Über Elsa Taubers Leben und vor allem über ihr Schicksal ab 1941 liegen wenige Daten vor. Gewiss ist, dass T. am 26.08.1884 in Wien geboren wurde. Bis zum Tod des Vaters im Jahr 1915 lebte die Familie in Wien in der Custozzagasse 8. Robert Tauber, E.s Bruder, konnte 1939 von der Schweiz über Antwerpen nach New York flüchten.

T. war Redakteurin und Feuilletonistin des Neuen Wiener Journals, wobei sie sich zwischen 1915 und 1927 neben ‚klassischen’ Frauenthemen wie Mode, Schmuck oder Frisuren schwerpunktmäßig zu feministischen Diskursen wie Bildung, Erwerbstätigkeit, Ehe und Emanzipation befasste und dieses kritisch reflektierte. Mit Bezug auf die dominanten zeitgenössischen Rollenzuschreibungen, versuchte Tauber angesichts der sich abzeichnenden Umgestaltung der politischen und sozialen Verhältnisse die Spielräume von Frauen, zum Beispiel „ihren Platz in der Öffentlichkeit“, nahe und engagiert auszuloten. Unter anderem plädierte sie für „politische Anerkennung der Frauenrechte“ und dafür, dass „ein von Männern und Frauen gewählter Rat […] Oesterreichs Geschicke steuern [soll]“ (Tauber, in: Neues Wiener Journal, 26.10.1918, S. 4). In den Folgejahren konfrontierte sie ihre LeserInnen mit verschiedenen – zum Teil neuartigen – Erscheinungsbildern der Frau. Unter reißerischen Titeln wie Das selbstständige MädchenModerne MütterDie Kollegin oder Die Frau mit Grundsätzenanalysierte Tauber u.a. genderspezifische Verhältnisse, die sie auf Position und Aussehen zurückführte. Eine kollegiale Beziehung zwischen Mann und Frau wäre demnach kaum möglich. Obwohl Frauen im Jahr 1922 vermehrt Berufe ausübten, wären sie im Gegensatz zum vorgesetzten Mann meist nur die Hilfsarbeiten ausführenden Kräfte. Männer glaubten, so Tauber, den Frauen geistig überlegen zu sein, auch wenn – oder besser: gerade wenn – den Kollegen die körperlichen Reize der Kollegin auffallen würden (vgl. Tauber, in: Neues Wiener Journal, 19.2.1922, S. 6). Tauber erkannte aber auch, dass der selbständige Weg für Frauen kein leichter wäre: „Eine gebildete Frau, die es verschmäht, den Mann als Hilfsmittel zu gebrauchen, und die durch ihre Arbeitsleistung eine geachtete Stellung, Reichtum und Sorglosigkeit erringen will, erreicht dieses Ziel trotz aller bedeutenden geistigen Anlagen und aller intensiven Bemühungen fast nie. Wie der Turner den Anlauf braucht und aus halber Höhe nicht weiterkommt, ergeht es ihr“ (Tauber, in: Neues Wiener Journal, 12.2.1922, S 5). Eine mögliche Hilfestellung auf diesem Weg markiert für Tauber die Errungenschaft der Mode für die weibliche Emanzipation. Frauen hätten es verstanden, sich aus vorangegangenen Modezwängen zu befreien und die Bedeutung der Mode für sich und ihre berufliche Karriere zu nutzen, denn „die Erkenntnis hat sich durchgesetzt, daß im Berufsleben nicht nur Kleider Leute machen, sondern daß ein gefälliges Aussehen sehr oft den persönlichen Erfolg ungemein günstig beeinflußt“ (Tauber, in: Die Österreicherin, 1928, 3, S. 6). In ihrem populärwissenschaftlichen Buch Der Mann. Ein Buch für Frauen – 1925 gemeinsam mit ihrem Bruder Robert Tauber veröffentlicht – „beleuchtet und durchleuchtet [Tauber den Mann] und macht ihn schlimmer als er ist“ (Illustriertes Familienblatt. Häuslicher Ratgeber für Österreichs Frauen, 1926, 10, S. 17). Zwischen 1926 und 1937 war sie mit einigen, dem Rollenbild des Ständestaates angepassten Kurzbeiträgen in der Sendeleiste Stunde der Frau von Radio Wien präsent und veröffentlichte fallweise auch Beiträge in Der Morgen sowie Moderne Welt. 1931 erschien der Roman Zwei unterwegs. Das preisgekrönte dramatische Kindermärchen Lumpenlieschen wurde im Wiener Carltheater aufgeführtNeben ihren schriftstellerischen und publizistischen Tätigkeiten war Tauber die erste Frau im Journalisten- und Schriftstellerverband Concordia sowie Mitglied der Organisation der Wiener Presse. Ferner erhielt sie die Silberne Ehrenmedaille des Roten Kreuzes mit Kriegsdekoration für ihren freiwilligen Kriegsdienst als Krankenpflegerin während des Ersten Weltkriegs. Am 16.5.1939 füllte Tauber den Fragebogen der Auswanderungsabt. der IKG Wien aus, in der Hoffnung emigrieren zu können. Bemerkenswert dabei ihre Begründung zur Frage, wohin Sie auswandern wolle, zugleich ihr nachweislich letztes Lebenszeugnis: „Wo ich die Möglichkeit habe, wieder als Mensch zu leben“. Gemäß einer Zeugenaussage ihrer Freundin Josefine Ernst zum Tauber-Eintrag in Yad Vadshem, soll sie 1941 in Wien „erschlagen“ worden sein. Ihre letzte Wohnadresse war Wiesingergasse 9, 1010 Wien.


Werke

Der Mann. Ein Buch für Frauen (1925), Zwei unterwegs (1931), diverse Märchen, u.a. Lumpenlieschen

Quellen und Dokumente

Neu-Oesterreich und die Frauen. In: Neues Wiener Journal, 26.10.1918,S. 4; Moderne Mütter. In: Neues Wiener Journal, 27.12.1920, S. 2; Das selbstständige Mädchen. In: Neues Wiener Journal, 12.9.1921, S.3; Die Frau mit Grundsätzen. In: Neues Wiener Journal, 30.12.1923, S. 18; Die Ausrede des Frauenberufes. In: Neues Wiener Journal 22.6.1924, S. 15; Die Kollegin. In: Neues Wiener Journal, 19.2.1922, S. 6; Frauenaufstieg. In: Neues Wiener Journal, 12.2.1922, S 5; Frauenbewegung und Mode. In: Die Österreicherin, 1928, 3, S. 6; Mütter. In: Neues Wiener Journal, 12.11.1927, S. 22Illustriertes Familienblatt. Häuslicher Ratgeber für Österreichs Frauen, 1926, 10, S. 17; Moderne Galanterie. In: Neues Wiener Journal, 25.12.1927, S. 24f; h[elene] t[uschak]: Rez. zu: Zwei unterwegs. In: Neues Wiener Tagbl. 6.6.1931, S. 25.

Yad Vashem: Zeugenaussage zu Todesjahr und Todesumstände

Literatur

S. Blumesberger (Red.): Handbuch österreichischer Autorinnen und Autoren jüdischer Herkunft. 18. bis 20. Jahrhundert, Bd. 3 (2002), S. 1364.

(MP)

Geb. 15.1.1881 in Wien (als M. Frisch), gest. 20.10. 1957 in Nijmegen (Niederlande).

Politikerin, Frauenrechtsaktivistin, Kritikerin, Redakteurin, Exilantin.

Frisch/Tausk entstammte einer Wiener bürgerlichen jüdischen Familie und kam bald sowohl mit der Frauenbewegung als auch mit der Sozialdemokratie in Kontakt. Ihre Mutter war Vorstandmitglied im Allgemeinen Österreichischen Frauenverein. Sie und ihr Bruder erhielten Privatunterricht von den Schwestern Marianne und Auguste Fickert. Nach Abschluss der Handelsschule besuchte sie noch einen Gymnasialkurs für Mädchen. Im Jahr 1900 ehelichte sie den späteren Psychoanalytiker Victor Tausk, mit dem sie einige Jahre in Bosnien (Cattaro/Kotor u. Sarajevo) lebte, von dem sie sich aber 1906 scheiden ließ. In jenen Jahren lernte sie die aus Ljubljana geborene Frauenrechtsaktivistin und Schriftstellerin Zofka Kveder kennen, mit der sie zu ihrem Tod befreundet blieb bzw. Kontakt zu halten versuchte. Nach der Scheidung (aufgrund zahlreicher Affären ihres Gatten, u.a. mit Grete Meisel-Hess, die in ihrem Roman Die Stimme (1907) darauf Bezug nahm, und der Rückkehr nach Wien, erhielt sie sich und ihre zwei Kinder durch verschiedene Arbeiten, v.a. als Buchhalterin. Seit etwa 1910 war sie auch publizistisch tätig, zuerst in der Zs. Neues Frauenleben (Mai 1910, 31), wo eine kurze Parabel zum Abdruck kam. 1911 trat sie in die sozialdemokratische Partei ein; ihr Vater war übrigens Mitbegründer der Arbeiter-Zeitung gewesen. Ab 1918 lebte sie in Graz und war dort einige Jahre Frauensekretärin sowie vom 6.11. 1919 bis 1927 Landtagsabgeordnete für die Sozialdemokratische Arbeiterpartei in der Steiermark. Daraus resultierte auch ein näherer Kontakt zur Ztg. Arbeiterwille, in der sie bereits 1913 als ‚Genossin‘ Tausk sowie als Vortragende begrüßt worden war. Am Linzer Parteitag (Nov. 1926) stellte sie namens der Sozialist. Frauen den Antrag, die Unterbrechung der Schwangerschaft straffrei zu stellen (AZ, 3.11.1926, S.4-5); 1928 erhielt sie von Friedrich Adler das Angebot im Sekretariat der Sozialistischen Arbeiter Internationale (Sitz in Zürich) zu arbeiten, das sie annahm, auch weil sie zugleich die Redaktion der Zeitschrift Frauenrecht mitübernehmen konnte. 1930 erschien auch ihr Erzählband Fernambuk und anderes, in den sie auch Texte von Kveder und ihrem ehem. Gatten Victor aufnahm. Nachdem mit der Machtübernahme des NS die Lage der SAI in Zürich zunehmend schwieriger wurde und interne Querelen v.a. mit Schweizer Kolleginnen ihre Arbeit behinderten, kehrte sie 1934 nach Österreich (Graz) zurück. 1939 gelang es ihr in die Niederlande zu ihrem Sohn zu kommen und anschließend nach Brasilien zu entkommen.

Materialien und Quellen:

Brigitte Dorfer: Die Lebensreise der Martha Tausk. Sozialdemokratie und Frauenrechte. Innsbruck-Bozen-Wien: Studienverlag 2008; Diess.: „so anscheinend tragödienlos“. Das Leben von Martha Tausk. In: iwk-mitteilungen H. 1-2/2008, S. 57-62.

(PHK, in Vorbereitung)

Geb. 1. 7. 1904 in Purkersdorf/Niederösterreich; gest. 1983 in London. Bühnenbildner, Czizek-Schüler, Grafiker, Emigrant.

Materialien und Quellen:

Eintrag im DÖW (Spanienkämpfer);

Adams, George. In: Werner Röder, Herbert A. Strauss (Hgg.): Biographisches Handbuch der deutschsprachigen Emigration nach 1933–1945. Bd. 2, München: Saur 1999, S.6.

(PHK, in preparation)

(Eigentlich: Georg Eisler von Terramare; geb. 2.12.1889 in Wien, gest. 4.4. 1948 in La Paz/Bolivien. Dramatiker, Regisseur, Schriftsteller, Exilant.

(in preparation)

Geb. 5.10. 1880 in Znaim/Znojmo (heute: Tschech. Republik); gest. 26.1. 1946 in Wien. Abgeordneter, Deutschnationaler Agitator und Politiker, Antisemit, Nationalsozialist

Materialien und Quellen:

Eintrag in Parlament Österreich;

(In preparation)

Geb. 10.5. 1890 in Wien, gest. 7.9.1975 in Woodland Hills/Los Angeles, USA. Österreichisch-amerikanischer Filmregisseur, Exilant.

(in preparation)

Geb. 5.6. 1889 in Wien, gest. 7.11.1974 in Wien. Theater- und Filmschauspielerin, Regisseurin, Exilantin.

(in Vorber.)

Geb. 3.10. 1890 in Wien, gest. 7.7.1982 in Wien. Schauspieler (Film und Theater), Regisseur, Burgtheaterdirektor.

H. Thimig, Sohn des Schauspielers, Regisseurs und Theaterdirektors Hugo Thimig (1854–1944) und Bruder der Schauspielerin, Schauspielpädagogin und Regisseurin Helene Thimig (1889–1974) sowie des Schauspielers und späteren Leiters des M. Reinhardt-Seminars Hans Thimig (1900–1991), besuchte zunächst kurz in Wien das Gymnasium und verbrachte dann einige Jahre in Heimen im Harz (Sachsen-Anhalt) bzw. in Thüringen), u.a. in Wickersdorf, wo er in einem Laientheater mitwirkte. Ohne jeden Schauspielunterricht erhielt er 1910 bis 1914 sein erstes Engagement am Hoftheater in Meiningen (Thüringen) und war 1914 bis 1916 auch im Kriegsdienst tätig, bevor er als frontuntauglich freigestellt wurde. 1916 wurde er von Max Reinhardt an das Deutsche Theater in Berlin verpflichtet, wo er bis 1932 spielte, um anschließend ans Burgtheater zu wechseln. Nach einem ersten Gastauftritt in Wien 1922 spielte Thimig seit 1924 auch in Reinhardts Theater in der Josefstadt in Wien regelmäßig. Ebenfalls seit 1916 wirkte er als Schauspieler in zahlreichen Stummfilmen mit, wurde dabei 1917 von E. Lubitsch entdeckt (für dessen Film Ossi’s Tagebuch) und übernahm ab 1919 zahlreiche prominente Rollen, z.B. an der Seite von H. Ponten, in anderen Stummfilmen, z.B. in Die Brüder Karamassoff (1920) oder in Kleider machen Leute (1921) und später auch Tonfilmen wie z.B. in der Dreigroschenoper (1931) oder in der Verfilmung des Fallada-Romans Kleiner Mann, was nun? (1933)

(PHK, work in progress)

eigentlich Rudolf Csmarich, geb. am 11.5.1884 in Wien – gest. am 25.6.1943 in Mooskirchen (Steiermark), Schriftsteller, Verlagslektor, Volksschullehrer

Der seit 1903 in Wien als Volkschullehrer tätige Thom trat erstmals 1913 mit der Erzählung Lindeleid, veröffentl. bei Rütten& Loening, an eine breitere Öffentlichkeit. Zuvor erschienen bereits in einigen Zeitungen Ankündigungen sowie Berichte über einen Autorenabend, an dem er im Mai 1912 gemeins. mit Otto Koenig, Walter v. Molo, Hans Müller und Felix Salten teilnahm (AZ, 22.5.1912,7). Das nächste Werk, Ein Kinderbuch (1915), wurde von Helene Scheu-Riesz in der NFP als das schönste der neueren Kriegsbücher für Jugendliche aufgrund seines naiven wie poetischen Grundzuges gewertet. 1918 folgte der Roman Ambros Maria Baal. Ein Roman der Lüge, der sein schriftstellerisches Renommee begründete und, so ein späteres Bekenntnis (AZ, 2.8.1930) unter dem gewaltigen Eindruck des Krieges stand und seine destruierenden Auswirkungen mit thematisierte. Strobl würdigte ihn im NWJ (gemeins. mit dem Wadzek-Roman Döblins) als einen Roman, der ohne besondere Tendenz sich die „möglichst abgründige Erfassung einer normalen Seele“ vornehme. Thom arbeitete auch an zahlr. expressionistischen Zeitschriften mit wie z.B. ›Der Anbruch‹, ›Blätter des Burgtheater‹ (neben H. Bahr, F. Blei, H. v. Hofmannsthal, F. Werfel u.a.m.) wo er mit seinem Beitrag die Aufmerksamkeit von a[lfred] p[olgar] erregte, oder in der Botschaft-Anthologie und wurde Lektor des Strache-Verlags, in dem 1920 u.a. seine Erzählung Freundschaft. Eine Knabengeschichte, erschien. 1921 folgte der Roman Rufus Nemian, der „eine ganz sonderbare Handlung, von eigenartigen Menschen getragen“ aufweise (Wr. Morgenpost, 30.1.1922,4), aber darüber hinaus im literar. Feuilleton kaum Beachtung fand.

Bei der Neukonstituierung des ›Schutzverband deutscher Schriftsteller in Österreich‹ im Nov. 1923 wurde Thom in den Vorstand gewählt; seit 1929 war er unter O.M. Fontana dessen Zweiter Präsident. Im Atlantischen Verlag, der u.a. auch eine aktivistische Reihe führte, erschien 1924 sein ‚Dirnenroman‘ Das Chamäleon; in derselben Reihe wurden auch erotische Neuerscheinungen von Bela Balázs und Otto Flake angezeigt. Seit 1924 bis etwa 1930 erschienen, beginnend mit Der arme Josef, feuilletonistische Kurzprosatexte mit meist sozialkritischer Ausrichtung in der AZ; 1930 auch der danach bei P. Zsolnay veröffentlichte Roman Vorlenz und Brigitte als Fortsetzungsroman. Im Konflikt mit der Ravag betr. Urheberrecht und Tantiemen vertrat Thom 1927 vehement die Anliegen der Autoren und trat für eine Verbesserung des unbefriedigenden Zustandes ein.

Am 10.5.1931 hatte Thom seine erste, von Erhard Buschbeck eingeleitete Lesung in Radio Wien. Auch der Roman Noch spielt ein Kind (1934) wurde wahrgenommen und z.B. im NWJ als zeitgemäßer Großstadtroman, in dem der „Alltag dichtet“ besprochen. In Radio Wien wurde er von O. M. Fontana in der Bücherstunde am 19.8. 1934 neben Texten von Jean Giono und Mechthilde Lichnowsky vorgestellt; kurz darauf erschien bei Zsolnay der Roman Triumph der Liebe (1935). 1936 legte er das Milieu-bzw. Volksstück In der stillen Seitengasse vor, das im Dt. Volkstheater in der Regie von Heinrich Schnitzler aufgeführt wurde und im Sept. 1937 auch in der Radiobühne in der entsprechenden Adaption durch Aurel Nowotny zur Ausstrahlung kam. Am 6.1.1950 sendete es der ORF als Hörspielfassung neuerlich. Nach dem Anschluss im März 1938 veröffentlichte Thom wohl noch einige (wenige) angepasste Feuilletons in Zeitungen wie z.B. im Neuen Wiener Tagblatt oder Die Bühne, exponierte sich aber nicht weiter. Zwar wurde sein Volksstück Leute vom Grund noch 1941 am Deutschen Volkstheater gespielt, er zog sich aber danach, auch krankheitsbedingt, aus dem literarischen Leben völlig zurück.


Weitere Werke

Herr von Schallinger. Roman (1926); Das Sylvesterkind (1936); Die ungleichen Geliebten (1938)

Quellen und Dokumente

Los der Ringe. In: Die Muskete, 1.10.1923, S. 6, Münchhausen. In: Die Muskete, 1.12.1923, S. 8, Der arme Josef. Eine wahre Geschichte, die uns zu denken gibt. In: Arbeiter-Zeitung, 16.12.1924, S. 6f., Fritz und Franz. In: Das Kleine Blatt, 16.5.1933, S. 3, Schiffbrüchige. In: Die Bühne (1934), H. 370, S. 36f., Der starke Knecht. In: Neues Wiener Tagblatt, 5.2.1939, S. 35.

Karl Hans Strobl: Großstädtische Abenteurerromane. In: Neues Wiener Journal, 25.7.1918, S. 3f., Blätter des Burgtheaters. In: Oesterreichische Buchhändler-Correspondenz, 4.6.1919, S. 335, Alfred Polgar: Burgtheater. Die Schönbrunner Dependance. – Blätter des Burgtheaters. In: Der Tag, 8.6.1919, S. 11, Anzeige in: Oesterreichische Buchhändler-Correspondenz, 28.3.1924, S. 178, Protestversammlung der Schriftsteller gegen die Ravag. In: Wiener Zeitung, 19.11.1927, S. 6, Unser neuer Roman. In: Arbeiter-Zeitung, 2.8.1930, S. 5, Der Alltag dichtet. In: Neues Wiener Journal, 7.4.1934, S. 4, H. P-k.: „In der stillen Seitengasse“ (Deutsches Volkstheater). In: Der Wiener Film, 8.12.1936, S. 4, H. S.: Deutsches Volkstheater. In: Neues Wiener Tagblatt, 12.12.1936, S. 14.

Literatur

M. G. Hall: Der Paul Zsolnay Verlag: von der Gründung bis zur Rückkehr aus dem Exil, Bd. 1, Tübingen 1994, 352.

(PHK)

eigentl. Hertha Strauch, verh. Lesser, ab 1941 A. Deutsch, geb. am 24.6.1897 in St. Avold/Mosel – gest. am 7.11.1980 in Wien; Schriftstellerin, Journalistin

Ps.: Erika Theobald

Die zweisprachig im Elsass aufgewachsene Tochter aus einer jüd. Kaufmannsfamilie (Vater: Isidor Strauch, Mutter: Anna Bernstein) besuchte in Metz das Lyzeum u. übersiedelte mit ihrer Fam. nach Ausbruch des Ersten Weltkrieges nach Berlin. 1916 meldete sie sich freiw. als Rotkreuzhelferin u. wird dies später im erfolgreichen, vieldiskutierten Debüttext, dem Antikriegsroman Die Katrin wird Soldat (1930) verarbeiten. 1918 begann sie eine Tanzausbildung, die sie jedoch wieder abbrach. 1921 heiratete sie den Zahnarzt Arno Lesser u. lebte mit ihm in Magdeburg bis 1928, danach in Berlin, wo ihr Gatte 1930 verstarb. Ihr stark autobiogr. grundierte Katrin-Roman wurde auch in Österreich kontrovers besprochen; die nationale Presse verwarf ihn als „gehässige“ Stimme eines „Judenmädel“, die linke und liberale feierte ihn als eine der stärksten Anklagen gegen den Krieg („schmutzig und gehässig“ für die Kärntner Freie Stimmen 14.12.1930; .eine „aufrüttelnde Anklage“ so im Neuen Wr. Tagblatt, 20.2.1931); nach einer Untersuchung des Börsenvereins der deutschen Buchhändler aus dem Jahr 1931 platzierte sich der Roman hinter Remarque, Renn und Beumelsburg als viertverkaufter (mit 100.000 Ex. im ersten Jahr) und somit hocherfolgreicher. Bereits 1932 war er in 11 Sprachen übersetzt u. A. Thomas wurde zu einer nachgefragten Interviewpartnerin, u.a. auch von Seiten der Radiostationen. 1933 fand sie sich auf der ersten ›Schwarzen Liste‹ unerwünschter Bücher der Nazis und flüchtete aus Berlin, zunächst nach Lugano, wo sie zuvor ebf. schon einen Wohnsitz hatte, dann nach Lothringen, 1934 dann vorübergehend nach Österreich (Wien). Im Juli 1933 druckte die AZ eine Erklärung von Th. gegen den NS-Ungeist nach, der zuvor in der Bunten Woche, der Wochenausgabe der Ztg. Das kleine Blatt erschienen war, in der sie auch andere kleinere Texte unterbringen konnte.

1934 folgt ihr nächster Roman Dreiviertel Neugier; sie liest aus ihm auch in den inzwischen austrofaschistisch gewordenen Volkshochschulen, resp. Volksbildungsheimen Wiens. Auch ihr 1935 bei Allert de Lange ersch. Roman Katrin! Die Welt brennt! findet in Wien Resonanz, wie ein Beitrag im Morgen dokumentiert. Ihr darauffolgender Roman Die Vaterlandslosen (1936) wurde von Universal Picture zur Verfilmung erworben. 1938 erschien der Roman Viktoria, der auch in der Zs. Wiener Magazinauszugsweise zum Vorabdruck kam, 1939 noch Wettlauf mit dem Traum. Nach ihrer Flucht aus Österreich und Stationen in der Tschechoslowakei u. Frankreich wurde sie im Lager Gurs interniert, von wo aus sie mithilfe des Emergency Rescue Comittee von V. Fry in die USA emigrieren konnte. Im US-Exil lernte sie Julius Deutsch, den österr. Politiker, ehem. Minister, Spanienkämpfer u. Exilant kennen, dem sie 1947 nach Wien folgen u. 1951 in zweiter Ehe heiraten wird. 1949 trat sie dem österr. P.E.N. bei. Ihre Exilerfahrungen verarbeitete sie v.a. in den beiden Romanen Reisen Sie ab, Mademoiselle! (1944) u. Ein Fenster zum East River (1945).


Werke

Andrea. Erzählung von jungen Menschen (1936); Von Johanna zu Jane (1939); Da und dort (1950); Ein Hund ging verloren (1953); Markusplatz um vier (1955)

Nachlass: Institut für Zeitgeschichte München; Literaturhaus/Exilbibliothek, ÖLA [Verzeichnis online]

Quellen und Dokumente

Katrin! Die Welt brennt. In: Der Morgen, 23.12.1935, S. 8.

Erwin H. Rainalter: A. T. und ihr Roman. In: Radio Wien 8 (1931), H. 1, S. 8, D.: A. T.: Die Katrin wird Soldat. In: Neues Wiener Abendblatt, 20.2.1931, S. 4, Bilanz des Kriegsromans. Die Auflageziffern in der deutschen Literatur. In: Linzer Tages-Post, 19.5.1931, S. 2, Hans Rosenfeld: Bei der Katrin, die Soldat war. In: Neues Wiener Journal, 8.10.1932, S. 6f., A. T. gegen die Hitler-Barbarei. In: Arbeiter-Zeitung, 14.7.1933, S. 5.

Literatur

Erika E. Theobald: Adrienne Thomas. In: J.M. Spalek, J. Strelka (Hgg.): Deutschsprach. Exilliteratur, Bd. 2 (Bern 1989), 905-913; Helga Schreckenberger: „Über Erwarten grauenhaft“. Der 1. Weltkrieg aus weiblicher Sicht: Die Katrin wird Soldat (1930). In: Th. F. Schneider, H Wagener (Hgg.): Von Richthofen zu Remarque. Deutschsprachige Prosa zum Ersten Weltkrieg. Amsterd Beitr. zur Germ. Bd. 53, Atlanta-Amsterdam 2003, 387-398; Sabine Rohlf: “Zuhause war ich nur noch an irgend einem Schreibtisch.” Autobiografie, Exil und Autorschaft in Texten von Irmgard Keun und Adrienne Thomas, in Exilforschung. Ein Internationales Jahrbuch, Bd. 25, München 2005, 128–149; Ulrike Zitzlsberger: Kriegs- und Generationszeugen: Adrienne Thomas und Vera Brittain. In: Zagreber germ. Beitr. 25/2016, Zagreb, 161-178.

Eintrag bei biografiA.

(PHK)