Geb. 3.8. 1869 in Budapest, gest. 8. 5. 1932 in Wien. Verleger, Direktor der Universal Edition

Materialien und Quellen:

Eintrag von W. Schauffler auf: UE Musiksalon; Eintrag in: Österreichisches Musiklexikon online; Hans W. Heinsheimer: „Hertzka hatte eine instinktive Denkweise wie eine Wünschelrute“. In: UE Musiksalon;

(PHK, in preparation)

Geb. 4.2. 1873 in Wien, gest. 13.11.1948 in Wien. Frauenrechtsaktivistin, Publizistin, Verlegerin.

Materialien und Quellen:

Lydia Jammerneg: Y. Hertka-Biographie. In: Frauen in Bewegung: hier.

Corinna Oesch: Yella Hertzka (1873-1948). Innsbruck-Wien-Bozen 2014.

(in preparation)

Geb. 18.1. 1895 in Wien, gest. 7.3. 1987 in Wien. Librettist, Feuilletonist, Regisseur, Exilant und Remigrant.

Materialien und Quellen:

Eintrag in: Österreichisches Musiklexikon online; Eintrag auf: geschichtewiki.wien;

Weitere Publikationen:

P. Herz: Ich hab´ bei jeder Resi Glück! Lied und Foxtrot, Musik von Hermann Leopoldi, für Gesang mit Gitarre- oder Harmonikabegleitung. Wien: Doblinger 1936 (3 Seiten); Ders.: Gestern war ein schöner Tag – Liebeserklärung einer Librettisten an die Vergangenheit. Wien: ÖBV 1985

(PHK, in preparation)

Geb. 1901 in Lundenburg (k.k. Österreich-Ungarn, heute: Tschech. Republik) – gest. 1961 in Rio de Janeiro (BRA). Dramaturg, Exilant, Regisseur.

Materialien und Quellen:

(in preparation)

e

Lebensdaten nicht bekannt. Geb. zirka 1896 in Wien gest.-? Feuilletonistin, Kritikerin, Sozialpädagogin.

Die aus einer jüdischen Familie stammende I. H. legte 1910 am Mädchenlyzeum am Kohlmarkt (Wien) ihre Matura ab, studierte anschließend an der Univ. Wien, wo sie 1914 promovierte. Während des Ersten Weltkriegs fing sie an zu schreiben, u.a. Reiseskizzen und arbeitete an Hofmannsthals Reihe Österreichische Bibliothek mit. Dort gab sie den Bd. Prinz Eugen. Aus seinen Briefen und Gesprächen heraus. 1920 wird sie erstmals als Mitarbeiterin der sozialdemokrat. Zs. Bildungsarbeit fassbar, wo sie im Heft 1 einen kurzen Beitrag zum Arbeiterdichter Karl Adolph verfasst. 1921 folgt diesem eine Reihe von Buchbesprechungen in der Rubrik Bücherschau, die sich dem Europäischen Buch sowie kriegskritischen Texten (Clartè-Gruppe, Latzko u.a.) widmet. Ab Dezember 1924 wird sie, inzwischen verehlicht (Hift-Schnierer) Mitarbeiterin der Zs. Die Mutter. (HalbmonatsZs. für alle Fragen der Schwangerschaft), in der sie sich v.a. mit pädagogischen u. schulischen Fragen auseinandersetzt, aber auch couragiert gegen den § 144 Position bezieht. Um 1930 wechselt sie in die Redaktion der Zeitung Der Abend und hält mehrere Vorträge in/für Radio Wien. 1933 arbeitete sie am Heft 10 der Zeitschrift für psychoanalytische Pädagogik mit (Tag, 13.2. 1933, 9), zugleich war sie mit einer Reihe von Beiträgen in der Wochenbeilage Bunte Woche der Zeitung Kleines Blatt mit mehreren Beiträgen vertreten. Ab 1935-37 war sie für die Ztg. Die Stunde tätig, 1937 auf für die Gerechtigkeit, und begleitend zu ihrer populärwissenschaftlichen Journalistik mit pädagogisch ausgerichteten Beiträgen im Programm von Radio Wien präsent. Eindrücklich etwa ihre Verarbeitung eines Kriegsmuseumsbesuchs im Text Schau und Wirklichkeit. Ihren letzten Radiovortrag hielt sie am 25.2. 1938 zum Thema Erziehungsschwierigkeiten bei Heranwachsenden.

Materialien und Quellen:

I.H.: Die Unmoral des § 144. In: Die Mutter, 15.7.1925, S. 3; Kindertagebücher. In: Radio Wien, 28.8. 1931, S. 9; Reiseeindrücke aus dem Süden. In: Die Stunde, 11.7. 1935, S. 8; Die Welt in der Kaffeeschale. In: Mocca, April 1936, S. 14-15; Schau und Wirklichkeit. In: Gerechtigkeit, 2.12.1937, S. 6;

(PHK, in Vorber.)

Geb. 17.8. 1885 in Berlin, gest. 1.10. 1972 in Hamburg, BRD. Aktivist, Herausgeber, Kritiker, Pazifist, Schriftsteller, Exilant

Materialien und Quellen:

Eintrag Kurt Hiller-Gesellschaft;

(PHK, in preparation)

geb. am 21.5.1882 in Wien – gest. nach November 1942 im KZ Auschwitz (?); Schriftsteller, Kritiker, Übersetzer, Komponist

Der in Wien aufgewachsene Sohn eines jüdischen Kaufmanns brach ein Chemie-Studium ab und gab bereits 1902/03 neben einer ersten Erzählung (Der junge Fellner. Ein junger Mensch aus gutem Hause, 1902) die Zs. Das Varieté. Organ für die gesamte Artistenwelt und 1905-1908 Die Kritik. Monatsschrift für das gesamte Kunstleben heraus. Ab 1906 publizierte H. regelmäßig Feuilletons, Theater- und Operettenkritiken in der Neuen Freien Presse (NFP). 1907 wurde er ständiger Mitarbeiter, 1922 Redaktionsmitglied. Sein Essay Heine als Feuilletonist, in dem er Heine als „erste[n] Prosaschreiber ohne Perücke und Zopf“ hervorhob, wurde zum Stichwortgeber für Karl Kraus‘ Um Heine (1906) sowie Heine und die Folgen (1910). Bereits vor 1914 stieg H. zum maßgeblichen Lokalfeuilletonisten der NFP auf, gehörte dem Kriegspressequartier an und berichtete u.a. aus Südtirol und Galizien.

Aus: Neue Freie Presse, 10.6.1923, S. 10

1918-26 übernahm er die Position des verantwortlichen Redakteurs des neugegründeten Magazins Die Moderne Welt, veröffentlichte im Lokalteil der NFP aber bis unmittelbar vor dem „Anschluss“ weiterhin neben Kritiken nahezu wöchentlich Feuilletons zum bürgerlichen Wiener Gesellschaftsleben und alltagskulturellen Phänomenen. Als Ombudsmann der NFP leitete H. zwischen September 1925 und November 1932 zudem die zunächst meist zweimal wöchentlich im Lokalteil, später in der Sonntagsbeilage erscheinende Rubrik Beschwerdebuch. Hermann Broch stellte H. bereits 1921 in eine Reihe mit den Lokalfeuilletonisten Eduard Pötzl und Daniel Spitzer, anlässlich H.s Buch von Wien (1927) resümierte Felix Salten sein Werk; er zeige sich „fast immer als Schriftsteller von ausgesprochen journalistischem Temperament“. H. war u.a. Mitglied des PEN-Clubs, der Concordia sowie des Schutzverbandes deutscher Schriftsteller.

Neben seiner publizistischen Tätigkeit verfasste H., 1910-13 mit Hans Grünecker Leiter des Possentheaters Max und Moritz, auch Lustspiele wie das in Wien, Berlin und Prag aufgeführte Stück Die verflixte Liebe (1914) sowie Libretti u.a. für Julius Bittner, Edmund Eysler, Oscar Straus und Robert Stolz, Revuen u.a. mit Karl Farkas (Die Reise in die Halbwelt in 120 Minuten, 1925, auch mit Kompositionen H.s), Paul Frank (u.a. Geschäft mit Amerika, 1929) und Rudolf Oesterreicher (u.a. Viel Liebe – wenig Geld, 1935 mit Hans Moser im Deutschen Volkstheater uraufgeführt). Weiters schrieb H. mit Curt Siodmak und Billy Wilder das Drehbuch zu Der Mann, der seinen Mörder sucht (1931 mit Heinz Rühmann verfilmt) und besorgte zahlreiche Übersetzungen und Bearbeitungen von Bühnenstücken.


Weitere Werke (Auswahl)

Wir kennen uns. Gemütliche, gereizte und nachdenkliche Skizze aus Wien (1909); Die plötzliche Insel. Novellen (1912); Die klingende Stadt. Skizzen aus dem lauten und aus dem stilleren Wien (1912); Wo sind die Zeiten … Zehn Jahre Wien in Skizzen (1921), Tennis, Bridge und Eheglück. Die Geschichten von Manzi und Mully (1927); Wien in Moll. Ausgewählte Feuilletons 1907-1937 (hg. v. P. Payer, 2020).

Dokumente und Quellen

Weitere Beiträge L. H.s: Heine als Feuilletonist. In: Neue Freie Presse, 25.2.1906, S. 31-33, Bilder vom Tage der Nationalversammlung. In: Neue Freie Presse, 13.11.1918, S. 1f., Das schadhafte Wien. Material für die Wiedergutmachungskommission. In: Neue Freie Presse, 14.9.1919, S. 9f., Großstadt zu verkaufen. Offert an einen Ausländer. In: Neue Freie Presse, 12.10.1919, S. 10, Premieren von Aussen. Rand- und Füllbemerkungen eines Theatermüden. In: Moderne Welt III (1920), H. 3, S. 22f., Artur Schnitzler, der Arzt. Ein ungeschriebenes Kapitel seiner Biographie. In: Neue Freie Presse, 15.5.1922, S. 1f., Beschwerdebuch. Eine Rubrik für alle. In: Neue Freie Presse, 20.9.1925, S. 12, Brief an die mondäne Dame. Skeptisch-galante Bemerkungen. In: Moderne Welt VII (1926), H. 20, S. 4, 17, Das häusliche Kino. Filmtagebuch eines Ehemanns. In: Photo-Sport, April 1927, S. 6-8, Der Auto-Baedeker. Gemütlicher Reiseführer für Eilige. In: Neue Freie Presse, 10.7.1932, S. 10f., “G’schichten aus dem Wiener Wald”. In: Neue Freie Presse, 29.9.1934, S. 10, Was halten Sie von 1938? Ein Gespräch um null Uhr null. In: Neue Freie Presse, 1.1.1938, S. 10.

Karl Kraus: Ein loser Scherzbold. In: Die Fackel XIV (1912), H. 363-365, 60-62, N.N.: Der ewige Feuilletonist. In: Arbeiter-Zeitung, 20.8.1915, S. 6, N.N.: Der wohlgenährte Herr Ludwig Hirschfeld. In: Arbeiter-Zeitung, 7.7.1916, S. 4, Hermann Broch: Ludwig Hirschfeld: Wo sind die Zeiten. In: H. B.: Schriften zur Literatur I: Kritik (1975), S. 375f., Kurt Sonnenfeld: Was nicht im Baedeker steht. Ludwig Hirschfelds „Buch von Wien“. In: Neue Freie Presse, 13.8.1927, S. 6, Felix Salten: Das Buch von Wien. In: Neue Freie Presse, 27.11.1927, S. 14, -r [Edwin Rollett?]: “Quer durch Wien.” Ein Sommerstück von Karl Farkas und L. H. In: Wiener Zeitung, 1.6.1930, S. 10.

Literatur (Auswahl)

Nina-Kathrin Behr: H., L. In: Lutz Hagestadt (Hg.): Deutsches Literatur-Lexikon. Das 20. Jahrhundert. Bd. 18 (2012), Sp. 595-597, Handbuch österreichischer Autorinnen und Autoren jüdischer Herkunft 18. bis 20. Jahrhundert. Bd. 1 (2002), 554, Dietmar Goltschnigg: Die Fackel ins wunde Herz. Kraus über Heine, eine „Erledigung“? Texte, Analysen, Kommentar (2000), 51f., Andrea-Maria Jánosi: Theaterkritiker als Theaterschriftsteller. Journalismus und Theater in Wien von der Jahrhundertwende bis 1933. Diss. phil. (1987); Peter Payer: L. H. Humorist und Sonntagschroniquer. In: Wien in Woll. Ausgewählte Feuilletons 1907-1937 (2020), S. 247-262, ders.: L. H. Anmerkungen zu einem (fast) vergessenen Wiener Feuilletonisten. In: Wiener Geschichtsblätter. Heft 3/2020, S. 205-217 [online verfügbar]; Peter Payer: Ludwig Hirschfeld (1882-1942) Journalist – Schriftsteller – Komponist. In: DAVID, Jüdische Kulturzeitschrift, H. 129-06/2021.

N.N.: Liebe Eltern, es ist jetzt sehr schön in Wien. Wien vom „Anschluss“ bis zum Novemberpogrom 1938. In: Die Presse, 8.11.2008.

(ME)

Geb. 9.1.1877 in Wien, gest. 19. 5. 1947 in London. Literaturhistoriker, Herausgeber, Dramaturg, Exilant.

Materialien und Quellen:

Eintrag in: Gedenkbuch für die Opfer des Nationalsozialismus der Universität Wien: hier.

(PHK, in preparation)

ab 1927: Moshe Ya’akov Ben-Gavriêl; geb. am 15.9.1891 in Wien – gest. 17.9.1965 in Jerusalem; Schriftsteller, Kritiker, Redakteur, Aktivist der Haganah

Der in eine assimilierte Wiener jüdische Familie geborene E.H., der Vater war k.k. Medizinalrat, besuchte das Piaristengymnasium u. anschl. die Handelshochschule, wo er auch Arabistik studierte. Wegen seiner sozialistischen Einstellung wurde er von dieser mehrmals relegiert u. schloss das Studium nicht ab. Nach versch. Arbeiten, u.a. im Versicherungsbereich u. ersten Schreibversuchen wie z.B. für die Ztg. ›Der Morgen‹ (5.5.1913,6), ›Die Wage‹ (H.12/1914) oder die Grazer 1. Mai-Festschrift 1914, nahm er ab 1914 am Ersten Weltkrieg teil, wurde 1915 schwer verwundet, kehrte erst 1917 wieder in den Militärdienst zurück u. zwar als Kdt. einer österr. Kompanie in Jerusalem. Diese Funktion musste er jedoch aufgrund englischer Interventionen, die seine panasiatische Propaganda missbilligten, aufgeben und nach Wien zurückkehren. Im Tagebuch notierte er, dass er sich in jener Zeit „in die Idee des unbedingten Asiatismus des Judentums verbissen“ habe (Wallas, 1999,574).

In Wien wandte er sich wieder der literar. u. publizist.-zionist. Arbeit zu, etwa in der Zs. Selbstwehr (Prag) oder im Daimon sowie im Frieden. 1918 erschienen seine Palästina-Erinnerungen Der Weg in das Land. Zugleich arbeitete er am Drama Jerubbaal, das er mit M. Brod, B. Viertel u.J. Urzidil intensiv besprach. Nach einem Vortrag von M. Buber wandte sich H. dem Kulturzionismus zu; gleichzeitig kommentierte er krit.-sarkastisch die Ausrufung der Republik und die revolutionären Umtriebe: „es ist lächerlich, was geschieht […] Alles ist lächerlich, selbst die ‚rote Garde‘, die sich bildete, deren Führer Literaten, das heisst Juden, aus Kaffe[e]häusern sind, die mit unklaren Begriffen […] hantieren“ (TB, 1918,59f.). Aufgrund des aufflackernden Antisemitismus schlug er die Grd. einer Selbstwehr-Gruppe in Wien vor (Jüdische Legion), bei der er 1918 tätig wurde. Mit dem befreundeten S. Bernfeld propagierte H. die Gründung eines ›Kulturrates für Palästina‹; im Dez. wurde er Mitglied des jüd. Forscher-, Künstler- u. Schriftstellervereins ›Haruach‹, und nach den NR-Wahlen vom Feb. 1919 engagierte er sich in der zionist.-sozialistischen Hapoël Hazair (Der junge Arbeiter), leitete dann die Zs. Esra des Jüdischen Hochschulausschusses und veröffentlichte seinen ersten Gedichtbd. Der rote Mond, von dem einige Ged. bereits in der Wiener Morgenzeitung erschienen waren. Aufmerksam verfolgt er die polit. Ereignisse u. kommentiert diese im Tagebuch, d.h. die Putschversuche in Wien, die ungar. Räterepublik, deren kurze Existenz er auf die Formel „Keine grandiose Flamme: ein klägliches Verenden“ (2.8.1919) bringt, aber auch Begegnungen im Zshg. mit seiner Redaktionstätigkeit, u.a. auch mit Beer-Hofmann. Neben seiner panasiat. Orientierung, sichtbar im Essay Paris, Arabien und Jerusalem (Esra, H.1/1919, 2-8) legte H. auch mit Bolschewismus, Judentum und die Zukunft in ders. Zs. (H2/1919,41-47) einen weiteren ungewöhnlichen Beitrag zum Verhältnis von Judentum u. Sozialismus vor. 1920 folgte der Skizzenband Feuer im Osten im E.P. Tal-Verlag, bei dem H. hoffte, eine Anstellung zu finden, bezeichnete er seine Lebensverhältnisse denn auch als „absolut hoffnungslose“. Ebenfalls 1920 hörte er E .Lasker-Schüler im Volksbildungshaus Stöbergasse lesen. Aus existent. Gründen trat er Anfang 1921 eine kaufmännische Stelle an („Ich habe kapituliert“, TB 22.2.1921), heiratete die Schauspielerin Mirjam (Martha Schnabel), übernahm im Sept. dess. Jahres die Wiener Vertretung der ›Presszentrale Zürich‹ und wurde schon im Okt. 1921 Sekretär der Wiener ›Freien Jüdischen Volksbühne‹. In dieser Funktion organisierte er das Gastspiel der jidd. ›Wilnaer Truppe‹ (Okt. 1921-Feb. 1922),das im März 1922 aufgr. ökonom.-finanz. Probleme (Defizite in  Folge der Inflation) abgebrochen werden musste, im Okt. aber wieder auf der Rolandbühne spielen konnte. Tief beeindruckt war H. auch vom Besuch von Rabindraganath Tagore im Juni 1921 in Wien, dessen Bd. Die Nacht der Erfüllung er auch in der Wr. Morgenzeitung besprach; dagegen belasteten ihn die Nachrichten von den blutigen Kämpfen zwischen Arabern und Juden in Jaffa schwer. 1922 verf. er die Novelle Der Mörder, die aber erst 1925 in der angesehenen amerikan.-jüd. Zs. ›Menorah‹ erschien, während die Novelle Der Meister von der Neuen Rundschau angenommen wurde („der größte Erfolg als Schriftsteller; TB, 10.5.1922) u. 1923 erscheinen konnte; auch M. Buber lud ihn zur Mitarbeit an seiner Zs. Der Jude ein und der Löwit-Verlag stellte ihn für einige Monate als Lektor an. Im Dez. 1922 schloss H. Die Pforte des Ostens ab, die 1923 erschien (als Überarb. von Der Weg in das Land) u. schloss über M. Lowenthal Kontakte zur Zs. Menorah, für die er dann sog. Wiener Briefe verfasste. Im Jänner 1923 notiert H. sehr beunruhigt „Hakenkreuzlerumtriebe“ in Wien, im Dez. dess. Jahres jene von München und das sog. Berliner Pogrom vom Scheunenviertel ins TB; am 25.4. besuchte ihn Nahum Goldmann, Ende Mai wurde er an der Galle operiert. Ab Juli arbeitete H. am (unvollendet gebliebenen) Romanprojekt Tanzende Propheten, Auszüge davon erschienen in versch. Zs. Kritisch äußerte sich H. zum Zionistenkongress in Karlsbad (TB 15.8. 1923: „Jämmerlichkeit“), im Bes. zur Linie von Jabotinsky, die für H. die Idee einer arab.-jüd. Koexistenz in Palästina gefährdete. Im Sept. 1923 wird er Redakteur der in Grd. befindl. Zs. ›Das Zelt‹ (mit Gehalt von 1.5 Mio Kr./mtl.). 1924 beginnt H. Hebräisch zu lernen u. muss alsbald wieder mit zahlreichen Widrigkeiten, auch im Zshg. mit der Zs. Zelt u. deren Weiterführung, kämpfen. Er macht aber auch Bekanntschaft mit Berl Locker, dem Grd. der österr. u. inzwischen Führer der internat. Poale Zionisten. Nach einer Prag-Tournee seiner Frau, die H. nutzt, um Brod, R. Fuchs,. R. Weltsch u.a. zu treffen, sowie einer Begegnung mit A. Holitscher verfasste H.  anlässl. der Eröffnung des hebräischen Theaters in Tel Aviv u. der Auff. von Beer-Hoffmanns Jaakobs Traum für die Zs. Die Bühne einen Beitrag über das künftige Jüd. Nationaltheater, das ihm als Symbiose aus europ. Moderne u. oriental. Judentum vorschwebte. Im Aug. 1925 nahm er noch am 14. Zionistenkongress in Wien teil, zeigte sich aber über die Ergebnisse hinsichtl. der Araberfrage enttäuscht; im Dez. verstarb sein Vater, sodass sich H. entschloss, seinen Palästina-Traum zu realisieren. 1926 erschienen in der AZ einige Texte, die H.s. panasiat. Ideen in literar. mehrteiligen Erzählungen zu gestalten unternahmen, z.B. Ein Beduine Ahmed oder Orientbilder wie z.B. Damaskus in der Wr. Morgenzeitung. Am 8. März 1927 traf H. in Jerusalem ein und, so das TB, „hörte auf Eugen Hoeflich zu sein“, um Moshe Ya’kov Ben Gavriël zu werden. Dort vertiefte er seine bereits bestehenden Kontakte zu arab. u. asiatischen Intellektuellen gem. seiner Idee des östlichen Ursprungs des Judentums, engagierte sich aber auch in der jüd. Untergrundbewegung Haganah. Bis 1933 arbeitete H. für deutsche Zs. wie die ›Literarische Welt‹ sowie als Korrespondent für das ›Deutsche Nachrichtenbüro‹. Im 2. Weltkrieg diente er in der engl. Armee, nahm 1948 am Unabhängigkeitskrieg u. 1956 am Sinai-Krieg teil. Den literar. Durchbruch erzielte H/BG in den 1950er Jahren mit Romanen wie Krieg und Frieden des Bürgers Mahashavi (1952) sowie Das Haus in der Karpfengasse (1958), einer Hommage auf das ‚goldene Prag‘ knapp vor dem deutschen Überfall und der Okkupation im Jahr 1939.


Weitere Werke

Der Weg in das Land (1918); Kleines Palästinabuch für empfindsame Reisende (1938); Kumsits. Geschichten aus der Wüste (1956); Der Mann im Stadttor (1960); Die sieben Einfälle der Thamar Dor (1962); Die Flucht nach Tarsisch (1963); Kamele trinken auch aus trüben Brunnen (1965); Tagebücher 1915 bis 1927 (Hg. u. komment. von A.A. Wallas, 1999); Jerusalem wird verkauft oder Gold auf der Strasse (Hg. von S. Schirrmeister, 2016)

Quellen und Dokumente

Zwei Gedichte. In: Wiener Morgenzeitung, 4.6.1919, S. 4, Bolschewismus, Judentum und die Zukunft. In: Esra 1 (1919), H. 2, S. 41ff, Rabindranath Tagore: „Die Nacht der Erfüllung“. In: Wiener Morgenzeitung, 18.9.1921, S. 9, Die Wilnaer. In: Neue Freie Presse, 10.11.1922, S. 7, Die jüdische Nationalbühne in Palästina. In: Die Bühne (1925), H. 53, S. 25, Damaskus. In: Wiener Morgenzeitung, 6.2.1926, S. 4,  Ein Beduine Ahmed. In: Arbeiter-Zeitung, 7.4.1926, S. 11.

25 Jahre Maifeier. In: Arbeiterwille, 3.4.1914, S. 8, Rudolf Holzer: Neue Lyrik. In: Wiener Zeitung, 14.1.1922, S. 9f., Bücher als Weihnachtsgeschenk. In: Prager Tagblatt, 6.12.1930, S. 8.

Literatur

A.A. Wallas: Eugen Hoeflich/ M. Y. Ben Gavriel. In: LuK, 1993, 101-106; ders.: Der Pförtner des Ostens. Eugen Hoeflich – Panasiat und Expressionist. In: M.H. Gelber u.a. (Hg.): Von Franzos zu Canetti. Jüdische Autoren aus Österreich (1996), 305-344; ders.: Ben-Gavriël, M. Y.; in: A. B. Kilcher (Hg.): Metzler Lexikon der deutsch-jüdischen Literatur (2000), 51-53; P. Bollag: Doppeladler an der Klagemauer. In: Neue Zürcher Zeitung, 1.9.2016; G. Hristeva: Nichts Neues in Jerusalem (Rez. zu: Jerusalem wird verkauft). In: literaturkritik.de, Nr.12/2016; Ingo Way: M.Y. Ben-Gavriels Tagebuchroman. In: Jüdische Allgemeine, 14.3.2016; S. Schirrmeister: Begegnungen auf fremder Erde. Verschränkungen deutsch- und hebräischsprachier Literatur in Palästina/Israel nach 1933. = Exil-Kulturen Bd.1, hg. von D. Bischoff, Berlin 2019, 155-169.

Eintrag in: Neue Deutsche Biographie 9 (1972), S. 314-316 [Online-Version], Eintrag bei encyclopedia.com.

(PHK)

Geb. 31.10. 1878 in Kolín, k.u.k. Österreich-Ungarn; gest./ermordet Ende Okt. 1944 in Auschwitz. Redakteur, Kulturattaché, Schriftsteller

Materialien und Quellen:

Eintrag auf Exilarchiv; Eintrag in Ghetto Theresienstadt;

Jürgen Serke: Böhmische Dörfer. Wanderungen durch eine verlassene literarische Landschaft. Wien-Hamburg: Paul Zsolnay 1987; Eintrag von Dieter Sudhoff in: A. B. Kilcher (Hg.): Metzler Lexikon der deutsch-jüdischen Literatur. Stuttgart-Weimar, 2. Aufl. 2012, S. 236-237.

(PHK, in preparation)