geb. am 18.12.1882 in Jungbunzlau (Mladá Boleslav) – gest. am 12.5.1965 in Berkeley, California (USA); Jurist, Redakteur, Herausgeber, Aktivist, Pazifist, Exilant

Nach dem erfolgreichen Besuch des Gymnasiums in seiner Heimatstadt begann K. , Sohn eines Kaufmanns, 1900 ein Jus-Studium in Prag, das er 1902–03 in Wien bzw. in Berlin fortsetzte; 1906  wurde er zum Dr. jur. der deutschen Universität Prag promoviert. Danach übersiedelte er nach Wien und war als Rechtsanwalt tätig. K., der bereits als Gymnasiast zionistisch ausgerichtet war, gehörte in Prag dem zionistischen Studentenverein Bar Kochba an. Bereits vor dem 1. Weltkrieg gründete er in Wien die ›Freie Juristische Vereinigung‹ und engagierte sich in der ›Gesellschaft für Soziales Recht‹. 1909–13 gab er die Reihe Das Recht. Sammlung von Abhandlungen für Juristen und Laien heraus und veröffentlichte die Recht und Unrecht der Ausweisung. Dargestellt auf Grund der österreichischen Gesetzgebung und Praxis (o. J.). Ende 1917 zeichnete K. für eine von ihm eingeleitete Neuausg. von I. Kants Schrift Vom ewigen Frieden, ersch. in der Insel-Bibliothek, verantwortlich; 1919 war er Präsident des u. a. von Robert Müller begründeten, Bundes der geistig Tätigen und einer der Redakteure der programmat. Zeitschrift Der Strahl (1919–20). Gem. mit Erwin Müller bereitete er eine dramatis. Fassung von Platos Gastmahl vor, das allerdings erst 1932 im Saturn-Verlag erscheinen konnte.

In den 1920er Jahren wirkte er immer wieder als Verteidiger von Angeklagten in Presseverfahren oder gegen polizeil. Übergriffe. Am 30. 7. 1923 trat er als Redner bei  der Großkundgebung ›Nie wieder Krieg‹ gem. mit J. Deutsch, H. Hertzka, Pierre Ramus u.a. auf, die von Hakenkreuz tragenden Jugendlichen gestört wurde. 1926 wurde er in den Beirat der österr. Sektion der ›Liga für Menschenrechte‹ gewählt. Im Auftrag der ›Internationale der Kriegsdienstgegner‹ gab er 1928 den Bd. Gewalt und Gewaltlosigkeit. Handbuch des aktiven Pazifismus heraus, an dem u. a. Mahatma Gandhi, Romain Rolland und Stefan Zweig mitarbeiteten. In Wien war K. Mitglied des zionistischen Landeskomitees für Österreich, des ›Herzl-Klub‹ und der ›Bʼnai Bʼrith-Loge Die Wahrheit‹. Er publizierte u. a. in der Zs. Der Friede und im zionistischen Organ Die Stimme. K. und seine Frau Dora (Dvoira) Kobler, geb. Feigenbaum (geb. Warschau / Warszawa, 30. 11. 1881; gest. März 1960), versammelten in Wien einen Kreis von Schriftstellern, Künstlern, Musikern und Juristen um sich, dem u. a. Felix Braun, Hans Kelsen, Viktor Matejka, Otto Stoessl und Ernst Waldinger angehörten. 1933 veröffentl. Kobler u.a. auch in der Zs. der ›Paole Zion‹ Der jüdische Arbeiter u. trat im Jüdischen Volkshaus (Blumauergasse, Wien 2. Bez.) als Redner in Erscheinung. 1935 folgte die Veröffentlichung der Anthologie Juden und Judentum in deutschen Briefen aus drei Jahrhunderten (Neuaufl. 1984) und noch im Februar 1938 des Bd. Jüdische Geschichte in Briefen aus Ost und West – das Zeitalter der Emanzipation. Im März 1938 wurden er und sein Sohn Richard verhaftet. K. kam nach drei Monaten frei, flüchtete nach Zürich und im März 1939 nach London, wo er am ›Institute of Jewish Learning‹ unterrichtete. Seine wertvolle Kunstsammlung und Bibliothek verblieben in Wien. K. gehörte dem ›Cultural and Legal Advisory Committee‹ der britischen Sektion des Jüdischen Weltkongresses an, war ehrenamtlicher Sekretär des Austrian P.E.N.-Club und arbeitete zusammen mit Franz Rudolf Bienenfeld an den legistischen Grundlagen für die Nürnberger Prozesse. 1947 übersiedelte  K. in die USA, zuerst nach Los Angeles, 1960 nach Berkeley, wo er weiter an historischen Studien arbeitete.


Weitere Werke

Von Sonnenfels bis Kelsen. Jüdische Rechtsgelehrte in Österreich (o. J.), Völkerfrühling in Österreich (gem. mit F. Ottmann, Wien 1916); Her Children Call Her Blessed. A Portrait of the Jewish Mother. (N.Y. 1953); The Vision Was There (London 1956, online verfügbar)

Quellen und Dokumente

Vom Sinn der Makkabäerfeier. In: Der jüdische Arbeiter, 22.12.1933, S. 3.

Leo Goldammer: Dr. Franz Kobler. In: Der jüdische Arbeiter, 20.1.1933, S. 2, N.N.: Nie wieder Krieg. Eine Kundgebung vor dem Rathause. In: Neues Wiener Tagblatt, 30.7.1923, S. 3. M. E[rmers]: Dr. Franz Kobler – fünfzigjährig. In: Der Tag, 18.12.1932, S. 6.

Nachlass: Leo Baeck Institute (Franz Kobler Collection)

Literatur

E. Adunka: Franz Kobler (1882-1965): Rechtsanwalt und Historiker. In: Menora. Jahrb. F. deutsch-jüdische Geschichte 5 (1994), 97-121; A.A. Wallas: ›Geist‹ und ›Tat‹.  – Aktivistische Gruppierungen und Zeitschriften in Österreich 1918/19. In: Ders.: Österreichische Literatur-, Kultur- und Theaterzeitschriften im Umfeld von Expressionismus, Aktivismus und Zionismus. Wuppertal 2008, 66f.

E. Adunka: F. K. In: ÖBL Online-Edition, Lfg. 1 (01.03.2011)

(PHK)

Geb. 16.1.1890 in Wien-Heiligenstadt, gest. 29. 11. 1941 in Wien. Journalist, Herausgeber, Redakteur, Schriftsteller, Anarchist.

Materialien und Quellen:

Eintrag von R. Müller auf Anarchistische Bibliothek: hier.

(PHK, in preparation)

geb. am 18.7.1887 in Prag – ermordet am 1.6.1942 in einem Lager nahe Minsk, vermutlich in Maly Trostinec; Schriftstellerin; Pseud.: Johannes Herdan.

A. J. Koenig (AJK) war das dritte Kind des k.u.k. Hauptmanns Karl Koenig und dessen Frau Susanne (geborene Herdan). Bald nach ihrer Geburt nahm der Vater, ein zum Katholizismus konvertierter jüdischer Offizier, seinen Abschied und die Familie zog 1888 nach Wien. In Wien besuchte sie ein Höheres Töchter Institut und die vom Wiener Frauenerwerbsverein geführte Höhere Töchterschule. Häufig kränklich versäumte sie viel Unterrichtsstoff, den sie im Selbststudium nacharbeitete, um dabei sich dabei gute Sprach-, Geschichts- und Literaturkenntnisse anzueignen. Koenigs eigentliche Interesse galt jedoch dem Theater und der Literatur. Im Mai 1909 erschienen im Prager Tagblatt bzw. im Okt.-Heft 1909 der Zs. Der Merker erste Gedichte unter dem Pseud. Johannes Herdan, gefolgt von weiteren in der Zs. Die Muskete (1910-11), in der NFP oder in der Zeit; im Okt. 1910 nahm sie in prominenter Gesellschaft (Altenberg, Beer-Hofmann, Hofmannsthal, Schaukal, St. Zweig u.a.) an einem Wiener Leseabend teil. Im Herbst 1914 beteiligte sie sich am patriotischen Aufbruch, z.B. mit dem Gedicht Oesterreich in Westermanns Monatsheften, das auch in die Reihe Der große Krieg (H.9/1915) aufgenommen wurde. Unter ihrem eigenen Namen erschien dann 1917 die Erzählung Die Erkenntnis des Bösen in acht Folgen in der Zs. Neues Frauenleben und im Mai 1918 der Gedichtband Die Windsbraut. Die Kurzbesprechung in der Wiener Ztg. (28.8.1918,13) sprach von „formvollendeten Versen“; auch G. v. Urbanitzky zollte ihr 1920 in einer Rückschau auf Wiener Neuerscheinungen Anerkennung. 1919 lernte sie den deutlich jüngeren Geschäftsmann (und Spekulanten) Bernhard (von) Ehrenfels kennen, den sie 1921 heiratete. 1922 folgte der Roman Der heilige Palast, ein Roman voller „Farbenglut“ über „die Verfallszeit einer alten Kultur“, d.h. hier der oströmischen in Gestalt der von Koenig aufgewerteten Kaiserin Theodora und ihres in der geschichtl. Überlieferung viel positiver besetzten Gatten Justinian, – ein Roman, der aufgr. seiner souveränen Erzählkunst wie der Möglichkeiten, weibliche Sinnlichkeit zu gestalten auch vom Kritiker des Prager Tagblatts begrüßt wurde. Zur Jahreswende 1922-23 erschien im Rikola-Verlag auch ihr Gedichtband Die Lieder der Fausta, die sie als eigenwillige Lyrikerin mit sinnlich-expressiven Zügen durchsetzte. 1924 folgte ihr zweiter historischer Roman, der Wikingerroman Die Geschichte von Half dem Weibe, an dem Josef Kalmer eine „seltsame Kühnheit“ würdigte, welche die Form der Nordlandsage mit „vorbildlichen Sittenschilderungen“ aber auch mit Charakteren, die von Perutz oder Wassermann stammen könnten und „zeitlose Menschentypen“ zeigten, verbinden. O. Koenig hob an diesem Roman insbes. die nicht nationalistische Note des Kampfes der alten Wikinger-Heiden gegen ihre Christianisierung hervor, die „poetisch geschaut“ werde (BA, Nr.2/1925, 16). Im April 1925 erhielt sie den Kunstpreis der Stadt Wien für ihre „kulturhistorischen Romane“, die „in expressionistisch-hymnischer Sprache“, die auch als „Fluchtversuch aus einer fremdbestimmten und unbefriedigenden Realität in eine noch urtümliche Vergangenheit“ gelesen werden können (D. Sudhoff). 1925 ging sie mit ihrem Gatten, der die Stelle eines Honorarkonsuls erhielt, nach Marokko, wo sie mit Unterbrechungen bis 1930 verblieb, als ihre Ehe nach zahlreichen Affären jenes Gatten, der sie auch finanziell ruinierte, in Brüche ging. 1928 erschien als Jugendbuch ihre nordische Gudrun, für O. K[oenig] ein „prachtvolles Buch“ (AZ, 13.12.1928, 8), das die bisherigen Ausgaben weit überrage, und auch F. Rosenfeld für sie einnahm; 1929 war sie wieder auf Lesetour in Österreich und Deutschland, sprach in Radio Wien (24.4.1929), platzierte Reiseeindrücke in Zeitschriften wie Die Bühne, aber auch die AZ, und gab E. Tauber ein Interview (NWJ, 10.5.1929,8). Am 10.10.1930 erschien im NWJ die knappe Notiz, AJK sei „zu längerem Aufenthalt in Wien eingetroffen“, eine euphemistische Umschreibung für die gescheiterte Ehe, die allerdings erst 1936 offiziell mit der Scheidung besiegelt wurde. Zuvor erschien der Band Liebesgedichte in der Speidelschen Verlagsbuchhandlung (die auch andere Titel aus dem Rikola-Programm übernommen hatte). Am 31.12.1931 kündigte die NFP den (Vor)Abdruck des Romans Leidenschaft in Algier (in 83 Fortsetzungen, die im Jänner-April 1932 gedruckt wurden: Beginn hier) an. Dieser Algier-Roman wurde breit und gut aufgenommen; der Aspekt der sexuellen Hörigkeit und Abhängigkeit einer intellektuellen Frau von einem skrupellosen, zynischen Hochstapler als Zeitphänomen und Tragödie moderner Weiblichkeit (E. Lucka) gelesen, während die autobiographischen Hintergrundkonstellationen weitgehend ausgeblendet, aber für Insider erkennbar blieben. In den frühen 1930er Jahren arbeitete Koenig zunächst als Feuilletonistin der NFP u. des Neuen Wiener Tagblatts (NWTB.). Neben Feuilletons und Buchbesprechungen erschienen dort, aber auch in der sozialdemokr. Ztg. Das Kleine Blatt, mehrere suggestive Skizzen und Novellen aus dem kontrastreichen nordafrikanischen Kultur- und Wüstenraum, den sie während ihrer Algier-Jahre mit der Saharaforscherin Julia Wagner-Jauregg erkundet hatte. In Buchform konnten sie erst posthum unter dem Titel Sahara. Nordafrikanische Novellen und Essays 1951 publiziert werden. Zwar erschien noch 1933 in einem deutschen Verlag eine Anthologie österr. Lyrik, in die sie u.a. neben F. Brügel u. F. Th. Csokor Aufnahme fand, aber ab 1933 verschlechterten sich die Publikationsmöglichkeiten auch für AJK, und auch in Österreich selbst war sie zunehmend auf Lesungen in der RAVAG und Vortragsabende angewiesen. Im Okt. 1933 lernte sie den wiederum weitaus jüngeren poln. Studenten Oskar J. Tauschinski kennen, der später ihr letzter Lebenspartner werden und sich nach ihrem Tod um ihr Werk kümmern sollte. 1934-36 konnte sie nur mehr wenige Texte in Zeitungen unterbringen, z.B. Hochzeit ohne Braut (Kl. Blatt) oder Der Straßenräuber (Wiener Magazin) und auch in der Ravag hielt sich ihre Präsenz in bescheidenen Grenzen: mit einer Einleitung zum 50. Geburtstag von A. Grünewald im März 1934, mit einer Lesung in der sog. Frauenstunde am 26.10.1934 oder in der Bücherstunde am 9.11.1935 (als Sprecherin). 1936 hatte sie ihren letzten öffentlichen Lese-Auftritt in der Urania (Der Tag, 31.1.1936,9) und 1937 noch zwei weitere in der Ravag (Einleitung zu E. Luckas 60. Geburtstag bzw. eine Sprecherrolle in der Bücherstunde). Nach der Okkupation und dem Anschluss Österreichs durch NS-Deutschland im März 1938 wurde AJK wegen ihrer jüdischen Abstammung entrechtet und aus ihrer Wohnung vertrieben. Unter unwürdigsten Bedingungen, hungernd und frierend, musste sie bis Mai 1942 ständig wechselnden Elends- und Massenquartieren leben. Zwischen Dezember 1940 bis Mai 1942 arbeitete sie an ihrem letzten erzählerischen Werk, dem Roman Der jugendliche Gott, der im Gewand eines historischen Nero-Romans die NS-Hitler-Diktatur und ihre eigene Entrechtung thematisierte. Er konnte erst 1947 von Tauschinski aus den geretteten Niederschriften rekonstruiert und publiziert werden. In der Nacht zum 22. Mai 1942 wurde Koenig im Rahmen der sog. „Umsiedlungsaktion“ verhaftet und am 27. Mai 1942 vom Aspangbahnhof aus mit einem Eisenbahntransport Richtung Ghetto Minsk deportiert, wo sie aber nicht angekommen, sondern in Maly Trostinec umgebracht wurde. Ein eindringliches literarisches Denkmal über die letzten Stunden der Dichterin findet sich bei Marie-Thérèse Kerschbaumer in ihrem Eröffnungstext Alma zu ihrem Band Der weibliche Name des Widerstands. Sieben Berichte. Olten, Freiburg i. Br. 1980, S. 5-16.

Weitere Werke:

Schibes (Novelle, 1920); Der Frosch mit der Maske (1926, Dt. Ausgabe von E. Wallace: The Fellowship of the frog, 1925); Gute Liebe – Böse Liebe (1960, Hg. von O.J. Tauschinski).

Teilnachlass: Literaturhaus Wien: http://www.literaturhaus.at/index.php?id=8221; Teilnachlass: Wien-Bibliothek: https://search.wienbibliothek.at/primo_library/libweb/action/dlDisplay.do?vid=WBR&docId=WBR_aleph_wbr02000008112&fn=permalink  

Literatur:

Dieter Sudhoff: Alma Johanna Koenig: http://alt.stifterverein.de/de/autorenlexikon/i-l/koenig-alma-johanna.html

O. J. Tauschinski: A. J. Koenig. In: Neue Deutsche Biografie: https://www.deutsche-biographie.de/sfz43759.html ;Ders.: Die lyrische Autobiographie der Alma Johanna Koenig. In: Literatur und Kritik Nr. 72 (1973), S. 65-77; Ders.: Kaddisch für eine Dichterin. In: Mit der Ziehharmonika. Zeitschrift der Theodor Kramer Gesellschaft 9 (1992), Nr. 2, S. 1-4; Stefan H. Kaszynski: Chiffrierter Widerstand oder Innere Emigration. Zu Alma Johanna Koenigs Roman „Der jugendliche Gott“. In: Ders.: Österreich und Mitteleuropa. Kritische Seitenblicke auf die neuere österreichische Literatur. Posnan 1995, S. 159-172; D. Hempen: Und alles lauschte dem Liede Horands. Kunst und Humanität in Alma Johanna Koenigs „Gudrun“. In: Philologus 86 (2002), Nr. 2, S. 273-285; E. Polt-Heinzl: Das Vermächtnis der Alma Johanna Koenig. In: Der literarische Zaunkönig 3/2004, online verfügbar unter: http://www.erika-mitterer.org/dokumente/ZK2004-3/polt_koenig_3-2004.pdf

Quellen und Dokumente:

Vorabdruck des Romans Leidenschaft in Algier. In: NFP, 5.1.1932, 8 (Beginn)

M.[argulies]: Leidenschaft in Algier. In: Der Tag, 2.5.1932, 4; Emil Lucka: Alma J. Koenig: Leidenschaft in Algier. In: Moderne Welt, H.3/1932, 22;

geb. am 12.5.1881 in Wien – gest. am 15.9.1955 in Klosterneuburg; Redakteur, Kritiker, Volksbildner

K. studierte Germanistik an der Universität Wien und trat 1908 in den Kreis der Mitarbeiter der Arbeiter Zeitung ein, wo er 1919 zum Redakteur für die Sparten Literatur und Kunst avancierte. 1916 erschien sein Gedichtband Stimmen der Seele. Darüber hinaus verfasste er auch Beiträge für andere sozialdemokrat. Zeitungen und Zeitschriften wie z.B. Bildungsarbeit oder Der Kampf. K. förderte Fritz Rosenfeld, der jedoch bald, z.B. sichtbar in der Debatte über Arbeiter-Literaturunterricht, eigene Positionen entwickelte. In der AZ war K. neben David J. Bach u. später Ernst Fischer und F. Rosenfeld der wichtigste Theater- und Literaturkritiker. Sein Spektrum war dabei beeindruckend: er setzte sich mit F. Grillparzer, A. Grün, H. H. Voß, F. Spielhagen ebenso auseinander wie mit A. Bronnens Anarchie in Sillian, Schnitzler-, Schönherr- Wedekind- und Toller-Aufführungen, mit Heinrich Manns Roman Der Kopf, mit dem Mitte der 1920er Jahre boomenden Historienfilm, insbes. F. Langs Nibelungenfilm oder neuen Genres wie Filmromanen (mit Bezug auf H. Bettauers Das blaue Mal). Auch die internat. Literatur hatte K. im Blick; so besprach er z.B. Paul Claudels Mittagswende, Luigi Pirandellos Komödie Heinrich IV oder Miguel de Unamunos Don Quichotte. Von 1927 bis 1932 betreute er regelmäßig die AZ-Rubrik Aus der Radiowoche. Bis 1933 war er zudem als Volksbildner tätig, insbe s. als Leiter von Schulungskursen für Bibliothekare der Arbeiterbibliotheken. Ferner hält er an der Volkshochschule Ottakring und Margareten Vorträge über Kunst- und Literaturgeschichte.

Von 1934 an in innerer Emigration und de facto mit Berufsverbot belegt, kehrte er 1945 in die Redaktion der AZ zurück.

Er war Vater des gleichnamigen Verhaltensforschers.


Weitere Werke

Gesichte der Vergangenheit (1923); Mächte und Menschen (1947)

Quellen und Dokumente

Wie lernt man Geschichte? In: Bildungsarbeit 1920, 43, Auch einiges über Ziele und Methodik des Arbeiter-Literaturunterrichts In: Bildungsarbeit 1922, 65, Franz Grillparzer (zur 50. Wiederkehr seines Todestages), In: Arbeiter-Zeitung, 21.1.1922, 5-6, Es soll der Sänger mit dem König gehen? (Bilder aus dem Leben F. Grillparzers); Arbeiter-Zeitung, 22.1.1922, 4-5,  „Es.“ (zu K. Schönherr, UA im Deutschen Volkstheater). Arbeiter-Zeitung, 27.12.1922, 5, Filmromane. In: Arbeiter-Zeitung, 12.7.1923 S. 6-7, Paul Claudels Mittagswende. In: Arbeiter-Zeitung, 8.4.1924, 5, Anarchie in Sillian. Zur Erstaufführung des Schauspiels im Raimundtheater. In: Arbeiter-Zeitung, 17.4.1924, 8-9; Der Nibelungenfilm. In: Arbeiter-Zeitung, 18.5.1924, 9-10, Das Musik und Theaterfest in Wien. Die internationale Ausstellung neuer Theatertechnik. In: Arbeiter-Zeitung, 14.9.1924 S. 10-11, Frank Wedekind: Franziska (Zur österr. EA). In: Arbeiter-Zeitung, 21.12.1924, S. 11; Der Kopf (H. Mann). In: Arbeiter-Zeitung, 12.5.1925, 5, Enrica Handel-Mazzetti. Zu ihren letzten Werken In: Arbeiter-Zeitung, 31.8.1925. S. 7, Die lebende Maske (= L. Pirandello: Heinrich IV). In: Arbeiter-Zeitung, 30.3.1926,10; Radiorezitation. In: Arbeiter-Zeitung, 23.5.1926, 17-18, Ein neuer Don Quichotte (Zu Unamunos Don Quichotte), In: Arbeiter-Zeitung, 12.7.1926, 7, Die Gaunerzinke (Th. Kramer). In: Arbeiter-Zeitung, 30.11.1928, 3, Methodisches zum Fernunterricht. In: Bildungsarbeit 1929, 123, Friedrich Spielhagen. In: Arbeiter-Zeitung, 24.2.1929, 17, Aus der Radiowoche. In: Arbeiter-Zeitung, 3.1.1932, 15.

Literatur

Konstantin Kaiser: Zwischen Goethe und dem Sozialismus – O. K. (1881-1955). In: K. K. et al. (Hg.): Rote Tränen. Die Zerstörung der Arbeiterkultur durch Faschismus und Nationalsozialismus, 272-279 (2017).

Eintrag bei theodorkramer.at, Eintrag bei dasrotewien.at.

(PHK)

Geb. 26.4.1907 in Chocimierz, Ostgalizien, k.k. Österreich-Ungarn, gest. 29.7. 1995 in Köln. Soziologe, Exilant

Materialien und Quellen:

(PHK, in Vorber.)

Geb. 2.2.1903 in München, gest. 24.12.1987 in Königstein/Taunus (lebte 1927-28 auch in Wien). Publizist, Redakteur, Linkskatholik, Buchenwald-Häftling.

(in Vorbereitung)

Geb. 2.2. 1903 in München, gest. 24.12. 1987 in Königstein/Taunus (BRD). Journalist, Redakteur, Soziologe, Politikwissenschaftler.

Kogon wuchs nach dem Tod seiner (jüdischen) Mutter zunächst bei Pflegeeltern und danach in einem katholischen Internat auf. Nach dem Studium der Nationalökonomie und Soziologie kam er nach 1927 nach Wien, wo er mit einer Arbeit über Faschismus und Korporativstaat seine Promotion (bei O. Spann) abschloss. Zugleich erhielt er die Möglichkeit, an der von Joseph Eberle 1925 begründeten katholischen Zeitschrift Schönere Zukunft mitzuarbeiten, der er, mit Unterbrechungen, bis 1937 verbunden blieb. Ab 1931 war er Mitglied der Landeskommission der Christlichen Arbeiterbewegung Wiens. Als NS-Gegner wurde er erstmals 1936 im Zuge eines Deutschlandaufenthaltes verhaftet und nach dem Anschluss Österreichs 1939 in das KZ Buchenwald verbracht, wo er bis zu dessen Befreiung 1945 verbleiben musste und den inhaftierten SPD-Politiker Kurt Schuhmacher kennenlernte. Die Erfahrungen im KZ verarbeitete er zu einer ersten systematischen Auseinandersetzung mit dem Gewaltsystem des NS: Der SS-Staat. Das System der deutschen Konzentrationslager (1946, 44. Aufl. 2006).

Materialien und Quellen:

Eintrag von B. Höfer in: Neue Deutsche Biografie. Eintrag von B. Höfer in: K. Adenauer Stiftung.

Christian Linder: Unbequemer Mahner und Menschenfreund. In: Deutschlandfunk, 24.12. 2012.

(PHK, in preparation)

Geb. 11.10. 1884 in Budapest, gest. 10.1. 1970, Bibliothekar, Journalist, Redakteur, Herausgeber, Mitwirkender an der Räteregierung 1919, Exilant (1920-1934) und Remigrant

B. Kőhalmi legte nach einem Studium der Rechtswissenschaften an der Univ. Budapest die Bibliothekarsprüfung ab und widmete sich bis 1919 v.a. (re)organisatorischen (Katalogisierungs)Fragen. Nebenher gab er 1913-1919 eine Zeitschrift (Könyvtári Szemle) heraus, die sich ebf. mit Aspekten der Arbeitsorganisation befasse. 1919 veröffentlichte er die Schrift Syndikalismus und Leninismus, die ihm die Aufmerksamkeit vermutlich von G. Lukács eintrug, weil zum Stellvertreter des politischen Kommissars für Bibliotheksangelegenheiten László Dienes, ferner zum stv. Leiter des Nationalen Instituts für Bibliotheken und Bibliographie ernannt wurde. In der kurzen Zeit der Räterepublik beteiligte er sich auch u.a. an der Einrichtung von Fabriksarbeiterbibliotheken. Nach dem Scheitern der Räterepublik verbrachte er bis zum März 1920 einige Monate in Haft und emigrierte nach seiner Entlassung nach Wien. Dort schloss er sich der ungarischen Emigrantenzirkel im Umfeld der Zeitung Panoráma an, deren Redakteur er wurde; er arbeitete in verschiedenen Funktionen aber auch an anderen Zeitungen mit, auch an deutschsprachigen wie z.B. Die Bühne.

Materialien und Quellen:

(PHK, in preparation)

Geb. 1.3. 1886 in Pöchlarn (Niederösterreich/A); gest. 22.2. 1980 in Montreux (Schweiz/CH)

Grafiker, Maler, Illustrator, Schriftsteller, Regisseur

(in preparation)

Geb. 17.8. 1878 in Budapest, gest. 12.4. 1962 in München. Schriftsteller, Literaturpolitiker (NSDAP)

Nach dem frühen Tod seines Vaters wuchs Kolbenheyer in Karlsbad, der Geburtstadt seiner Mutter, auf, wo er (bzw. in Eger/Cheb) die Schule besuchte. Von 1900-1905 studierte er in Wien, wo er u.a. mit St. Zweig bekannt wurde, Philosophie, Psychologie und Zoologie. 1903 erschien sein Drama Giordano Bruno. Tragödie der Renaissance; weitere Texte wie z.B. Amor Dei (Spinoza-Roman) oder der J. Böhme-Roman Meister Joachim Pausewang, folgten 1908 bzw. 1910, sodass er bereits 1911 den Bauernfeld-Preis erhielt. Den Ersten Weltkrieg verbrachte er, weil trotz freiwilliger Meldung untauglich befunden, als Leiter eines Kriegsgefangenenlagers. 1919 übersiedelte er mit seiner Frau nach Tübingen und arbeitete dort bis 1926 an seiner Romantrilogie Paracelsus. Im selben Jahr wurde er Mitglied der Preußischen Akademie in der Sektion Dichtkunst. Bereits ab 1928 bewegte er sich im Umfeld des NS-lastigen Kampfbundes für deutsche Kultur und begrüßte auch die Machtübernahme der NSDAP. Mitglied der Partei wurde er 1939 mit retroaktiver Wirkung ab 1938.

Materialien und Quellen:

Thomas Vordermayer: Bildungsbürgertum und völkische ideologie. Konstitution und gesellschaftliche Tiefenwirkung eines Netzwerks völkischer Autoren (1919–1959). Berlin/Boston: De Gruyter 2016

(PHK, in preparation)