Geb. 3.8.
1894 in Wien, gest. 5.11.1955 in Mainz. Schauspieler, Regisseur, Schriftsteller,
Kritiker
Der Sohn eines aus Korfu gebürtigen Kaufmanns u. einer Wienerin, beide jüdischer Herkunft, die zum Protestantismus konvertierten, besuchte in Wien das Gymnasium und nahm nach der Matura im Jahr 1914 (bis 1917) das Studium der Germanistik, Kunst- und Musikgeschichte an der Univ. Wien auf. Daneben absolvierte er die Akademie für Musik und darstellende Kunst, an der er 1917 die „künstlerische“ Reifeprüfung ablegte. Im selben Jahr trat er mit dem Bd. expressionistischer Gedichte Heilige Stunden hervor. 1917 wechselte er schließlich zum Theater und wurde er Spielleitergehilfe am Stadttheater Teplitz/, 1918-20 am Schlesischen Theater in Kattowitz, wo er auch als Schauspieler wirkte. Von 1920 bis 1923 übernahm er die Leitung des Oldenburgischen Landestheaters, gab dort die Dramaturgischen Blätter des Landestheaters heraus und konnte mit guten Inszenierungen überregionale Resonanz erzielen (so die NFP in einem Bericht). 1922 konvertierte er zum Katholizismus u. heiratete die Wiener Schauspielerin Gertrude Wessely, die in zahlreichen der von ihm insz. Stücken Hauptrollen übernahm. Mordos Erfolge in Oldenburg führten nach dem Bruch mit der dortigen Theaterleitung zur ersten und einzigen Verpflichtung nach Wien auf die Raimundbühne im Jahr 1924. Dort begann er seine Regietätigkeit im Jänner einer Benefizvorstellung von Tollers Hinkemann und setzte sie mit einer Reihe von weiteren Aufführungen bis 1925 fort, beginnend mit der als verstörend empfundenen UA des Stücks Die Wölfe von A. Brust Ende März 1924, des mythisch-modernen Melodrams Pelops‘ Brautwerbung des tschech. Dichters Jaroslav Vrchlicky im April, dem selten gespielten Lustspiel Die Freier von J. v. Eichendorff im September sowie des Lustspiels Zirkusleute von Franz Schönthan im Deutschen Volkstheater am 1.11.1924; 1925 inszenierte er zunächst die Pantomime Der singende Fisch von Alfred Brust (1891-1934), richtete dann am 7.6. die Gedächtnisfeier für Robert Müller aus und beschloss diese Wiener Phase mit der Inszenierung von Rossinis Der Barbier von Sevilla im Schönbrunner Schloßtheater im Juni 1925. Danach erhielt er Direktions- und Regietätigkeiten in Breslau (1925-26) und Dresden (1926-28), wo er u.a. im Okt. 1927 den Urfaust inszenierte und 1928 die UA von Marieluise Fleißers Pioniere in Ingolstadt verantwortete.
Danach übernahm er eine Regietätigkeit am Darmstädter Landestheater bis 1932 auf, inszenierte aber auch am Neuen Theater in Frankfurt, u.a. Büchners Wozzeck. An einem der Höhepunkte der Theaterkrise in Deutschland lancierte Mordo 1929 im NWJ einen flammenden Appell gegen die Fesselung des Theaters durch Formen bürokratischer Zensur und sprach sich, mit Berufung auf das Publikum, für ein „aktuelles kämpferisches Theater“ aus. Im Mai 1932 wurde Mordo schließlich als Oberregisseur ans Deutsche Theater in Prag berufen, wo er ab 1933 vor allem im Opernfach tätig war, Dumas-Bearbeitungen, einen J. Offenbach- und Shakespeare-Zyklus, F.v. Suppé, aber auch die Revuesiehe: Ausstattungs-Revue bzw. Politisches KabarettAllez hopp von F. Holländer inszenierte. Für 1934 war ein exquisites Programm u.a. mit Stücken von Klabund, Gogol und Strawinsky vorgesehen; offenbar als Zugeständnis an das Publikum kamen jedoch mehr Lustspiel- und Operetteninszenierungen zustande, darunter immerhin die dt. UA von Dvoraks Der Jakobiner, ferner Das kleine Café von R. Bernatzky, das Lustspiel Wo war ich heut nacht? der tschech. Schauspielerin und Librettistin Olga Scheinpflug(ova), Gattin von K. Čapek, oder Ball im Savoy von A. Grünwald/F. Löhner-Beda. 1936 verfasste Mordo die in Prag hocherfolgreiche Revue (acht Monate im Repertoire) Salzburg ausverkauft, die danach auch im Wiener Scala-Theater sowie in Marienbad aufgeführt wurde. Neben Leoncavallos Der Bajazzo und Vergas Cavalleria rusticana inszenierte er im selben Jahr u.a. Hofmannsthals Elektra, Shakespeares Die lustigen Weibervon Windsor und Puschkins Boris Godunow in der musikal. Bearbeitung durch Rimsky-Korsakoff. Auch 1937 stand Rimsky-Korsakoff wieder am Programm und zwar mit der Oper Die Zarenbraut, weiters B. Smetanas Volksoper Der Kuß.
In seinen Prager Jahren war er auch in Radio Prag präsent und unterrichtete nebenher an der Deutschen Akademie für Musik und darstellende Kunst. 1938 ereilte ihn ein Ruf nach Athen, dem er knapp vor der Okkupation der Tschechoslowakei nachkam. Dort baute er die Oper auf, erhielt aber nach der deutschen Okkupation ein Arbeitsverbot. Im Zuge der Judenverfolgung und Deportationen 1943-44 wurde er im KZ Chaidari gefangen gehalten. Nach dem Ende des griech. Bürgerkriegs wurde Mordo als Kommunist denunziert und nahm 1947-51 die Leitung der Oper in Ankara an, bevor er an das Stadttheater Mainz wechselte. Im November 1947 gab er nochmals einen Offenbach-Zyklus als Gastintendant in Wien und 1952 hielt er sich mehrere Monate am Habimah-Nationaltheater in Tel Aviv auf.
geb. als Salomo Morgenstern am 3.5.1890 in Budzanów bei Tarnopol/Ostgalizien – gest. am 17.4.1976 in New York; Schriftsteller, Kritiker, Journalist
Ps.: Christof Morstyn, Konrad Pfeiffer
Auf Geheiß des dominanten Vaters nach jüdisch-orthodoxer Tradition erzogen, wuchs M. mehrsprachig auf. Er lernte Jiddisch, Polnisch, Ukrainisch, durch Privatunterricht aber auch bereits früh Deutsch, später Griechisch, Latein, Französisch und Englisch. Trotz familiären Widerstands besuchte M. das Gymnasium in Tarnopol und sollte daraufhin auf Wunsch des 1908 verstorbenen Vaters Rechtswissenschaften studieren, obwohl er seit dem Besuch von Stanislaw Wyspianskis Die Richter in Lemberg den Wunsch hegte, Theaterkritiker zu werden. In dieser Phase nahm M.s zwiespältiges Verhältnis zur Religion ihren Ausgang. In Wien traf er wieder auf den 1909 auf einer Zionistenkonferenz in Lemberg kennengelernten Joseph Roth; sie besuchten gemeinsam literaturgeschichtliche Vorlesungen und knüpften eine enge Freundschaft. Nach vorübergehender Rückkehr nach Galizien übersiedelte M. 1914 neuerlich nach Wien, leistete aber zwischen 1915 und 1918 den Kriegsdienst an der Ostfront. Nach dem Studienabschluss 1921 änderte er seinen Vornamen in Soma und verdiente seinen Unterhalt als Privatlehrer. Er verkehrte in verschiedenen Kaffeehäusern und knüpfte u.a. Kontakte zu Béla Balázsals Herbert Bauer geb. am 4.8.1884 in Szeged - gest. am 15.7.1949 in Budapest; Drehbuchautor, Filmkritiker und -theoreti..., Alban Berg und Alma Mahler, später auch zu Ludwig Hardt, Robert Musilgeb. am 6.11.1880 in Klagenfurt – gest. am 15.4.1942 in Genf; Schriftsteller, Essayist, Wissenschaftler, Theaterkritik..., Walter Tschuppik, Anna Mahler, Hanns Eisler, Anton Webern, Theodor W. Adorno, Ernst Bloch, Otto Klemperer und Josef Frankgeb. am 15.7.1885 in Baden bei Wien – gest. am 8.1.1967 in Stockholm; Architekt, Designer, Innenraumgestalter F. stam.... M. begann sich zunehmend mit dem Theater zu beschäftigen und schrieb das von Psychoanalyse geprägte Stück ER oder ER (1921/22) und das Künstlerdrama Im Dunstkreis (1924). 1925 wurde er vorübergehend Mitarbeiter bei Max Reinhardt.
1926 folgte er Roth nach Berlin, um als Kritiker sein Auslangen zu finden. Er wirkte als Rezensent u.a. für die von Ernst Heilborn herausgegebene Zs. Die Literatur, das Berliner Tageblatt und die Vossische Zeitung, für die er u.a. die von René Fülöp-Millergeb. als René Philipp Müller am 17.3.1891 in Caransebes (heute Rumänien; ehem. Österreich-Ungarn) – gest. am... aus dem Nachlass herausgegeben Tolstoi-Werke besprach, und erhielt 1927 eine Stelle in der von Benno Reifenberg geleiteten Feuilletonredaktion der Frankfurter Zeitung (FZ), die vom Onkel seiner Frau Heinrich Simon herausgegeben wurde und für die bekanntlich auch Roth, Siegfried Kracauer und Walter Benjamin wirkten. Nach Reiseberichten aus der Tschechoslowakei und der Mitarbeit in Berlin und Frankfurt kehrte M. im Februar 1928 als Korrespondent nach Wien zurück und publizierte gegen den Widerstand Simons anstelle sachlicher Kulturberichterstattung vor allem subjektiv-feuilletonistische Betrachtungen zum urbanen Leben und der Entwicklung der Kulturpolitik der Gemeinde Wien, etwa zum Sängerbundfest und zu den Arbeitersinfoniekonzerten und der Wiener Volkshochschule. M. sparte aber auch nicht mit Kritik an antisemitischer Politik, etwa mit Blick auf Ausschreitungen an der Universität Wien. Vom Weltkongress der Vereinigung orthodoxer Juden Agudas Yisroel 1929 in Wien inspiriert, begann M. die Vorarbeiten zu seiner Romantrilogie Funken im Abgrund und distanzierte sich trotz Arbeiten für die FZ und die Wiener Weltbühne zusehends vom Journalismus. Mit kritischen Feuilletons den Nationalsozialisten bereits vor der Machtübernahme aufgefallen, war M. ab Herbst 1933 durch den „Arierparagraphen“ von der Mitarbeit an der FZ ausgeschlossen. Bereits 1934 folgte M. Roth für ein halbes Jahr nach Paris, wo er nach dem „Anschluss“ 1938 mit Roth als Exilant im Hôtel de la Poste leben sollte. Sein erster Roman Der Sohn des verlorenen Sohnes konnte noch 1935 in Berlin im Verlag Erich Reiss erscheinen.
Nach Roths Tod und dem Kriegsbeginn mehrmals verhaftet, flüchtete M., der in der Pariser Zeitung und in Freies Österreich noch 1939/40 zwei Feuilletons veröffentlichte, über Marseille, Casablanca und Lissabon 1941 mit Hilfe eines Varian Fry-Visums nach New York, wo er wie Walter Mehring, Hermann Kesten, Leonhard Frank und Hertha Pauli im Hotel Plaza seine Unterkunft fand. Unterstützt von einem privaten Mäzen und der Jewish Publication Society of America schloss er seine Trilogie ab und arbeitete seit 1948 an seinem Shoah-Roman Die Blutsäule. M., seit 1946 US-amerikanischer Staatsbürger, starb 1976 in New York.
Werke
In my Father’s Pastures (1947), The Testament of the Lost Son (1950, dt. gekürzt als Der verlorene Sohn, 1963), The Third Pillar (1953, dt. als Die Blutsäule, Zeichen und Wunder am Sereth, 1964); aus dem Nachlass: Joseph Roths Flucht und Ende. Erinnerungen (1994), Alban Berg und seine Idole (1995).
Nachlass: Deutsches Exilarchiv 1933-1945 der Deutschen Nationalbibliothek in Frankfurt am Main [Onlineverzeichnis], Leo Baeck Institute
Literatur
Maria Klanska: Die Feuilletons S. M.s. In: Sigurd Paul Scheichl (Hg.): Feuilleton – Essay – Aphorismus. Nicht-fiktionale Prosa in Österreich, 195-206 (2008), Corinna Haeger: „Wandern und nicht verzweifeln“. Raum und Identitätskonstruktionen in Soma Morgensterns Zwischenkriegsprosa (1921-1938). Diss. (2011) [Online verfügbar], Jacques Lajarrige (Hg.): S. M. – von Galizien ins amerikanische Exil – S.M. De la Galicie à l’exil américain. (2015), Cornelia Weidner: Ein Leben mit Freunden. Über S. M.s autobiographische Schriften (2004), Robert G. Weigel (Hg.): S. M.s verlorene Welt. Kritische Beiträge zu seinem Werk (2002).
Ernst Fischergeb. am 3.7.1899 in Komotau/Böhmen – gest. am 31.7.1972 in Deutschfeistritz; Schriftsteller, Politiker (KPÖ) Ps.: F....: M., S. In: Neue Deutsche Biographie 18 (1997), S. 114 f. [Onlinefassung], Oliver Bentz: Spuren nach Galizien. In: Wiener Zeitung, 18.12.2012, Raphaela Kitzmantel: Eine Überfülle an Gegenwart. In: Kakanien revisited [online verfügbar]. G. B. Deutsch: Website zu S. M.
ab 1921 Anitta Müller-Cohenab 1921 Anitta Müller-Cohen, geb. am 6.6.1890 in Wien – gest. am 29.6.1962 in Tel Aviv; Sozialpolitikerin, Fraue..., geb. am 6.6.1890 in Wien – gest. am 29.6.1962 in Tel Aviv; Sozialpolitikerin, Frauenrechtsaktivistin, Journalistin
M. wuchs als Anitta Rosenzweig in einer wohlhabenden assimilierten jüdischen Familie in Wien auf und absolvierte ein Lehramtsstudium. 1909 heiratete sie den Kaufmann Arnold Müller, von dem sie sich für die Ehelichung des Zionisten Samuel Cohen 1921 scheiden ließ. Schon vor 1914 engagierte sie sich, beeinflusst vom befreundeten Sozialpolitiker und Feministen Julius Ofner, wie u.a. Klara Mautnergeb. am 20.3.1879 in Wien – gest. am 22.10.1959 in Wien; Journalistin, Übersetzerin, Emigrantin und Remigrantin. M. ... und Therese Schlesingergeb. am 6.6.1863 in Wien - gest. am 5.6.1940 in Blois (Frankreich); Publizistin, Politikerin, Feministin S. (geb. E... im Allgemeinen Österreichischen Frauenverein (AÖFV) und gehörte zum Kreis um Auguste Fickert. Zudem war sie Mitglied Robert Strickers Jüdischnationaler Partei. Bekannt wurde M.-C. im Ersten Weltkrieg für die Einrichtung der Sozialen Hilfsgemeineschaft Anitta Müller, die u.a. unterernährte jüdische Kinder in Europa versorgte und rund 12.000 Erholungsreisen ermöglichte. Am 7. März 1918 erhielt sie von Kaiser Karl das Kriegskreuz für Zivilverdienste II. Klasse. Sie gehörte als jüngste Abgeordnete 1918/19 dem prov. Wiener Gemeinderat an. M.-C. gründete 1919 die Jüdische Hilfe für das jüdische Kind und den Jüdischen Frauenbund, hielt international Vorträge zur sozialen Not in Wien nach dem Krieg und war 1923 Mitorganisatorin sowie neben u.a. Regine Ulmann AÖFV-Delegierte beim ersten Weltkongress Jüdischer Frauen in Wien, bei dem auch Marianne Hainisch auftrat. 1920 wurde sie u.a. Vorsitzende der Weltkonferenz der jüdischen Sozialverbände, 1929 Vizepräsidentin der World Federation of Jewish Women. Sie vertrat auch das American Jewish Joint Distribution Comitee in Wien.
Nach dem Krieg betätigte sich M.-C. als Publizistin und schrieb für die zwischen 1919 und 1927 erscheinende jüdischnational-zionistische Wiener MorgenzeitungAus der zwischen 1907 und 1920 wöchentlich erscheinenden, nationalzionistisch ausgerichteten Jüdische Zeitung hervorge..., in der sie 1919 die Rubrik Frauenrecht und Frauenarbeit leitete, für das Neue Wiener Journal, die Jüdische Rundschau und Menorah. Illustrierte Monatsschrift für die jüdische Familie. Frauenrechte, Sozialarbeit und die Entwicklung der jüdischen Familie stellten ihre maßgeblichen Themen dar. Am 22. Mai 1919 hielt M.-C. gemeinsam mit Bruno Freieigentlich Benedikt Freistadt, geb. am 11.6.1897 in Bratislava/Pressburg – gest. am 21.5.1988 in Klosterneuburg; Journ... unter dem Titel Bilder vom Wiener Elend im Kleinen Saal des Wiener Konzerthauses einen Vortrag, bei dem rund 150 Lichtbilder von Anton und Hans Bock zu Freis in Der Abend veröffentlichten Sozialreportagen präsentiert wurden, die Eingang in die Sammlungen Jüdisches Elend in Wien (1920) und Bilder vom Wiener Elend (1921) fanden. Wohl auf ihre Vermittlung hin wurden Freis Bilder zur internationalen Werbung um humanitäre Hilfe von jüdischen Organisationen wie auch von der Stadt Wien eingesetzt. 1925 unternahm M.-C. eine Reise nach Amerika, wo sie am American Jewish Congress in Chicago teilnahm, und lebte 1926/27 in Palästina. 1929 übersiedelte M.-C. mit ihrer Familie nach Luxemburg, 1932 nach London und 1934/35 nach Palästina, wo sie u.a. als Vorsitzende im Verein der Österreichischen Einwanderer sowie der zionistischen Misrachi-Frauenbewegung fungierte. 1950 trat sie der konservativ-nationalistischen Partei Cherut bei.
Felix Saltengeb. als Sziga bzw. Siegmund Salzmann am 6.9.1869 in Budapest, gest. 8.10.1945 in Zürich; österr. Schriftsteller, Jour...: A. M. In: NFP, 15.7.1917, S. 1-3, Soziale Frauenarbeit. Von der Wohltätigkeit zur Fürsorge. In: Mittagsblatt des Neuen Wiener Journals, 14.6.1918, S. 3f., Alpheus (= Carl Colbertgeb. am 8.2.1855 in Wien – gest. 29.5.1929 in Wien; Schriftsteller, Journalist, Herausgeber Ps.: Alpheus Aus...): Sozialpolitische Wochenplauderei. Von den Kindern Ahasvers. In: Der AbendTageszeitung, begründet im Juni 1915 durch Carl Colbert, die aufgrund zensurmäßiger Eingriffe und ihrer tendenziell l..., 8.5.1919, S. 3, Frauenrechte und Menschenrechte. A. M.über die politische Zukunft der bürgerlichen Frau. In: Neues Wiener Journal, 12.11.1918, S. 3, Christoph Brant: Gespräch mit A. M. Die Frau im Gemeinderat. In: Neues Wiener Journal, 7.12.1918, S. 4, Josef Grob: Die Schattenseiten unserer Wohlfahrtseinrichtungen. In: Jüdische Korrespondenz, 8.8.1919, S. 4f., Amerikabericht einer Wiener. (Mit Abbildung.). In: Das interessante Blatt, 21.1.1926, S. 3.
Literatur
Meir Marcell Faerber: A. M.-C. (1890-1962). In: Ders.: Österreichische Juden. Historische Streiflichter, 95f (1996), Dieter J. Hecht u.a.: Nischen und Chancen – jüdische Journalistinnen in der österreichischen Tagespresse vor 1938. In: Medien & Zeit 18 (2003) 2, 31-39, Ders.: Zwischen Feminismus und Zionismus. Die Biografie einer Wiener Jüdin. A. M.-C. (1890-1962) (2008), Ders.: Anitta und Sam Cohen. In: Chilufim. Zeitschrift für Jüdische Kulturgeschichte 7 (2009), 189-198, Ders.: A. Müller-Cohen: Sozialarbeit und Zionismus zwischen Wien und Tel Aviv. In: Medaon 14/2014.
geb. 29.10.1887 in Wien – gest. 28.08.1924 in Wien; Publizist, Verleger, Schriftsteller
Als Sohn eines aus Reichenberg/Liberec stammenden katholischen Kaufmannes am 29.10.1887 in Wien geboren, studierte Müller ab 1907 Klassische Philologie, Altertumskunde und Moderne Philologie, ohne jedoch einen Abschluss zu erlangen. Schon als Student verkehrte er, sich selbst bereits als modernen Intellektuellen großstädtischer Prägung verstehend, regelmäßig in den beliebten Wiener Jazzclubs und Cabarets, die als Treffpunkt für den Kreis um Hermann Bahrgeb. am 19.7.1863 in Linz – gest. am 15.1.1934 in München; Schriftsteller, Kritiker, Redakteur Der Sohn eines No... und Peter Altenberg fungierten. Eine besondere Faszination empfand er für die Wiener Kaffeehauskultur: Im Café Central begründete er knapp zwanzigjährig das wöchentlich stattfindende sog. “Mokka-Symposion”, an dem u.a. Robert Musil, Albert Paris Gütersloh und Alfred Polgareigentlich Alfred Polak, geb. am 17.10.1873 in Wien – gest. am 24.5.1955 in Zürich; Schriftsteller, Kritiker, Überse... teilnahmen.
Ende 1909 ging Müller nach New York, wo sein Onkel Friedrich Emmert als Chefredakteur bei New York German Herold arbeitete und ihm eine Anstellung als Lokalreporter verschaffte. Rasch verlor er jedoch das Interesse an der gleichförmigen Reporterroutine, die kaum Raum für Kreativität und intellektuelle Reflexion bot, und schlug sich als Hoteldiener, Matrose und Zeitungsverkäufer durch, ehe er im Herbst 1911 nach Wien zurückkehrte. Geprägt von den Erfahrungen in der amerikanischen Großstadt und tief beeindruckt vom “hybriden Wesen” New Yorks als Melting Pot der Rassen und Kulturen, gliederte sich Müller mühelos in den Literatur- und Kulturbetrieb der Metropole des habsburgischen Vielvölkerreiches ein. Er wirkte als Redakteur für diverse literarische Zeitschriften, so etwa Der Ruf (für den er auch Mitherausgeber war), Saturn und DaimonJakob Moreno Levy gründet 1918 die Zeitschrift Daimon und setzt damit als Herausgeber bereits bestehende Bestrebungen f... und ab 1912 – auf Empfehlung Ludwig Ullmanns – als literarischer Leiter des Akademischen Verbands für Literatur und Musik in Wien. In dieser Funktion organisierte er neben Karl Kraus-Lesungen und einer Peter Altenberg-Matinee Egon Friedells vor allem eine Reihe von Ausstellungen moderner Großstadtkunst: So holte der Verband 1912 die von H. Walden organisierte Berliner Futuristenausstellung nach Wien. Müller entwickelte sich zunehmend zu der “Integrationsfigur des Wiener AktivismusBewegung im Umfeld des literarischen Expressionismus, die auf eine Aktivierung bzw. Involvierung der Geistigen in die Po...” (Wallas, S. 109), stets “um die Mobilisierung des Kollektivs für die Belange der avantgardistischen Kunstform” (Köster, S. 28) bemüht. In diesem Sinne fand im März 1912 auf Müllers Initiative in den Wiener Sofiensälen ein Karl May-Abend statt, der bis zu 3000 Besucher – darunter Berta von Suttner – anlockte und in dessen Rahmen nicht nur für den Pazifismus, sondern vor allem für die neue Kunstform geworben werden sollte. Parallel dazu begann Müller, von seinem Freund Arthur Ernst Rutra als “Conquistador des Geistes” (Rutra, S. 311) bezeichnet, mit der theoretischen Auseinandersetzung mit dem Aktivismus, für den er in zahlreichen Essays die theoretische Basis entwarf. Darüber hinaus setzte er sich auf der Suche nach dem “neuen Menschen” in seinen – aufgrund der Verwendung antisemitischer Stereotypen nicht unumstrittenen – Schriften intensiv mit dem “Typus- und Rassebegriff” auseinander.
1914 veröffentlichte er mit Irmelin Rose, die Mythe der großen Stadt sein erstes, stark vom subjektiven Konstruktivismus beeinflusstes Buch. Ebenso erschien in diesem Jahr in der von ihm selbst herausgegebenen, nur in einem Heft erschienenen Zeitschrift Torpedo seine gegen Karl Kraus gerichtetet Streitschrift Karl Kraus oder Dalai Lama der dunkle Priester, Eine Nervenabtötung. Im September meldete er sich freiwillig zum Fronteinsatz; seine Begeisterung für den Krieg hatte er bereits in Essays wie Apologie des Krieges (1913) und Der Futurist (1914) literarisch zum Ausdruck gebracht. Müller erlitt 1915 im Zuge der Kämpfe an der Isonzofront einen Nervenschock und wurde, nunmehr untauglich, zunächst Redakteur bei den Belgrader Nachrichten, dann ins Kriegspressequartier versetzt, wo er im Rang eines Oberstleutnants arbeitete. In dieser Zeit erschien mit Tropen. Der Mythos der Reise, Urkunden eines deutschen Ingenieurs jener Roman, der seinen Ruf als Vertreter des Exotismus (der bei ihm stets ein Anti-Eskapismus ist) manifestierte.
Unter dem Eindruck der eigenen traumatischen Fronterfahrung und den Auswirkungen der Russischen Revolution wurde Müller, den eine enge Freundschaft mit Kurt Hiller verband, zum “aktivistischen Kulturrevolutionär”. Er gründete in den letzten Kriegsmonaten die politische Geheimgesellschaft Katakombe, ein Diskussionsforum für revolutionär und pazifistisch gesinnte Intellektuelle, die sich für eine umfassende Umgestaltung der bürgerlich-liberalen Gesellschaftsordnung im marxistisch-leninistischen Sinne aussprachen, in ihren Auffassungen letztlich aber durchaus divergent waren. Das Netzwerk, dem zeitweilig auch Robert Musil angehörte, bot gleichzeitig die strukturellen Voraussetzungen für die Distribution von Wiener expressionistischen Zeitschriften wie Der Anbruch1919-1937, Wien; ab 1929 Titeländerung zu Anbruch. Untertitel: Halbmonatsschrift für moderne Musik (bis 1923), Monatss..., Das FlugblattLiterarische Zeitschrift, hg. von Oskar Maurus Fontana und Alfons Wallis, die in unregelmäßiger Weise, d.h. etwa viert..., Daimon/Der Neue Daimon u.a. Unstimmigkeiten unter den Mitgliedern führten nach nur einem Monat zur Auflösung der Katakombe; an ihre Stelle trat der ebenfalls von Müller initiierte Bund der geistig Tätigen(abgekürzt auch: Bund der Geistigen) Entstanden in Wien um 1918 im Umfeld der aktivistischen Bestrebungen von Robert M..., der – in Anlehnung an Nietzsches Lehre vom “Über-Menschen” – programmatisch auf der Konzeption der Autonomie des Subjekts fußte und der Ausarbeitung eines aktivistischen Kulturprogramms dienen sollte. Als Publikationsorgan fungierte die von Müller gemeinsam mit Franz Koblergeb. am 18.12.1882 in Jungbunzlau (Mladá Boleslav) – gest. am 12.5.1965 in Berkeley, California (USA); Jurist, Redakt... und Franz Ottmann herausgegebene Zeitschrift Der Strahl.
Auf Vermittlung Robert Musils arbeitete er seit 1921 als Redakteur bei der Prager Presse, hatte aber schon im März 1919 gemeinsam mit seinem Bruder Erwin die Literarische Vertriebs- und Propaganda-Gesellschaft m.b.H., später LiterariaDer zunächst unter dem Namen Literarische Vertriebs- und Propaganda Gesellschaft m.b.H im Zuge einer Versammlung am 28.... genannt, gegründet. Sie konnte sich in der Folge als eine der größten Buchhändlerfirmen in Wien etablieren, von wo aus sie mit diversen Niederlassungen (u.a. in Prag und Budapest) die Auslieferung des Programms renommierter deutscher Verlage wie Ullstein, Kiepenheuer und Rowohlt auf dem Gebiet der ehemaligen Habsburger Monarchie kontrollierte. Zunehmende wirtschaftliche Probleme der inzwischen in eine AG umgewandelten Literaria zwangen Müller 1923, aus dem Unternehmen auszuscheiden; einzig die Leitung der Satire-Zeitschrift Die Muskete verblieb in seinen Händen. Als der Versuch scheiterte, mit der Gründung des Atlantischen Verlags wirtschaftlich nochmals Fuß zu fassen, setzte Müller im August 1924 seinem Leben ein Ende.
Werke (Auswahl):
Österreich und der Mensch. Eine Mythik des Donau-Alpenmenschen (1915); Europa. Wege. Im Kampf um den Typus (1917); Die Politiker des Geistes (1917); Der Leutnant (1919); Das Inselmädchen (1919); Bolschewik und Gentleman (1920); Brooklyn Bridge (1920); Manhattan-Girl (1921); Camera obscura (1921); Flibustier. Ein Kulturbild (1922); Rassen, Städte, Physiognomien (1922) [Online verfügbar]; Werkausgabe in Einzelbänden, hg. v. G. Helmes, 11 Bde., 1992-97.
Literatur
Thomas Köster, Bilderschrift Großstadt. Studien zum Werk Robert Müllers (Literatur- und Medienwissenschaft 35), Paderborn 1995; Stefanie Heckner, Die Tropen als Tropus. Zur Dichtungstheorie Robert Müllers, Wien, Köln 1991; Helmut Kreuzer/Günther Helmes (Hg.), Expressionismus – Aktivismus – Exotismus. Studien zum literarischen Werk Robert Müllers, Paderborn 21989; Robert Musil, Robertgeb. am 6.11.1880 in Klagenfurt – gest. am 15.4.1942 in Genf; Schriftsteller, Essayist, Wissenschaftler, Theaterkritik... Müller. In: Gesammelte Werke, Bd. 8, Reinbek 1978, S. 1131-1137. Bettina Pflaum, Politischer Expressionismus: Aktivismus im fiktionalen Werk Robert Müllers, Hamburg 2008; Ernst Arthur Rutra: Robert Müller. Denkrede, München 1925; Thomas Schwarz, Robert Müllers Tropen. Ein Reiseführer in den imperialen Exotismus, Heidelberg 2006; Armin A. Wallas, „Geist“ und „Tat“. Aktivistische Gruppierungen und Zeitschriften in Österreich 1918/19. In: Literatur, Politik und soziale Prozesse. Studien zur deutschen Literatur von der Aufklärung bis zur Weimarer Republik (Internationales Archiv für Sozialgeschichte der deutschen Literatur, 8. Sonderheft), Tübingen 1997, S. 107-146; N.N., „Müller, Robertgeb. 29.10.1887 in Wien – gest. 28.08.1924 in Wien; Publizist, Verleger, Schriftsteller Als Sohn eines aus Reichenber...“. In: Österreichisches Biografisches Lexikon 1815-1950, Bd. 6, Wien 1975, S. 426 [Online verfügbar]; Armin A. Wallas, „Müller, Robert“. In: Neue Deutsche Biografie, Bd. 18, Berlin 1997, S. 473f. [Online verfügbar]; Eintrag bei Austria-Forum [Online verfügbar]; Auszüge aus der Dissertation von Thomas Schwarz [Online verfügbar].
http://litkult1920er.aau.at/wp-content/uploads/2018/06/body.png00http://litkult1920er.aau.at/wp-content/uploads/2018/06/body.png2018-10-29 11:24:442018-10-29 11:24:45Müller, Robert
geb. 18.04.1879 in Gleiwitz/Gliwice, gest. 27.04.1944 in Zürich; Schriftsteller, Kritiker
Geboren wurde Kurt Münzer als eines von drei Kindern des angesehenen jüdisch-orthodoxen Kaufmannes Mayer (genannt Moritz) Münzer und dessen Ehefrau Klara, Tochter eines Rabbiners, im oberschlesischen Gleiwitz/Gliwitze. Die Familie zog Mitte der 1880er Jahre nach Berlin, wo Münzer ein Gymnasium absolvierte und bereits während seiner Schulzeit erste literarische Werke verfasste. Zwischen 1897 und 1905 studierte er in Berlin und Zürich Rechtswissenschaften, Philosophie, Kunstgeschichte und Medizin, ohne jedoch einen Abschluss zu erlangen. Ebenfalls 1905 erschienen unter dem Titel Die Kunst des Künstlers seine vielbeachteten kunsttheoretischen, gegen den Rationalismus der vorangegangen Epoche gerichteten Betrachtungen, in denen er dafür eintrat, Objektivität und Realität zugunsten einer neuen Sinnlichkeit und Gefühlsbetontheit zu überwinden. Im selben Jahr war Münzer gemeinsamen mit seinem Lebensgefährten, dem Schauspieler Karl Feigl, in eine Straftat verwickelt: Sie versuchten, die beiden Sexualwissenschaftler Magnus Hirschfeld und Benedict Friedlaender mit Enthüllungen über deren Homosexualität zu erpressen. Feigl wurde daraufhin für unzurechnungsfähig erklärt und musste eine Gefängnisstrafe absitzen, während Münzer straffrei ausging.
In den folgenden Jahren war Münzer quer durch Europa unterwegs, arbeitete u. a. in Wien, Paris sowie in der Schweiz in Krankenhäusern und psychiatrischen Kliniken und schließlich in Norditalien als Verlagslektor. Am Ersten Weltkrieg nahm er aufgrund gesundheitlicher Einschränkungen nicht aktiv teil, betätigte sich stattdessen aber an der Propagandafront: Bereits 1914 erschien mit Taten und Kränze. Lieder zum Kriege eine patriotisches Werk, das von der zeitgenössischen Kritik als „eine neue zeitgemäße Geste der raffinierten Großstadtlyrik“ eingeordnet wurde (Wiener Zeitung, 1.5.1915, S. 26), heute aber als „literarisch bedeutungslose Gedichtsammlung“ gesehen wird, in der der Autor „die fatale Kriegsbegeisterung vieler expressionistischer Literaten“ teilt (Tömmsen, S. 167). Es folgten 1915 die Erzählbände Der jüngste Tag, Kriegsnovellen und Der graue Tod. Novellen aus dem Kriege. Erfolgreich ist auch sein Buch Der Ladenprinz, von dem bis in die 1920er Jahre 30.000 Exemplare gedruckt wurden und der 1928 mit Betty Bird und Paul Henckels verfilmt wurde.
1918 publizierte Münzer den Erzählband Verirrte Bürger:Novellen am Zürichsee, der sich mit dem klassischen bürgerlichen Rollenbild auseinandersetzte. Zurück in Berlin wurde Münzer, in den Augen Kurt Tucholskys „ein sehr mäßiger Teeaufguß von Heinrich Mann; verlogen, ein schlechter Stilist, kein guter Schriftsteller“ (Weltbühne 37, S. 381), zum Vielschreiber, der immer wieder seine persönlichen Lebensthemen in seine literarischen Werke einfließen ließ: dazu zählten die Unvereinbarkeit von Kunst und bürgerlicher Existenz ebenso wie der aus der eigenen Biografie gespeiste Antagonismus „verschlafene Provinz – pulsierende Großstadt“, wobei erstere als Ort der intakten Welt stilisiert wird. In seinem 1928 erschienenen Roman Jude ans Kreuz thematisierte er das Wesen des Judentums vor dem Hintergrund des bedrohlich anwachsenden Antisemitismus in Deutschland und nahm darin „gleichsam visionär die Schrecken des NS-Regimes“ vorweg. Stets ist aber „das Moment des Destruktiven“ (Lubos, S. 67) sowie die „Lust des Autors an der Darstellung des Verfalls sowie an der Untergangs- und Endzeitstimmung“ (Tömmsen, S. 159) in Münzers Schaffen erkennbar, womit er eine Grundposition der Décadence-Literatur teilt.
Seit 1927 war Münzer Herausgeber der Zeitschrift Der Bücherbote.
Zu einem großen Erfolg geriet Ende der 1920er Jahre sein unter dem Pseudonym Georg Fink veröffentlichter Roman Mich hungert, der eine von Armut und Gewalt geprägte Kindheit und Jugend im Berliner Stadtteil Wedding beschreibt und in dem er sich kritisch mit jenem Krieg auseinandersetzte, dem er selbst im August 1914 noch begeistert entgegengesehen hatte.
In Deutschland seit 1933 mit einem Publikationsverbot belegt, wich Münzer auf den österreichischen Markt aus und publizierte vermehrt Beiträge und Rezensionen für die Neue Freie Presse sowie Kurzgeschichten in Zeitschriften, so u. a. in MoccaMocca war eine von Juli 1928 bis August 1941 monatlich in Wien herausgegebene Publikumszeitschrift, die im Rob-Verlag de... oder Die Muskete. Seinen Lebensmittelpunkt verlegte er notgedrungen einmal mehr in die Schweiz, wo er zeitweise Verlagsmitarbeiter war und 1938 – wieder unter seinem Pseudonym – den Roman Mutter und Sohn veröffentlichte, dem allerdings kein Erfolg mehr beschieden war. Münzer starb im April 1944 in Zürich.
Werke (Auswahl)
Menschen von gestern (1915); Die Heimkehr des Tobias Hug (1918); Phantom (1919); Esther Berg (1923); Das Geheimnis der Perle (1929).
Literatur
Cornelia Tönnesen: Kurt Münzer. Zwischen Nihilismus und Expressionismus. In: Bernd Witte (Hrsg.): Oberschlesische Literatur 1900–1925. Historischer Umbruch und literarische Reflexion. Peter Lang Verlag, Frankfurt/M. 2000, S. 149–177; Michael Helming, Leichen treppauf. Die Schriftsteller Hanns Heinz Ewers, Kurt Münzer, Alexander Moritz Frey und Hermann Rauschning, Hage 2011; Bernd-Ulrich Hergemöller: Mann für Mann. Biografisches Lexikon, Hamburg 2001; Arno Lubos, Geschichte der Literatur Schlesiens, Bd. II, München 1967.
geb. am 6.11.1880 in Klagenfurt – gest. am 15.4.1942 in Genf; Schriftsteller, Essayist, Wissenschaftler, Theaterkritiker
Wie er selbst in einem Bittgesuch an Bundeskanzler Schuschnigg schrieb, entstammte M. „von väterlicher Seite einer alten Bauernfamilie des einstigen Österreich“ u. auch „von Mutterseite her ist meine Familie nach bescheidenen Kräften ein kleiner Teil des großen alten, unaufdringlich verdienstvollen Österreich gewesen“ [an K.S., 21.11.1936], „eine Mischung aus deutsch-böhmisch-mährischen Vorfahren“, an denen „die Vielzahl an militärischen, technischen u. wissenschaftlichen Karrieren in dem damaligen Habsburgerreich“ [Pfohlmann, S. 1] auffällt. Der Vater Alfred M. war Ingenieur u. Professor für Maschinenbau an der Technischen Hochschule in Brünn; er wurde dort Rektor u. 1917 in den erblichen Adelsstand erhoben. Geboren am 6.11.1880 in Klagenfurt verbrachte er seine Kindheit u. Jugend in Steyr (1882-91) u. Brno/Brünn bzw. Eisenstadt (1892-94) sowie in Hranice/Mährisch-Weißkirchen (1894-97) in k. u. k. Militärerziehungsanstalten u. 1897 an der Militärakademie in Wien. 1898-1901 absolvierte M. das Ingenieur-Studium an der TH Brünn, 1902/02 die Ausbildung zum Reserveoffizier als Einjährig-Freiwilliger, anschließend war er als Voluntärassistent an der TH Stuttgart tätig (1902/03) u. holte in Brünn die Gymnasialmatura nach, um in Berlin Philosophie u. Psychologie zu studieren. Das Studium schloss er 1908 mit der Dissertation Beitrag zur Beurteilung der Lehren Machs bei C. Stumpf ab. Bereits in die Brünner Zeit fielen erste literarische Versuche, die unveröffentlicht blieben, u. anonyme Beiträge für das Feuilleton. In Berlin schrieb M. seinen Erstlingsroman Die Verwirrungen des Zöglings Törleß, in dem er seine Weißkirchner Kadettenzeit verarbeitete u. der nach der Veröffentlichung 1906 beim Wiener Verlag, unter Mithilfe von A. Kerr, ein beachteter Erfolg wurde. 1908/09 schlug M. Angebote für eine wissenschaftliche Laufbahn an einer Universität aus u. entschied sich für den Schriftstellerberuf.
1910-13 lebte M. in Wien, seit 1912 verheiratet mit Martha, geb. Heimann, gesch. Marcovaldi, einer Berliner Malerin, in einer bis zu M.s Tod symbiotischen Ehe, die kinderlos blieb. Die um 6 Jahre ältere Martha wurde für M. die „große Güte, die gute Gefährtin“ [H. 35/33], indem sie sich um alle praktischen Belange des Schriftstellerlebens kümmerte, auch um die finanziellen, u. das Abtippen seiner Manuskripte u. Briefe übernahm. Sie diente ihm aber auch als Ideengeberin u. Stofflieferantin; in seinem zweiten Buch Vereinigungen (1912 bei G. Müller) verarbeitete er das Intimleben Marthas zu zwei esoterischen Novellen, in denen er weibliches erotisches Begehren als Seelenregungen in äußerst subtiler Sprache gestaltete (welche aber auch, so z.B. durch die ›Wiener Zeitung‹, als pornographisch aufgefasst wurden). Den Vereinigungen war kein Erfolg beschieden, M. musste über Vermittlung des Vaters den Brotberuf eines Bibliothekars an der TH Wien annehmen, den er nur widerwillig ausübte u. durch die Anstellung als Redakteur in S. Fischers Neuer Rundschau entkam. Ende 1913 übersiedelten M. u. seine Frau wieder nach Berlin. In seinen ersten Wiener Jahren vor dem Krieg publizierte M. außer den Vereinigungen bloß einige wenige Kritiken u. Aufsätze in Berliner Zeitschriften, darunter u.a. den bemerkenswerten Essay Politik in Österreich (1912), in dem er die gesellschaftspolitische Analyse des späteren Kakanien zu einem kleinen Teil bereits vorwegnahm.
Bei Kriegsausbruch, noch in Berlin, meldete sich M. sofort bei der österr. Botschaft zum Militärdienst, rückte am 20.8.1914 in Linz ein u. übernahm das Kommando einer Marschkompanie in Südtirol für den Grenzschutz gegen Italien, nicht ohne in Europäertum, Krieg, Deutschtum in der Neuen Rundschau den Krieg als Ausbruch des Irrationalen zu beschreiben u. auch selbst mitzufeiern. Den Krieg gegen Italien erlebte M. an der italienischen Front in zwei Phasen (Isonzo-Schlachten im Herbst 1915 u. 1917) in Fronteinsätzen, von Juni 1916 bis April 1917 in der Etappe in Bozen als Redakteur der Tiroler Soldatenzeitung; 1917 wurde er zum Hauptmann befördert u. mit dem Ritterkreuz des Franz-Josephs-Ordens dekoriert. Von Jänner bis November 1918 gab M. im KPQ in Wien die Soldatenzeitung Heimat heraus, wobei er mit zahlreichen österr. Autoren kooperierte bzw. in Kontakt stand. An der November-Revolution war er indirekt beteiligt, er wirkte gemeinsam am von R. Müller initiierten Programm des Politischen Rates geistiger ArbeiterNoch vor Kriegsende forderte Otto Flake im Sommer 1918 die Schaffung eines Bund der Geistigen, um die anstehende moralis... mit. M. war 1914 mit einem solipsistischen Welt- u. Literaturverständnis in den Krieg gegangen, als scharfer Zeit- u. Gesellschaftskritiker kam er aus dem Krieg.
Während der 1920er Jahre lebte M. mit kurzzeitigen Unterbrechungen (Berlin) in Wien; er war 1919/20 im Presse-Archiv des Staatsamtes für Äußeres u. 1920-22 als Psycholog. Fachbeirat im Heeresministerium angestellt; die amtliche Stellung u. Infrastruktur benutzte er für die Arbeit an literar. Projekten. Er griff die vor dem Krieg begonnene Arbeit an dem Drama Die Schwärmer wieder auf, schloss sie 1921ab u. veröffentlichte das Stück beim Dresdner Sibyllen-Verlag. Uraufgeführt wurden die Schwärmer im April 1929 gegen den Willen des Autors in einer Skandal-Inszenierung am Berliner Theater in der Kommandostraße. Die 1923 entstandene Posse Vinzenz und die Freundin bedeutender Männer erschien 1924 bei Rowohlt u. erlebte ihre Premiere am Deutschen Volkstheater in Wien. Zur Zeit des Kriegsendes begann M. an einem Romanzyklus zu schreiben, aus dem schließlich Der Mann ohne Eigenschaften (MoE) hervorging. Mit den ersten Fassungen Der Spion (1919/20) u. Der Erlöser (1921/22) verfolgte M. vorrangig das Ziel, in einer satirischen Zeitanalyse die Kriegsursachen auszuloten. Auch schon vorhanden war in den Plots dieser Romanprojekte das Motiv der Geschwisterliebe, zumal er 1924 mit Rowohlt einen Vertrag über den Roman Die Zwillingsschwester geschlossen hatte. M. erhielt nun bis 1931 Verlagsvorschüsse, um den Roman fertig zu schreiben. Im April 1926 erklärte er O.M. Fontana in einem Interview für die Literarische Welt, sein Roman behandle die Zeit von „1912 bis 1914. Die Mobilisierung, die Welt u. Denken so zerriß, daß sie bis heute nicht geflickt werden konnte, beendet auch den Roman.“ Er schloss daran den Vorbehalt an, keinen historischen Roman zu schreiben. „Die reale Erklärung des realen Geschehens interessiert mich nicht. Mein Gedächtnis ist schlecht. Die Tatsachen sind überdies immer vertauschbar. Mich interessiert das geistige Typische, ich möchte geradezu sagen: das Gespenstische des Geschehens.“ Wenige Wochen später musste M. die Arbeit an der Zwillingsschwester wegen einer Erkrankung abbrechen. Bei der Wiederaufnahme 1927 trug der Roman bereits den Titel MoE. Mehrfach kündigte er dem Verlag u. der Öffentlichkeit den Abschluss an, doch erschien das Erste Buch erst bei M.s 50. Geburtstag im Nov. 1930, vom Zweiten Buch im Dez. 1932 bloß der erste Teil.
Als Form der Auseinandersetzung mit Krieg u. Zusammenbruch u. neuen Lebensformen sowie ästhetischen Gestaltungsmöglichkeiten dienten M. nicht nur das Drama u. der Roman, sondern vor allem auch seine Essayistik. 1918/19 beginnend entwarf M. bis 1925 die Grundlagen seiner Welt- u. Gesellschaftskonstruktion u. Ästhetik in großen Essays, vorwiegend im Neuen Merkur u. in der Neuen Rundschau veröffentlicht. Die wichtigsten Arbeiten sind: Geist und Erfahrung (1921), auf der Grundlage einer Besprechung von O. Spenglers Untergang des Abendlands; Die Nation als Ideal und Wirklichkeit (1921) u. Das hilflose Europa (1922), zur politisch-historischen Situation; Ansätze zu neuer Ästhetik (1925), zu Fragen der Kunsttheorie u. Filmästhetik, zunächst als Rezension zu B. Balázs‘ Buch Der sichtbare Mensch (1924) geplant. Der deutsche Mensch als Symptom (1923) blieb ein unveröffentlichtes Fragment; M. entwickelte darin das soziologische „Theorem der menschlichen Gestaltlosigkeit“. M.s Essayistik mündete als Prinzip des Essayismus in die Arbeit an MoE. 1921-24 verfasste M. – zeitw. regelmäßig für die Prager Presse – eine große Anzahl von Kritiken zu Wiener Theaterereignissen u. Kulturchroniken. Nicht nur in der Prager Presse, sondern auch in Berliner u. Wiener Zeitungen wie z.B. in Der neue TagAus: Der Neue Tag, 23.3.1919, S. 1 Mit einem Nachruf auf das Fremden-Blatt und unter programmatischem Titel, jedoch ohne..., Der Tag, Die BühneGegründet 1924 durch den umstrittenen Zeitungsunternehmer Emmerich Bekessy, erschien die Zs. ab 6.11.1924 als Wochenzei..., u.a.m., veröffentlichte er 1918-1933 ca. 60 Kurzprosastücke unterschiedl. Länge – vom berühmten Fliegenpapier bis zur enigmatischen Erzählung Die Amsel, die Hälfte davon gab M. als Bilder, Unzeitgemäße Betrachtungen u. Geschichten, die keine sind, 1935 selbst in der Sammlung Nachlaß zu Lebzeiten heraus.
In der Periode 1918–1933 darf man sich M. als im literarischen Betrieb sehr gut vernetzt vorstellen. Die Treffen in den Wiener Cafés Central u. Herrenhof mit Intellektuellen u. Literaten 1918 bezeichnete O. M. Fontanageb. am 13.4.1889 in Wien – gest. am 4.5.1969 in Wien; Schriftsteller, Kritiker, Journalist, Herausgeber Das Port... als „Mokka-Symposion“. Zwischen M. u. R. Müller bildete sich eine engere Freundschaft heraus, die M. dazu bewegte, sich der von Müller gegründeten Gesellschaft Katakombe anzuschließen. Im November 1922 trat M. gemeinsam mit R. Müller dem Schutzverband deutscher Schriftsteller in Österreich (SDSOe)Der SDSOe wurde 1914 in Wien als Zweigstelle des 1909-10 in Berlin gegründeten Schutzverbandes deutscher Schriftsteller... bei. Er wurde im selben Jahr Vorstandsmitglied des von H. v. Hofmannsthalmit vollem Namen Hugo Laurenz Anton von Hofmannsthal geb. am 1.2.1874 in Wien – gest. 15.7.1929 in Rodaun bei Wien; Sc... geleiteten Verbandes u. wirkte darin bis zum 7.10.1929 in der Funktion des 2. Vorsitzenden mit. Zu den Aktivitäten des SDS, die M. mittrug, gehörte die Stellungnahme gegen ein österr. Schmutz- u. Schund-Gesetz; er nahm am 8.6.1928 an einer Delegation bei Bundeskanzler I. Seipel teil. Zur Feier des 20-jährigen Jubiläums des SDS am 16.12.1934 im Wr. Ingenieur- u. Architektenverein hielt M. die Festrede.
Das Erste Buch des MoE stellte sich 1931 als großer Kritiker-Erfolg dar; die bedrückende finanzielle Situation M.s konnte er freilich keineswegs entschärfen. Für M. waren Verlagsvorschüsse überlebenswichtig geworden, da ihn die Arbeit an dem Monsterprojekt des Romans so sehr gefangen nahm, dass an einen Nebenerwerb nicht mehr zu denken war. Doch Rowohlt geriet 1931 in ökonomische Turbulenzen, sein Engagement für M. war ein Risiko, weil er einen materiellen Erfolg des MoE für aussichtslos halten musste. Die 1931 durch Rowohlt erzwungene Teilung des Zweiten Buchs war M. zufolge für das Nichtzustandekommen des Romanabschlusses mitverantwortlich. Dahinter verbarg sich ein exemplarischer Interessenskonflikt, in den Worten H. Manns: „Es ist wohl die Frage, ob ein Autor ohne Kapital sich heute auf eine vieljährige Arbeit einlassen darf.“ [Br I, 558] Dass M. den Roman nicht vollenden konnte, war u.a. auch von strukturellen Gesamtbedingungen literarischer Produktion in der Weimarer Republik u. in der österr. Ersten Republik tangiert. Dazu gehört in seinem Fall das mehrmalige Versagen staatlicher Kulturpolitik. M. erhielt 1923 den Kleist-Preis u. 1924 einen Kunstpreis der Stadt Wien. Doch bereits Schwierigkeiten bei der Vergabe des Hauptmann-Preises weisen auf die drohende Funktionsuntüchtigkeit der institutionellen Mechanismen hin. Der Preis wurde M. im Dezember 1929 zuerkannt; seine Auszahlung verzögerte sich bis Ende Mai 1930. Eine Anfang 1933 auf Initiative T. Manns von der Preußischen Akademie der Künste geplante Werkbeihilfe für M. blieb wegen der NS-Machtübernahme aus. Am tragfähigsten für Ms. Existenzsicherung in den 1930er Jahren erwies sich private Förderung. Ihr Anfang fiel mit den Zahlungsweigerungen Rowohlts 1932 zusammen. Vermögende, liberale, häufig jüdische Kunstfreunde unter der Führung des Kunsthistorikers C. Glaser schlossen sich zur Berliner Musil-Gesellschaft zusammen, um den 1931-33 in Berlin lebenden Autor die Weiterarbeit am MoE zu ermöglichen. Die Berliner Initiative brachte die Druckfinanzierung des MoE-Teilbands 1932 zustande. Auch nach der Rückkehr nach Wien 1933 war M. auf die Unterstützung privater Förderer angewiesen, die Wiener Musil-Gesellschaft bildete sich 1934 unter der Initiative von E. u. B. Fürst. M. blieb bis zu seinem Lebensende vom guten Willen u. der Opferbereitschaft privater Förderer abhängig, zuletzt von der Unterstützung durch Schweizer u. amerikanische Emigranten- u. Flüchtlingshilfsorganisationen. Das offizielle ständestaatliche Österreich ignorierte M.s schriftstellerische Existenz. Dieser ging innerlich auf scharfe Distanz zur Kulturpolitik des Ständestaats, von ihm als „Kulturpolitikskultur“ [VI/1/62] tituliert. In seinen Arbeitsheft-Eintragungen geißelte er die „böse Geistlosigkeit der österr. Kulturpolitik“ [H 34/82], die Praxis der Kunstförderung [H 30/56; H 34/54; H 34/63], die Vergabe der Staatspreise für Literatur [H 34/31], die Verlagspolitik [H 34/32] u. die Ignoranz der Bundesländer: „keines der Bundesländer beansprucht mich für sich.“ [H 33/23] Beim Pariser Kongress zur Verteidigung der Kultur gegen den Faschismus (Juni 1935) wurde Ms. Status als Außenseiter innerhalb der deutschsprachigen Exil-Literatur sichtbar. In seiner vielbeachteten Rede Über die Dummheit am 11.3.1937 im Wr. Ingenieur- u. Architektenverein formulierte M. sein resignatives gesellschaftspolitisches Testament öffentlich, seine einschlägige Aphoristik blieb fast zur Gänze unpubliziert. Nach der Annexion Österreichs durch NS-Deutschland 1938 zerstoben die letzten Hoffnungen Ms., für den MoE noch ein zeitgenössisches deutschsprachiges Leserpublikum gewinnen zu können. Die geplante Zwischenfortsetzung des Zweiten Buchs kam nicht zustande, weil der Wiener Bermann-Fischer-Verlag liquidiert wurde, der Roman geriet auf die Liste des unerwünschten Schrifttums der ReichsschrifttumskammerEingerichtet am 1.11.1933 als eine von sieben Kammern der von Joseph Goebbels aufgebauten Reichskulturkammer. Zweck war ..., M. emigrierte mit seiner Frau aus Rücksicht auf deren jüdische Herkunft in die Schweiz. Am 15.4.1942 verstarb er in Genf, ohne mit dem MoE im Sinne einer publikationsnahen Kapitelfolge nennenswert vorangekommen zu sein; er hinterließ allerdings einen riesigen Nachlass, der 2014 als Dokumentenerbe in das UNESCO-Programm Memory of the World aufgenommen worden ist. In der Begründung für die Aufnahme wird der Nachlass „als literarisch-philosophisches Laboratorium“ gewürdigt, in ihm werde „das historische, soziologische, psychologische, philosophische u. naturwissenschaftliche Wissen seiner Zeit in einem groß angelegten erzählerischen, essayistischen u. aphoristischen Verarbeitungsversuch durch Robert Musilgeb. am 6.11.1880 in Klagenfurt – gest. am 15.4.1942 in Genf; Schriftsteller, Essayist, Wissenschaftler, Theaterkritik... synthetisiert.“
Werkausgaben / Hybridausgabe
Robert Musil: Der Mann ohne Eigenschaften. In: Gesamtausgabe Bd. 1-6. Hrsg. v. Walter Fanta. Salzburg: Jung und Jung 2016-2018. Textkritisch und kommentiert: www.musilonline.at.
Robert-Musil-Handbuch.
Hrsg. v. Birgit Nübel u. Norbert Christian Wolf: Berlin/Boston: De Gruyter
2016.
Musil-Forum.
Studien zur Literatur der klassischen Moderne. (Jahrbuch) Im Auftrag d. Intern.
R.-Musil-Gesellschaft hrsg. v. Norbert Christian Wolf u. Rosmarie Zeller.
Berlin/Boston: De Gruyter.
(WF)
http://litkult1920er.aau.at/wp-content/uploads/2018/06/body.png00http://litkult1920er.aau.at/wp-content/uploads/2018/06/body.png2018-10-08 22:36:252018-10-11 18:29:50Musil, Robert
GEb. 10.1.891 in Oberstinkenbrunn (Niederösterreich), gest. 28.6. 1971 in Wien. Journalist, Parlamentsstenograph, Verfasser von Lustspielen und Volksstücken (darunter: Karl Lueger, 1934), Mitglied des BdÖ (Bund deutscher Schriftsteller ÖsterreichsGegründet 1936 als der NSDAP nahestehende Organisation von Schriftstellern und Schriftstellerinnen, die zumeist 1933 na...).