eigentlich Maximilian Rosenthal, geb. am 11.2.1881 in Wien – gest. am 2.10.1950 in Wien; Herausgeber, Kunstkritiker und Kunsthistoriker, Journalist
Der Bruder des Verlegers Ernst P. Tal (eigentl.: Rosenthal) absolvierte ein Studium der Kunstgeschichte in Zürich, wo er auch promovierte. Früh wandte er sich der Sozialdemokratie zu, unterzeichnete, neben H. Bahrgeb. am 19.7.1863 in Linz – gest. am 15.1.1934 in München; Schriftsteller, Kritiker, Redakteur Der Sohn eines No..., L. Braun, M. Buber, G. Landauer u.a. Persönlichkeiten im April 1912 einen Aufruf zur Freilassung bereits jahrelang inhaftierter sozialdemokr. russischer Abgeordneter, der in der AZGegr. 1889, verboten 1934, illegal 1934-1938, 1938 verboten, neugegr. 1945, eingestellt 1991 Aus: Arbeiter-Zeitung, 12.... sowie in der ebf. in Wien ersch. Zs. Neues Frauenrecht abgedruckt wurde. Ab Okt. 1913 wirkte er im Volksheim Ottakring als Referent für kunstgeschichtl. Themen. Nach Ende des Krieges wurde er in der sog. Gartenstadtbewegung tätig, ferner im Umfeld des AktivismusBewegung im Umfeld des literarischen Expressionismus, die auf eine Aktivierung bzw. Involvierung der Geistigen in die Po... als Hg. der Zs. Neue Erde sowie des gleichnamigen Genossenschaftsverlages. 1920-21 wurde er zum Leiter des Siedlungsamtes der Stadt Wien bestellt, wogegen u.a. in einer Kundgebung des Antisemitenbundes vor dem Wiener Rathaus am 7.11.1920 protestiert wurde. Als Verfechter des großflächigen Siedlungsbaus geriet er ab 1924 in Opposition zur offiz. Wiener Wohnbauplanung, die bekanntlich zum verdichteten Hochbau überging, weshalb er versetzt u. 1925 entlassen wurde. E. blieb allerdings als Dozent im Volkshochschulwesen tätig u. verf. als Redakteur regelmäßig Kunstkritiken für die Zs. Der Tag. 1925 erhielt er, mit H. Bettauergeb. als Hugo Maximilian Bettauer am 18.8.1872 in Baden – gest. am 26.3.1925 in Wien; Schriftsteller, Journalist, ... befreundet, ebf. Drohbriefe, wie der Grazer Arbeiterwille (13.2.1925) berichtete. Zugleich wurde er im Dez. 1925 in den Vorstand der neu gegr. Vereinigung der Kunstreferenten der Wiener Tageszeitungen gewählt, dem u.a. A. F. Seligmanngeb. am 2.4.1862 in Wien – gest. am 13.12.1945 in Wien; Maler, Kunstkritiker, Feuilletonist, Schriftsteller Ps.: Plein... (Vorsitzender) u. Arthur Rößler angehörten. Seit 1924 hielt er einführende Vorträge zu zeitgenössischen bildenden Künstlern, z.B. zum ehemals aktivist. ausgerichteten Ernst Wagner oder zum konstruktivist. Bela Uitz. Ferner interessierte er sich für die zeitgenöss. französ. Architekturmoderne im Umfeld von Le Corbussier, u.a. in einem progammat. Beitrag in der Zs. Bau- und Werkkunst (1925), dem 1927 ein ausgreifender zur Stuttgarter Weissenhofsiedlung folgte, in dem er sich mit der zeitgenöss. Bauhaus-Architektur und konkreten realisierten Bauten durch R. Doecker, E. Gropius, Mies van der Rohe, Max Taut u.a. auseinandersetzte. 1923 erschien seine beachtete u. kontrovers disk. Schrift Österreichs Wirtschaftsverfall und Wiedergeburt, 1931 eine Hommage auf Viktor Adler unter dem Titel V. Adler. Aufstieg und Größe einer sozialistischen Partei, die ihm einen scharfen Verriss durch W. Ellenbogen in der AZ eintrug. 1928 hielt E., offenbar nach einem Besuch Moskaus, Lichtbilder-Vorträge über die Stadt u. deren Wohnbaupolitik. 1930 verf. er für die Ztg. Morgen eine mehrteilige Serie Demokratie vor der Katastrophe. 1933 hielt er den Radio-Nachruf auf A. Loos, der auch im Kuckuck zum Abdruck kam. Ein Porträt-Essay über A. Hanak makierte Ende Jänner 1934 den Schlusspunkt von E.s Präsenz in der sozialdemokr. Presse. Danach gab er kurz die Zs. Die Zeit (1934-35) heraus, wirkte aber hauptsächlich im Bereich von Ausstellungen, Führungen und Vortragstätigkeiten, u.a. im ›Wiener Kulturklub‹, der unter Irene Harand 1936-37 und der von ihr gegr. Ztg. Gerechtigkeit gegen die dominanten Tendenzen jener Zeit einen christlich-jüdischen Dialog voranzutreiben suchte. 1939 emigrierte E. nach Großbritannien, wo er den Krieg als Glasbläser überstand u. fallweise an Publikationen des ›Free Austria‹ des sozialdemokrat. Exilkreises um H. Allina mitarbeitete. 1949 kehrte E. nach Wien zurück.
Quellen und Dokumente
Käthe Kollwitz, Radiererin des Proletariats. In: Der Tag, 11.2.1925, S. 4; Ein entschleiertes Geheimnis Pompejis. Die Wandgemälde der Villa Iteam. In: Der Morgen, 24.8.1925, S. 4, Jungfranzösische Baukunst. In: Bau- und Werkkunst (1925), S. 257ff, Das Stuttgarter Werkerlebnis. In: Bau- und Werkkunst (1927), S. 89ff, Transformatoren der Weltgeschichte [Ghandi, Lenin, Nietzsche u.a.]. In: Der Tag, 1.1.1928, S. 18-19; Das Wiener Zentralgebäude des internat. Genferverbandes. In: Bau- und Werkkunst (1929), S. 30ff, Die Demokratie vor der Katastrophe. Drei Betrachtungen. In: Der Morgen, 11.8.1930, S. 7f., Wiens Altkultur – Wiens Neukultur. In: Der Tag, 31.5.1931, S.5-6; Adolf Loos. Der Führer der bauenden Jugend. In: Der Kuckuck, 10.9.1933, S. 7, Ein Bildhauer unser Zeit. Der Anstreichersohn Anton HanakGeb. 22. 3. 1875 in Brünn/Brno, Österreich-Ungarn; gest. 7. 1. 1934 in Wien. Bildhauer, Zeichner, Lehrer und Direktor .... In: Der Kuckuck, 21.1.1934, S. 7f., Municipal Housing Policy. Vienna’s achievement after the Great War. In: Free Austria (1941), September, S. 6ff.
Wilhelm Ellenbogen: Ein Buch über Victor Adler. In: Arbeiter-Zeitung, 13.12.1931, S. 2f., Das Judenproblem und sein Ende. In: Gerechtigkeit, 2.4.1937, S. 4.
Literatur
W. Posch: Die Wiener Gartenstadtbewegung. Wien 1981; Béla Rásky: Max rezensiert Max. Über Max Ermers‘ Feuilleton zu Max Winters Die lebende Mumie. Ein Blick in das Jahr 2025 (1929). In: Kakanien revisited, 23.11.2007. URL: http://www.kakanien-revisited.at/beitr/fallstudie/BRasky4.pdfA. A. Wallas: Österreichische Literatur-, Kultur- und Theaterzeitschriften im Umfeld von Expressionismus, Aktivismus und Zionismus, 66-71 (2008).
(PHK)