Einträge von litkultadmin

Max Winter: Fremdenführung (1921)

Max Winter: Fremdenführung             Das Ausland wird nicht müde, Wiens Elendsbilder zu schauen. Woche um Woche neue Gäste, die meist aus ernster sozialer Anteilnahme heraus oder wenigstens beseelt von Mitleid und Hilfswillen kommen, um sich durch Augenschein zu überzeugen, wie es bei uns geht oder daß es oft schon nicht mehr geht. Aerzte, Politiker, Schriftsteller, […]

Ludwig Hirschfeld: 10 Uhr vorbei. Zwei Kapitel aus einem Haustorschlüsselroman (1921)

Ludwig Hirschfeld: 10 Uhr vorbei. Zwei Kapitel aus einem Haustorschlüsselroman Erstes Kapitel.             Es war im Jahre 1911, an einem jener milden Wiener Herbstabende, die meistens so unangenehm naßkalt sind. […] Vorletztes Kapitel.             Seitdem waren zehn Jahre vergangen. Eine neue Zeitrechnung hatte begonnen, bei der niemand auf seine Rechnung kam. Auch das große Zinshaus […]

Max Winter: Es gibt keine Not mehr in Wien (1920)

Max Winter: Es gibt keine Not mehr in Wien             So oft man jetzt mit Ausländern in Berührung kommt, äußern sie die allerstärksten Zweifel darüber, daß die Not in Wien noch eine solche wäre, daß wir ihrer nicht aus eigener Kraft Herr werden könnten. „Es gibt keine Not mehr in Wien,“ kann man immer wieder […]

Ellinor Tordis: Bewegungschöre (1929)

Ellinor Tordis: Bewegungschöre              Man hat im zwanzigsten Jahrhundert nicht nur das Radio und unerhörte Möglichkeiten der Technik, man hat vor allem den menschlichen Körper entdeckt, den menschlichen Körper als kostbarstes Gut der Masse. Lange Zeit war der Körper etwas Verbotenes, etwas, das zu verhüllen und zu mißachten Sitte und Sittlichkeit forderten; erst die Renaissance […]

Oskar Strnad und Hans Brahm: Das Bild der Bühne (1924)

Oskar Strnad und Hans Brahm: Das Bild der Bühne [Redakt. Vorbemerkung] Wir wollen in diesen Blättern, unterstützt von zwei Führern des modernen Theaterwesens, Hans Brahm und Prof. Dr. Oskar Strnad, eine fortlaufende Erörterung der bedeutendsten Bühnenfragen in Wort und Bild geben.1 1. Gedanken über die Szene Die Arbeit auf der Bühne ist die Arbeit von […]

Renato Mordo: Die Radiobühne (1925)

Renato Mordo: Die Radiobühne              In der Pantomime und im Film vermag der Schauspieler dramatisches Geschehen durch Körper, Auge und Geste restlos zum Ausdruck zu bringen. Das geschriebene oder gedruckte Drama vermag durch geistige Vision – die Lektüre – zu wirken. Ist die Kraft, die Steigerung und der Konflikt eines Dramas in das Wort gelegt, […]

Otto Bauer: Die deutschösterreichische Republik (1923)

Otto Bauer: Die deutschösterreichische Republik.              In den vier Tagen vom 28. bis zum 31. Oktober hatte sich die Auflösung der Habsburgermonarchie vollendet. In diesen vier Tagen war die Armee an der Front zusammengebrochen, hatten sich die neuen nationalen Regierungen im Hinterlande der Regierungsgewalt bemächtigt. Es war eine nationale und eine demokratische Revolution, was sich […]

Julius Bittner: Der Geistige und sein Eigentum (1920)

Julius Bittner: Der Geistige und sein Eigentum Denkschrift, verfasst im Auftrag der Genossenschaft Dramatischer Schriftsteller und Komponisten in Wien von ihrem Präsidenten (= J. Bittner) Die einzige Tochter Josef Strauß‘ ist vor wenigen Wochen in Wien an Hungerödem gestorben. Mit der Operette »Frühlingsluft«, deren Hauptreiz in der Verwendung der Melodien dieses Meisters bestand, wurde mehr […]

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N.N.: Austromarxismus (1927)

N.N. [Leitartikel]: Austromarxismus. „Austromarxismus.“ Das ist seit einiger Zeit ein Lieblingsschlagwort im bürgerlichen Sprachgebrauch. „Austromarxismus“ – das ist in ihrem Munde so eine ganz besonders bösartige Spielart des Sozialismus. Und ob der „Austromarxismus“ auf dem Parteitag endgültig begraben worden ist oder auf allen Linien gesiegt hat, darüber kann man in der bürgerlichen Presse jetzt die […]

Adolf Loos: Vorwort zu: Richtlinien für ein Kunstamt (1919)

Adolf Loos: Vorwort zu: Richtlinien für ein Kunstamt. Wien 1919 Der staat hat sich zu entscheiden, ob er den künstlern helfen will oder der kunst. In der monarchie war der herrscher der schutzherr der kunst. In der republik ist es das volk. Solange der monarch, immer gegen die anschauungen des volkes kämpfend, ängstlich besorgt, seine […]