Verlag Ed. Strache

Gegründet durch Eduard Strache 1874 aus der (böhmischen) Warndorfer Druckerei und dem Verlag ›Abwehr‹, einem bescheidenen Kleinbetrieb, begann die eigentl. Verlagstätigkeit erst ab 1881. Durch kontinuierliche Auf- und Ausbauarbeit entwickelte sich die Druckerei in den 1890er Jahren zu den Grafischen Kunstanstalten Ed. Strache, die zur Jahrhundertwende zu einem angesehenen Betrieb mit etwa 180 Mitarbeitern aufstiegen. 1912 übernahm E. Straches Sohn Robert den Betrieb; er gründete 1917 in Wien eine Zweigniederlassung, welche den Anfang des österr. Strache-Verlagsbildete. Im Impressum führte der Verlage die Orte Wien-Prag-Leipzig an und bestand bis zu seiner Löschung aus dem Handelsregister im Jahr 1933. Die Wiener Verlagsaktivitäten begannen mit der Reihe der ›Flugschriften für Österreich-Ungarns Erwachen‹, setzten sich 1918 mit der Neuauflage des 1848 erstmals erschienenen Republikanisches Liederbuch von H. Rollett, der Anthologie Deutsche Revolutionslyrik von J. Bab, den Flugschriften zum Neuaufbau Deutschösterreichs und 1919 mit dem Lyrikband Anrufung von Max Roden fort. Der Durchbruch zum Verlag des späten Expressionismus gelang 1920 mit der Anthologie Die Botschaft, hg. von E. A. Rheinhardt. Verlagsleiter war zu jener Zeit Dr. Johann Pilz, als Lektoren wirkten u.a. G. Kulka, A. E. Rutra sowie A. Thom (= R. Csmarich).

Die Jahre 1919-21 können überhaupt als Höhepunkt in Bezug auf die literarische Produktion des Verlagsangesehen werden; allein 1920 legte der Verlag über 60 neue Titel vor. In diesem Jahr erschien auch eine Mappe Handzeichnungen von E. Schiele. 1920-22 folgten in der Reihe ›Die Erzählung‹ dreizehn etwa 30-40 seitige Hefte, die neben H.v. Hofmannsthals Reitergeschichte v.a. junge Autoren präsentierte wie z.B. H. Flesch mit Bürger Narr, A. J. Koenig mit Schibes oder Th. Tagger mit Auf der Straße.  Daneben führte der Verlag auch Zeitschriften wie Blätter des Burgtheaters (1919-20) oder Museion im Programm.  Ab 1922 schrumpfte die Produktion angesichtsder (Inflations)Krise drastisch zusammen, kam 1923 zwar nochmals auf etwa ein Dutzend Neuerscheinungen und stagnierte anschließend bei meist weniger als fünf in den Folgejahren, darunter häufiger musikgeschichtlichen (Bruckner u. Mozart) und kaum noch literarischen Neuerscheinungen, ausgenommen z.B. 1926 Jazz von F. Dörmann u. 1927 der Roman Das Städtchen von H. Adler. 1930 erschien das letzte Buch des Verlags.


Quellen und Dokumente

Grete Urbanitzky: Neue Romane und Novellen. In: Neues Wiener Tagblatt, 11.11.1923, S. 33, ab-: Hans Adler: Das Städtchen. In: Prager Tagblatt, 9.4.1927, S. 16.

Literatur

Eintrag bei boehmischeverlagsgeschichte.at, Murray G. Hall: Österreichische Verlagsgeschichte 1918-1938, Bd. 2: Belletristische Verlage der Ersten Republik; Wien u.a. 1995 (Online verfügbar).

(PHK)