vermutliches Pseudonym von: Friedmann, Armin.

Geb. 24.11.1878 in Schaffa, Südmähren (heute Šafov, Tschechische Republik), gest. 10.12.1953 in Wien. Angestellter, Journalist, Funktionär, Politiker, Exilant und Remigrant.

Materialien und Quellen:

Eintrag in: dasrotewien.at;

Saskia Stachowitsch, Eva Kreisky (Hgg.)Jüdische Identitäten und antisemitische Politiken im österreichischen Parlament 1867-1933. Wien-Köln-Weimar: Böhlau 2017, S. 233-235.

(PHK, in preparation)

Geb.27.12. 1889 in Wien, gest. 19.5.1984 in Buenos Aires (Arg.) Schauspielerin, Sängerin, Tänzerin, Exilantin

Materialien und Quellen:

Eintrag von St. Frey im: ÖBL.

E. Altmann: Mein Leben mit Adolf Loos. Mit einem Nachwort von A. Opel. Wien: Amalthea 1984; Neuaufl. 2013; Renate Wagner: Heimat bist du großer Töchter. Wien: Ueberreuter 1996, S. 188–192

(in preparation)

Geb. 8.3. 1874 in Graz, gest. 29.7. 1957 in Lienz. Ingenieur, Offizier (k.k. Armee, später: Bundesheer), Pionier der Radio- und Amateurfunkbewegung, Redakteur, Sachbuchautor

Materialien und Quellen:

Eintrag auf Dokufunk; Emil Seeliger: Ein österreichischer Marconi. In: NWJ, 21.12. 1930, S. 17;

Sach-und Fachbücher:

Lehrbuch der drahtlosen Telegraphie und Telephonie. (Wien 6. Aufl. 1925); Radio-Kurzwellen und ihre Eigenschaften (Wien 1930)

Radio-Welt-Ankündigung. In: Der Tag, 20. 3. 1924, S. 6; Ankündigung von Radiozeitschriften. In: Österr. Buchhändler-Correspondenz, 21.3. 1924, S. 11; N.N./F.A.: Radiofreiheit. In: Radiowelt, 23.3. 1924, S. 1; Rettungsdienst durch Radio. In: Österreichische Illustrierte Zeitung, 14.6. 1925, S. 30; Radio-Streik-Ravag-Bundesheer. In: Allgemeiner Tiroler Anzeiger, 30.7. 1927, S. 16; Sendeamateure in Österreich. In: Funk-Magazin 3/1928, S. 176-178; Alte Neuigkeiten aus dem Gebiete der Radiotelegraphie. In: Österreichischer Radio-Armateur, Mai 1928, S. 423-429;

(PHK, in preparation)

geb. als Martin Andersen am 26.6.1869 in Christianshavn, Kopenhagen – gest. am 1.6.1954 in Dresden; Lehrer, Journalist, Schriftsteller

M. A. wuchs als Sohn eines Steinhauers in Kopenhagen und später in Nexø auf Bornholm auf und kam als Maurergehilfe früh mit dem Sozialismus in Berührung. A. besuchte als Anhänger der Grundtvig-Bewegung die Volkshochschulen in Bornholm und später in Askov, um 1897 selbst Lehrer zu werden. Auf das geistige Erweckungserlebnis folgten erste publizistische und schriftstellerische Arbeiten als M. A. Nexø, 1894-1896 unternahm er nach einer Tuberkuloseerkrankung Erholungsreisen nach Italien und Spanien. Seit 1901 vertrat A. als freier Schriftsteller neben Johan Skjoldborg (1861-1936) und Jeppe Aakjær (1866-1930) die sozial-agitatorische dänische Heimatliteratur. 1906 bis 1910 erschien der dem späteren Nobelpreisträger Henrik Pontoppidan gewidmete vierbändige Roman Pelle Erobreren. Als einen Gegenentwurf verfasste A. unter dem Einfluss der russischen Revolution von 1917 mit dem fünfbändigen Ditte Menneskebarn einen weiteren Bildungsroman, der die Entwicklung der Frauenfigur Ditte zeigt. 1919 trat A. von der dänischen Socialistisk Arbejderparti zur Venstresocialistisk Parti über, die 1920 in der Danmarks Kommunistiske Parti aufging.

Nach einer ersten, von Willi Münzenberg organisierten Russlandreise zum Vierten Kongress der Kommunistischen Internationale 1922, die zum Bruch mit Reisebegleiter George Grosz führte, folgte die Übersiedlung nach Allensbach am Bodensee und Dresden (bis 1930). A. publizierte zunächst im Vorwärts-, später im Malik-Verlag und pflegte – auch als Mitglied des PEN-Clubs – Kontakt zum vorrangig gemäßigten und radikalen linken Spektrum des deutschsprachigen Geisteslebens, etwa zu Erwin Ackerknecht, Johannes R. Becher, Gregor Gog, Erich Grisar, Hans Ludwig Held, Erich Mühsam, Wilhelm Rudolph, Wieland Herzfelde und Bertolt Brecht, der ausgewählte Werke A.s übersetzte. Seit 1919 erschienen wiederholt Abdrucke in Die Rote Fahne in Wien, sein Reisebericht über Russland wurde als „vielleicht das erste wahrhaft große Buch über Sowjet-Rußland“ (Julius Epstein) rezensiert. Fritz Rosenfeld bezeichnete A. 1923 in Der Kampf als „den sozialen Dichter par excellence“, 1929 zierte A. anlässlich seines sechzigsten Geburtstags das Cover der Zs. Bildungsarbeit und las vor 500 Zuschauern in der Wiener Urania, das Kleine Blatt druckte den Roman Familie Frank. In der IVRS wirkte A. als Literarischer Beirat sowie 1931-35 im Redaktionsbeirat der Zeitschrift Internationale Literatur.

Im Zweiten Weltkrieg nach kurzzeitiger Internierung in Dänemark Ausreise über Schweden in die Sowjetunion, über Dänemark und Radebeul 1951/52 Rückkehr nach Dresden. In der DDR wurde A., 1950 vom dänischen PEN-Club für den Literaturnobelpreis nominiert und neben Hans Christian Andersen der meistübersetzte Schriftsteller Dänemarks, als Heimatschriftsteller verehrt und ausgezeichnet.


Weitere Werke (Auswahl)

Mod dagningen. Skildringer fra Rusland, 1923 (dt.: Dem jungen Morgen zu. Schilderungen von einer Russlandreise, 1923), Midt i en Jærntid, 1929 (dt.: Im Gottesland, 1929), Erindringer, 1932-39 (dt.: Erinnerungen, 1949), To verdener. Tanker og Indtryk fra en Ruslandsrejse, 1934 (dt.: Zwei Welten. Schilderungen von Reisen in die Sowjetunion, 1955), Morten hin Røde, 1945 (dt.: Morten der Rote, 1949)

Quellen und Dokumente

Von M. A. N.: Der Gott des leeren Zeremoniells. In: Arbeiter-Zeitung, 27.4.1919, S. 2, Eine Hinrichtung. In: Die Rote Fahne, 20.8.1922, S. 3, Das Proletariat und die Kunst. In: Die Rote Fahne, 14.12.1922, S. 2, Stine Menschenkind. In: Arbeiterwille, 19.10.1924, S. 5f. [als Fortsetzungsroman bis 4.4.1925], “Pelle der Eroberer” kein autobiographischer Roman?!. In: Die Rote Fahne, 30.7.1927, S. 6f., Familie Frank. In: Das Kleine Blatt, 23.6.1929, S. 15, Der graue Mann. In: AZ, 31.8.1930, S. 11f.

Josef Luitpold Stern: Stine Menschenkind. In: Der Kampf XII (1919), H. 11, S. 391f., Hermann Broch: M. A. N.: Die Familie Frank. In: Moderne Welt (1921/22), H. 2, S. 35f. Abgedruckt in: H. B.: Schriften zur Literatur I: Kritik (1975), 373f, Fritz Rosenfeld: M. A. N. In: Der Kampf XVI (1923), H. 11, S. 377-383, F. R.: M. A. N. Zu seinem 60. Geburtstag am 26. Juni 1929. In. Bücherschau. Beilage zu Bildungsarbeit XVI (1929), S. 43-45, Julius Epstein: Rez. zu: „Dem jungen Morgen zu.“ In: Die Rote Fahne, 26.3.1924, S. 2f., Leo Lania: Dichter für das revolutionäre Proletariat. In: Arbeiter-Zeitung, 20.4.1925, S. 5, N.N.: M. A. N. Zum sechzigsten Geburtstag des proletarischen Dichters. In: Die Rote Fahne, 29.6.1929, S. 4, N.N.: N.s erster Wiener Arbeitervortrag. In: Arbeiter-Zeitung, 17.11.1929, S. 11.

Literatur (Auswahl)

Bo Elbrønd-Bek: Martin Andersen Nexøs barndomstraume og
de politiske følgevirkninger (2012), Franz Hammer: Martin Andersen Nexö. Sein Leben in Bildern (1963), Aldo Keel: Martin Andersen Nexo – der trotzige Däne. Eine Biographie. (2004), Hanne Marie, Werner Svendsen:
Geschichte der dänischen Literatur, S.
395-407 (1964), Fritz Paul (Hg.): Grundzüge der neueren skandinavischen
Literatur, S. 219-221 (1982), Henrik Yde: Nexø, Martin Andersen [dänischer Lexikoneintrag]

(ME)

Pseudonym für: Rie, Therese.

auch Ernest Angel, geb. am 11.8.1894 in Wien – gest. am 10.1.1986 in New Jersey; Schriftsteller, Kritiker, Verleger, Drehbuchautor, Filmregisseur, Psychoanalytiker, Exilant

Aus: Die Botschaft (1920)

Angel wurde nach der älteren Schwester Dora (in erster Ehe mit Otto Soyka verh.) als zweites Kind des Papierfabrikanten Siegfried A. und dessen Ehefrau Ilona in ein liberales jüd. Elternhaus hineingeboren. Seit 1905 besuchte er das k.k. akademische Gymnasium in Wien, wechselte dann an das Franz-Joseph-Real-Gymnasium und das k.k. Staatsgymnasium, ebenfalls in Wien. Die Reifeprüfung legt er 1914 allerdings am k.k. Gymnasium in Brünn ab. Zu Kriegsausbruch meldete sich Angel als Freiwilliger u. verbrachte die Jahre bis 1918 an verschiedenen Kriegsschauplätzen, um Ende 1918 als mehrfach ausgezeichneter Oberstleutnant aus der Armee im Zuge der Demobilisierung entlassen zu werden. Noch als Offizier begann er sich der Sozialdemokratie anzunähern, insbes. Viktor Adler. Nach dessen Tod fand er in Gustav Landauereine wichtige Referenzinstanz, begann in Wien das Studium der Philosophie und in Zs. wie Der Friede, Die Aktion, Die Wage, Die neue Schaubühne u.a.m. Lyrik und Essays zu veröffentlichen. 1920 erschien Angels Sturz nach oben, eine Sammlung von einunddreißig spätexpressionistischen Gedichten, von denen etliche auch in die von E. A. Rheinhardt hgg. Anthologie Die Botschaft Eingang fanden, so z.B. das Gedicht In memoriam Gustav Landauer, zugleich das Eröffnungsged. dieser Anthologie, das zuvor bereits in der Zs. Die Aktion erschienen war. Im selben Jahr war Angel kurz als Lektor im Berliner Erich Reiss Verlag tätig; Mitte 1922 wechselte er in die Dienste des Kiepenheuer Verlags und zwar als Herausgeber der Reihe ›Der Musterfilm‹ (mit H. 1 über Carl Mayer), die 1924 unter dem Titel ›Das Drehbuch‹ neuerlich angekündigt wurde, u. war Verfasser einer kleinen Schrift zum Gastspiel des Moskauer Künstlertheaters (so H. Bahr im NWJ, 10.6.1923, 8).

1923 heiratete er Dussia Efrika, doch die Ehe wurde 1925 wieder geschieden; Angel hielt sich vorwiegend in Berlin auf, während seine Frau in Wien lebte. Im selben Jahr erschien im Prager Tagbl. eine Artikelserie über den Erfinder Thomas A. Edinson, aus der 1926 ein Buch, gedachtals Jugendbuch u. veröffentlicht im eigens gegründeten Verlag E. Angel, entstand ein Buch, das u.a. E. Descovich in der NFP begrüßte. Über Edison publizierte Angel fortan auch in versch. Wiener Ztg.; 1927 heiratete er die Literaturwissenschaftlerin und Historikerin Johanna (Hanne) Lehmann in zweiter Ehe. 1928 produzierte er nach dem ersten Dokumentarfilm Zeitbericht – Zeitgesicht (Kamera: A. V. Blum, Produzent: W. Münzenberg) den abendfüllenden Film Emden III fährt um die Welt u. verlegte in Berlin verschiedene Sachbücher zu Alltagsthemen (Mode, Essen, Sport). 1929 gründete er die „Erdeka Film-GmbH“ in Berlin gemeins. mit dem österr. (späterbritischen) Filmemacher Georg M. Hoellering u. produzierte 1930-31 die Filme Jagd auf Dich und Freude am Körper. 1932, nach zuvor erfolgtem Ausstieg aus der Erdeka-Film, kehrte Angel nach Wien zurück. Frei nach H. v. Kleist produzierte er dort 1934 den Film Der Zerbrochene Krug, der als einziger österr. Beitrag beim Internationalen Tonfilmwettbewerb im Rahmen der Wiener Festwochen prämiert u. später auch ins Englische übertragen wurde. 1935 trat er als Referent an Wiener Volkshochschulen mit einem Vortragszyklus Wir lernen Filmsehen auf u. wurde dabei mit V. Matejka bekannt. Mit ihm, A. Hauser, E. Krenek u.a. Proponenten zählte er 1936 zuden Begründern der ›Gesellschaft der Filmfreunde Österreichs‹, der er ab 1937 vorstand.

Nach der Okkupation Österreichs durch das NS-Deutsche Reich wurde Angel, der zunächst unbehelligt blieb, im November 1938 im Zuge eines Aufenthalts bei seiner Frau in Berlin verhaftet und ins KZ Sachsenhausen eingesperrt, aus dem er nach fünfwöchiger Haft nach wieder frei kommen konnte. Am 31.3. 1939 konnte er schließlich Berlin Richtung Großbritannien verlassen, wo er auf seinen Jugendfreund Flesch-Brunningen traf. 1940 emigrierte er nach New York, wo ihn sein Schwager Heinrich E. Jakob, der von 1933 bis 1938 in Wien gelebt hatte, zunächst aufnahm. Mit ihm gründete er 1941 das Komitee ›Friends of the European Writers and Artists in America‹, in dem bedeutende internat. Emigranten wie Jules Romain, H.W. Auden, C. Zuckmayer und die Österreicher R. Auernheimer oder B. Viertel mitwirkten. Angels Bemühungen, in den USA im Filmbereich Fuß zu fassen, blieben dagegen ohne Erfolg, weshalb er sich mitversch. Hilfsarbeiten durchschlagen musste. Ab 1947 begann er sich derPsychologie, ab 1951 auch der Psychoanalyse, zuzuwenden, begann ein Studium, das er an der School for Social Research 1954 abschloss, um danach als Psychologe am Institute for Motivational Research in New York zu arbeiten. 1965 schloss Angel einundsiebzigjährig seine psychoanalyt. Studien an der New Yorker Universität mit der Promotion(Ph.D.) ab u. arbeitete dabei seit den späten 1950er Jahren u.a. mit Rollo May zusammen. 1973-1975 wurde er zum Präsidenten des ›Council of Psychoanalytic Psychotherapists‹ gewählt.


Quellen und Dokumente

Edison, der Ahasver der Telegraphie. In: Wiener Morgenzeitung, 23.3.1927, S. 3, Das Geheimnis des Tonfilms. In: Das Kino-Journal, 20.6.1931, S. 8f., Österreicher im deutschen Film. In: Neue Freie Presse, 31.7.1932, S. 12.

Ein Blick ins Atelier. In: Prager Tagblatt, 15.10.1922, S. 20, Neue Filmliteratur. In: Der Filmbote, 9.2.1924, S. 21, Vom Zeitungsjungen zum Erfinderkönig [zu Th. A. Edison]. In: Prager Tagblatt, 7.11.1925, S. 3, Emo Descovich: Thomas Alva Edison. Zu seinem 80. Geburtstag. In: Neue Freie Presse, 8.2.1927, S. 11, Gutes Essen – der modernste Sport. In: Moderne Welt 10 (1929), H. 15, S. 12, P.: Erster Abend der Gesellschaft der Filmfreunde. In: Der Wiener Film, 16.2.1937, S. 3.

Literatur

Deutschsprachige Exilliteratur seit 1933. Bd. 4: Bibliographien. Schriftsteller, Publizisten und Literaturwissenschaftler in den USA, herausgegeben von John M. Spalek, Konrad Feilchenfeldt, Sandra H. Hawrylchak. Bern-München 1994, 81-83 (weitgehend vollst. Bibl. auch der Zs.-Drucke).

Eintrag bei filmportal.de.

(PHK)

Geb. 1883 in Wien, gest. 1954 in London. Buchhändler, Feuilletonist, Theater- und Literaturkritiker, Schriftsteller, Exilant.

Als Verfasser von Erzählungen und Skizzen tritt W. Angel erstmals 1906 in Erscheinung und zwar mit dem Band Die Reise der Frau Marchesa, welche durchaus bekannte Ehe(krisen)themen mit akzentuiert Wiener Färbung behandeln, wie eine Besprechung im Neuen Wiener Tagblatt vom 27.5.1906 darlegt. Mit L. Hirschfeld verfasste er 1908 die dreiaktige Komödie Der schlechte Ruf, die im März 1909 am Josefstädter Theater mit eher mäßiger Resonanz auch aufgeführt wurde.

Weitere Werke/Texte:

Der Meister (1923); dazu die Besprechung durch Julian Sternberg in Moderne Welt, H. 8 (Mai) 1923, S. 9; Frau in Freiheit (1930), dazu die Besprechung in der Wiener Allgem. Zeitung, 7.10.1930, S.8;

Materialien und Quellen:

W.A. über O. Soykas Kriminalroman Eva Morsini. In: NFP, 26.8.1923, S. 24;

(in preparation)

bis 1901 Hans Klieres, geb. 29.9.1883 am Böheimkirchen (NÖ) – gest. am 1.10.1962 in Wien; Bibliothekar, Kunsthistoriker, Kunstkritiker

Der Sohn des (geadelten) k.k. Hofrats Johann v. Ankwicz-Kleehoven u. dessen Gattin Maria, geb. Heller, die jüd. Herkunft war, besuchte das humanist. Gymnasium u. studierte von 1902-1906 in Wien Geschichte u. Kunstgeschichte. Nach seiner Promotion 1906 mit einer Diss. über den Humanisten Johann Cuspinian, legte er 1907 die Staatsprüfung am Inst. für österr. Geschichtsforschung ab u. fand zunächst als Archivar im Ministerium für Kultus u. Unterricht bis 1915 Anstellung. Danach wechselte er als Kustos in das Österr. Museum für Kunst und Industrie, unterbrochen von seiner Teilnahme als Soldat am Ersten Weltkrieg vorwiegend an der österr.-italien. Front. Seit 1911 hielt A.-K. auch kunstgeschichtl. Vorträge an der VHS Urania.

Nach Kriegsende kehrte er in das Museum für Kunst u. Industrie zurück u. fing an, Ausstellungsberichte, z.B. über die Wohnkultur („Einfacher Hausrat“) für die Zs. Der Architekt sowie Kunstberichte u. Kunstfeuilletons für die Wiener Zeitung zu verfassen; das erste F. erschien im Mai 1921 u. widmete sich u.a. A. Faistauer, A. Paris-Gütersloh, A. Harta u.a. Seit 1922 informierte A.-K. nicht nur in ausgreifenden Feuilletons über einzelne Künstlerpersönlichkeiten und größere Ausstellungen, sondern in der Rubrik ‚Kunstausstellungen‘ über eine Vielzahl von Initiativen einzelner Galerien, aus denen wichtige Aspekte des zeitgenöss. Kunstbetriebs, z.B. in Vergessenheit geratene Vereinigungen wie die Künstlerinnengruppe Heptagon, oder kleine, hochinteressante internationale Präsenzen wie z.B. jene graphischer Werke von Matisse und Picasso, Legrande u. Renoir in der Galerie Würthle 1922 (Bericht 22.6.1922, 5) rekonstruierbar werden. 1924 legte er u.a. eine kenntnisreiche u. wohlwollende Würdigung der Cizek-Klasse für ornamentales Gestalten vor u. strich dabei die jungen kinetist. Malerinnen wie E.G. Klien, E. Karlinsky u. M. Ullmann ebenso hervor wie den späteren neusachl. Künstler H. Ploberger. Ein beeindr. Bild der internat. moderne u. avantgard. Präsenzen in Wien vermittelt auch sein Bericht über die Internat. Kunstausstellung in der Sezession im Herbst 1924 mit klarem Fokus auf die neuen Formensprachen d. Kubismus, Konstruktivismus, der Maschinenkunst (Kandinsky, Archipenko, El Lissitzky, W. Tatlin), des deutschen Expressionismus (F. Marc, E.L. Kirchner, M. Beckmann, G. Grosz) aber auch jenen von O. Kokoschka u. M. Oppenheimer. Ähnlich dicht auch sein Bericht über den Beitrag Österreichs auf der Internat. Kunstgewerbeausstellung in Paris 1925 u.a. mit Augenmerk auf F. Kiesler u. sein Projekt der ‚hängenden Stadt‘. 1925 erscheinen erstmals in der neu eingerichteten (kurzlebigen) Rubrik Frauenkunstausstellungen gebündelte Berichte über entspr. Aktivitäten, u. ebf. ab 1925 bis 1938 war A.-K. regelmäßig in Radio Wien mit Ausstellungsberichten zu hören. Am 15.1.1929 wurde er zum Oberstaatsbibliothekar am Museum für Kunst u. Industrie ernannt; zum 60. Jahr des Bestehens der Wiener Kunstgewerbeschule verf. er mehrere Beiträge, die deren Leistungen würdigten.

Anfang der 1930er Jahre widmete sich A.-K. erstmals auch dem Genre des Plakats, z.B. in einem Vortrag am 21.1.1931, aber auch der Karikatur anl. einer Internat. Ausstellung im Künstlerhaus, wirkte führend in der österr. Exlibris-Gesellschaft, verf. Beiträge u.a. zu Faistauer, Loos, Slevogt, zum frz. Impressionismus aber auch zur Innviertler Künstlergilde nebst zahlr. Ausstellungsberichten, darunter auch Sonderschauen wie z.B. zur Ostasiatischen Malerei u. Graphik in der Albertina (1932), zugleich sein letzter Beitr. für die Wiener Zeitung bis 1946. Nach 1933 beschränkte sich seine Kritikertätigkeit auf wenige Radio- u. andere Beitr. 1939 wurde A.-K. zwangspensioniert, konnte aber an der NS-Zs. „Die Kunst dem Volke“ mitwirken, obwohl ihm die Aufnahme in die Reichschrifttumskammer verwehrt worden war. 1942 wurde er Archivar der Gesellschaft bildender Künstler Wiens im Künstlerhaus, schrieb Beiträge für bzw. über einzelne Mitglieder. Ab 1945 bis zu seiner Pensionierung 1949 arbeitete er schließl. als Bibliothekar an der Akademie der bildenden Künste in Wien u. nahm seine frühere kunsthistor. u. Kritikertätigkeit wieder auf.


Werke

Ferdinand M. Zerlacher (1926), Der Wiener Humanist Johannes Cuspinian (1959).

Quellen und Dokumente

Kunstausstellungen. (Kunstschau 1921. – 42. Jahresausstellung des Künstlerhauses.). In: Wiener Zeitung, 11.5.1921, S. 3f., Juliausstellungen. Ein Epilog. In: Wiener Zeitung, 1.8.1924, S. 4, Kunstausstellungen (Internationale Ausstellung in der Sezession. – Kollektivausstellung Max Oppenheimer im Hagenbund). In: Wiener Zeitung, 18.10.1924, S. 1-5, Oesterreich auf der Internationalen Kunstgewerbeausstellung Paris 1925. In: Wiener Zeitung, 30.8.1925, S. 1-3, Die 60 Jahrfeier-Ausstellung der Wiener Kunstgewerbeschule. In: Bau- und Werkkunst 5 (1928), H. 1, S. 231ff, 60 Jahre Wiener Kunstgewerbeschule. Zu ihrer Jubiläumsausstellung im Österreichischen Museum. In: Wiener Zeitung, 9.6.1929, S. 1-3, Adolf Loos. In: Wiener Zeitung, 10.12.1930, S. 4, Anton-Faistauer-Gedächtnisausstellung. In: Wiener Zeitung, 18.10.1930, S. 4f., Die Frühjahrsausstellung der Secession. In: Radio Wien 7 (1931), H. 32, S. 11, Die Internationale Karikaturenausstellung im Künstlerhaus. In: Wiener Zeitung, 17.4.1932, S. 6f., Die Ausstellung ostasiatischer Malerei und Graphik in der Albertina. In: Wiener Zeitung, 25.11.1932, S. 1f.

Nachlass: Wien-Bibliothek.

Literatur

M. Kaiser: A.-K., H. In: ÖBL Online-Edition, Lfg. 6 (27.11.2017).

(PHK)

Geb. 23.6. 1877 in Groß-Jedlersdorf bei Wien (k.k. Österreich-Ungarn), gest. 2.9. 1950 in Velden (Kärnten/Österreich). Montan-Ingenieur, Direktor der Alpine-Montan GmBH (1922-35), deutschnational ausgerichteter Heimwehr-Unterstützer, NSDAP-Mitglied seit 1933/34, Mitwirkender am Juliputsch 1934.

Materialien und Quellen:

Ernst Hanisch: Industrie und Politik 1927–1934: Dr. Anton Apold, Generaldirektor der Alpine-ontangesellschaft. In: Michael Pammer, Herta Neiss, Michael John (Hgg.): Erfahrung der Moderne. Festschrift für Roman Sandgruber. Stuttgart: Franz Steiner 2010, S. 241-253.

(in preparation)