „augenblicklich die höchste Stufe englischsprachiger Dramatik vertreten“ würden. Anlässlich der ersten deutschsprachigen Aufführung eines Stückes von O’Neill im Okt. 1923 im Berliner Deutschen Theater berichtet auch das österr. Theaterfeuilleton ausgiebiger über diesen neuen Dramatiker, insbes. über sein „Negerdrama“ The Emperor Jones / Kaiser Jones, das als weit stärkeres Stück angesehen wird als die aufgeführte Anna Christie. Zuvor hatte bereits Hofmannsthal O’Neill entdeckt und einen Essay über ihn für das Tage-Buch verfasst. Aus London trat Sil Vara (= Geza Silberer) als Korrespondent und Theaterkritiker verschiedener österr. Zeitungen für den Autor ebenfalls ein; in Wien fand die erste O’Neill-Aufführung am 23. 6. 1924 im Theater in der Josefstadt statt (Anna Christie). Ebenfalls in Wien sollte Ende Dez. 1930 die Welturaufführung der Filmversion (mit Greta Garbo in ihrer ersten Sprechrolle) über die Bühne gehen (WAZtg, 28.12. 130).

Materialien und Quellen:

Eintrag in Encyclopaedia Britannica; Eugene O’Neill-Foundation;

H. v. Hofmannsthal: Eugene O’Neill. In: Das Tage-Buch, Nr. 25, 23.6. 1923, S. 888-892; Sil Vara: Londoner Theater. In: NFP, 8.8.1923, S. 1-3 (bes. S. 2; weitgehend textident am selben Tag auch im: Pester Lloyd und Prager Tagblatt abgedruckt); N.N.: Der Bühnendichter aus Amerika. Eugene O’Neill im Deutschen Theater. In: NWJ, 17. 10. 1923, S. 6; a.p.[olgar]: Anne Christie von Eugene O’Neill. In: Der Tag, 25. 6. 1924, S. 6-7; L.-y (L. Klaudy): Anne Christie. In: NFP, 25.6. 1924, S. 8; Hans Trausil: Die neueste amerikanische Literatur. Plutokratie und geistiger Aufschwung. In: NWJ, 12.7. 1925, S. 18-19 (bes. S. 18); Anna Nußbaum: Eugene O’Neill. In: Der Tag, 24.10. 1926, S. 8-9; Manfred Georg: Der Rebell vom Broadway. In: NWJ, 14.5. 1927, S. 3-4; Ann Tizia Leitich: New Yorker Theater. In: NFP, 9.3.1928, S. 13; N.N.: Neue amerikanische Stücke. In: Die Stunde, 19.7. 1929, S. 7; Rudolf Lothar: Seltsames Zwischenspiel. (Berliner Aufführung, Deutsches Künstlertheater). In: NWJ, 7. 11. 1929, S. 11; H. Jherig: Die neue Bergner-Rolle. O’Neills Riesendrama. In: Der Tag, 12. 11. 1929, S. 7-8;

(PHK, in preparation)