Geb. 28.8. 1880 in Brünn/Brno, Mähren, k.k. Österreich-Ungarn (heute: Tschechische Republik), gest. 15.6. 1940 in Paris. Arzt, Kritiker, Schriftsteller, Exilant.

Materialien und Quellen:

Ernst Weiß-Portal – Ernst Weiß-Blätter

(PHK. in preparation)

geb. als Egon Joseph Wellesz am 21.10.1885 in Wien – gest. am 9.11.1974 in Oxford, GB; Komponist, Musikhistoriker und Musikkritiker, Exilant

E. W. wuchs als Sohn jüdischer Eltern in Wien auf, wo er das Gymnasium besuchte und 1904 an der Universität das Studium der Rechtswissenschaften begann, bereits im zweiten Semester aber an die philosophische Fakultät wechselte, weil er sich für Musik und Musikgeschichte interessierte und Lehrveranstaltungen von Guido Adler besuchte. 1908 promovierte er mit einer Arbeit über Giuseppe Bonno (1711-88). Im selben Jahr trat er aus der israelit. Kultusgemeinde aus, heiratete die spätere Kunsthistorikerin Emmy Stross u. begann im Zuge eines Venedig-Aufenthalts sich intensiv mit der venezian. Oper, insbes. mit dem Werk von Francesco Cavalli (1602-76), zu beschäftigen. Diese Studien flossen 1913 in seine Habilitationsschrift Cavalli und der Stil der venetianischen Oper von 1640-1660 ein. Seit 1911 lehrte W. an der Univ. Wien, aber auch anderen Einrichtungen wie z.B. am Neuen Wiener Konservatorium, an der Urania sowie an der Musikhochschule Mannheim. Er war mit Kokoschka und Loos gut bekannt, mit Alban Berg u. Anton Webern befreundet, musikalisch von Bruckner und Mahler beeinflusst, bevor er sich Schönberg zuwandte.

Vom Ersten Weltkrieg blieb er wegen Untauglichkeit verschont, konnte seine Dozentenstelle behalten u. widmete sich der Erforschung der gregorianischen u. byzantinischen Musik. 1917 ließ er sich katholisch taufen u. ab 1919 verf. er Musikkritiken für die Ztg. Der neue Tag, z.B. über Mahler, Schönberg, Satie u.a.m. Seine Bemühungen, die Nachfolge von R. Wallaschek an der Univ. Wien anzutreten, scheiterten trotz Unterstürtzung durch G. Adler. Zudem zählte W. von Beginn, d.h. von 1919 an, zum Mitarbeiterkreis der Zs. Musikblätter des Anbruch; sein erster Beitr. widmete sich der Frau ohne Schattenvon J. Strauß. In diesem Zshg. ist auch seine eigene kompositor. Tätigkeit sowie das Interesse an Neuer Musik zu sehen. W. verfasste bereits 1921 die erste größere Schönberg-Würdigung u. zählte 1923 zu den Mitbegründern der IGNM. Neben seinen musikhistor. Interessen, die er in den 1920er Jahren mit Schwerpunkten auf die Kirchenmusik sowie die byzantin. Musik fortsetzte u. 1931 in die Monumenta Musicae Byzantinae einmündeten, sind. v.a seine Ballette u. Opern nach Textvorlagen von J. Wassermann (Prinzessin Girnara, 1919, Überarb. 1928), St. George (Erinna) u. H.v. Hofmannsthal (Achilles auf SkyrosAlkestisBacchantinnen) zu erwähnen. 1922 nahm W. an den Int. Kammermusikaufführung in Salzburg teil u. wurde, mit kontrov. Einschätzungen, als Schönberg-Schüler wahrgenommen, skeptisch in der Wiener Zeitung, als im Prager Tagblatt. Ende Nov. 1924 kam in Berlin sein Tanzspiel Die Nächtlichen zur Aufführung, die W. in diesem Genre bekannt machte u.a. bei Tänzerinnen wie G. Bodenwieser. Auch die UA der Alkestis in Mannheim habe, so die Kritiker „außerordentliche Wirkung“ (NWJ, 3.4.1924) erzielt bzw. sei als Weg ins „völlige Neuland“ (A. Orel, WZ) anzusehen. Am Internat. Kammermusikfest 1924 war W. neben Hindemith, Milhaud, Satie, Strawinsky u.a. ebf. vertreten. Seit 1925 hielt W. auch Radio-Vorträge zu musikgeschichtl. Themen, 1926 wirkte er an der von P. Stefan hg. Bestandsaufnahme Tanz in dieser Zeit mit. Neben Cizek, Freud, Musil, Polgar u.a. fand sich auch W. auf der Wahlempfehlungsliste für die Sozialdemokr. Partei vom 20.4.1927 unter dem Motto Eine Kundgebung des geistigen Wien. In der Publikation der Deutschen Theaterausstellung 1927 (Die vierte Wand; Magdeburg) befasste sich S. Kayser mit dem Werk von E. W., das ihm als „eine der stärksten musikdramatischen Begabungen der Gegenwart“ erschien. Im selben Jahr wurde das Singspiel Scherz, List und Rache (nach der Vorlage von J.W. Goethe) in Stuttgart uraufgeführt u. am 13.6.1930 als Sendespiel in Radio Wien ausgestrahlt. Zum Abschluss der offiz. Schubert-Feiern (1928) wurden unter den zahlr. Beiträgen auch eine Cello-Suite von W. uraufgeführt. Im Mai 1929 wurde W. in den Vorstand der Genossenschaft dramatischer Schriftsteller und Komponisten gewählt u. zum 1.8.1929 per Dekret zum Außerord. Professor an der Univ. Wien nach langem Widerstand durch den Nachfolger G. Adlers, d.h. Robert Lach (der ab 1933 Mitglied der NSDAP werden sollte), ernannt. Im Rahmen der Berliner Kunstwochen im Juni 1930 kam es zu einer Neuauff. der Alkestis sowie zur UA des indian. Tanzdramas Die Opferung des Gefangenen. Im selben Jahr ersch. auch das vielbeacht. Werk Die neue Instrumentation. 1932 nahm W. am Kongress für Orientalische Musik in Kairo teil, wurde am 10.5. 1932 an der Univ. Oxford zum Ehrendoktor der Musik promoviert, ferner zum Ehrenmitglied der Musical Association ernannt u. gestaltete im Okt. dess. Jahres die Rundfunkbearb. seiner hocherfolgr. Alkestis-Oper mit.

Nach der NS-Machtergreifung in Deutschland konnte W. dort vorerst einige Zeit noch weiter veröffentlichen, insbes. seine Studien zur byzantin. Musik, wie Beitr. in der Zeitschrift für Musikwissenschaft 1933-35 dokumentieren. 1936-37 konzentriert sich W.s. öffentl. Präsenz vorwiegend auf Radiobeiträge (Radio Wien); gemeins. mit Joseph Marx stand er auch dem Österreichischen Komponistenbund vor. Vor seinem Entschluss, nach Großbritannien zu emigrieren, feierte er noch mit der Vertonung der Sonette der Elizabeth Barret-Browning am 2. 2. 1938 sowie beim Abendkonzert der Wiener Philharmoniker unter Bruno Walter am 20.2.1938 mit seiner Komposition Prosperos Beschwörung beachtliche Resonanz. Nach der Prospero-Aufführung in Amsterdam kehrte W., von Freunden gewarnt, nicht mehr nach Wien zurück. In England wurde er zwar 1939 zum Fellow am Lincoln College in Oxford ernannt, aber im Sommer trotzdem (wie viele österr. Exilanten) monatelang als „enemy alien“ auf der Isle of Man interniert. Ab 1943 begann er wieder zu komponieren u. widmete sich nun vorwiegend der Symphonie (insges. neun), Kammermusik u. geistl. Liedern. Trotz mehrerer Ehrungen und Auszeichnungen seit den 1950er Jahren, darunter 1961 mit dem Großen Österreichischen Staatspreis, kam für W. eine Remigration nach Österreich nicht mehr in Frage.


Quellen und Dokumente

Erik Satie. Ein musikalisches Porträt. In: Der neue Tag, 4.4.1920, S. 17; Max Graf: Internationale Kammermusik. In: Prager Tagblatt, 11.8.1922, S. 1f., E. Kollinen: „Die Nächtlichen.“ Eine Wellesz-Uraufführung in der Berliner Staatsoper. In: Neues Wiener Abendblatt, 11.12.1924, S. 4, Alfred Orel: Ein neuer Weg der Oper? Hofmannsthal-Wellesz‘ Alkestis. In: Beilage der Wiener Zeitung, 19.4.1924, S. 8, Anzeige zu: Paul Stefan: Tanz in dieser Zeit (mit Beiträgen von E. W.). In: Anzeiger für den Buch-, Kunst- und Musikalienhandel 15/1926, S. 106, Getrud Bodenwieser: Der Tanz des. In: Die Bühne 2 (1925), H. 17, S. 34, N.N.: Kundgebung des geistigen Wien. In: Arbeiter-Zeitung, 20.4.1927, S. 1, Paul A. Pisk: E. W. In: Radio Wien, 18.1.1929, S. 264f., Kr.: Philharmonisches Konzert. In: Neues Wiener Tagblatt, 22.2.1938, S. 11.

Interview anlässlich des 85. Geburtstags (1970, online verfügbar).

Bibliographie auf egonwellesz.at.

Literatur

H.F. Redlich: Egon Wellesz. In: Musical Quarterly 1 (1940), 65-75; H. Krones: Rudolf Réti, Egon Wellesz und die Gründung der IGNM. In: Österr. Musikzeitschrift 37 (1982), 606-610; Ders.: Gustav Mahler – Arnold Schönberg – Egon Wellesz. Zur Entwicklung der Harmonik im frühen 20. Jahrhundert. In: Nachrichten zur Mahler-Forschung 43 (2000), 12-22; H. Heher: Egon Wellesz: Komponist, Byzantinist, Musikwissenschaftler. Ausstellung 30.3.-5.5. 2000 Aula der Österr. Akademie der Wissenschaften (2000); N. M. Wanek: Egon Wellesz in Selbstzeugnissen. Der Briefnachlass in der Österr. Nationalbibliothek (2010).

Michael Haas (2014): E. W. (1885 -1974) the Forgotten Modernist (online verfügbar).

Nina-Maria Wanek: E. W. In: Claudia Maurer Zenck, Peter Petersen (Hg.): Lexikon verfolgter Musiker und Musikerinnen der NS-Zeit (2006, online verfügbar). Eintrag bei Universal Edition.

(PHK)

geb. am 9.1.1860 in Nikolsburg, Mähren (Mikulov, Tschechien) – gest. am 8.12.1933 in Wien; Schriftsteller, Journalist

Ps.: Florian

In einer jüdischen Familie in Mähren aufgewachsen und zum Studium der Rechtswissenschaften nach Wien übersiedelt, wirkte W. bereits in den Achtzigerjahren an Heinrich Friedjungs Deutscher Wochenschrift mit und veröffentlichte u.a. mit Carl Karlweis, dem Vater des Schauspielers Oscar sowie der Schriftstellerin Marta Karlweis, Adam Müller-Guttenbrunn und Robert Hirschfeld die Flugschriftensammlung Gegen den Strom. Ebenso trat W., bis zum Austritt 1893 Mitglied der jüdischen Kultusgemeinde, mit dem Essay St. Georg von Zwettl gegen Ritter Georg von Schönerer in Erscheinung. Ab 1889 für die Wiener Allgemeine Zeitung aktiv, wurde W. nach dem Abschluss seines sozialen Romans Armer Leute Kinder auf Einladung Viktor Adlers Burgtheaterreferent der Arbeiter-Zeitung, die auch seinen Roman abdruckte, und propagierte nach der Mitwirkung an Friedrich Fels‘ Wiener Neuen Bühne die Werke Henrik Ibsens. Zwischen 1893 und 1898 gab er mit Heinrich Osten die aus der Wiener Literatur Zeitung hervorgegangene Neue Revue heraus und fusionierte sie anschließend mit der Zs. Die Wage. In derselben Phase versuchte W. als Chefredakteur die Popularisierung des Extrablatts und schrieb für Die Zeit, deren Erster Leitartikler er zur Jahrhundertwende werden sollte. Später schloss er sich als Rezensent und Feuilletonist der in der Tradition der Zeit stehenden Montagszeitung Der Morgen an, publizierte aber auch Feuilletons und Gedichte in der Neuen Freien Presse

Zwischen 1913 und 1926 fungierte W. als Präsident des Presseclubs Concordia und wirkte maßgeblich an der Ausgestaltung der rechtlichen Rahmenbedingungen des Journalismus in der Ersten Republik mit. Nach seinem Rückzug als Präsident der Concordia beleuchtete er als Feuilletonist des Neuen Wiener Journalnicht nur soziale Phänomene, sondern positionierte sich in wiederholten Polemiken gegen die Arbeiter-Zeitung (“Rotes Räuberhandwerk”, Neues Wiener Journal, 2.2.1930) zunehmend gegen die österreichische Sozialdemokratie und die ideologische Rahmung des Wiener Gesellschafts- und Kulturlebens. W., 1921 vom Journalisten und späteren Romanautor Kurt Sonnenfeld an die Spitze einer Reihe über Wiener Publizistengestellt, entstammte einer Publizistendynastie: Sein Neffe Moritz Wengraf leitete die Redaktion des Neuen Wiener Tagblatts, dessen Sohn Richard Wengraf war literarischer Direktor des Rikola-Verlags, in dem W. 1923 seine Lyriksammlung Bunter Abend veröffentlichen konnte. Sein Sohn war der Burgschauspieler Hans Wengraf.


Werke

Die gebildete Welt (1886), Wie man ein Socialist wird (1887), Wie wir wirtschaften (1887), Grössenwahn (1888), Die Phrase (1893), Immer die Frauen (1930)

Quellen und Dokumente

Kaffeehaus und Literatur. In: Wiener Literatur-Zeitung, 15.5.1891, S. 1f., Armer Leute Kinder. In: Arbeiter-Zeitung, 14.4.1893, S. 9 (Beginn) bis 13.10.1893, S. 9 (Schluss), Kabarettelend. In: Der Morgen, 25.10.1920, S. 5, Oh diese Modetänze! In: Der Morgen, 17.1.1921, S. 4f., Der Dichter einer untergegangenen Welt. Zu Arthur Schnitzlers sechzigstem Geburtstag. In: Neue Freie Presse, 15.5.1922, S. 6, Die Kunst auszuruhen. In: Der Morgen, 13.8.1923, S. 6, Die zehn Gebote der Glücklichen. In: Der Morgen, 11.2.1924, S. 5, Wiener Makame. In: Neue Freie Presse, 29.9.1924, S. 1-3, „Gegen den Strom“. Aus meinen Erinnerungen. In: Neues Wiener Journal, 9.11.1924, S. 13f., Hygiene. In: Neues Wiener Journal, 21.6.1925, S. 14, Bodenständig. Der Mischcharakter der Wiener Bevölkerung. In: Neues Wiener Journal, 29.8.1925, S. 1f., Geschichte und Politik. Wo ist die Wahrheit? In: Neues Wiener Journal, 13.9.1925, S. 1f., Konversation und Gesellschaft. In: Neues Wiener Journal, 20.9.1925, S. 10, Der neue Text zu Johann Strauß‘ „Donauwalzer“. In: Neues Wiener Journal, 14.11.1925, S. 3, Zeitung und Zeitungsgeschäft. In: Der Morgen, 15.2.1926, S. 9, Die Pressekorruption und die Paragraphenreiter. In: Der Morgen, 19.4.1926, S. 5, Entartung des austromarxistischen Parteigeistes. In: Neues Wiener Journal, 9.10.1927, S. 1f., Klassenherrschaft. Eine grobe Tendenzlüge. In: Neues Wiener Journal, 29.11.1927, S. 1f., Die schamlose Phrase. Zur Psychologie des Parteirednertums. In: Neues Wiener Journal, 18.12.1927, S. 6f.

Kurt Sonnenfeld: Wiener Publizisten. In: Wiener Montags-Journal, 13.6.1921, S. 3f., -er: „Bunter Abend.“ Fünfzig Gedichte und Lieder von E. W. In: Neue Freie Presse, 6.4.1924, S. 33, Dr. E. W. gestorben. In: Neues Wiener Journal, 9.12.1933, S. 5f., E. W. gestorben. In: Wiener Zeitung, 9.12.1933, S. 4, Hans Wengraf: Mein Vater Dr. E. W. In: Neues Wiener Journal, 14.12.1933, S. 5f.

Literatur

Harold B. Segel: The Vienna Coffeehouse Wits. 1890-1938, S. 383-386 (1993), Anna L. Staudacher: „… meldet den Austritt aus dem mosaischen Glauben“. 18000 Austritte aus dem Judentum in Wien. 1868-1814: Namen – Quellen – Daten, S. 654 (2009).

Eintrag bei wien.gv.at.

(ME)

Geb. 11.8. 1880 in Meran (k.k. Österreich-Ungarn), gest. 5.7. 1947 in Innsbruck. Journalist, Schriftsteller, NSDAP-Mitglied seit 1933.

Materialien und Quellen:

Eintrag im ÖBL; Eintrag im Lexikon Literatur in Tirol;

(in preparation)

geb. am 8.4.1875 in Pressburg – gest. am 10.4.1956 in Hollywood/Kalifornien; Schauspielerin, Kabarettistin

Porträt von Bil Spira. Aus: Das Kleine
Blatt, 14.1.1933, S. 10

W. wuchs als Tochter des Sekretärs des Freistädtischen Theaters in Pressburg auf. Nach der Schauspielausbildung in Wien gab sie in Pressburg 1905 neben Max Pallenberg ihr Debüt und wurde von Josef Jarno, ab 1899 Intendant des Theaters in der Josefstadt, entdeckt. 1906-1919 wirkte sie an verschiedenen von Jarno geleiteten Wiener Bühnen, darüber hinaus in Etablissements, der Rolandbühne im Prater und dem Budapester Orpheum. Ab 1920 spielte die Gattin des Wiener Schauspielers und Kaffeehausbesitzers Hans Piffl (1885-1951) in verschiedenen Häusern in der Weimarer Republik, u.a. am Deutschen Theater sowie im Kabarett der Komiker in Berlin. In Wien trat sie u.a. im Kabarett Simpl, im Chat noir, 1927-1938 neuerlich im Theater in der Josefstadt sowie 1930-1935 im Raimundtheater auf. Darüber hinaus gastierte W. u.a. am Carl-Theater, am Theater an der Wien, bei den Salzburger Festspielen und am Karlsbader Theater. Im März 1938 emigrierte sie über Abbazia und die Tschechoslowakei in die USA, wo sie als Giselle Werbise(c)k in New York (etwa im Ensemble der Österreichischen Bühne) und in Los Angeles auftrat und bereits ab April 1939 an Hollywoodproduktionen (u.a. Die Braut des Gorillas, 1951), aber auch in der Verfilmung von Anna Seghers The Seventh Cross (1944, Regie Fred Zinnemann) mitwirkte. Nach 1945 blieb sie in den Vereinigten Staaten und stand noch bis 1953 u.a. mit Paul Hörbiger und auf Tournee mit dem Kabarett der Komiker um Oskar Karlweis auf der Bühne.

Vor allem an der Rolandbühne 1919-1925/26 avancierte W. in der Rolle der großherzigen, stereotypisch korpulenten kleinbürgerlich-jüdischen Ehefrau, Mutter oder Tante sowie als „komische Alte“ zum Bühnenliebling und, hervorgehoben durch Anton Kuh, zum Gesicht des jüdisch dominierten Bezirks Leopoldstadt mit seinen zahlreichen Theatern und Etablissements. Sie brillierte in häufig auf sie zugeschnittenen Komödien von Alfred Deutsch-German und Armin Friedmann, allen voran in dem innovativen, 1923 uraufgeführten Stück Frau Breier aus Gaya, das Filmeinspielungen, die die in Wien-Leopoldstadt angesiedelte Geschichte kurzzeitig in die südmährische Stadt Gaya/Kyjov verlegte, umfasste. Regie führte Karl Farkas, 1926 folgte die Verfilmung. 1928 war W. eine der Hauptdarstellerinnen in der Josephine-Baker-Revue Schwarz auf Weiß im Johann-Strauß-Theater.

Neben den umfänglichen Arbeiten für Theater und Kabarett gab W. 1912 als Mitglied des Ensembles Wiener Kunstfilm in der Komödie Wamperls und Siegellacks Liebesabenteuer nach einem Drehbuch von Felix Dörmann ihr Leinwanddebüt. 1914 spielte sie in Ludwig Anzengrubers Das vierte Gebot. In der Folge drehte sie häufig mit Heinrich Eisenbach und v.a. mit Armin Berg, mit dem sie als Köchin Kathi auch in Hans Karl Breslauers Verfilmung des Romans Die Stadt ohne Juden von Hugo Bettauer (1924) zu sehen war, danach auch in einigen weiteren Stumm- und Spielfilmen bis 1932, zuletzt in der Filmkomödie Wenn die Liebe Mode macht (1932).


Quellen und Dokumente

G. W.: Wir Komiker haben es besser. In: Der Querschnitt 7 (1927), 8, S. 580f., Theater im Sommer – Theater im Winter. In: NFP, 2.9.1937, S. 10.

Chanson: G. W.: Ich habe ‚La Garconne‘ gelesen (aus Clo-Clo von Franz Lehár, um 1925) [YouTube].

Anton Kuh: Volkstheater. Gastspiel Werbezirk. In: Der Morgen, 3.3.1919, S. 4Ludwig Hirschfeld: Die Werbezirk. Porträt einer Komikerin. In: NFP, 5.5.1921, S. 11Felix Salten: Die Frau Werbezirk. In: NFP, 1.7.1923, S. 1-3, Ludwig Hirschfeld: Roland-Bühne. [Rez. zu Frau Breier aus Gaya]. In: NFP, 4.10.1923, S. 9, Anton Kuh: G. W. In: Der Querschnitt 7 (1927) 8, S. 578f., adaptiert zu: Bezirk der Werbezirk. In: A. K.: Der unsterbliche Österreicher, 71f. (1931), Friedrich Torberg: Die Erben der Tante Jolesch. Anhang. Nachrufe: Gisela Werbezirk oder Frau Breier aus Gaya in Hollywood, 239-241 (1981).

Literatur

Brigitte Dalinger: Popular Jewish Drama in Vienna in the 1920s. In: Edna Nahshon (Ed.): Jewish Theatre. A Global View, 175-198 (2009), Werner Hanak: Frau Breier aus Gaya meets The Jazz Singer. Zwischen Bühne und Leinwand, Wien und New York. In: Barbara Eichinger, Frank Stern (Hg.): Wien und die jüdische Erfahrung 1900-1938. Akkulturation – Antisemitimismus – Zionismus, 463-481 (2009), Birgit Peter: Komische Strategien – Weiblicher Witz. Die Schauspielerin G. W. – weiblicher/jüdischer/österreichischer Witz? In: Monika Bernhold et al. (Hg.): Screenwise. Film – Fernsehen – Feminismus, 125-130 (2004), Lisa Silverman: Becoming Austrians. Jews und Culture between the World Wars, 88-91 (2012), Kay Weniger: „Es wird im Leben dir mehr genommen als gegeben …“. Lexikon der aus Deutschland und Österreich emigrierten Filmschaffenden 1933 bis 1945. Eine Gesamtübersicht, 77-79 (2011).

(ME)

eigentlich Franz Viktor Werfel, geb. am 10.9.1890 in Prag – gest. 26.8.1945 in Beverly Hills, USA; Schriftsteller, Dramatiker, Essayist, Exilant, Übersetzer

Der Sohn eines Handschuhfabrikanten besuchte das Dt. Gymnasium in Prag, wo er 1909 die Matura ablegte, um danach an der Univ. Prag Jus u. Philosophie zu inskribieren. 1911-12 leistete er sein Einjährig-Freiwilligen Jahr in Prag ab u. wurde danach bis 1915 Lektor beim Kurt Wolff Verlag in Leipzig. Schon 1911 gelang ihm mit dem Ged. Bd. Der Weltfreund der Durchbruch als moderner, dem Expressionismus nahestehender Lyriker, wobei sich M. Brod für den jungen Lyriker, u.a. in der Zs. Der Sturm, einsetzte. Seine Leipziger Zeit war hochproduktiv; er verfasste bis 1914 Die Versuchung (1913), Einander (1914) u. Die Troerinnen (1914). In diese Zeit fällt auch die Begegnung mit R. M. Rilke, der von ihm tief beeindruckt war. 1914 rückte W. zu einem Artillerieregiment ein, nahm 1915-17 an den Kämpfen im Osten teil u. verfasste dabei erste Anti-Kriegsgedichte wie z.B. Der Krieg oder Revolutionsaufruf. 1916 kam es, ausgelöst vom Vorwort zu den Troerinnen, zu Polemiken mit M. Brod, K. Hiller u. K. Kraus. Mit letzterem brach W. 1916, nachdem ihn Kraus bereits 1914 in der ›Fackel‹ als „Kindheitsvirtuosen“ verunglimpft hatte; von Hiller u. dem Aktivismus sagte sich W. ebf. los, als er einen offenen Brief unter dem Titel Die christliche Sendung publizierte, in der einen diffusen Anarchismus, verknüpft mit einem neuen Christentum, proklamierte, auf den Brod 1917 in der Zs. ›Der Jude‹ (Hg. von M. Buber) kritisch antwortete. Im Aug. 1917 wurde W. nach einer Intervention von Harry Graf Kessler, der mit H.v. Hofmannsthal befreundet war, ins Kriegspressequartier (KPQ) nach Wien versetzt, wo er bis Mitte Jänner 1918 bleiben konnte. Im Okt. 1917 trat W. im Zuge der von F. Blei mitveranstalteten Matinee ›Die jungen Dichter‹ in der Neuen Wr. Bühne auf, wurde dabei einerseits wie ein „Star“ begrüßt u. enttäuschte andererseits ob der ausbleibenden Literaturrevolution (NWJ, 9.10.1917). Im Auftrag des KPQ reiste W. im Jänner 1918 nach Zürich u. trat dort, entgegen den Erwartungen, mit pazifist. Aktivitäten in Erscheinung, u.a. mit einer Rede an die Arbeiter von Davos sowie mit mehreren Lesungen. Nach seiner Rückkehr nach Wien im Apr. 1918 verlor er seine Funktion im KPQ. In der Zwischenzeit hatte er in Wien die verwitwete Alma Mahler, in zweiter Ehe mit W. Gropius verheiratet, kennen u. lieben gelernt. Sie gebar ihm im Aug. 1918 einen Sohn, der aber schon 1919 verstarb. Unter dem Einfluss von E. E. Kisch stieß W. im November 1918 zur ›Roten Garde‹, was einiges Aufsehen erregte und u.a. eine Klage gegen den Verf. eines Artikels im ›Neuen 8 Uhr Blatt‹ durch F. Blei nach sich zog. W. selbst distanzierte sich bald davon, unterhielt aber noch im Dez. 1918 Kontakte zur ›Föderation Revolutionärer Sozialisten‹ u. arbeitete diese Erf. in seinem Roman Barbara oder die Frömmigkeit (1929) auf.

Von Beginn an wirkte W. auch an den exponierten Wiener Zs. Der Daimon u. Der Friede mit; 1919 erschien der Bd. Der Gerichtstag, dem A. Petzold in der Wr. Ztg. eine hymnische Bespr. widmete. Im Mai 1920 wurden am Burgtheater die Troerinnen mit Erfolg aufgeführt u. im Okt.-Dez. 1920 nochmals gegeben, anschl. auch in Prag. 1919-1922 traf sich W. mehrmals mit den Prager Dichtern im Café Arco, unterstützte A. Zemlinsky in Form eines Beitr. in den ›Musikblättern d. Anbruch‹ u. besuchte 1922 auch Kafka, den er sehr bewunderte. 1920 erschien die Erz. Nicht der Mörder, der Ermordete ist schuldig, die H. Menkes im NJW mit „etwas wie Sklavenaufstand“ u. geprägt von Dostojewski würdigte, während P. Wertheimer dem „begabten Buch“ u. „heißem Rachegesang“ eher zwiespältig gegenübertrat (NFP, 27.8.1920). Mit dem Thema der Revolution u. ihrem animalisch-rebellisch-generationalen Potential befasste sich sein Drama Bocksgesang (1921, ab März 1922 im Raimundtheater von der Sozial. Bildungszentrale), das P. Friedländer in der Roten Fahne als „erstaunlichen Unfug“ u. Zumutung für ein Arbeiterpublikum verwarf, während L. Hirschfeld es als bloß lyrische Irritation empfand. Nur F. Th. Cskokor trat dem Chor der Zweifler mit einem leidenschaftlichen Plädoyer für diese Tragödie entgegen, indem er das Grauenhafte wie Triviale, das Rebellische, Mörderische wie die Sehnsucht nach Liebe u. Erlösung als Archetopos des Menschlichen schlechthin zu würdigen versuchte. Auch die Wiener Auff. des 1920 fertiggestellten Dramas Spiegelmensch im April 1922, in das sich Werfel als Dichter programmat. einbrachte, u.a. mit erkennbaren Ausfällen gegen K. Kraus, führte bereits im Vorfeld zu heftigen Debatten sowie zur Streichung der provokanteren Passagen. 1923 ersch. der Ged. Bd. Beschwörungen, in dem W.s. Auseinandersetzung mit Bachofens Mutterrecht durchschimmert. Im selben Jahr löste W. die freundschaftl. Bez. mit dem Verlag K. Wolff, weil aufgr. der galoppierenden Inflation seine Einkünfte buchstäblich zerronnen. Er nahm das Angebot von Paul Zsolnay an, in dessen neuen Verlag gegen Valuta-Honorar den in Arbeit befindl. Verdi-Roman zu veröffentlichen, der 1924 erschien. In diesem verknüpfte W. das Kontrastpaar Verdi-Wagner mit der Frage nach den Wurzeln bzw. der Wurzellosigkeit schöpferischen Schaffens. 1927 verf. W. die deutsche Fassung für die Verdi-Oper La forza del destino/Die Macht des Schicksals, die am 8.3. auch von Radio Wien übertragen wurde. Unmittelbar im Anschluss an den Verdi-Roman schrieb W. in wenigen Monaten die dramat. Historie Juarez und Maximilian nieder, das in der Inszen. durch M. Reinhardt in Wien wie in Berlin zu einem durchschlag. Erfolg wurde. In der Figur des phys. abwesenden, das Geschehen jedoch bestimmenden indian. Gegenspielers Juarez im Vergleich zum verblendeten, seine Aussichtslosigkeit nicht erkennenden Maximilians wollte es, so Werfel selbst, eine Allegorie auf die habsburg. Fehlleistungen u. einer darin gründenden histor. Gerechtigkeit sein. F. Salten charakterisierte es in der NFP eindringlich aufgr. dieser trag. Dialektik als österr. Stück. Im Feb. 1925 unternimmt W. eine Palästina-Reise, die ihn an bibl. Orte bringt u. mit den Ideen des Zionismus konfrontiert. Im Tagebuch heißt es dazu u.a. „die Verwirrung des Auges […] und der Seele sind groß.“ Dieses Erlebnis inspir. ihn zum histor. Drama Paulus unter den Juden (1926), das der Frage nachgeht, warum sich Christentum u. Judentum voneinander gelöst haben. 1927 folgten die Erz. Der Tod des Kleinbürgers u. der Bd. Geheimnis eines Menschen, die beide Themen der Entfremdung wie auch des Auseinanderbrechens der k.k. Monarchie behandelten. Unter dem Eindruck von Gesprächen mit H. Sudermann an der ligur. Riviera entst. ebf. noch 1927 die Erz. Der Abituriententag; im selben Jahr erhielt W. den Schillerpreis sowie den Tschechoslowak. Staatspreis. Daneben verf. er eine Reihe von Aufsätzen, u.a. für die Deutsche Rundschau, u. gab versch. Interviews über die Wahl seiner Stoffe oder die Zukunft des Theaters, so z.B. auch im NWJ. Im Zuge eines Paris-Aufenthaltes skizzierte W. den Plan zu seinem Roman Barbara oder die Frömmigkeit, der Ende 1929 nach mehreren Unterbrechungen, u.a. durch die Heirat mit Alma, erschien: Für K. Edschmid ein „Buch von tolstoischem Atem“ (Frankf. Ztg. 3.11. 1929), ein Buch, das aber auch von der sozialdem. Bildungsarbeit in einer Sondernr. (1931) nachdrückl. zur Lektüre empfohlen wurde. Nach Fertigstellung des Romans besuchte Werfel mit Alma wiederum Palästina, Kairo, Beirut u. Damaskus. Dort fing W. an, sich für das Schicksal der vertriebenen Armenier zu interessieren u. arbeitete bis Mitte 1933 am großen Roman über den Genozid von 1915 Die vierzig Tage des Musa Dagh, der noch 1933 bei Zsolnay erschien u. weltweites Aufsehen erregte. Vorher, 1930, stellte er das bereits 1926 skizzierte histor. Drama Das Reich Gottes in Böhmen.Tragödie eines Führers fertig, ein Drama über die Hussitenkriege u. zugl. gedacht als Mahnung für die Gegenwart. Im Zuge der Wiener UA kam es zu heftigen Debatten über die ihm vorgeworfene Standpunktlosigkeit im Konflikt zw. den Hussiten u. dem päpstl. Katholizismus. W. entgegnete darauf im NWTagblatt vom 14.12.1930 mit dem Essay Historisches Drama und Gegenwart. Im Mai 1931 setzte W. mit einem Vortrag im Kulturbund (Realismus und Innerlichkeit) nach, der zuerst in der Berliner Zs. Querschnitt in Fs. zum Abdruck kam, bevor er als Separatdruck Ende 1931 erschien. Anlässl. einer Auff. des Grünen Kakadu auf der Volksbühne hielt W. im Nov. 1931 die Gedenkrede auf den zuvor verstorbenen A. Schnitzler.

Bei Vortragsreisen in Deutschland wurde W. 1932 mehrmals von NS-Störtrupps angepöbelt u. am 5.3.1933 von der Preuß. Akademie der Dichtung ausgeschlossen. Den Musa Dagh-Roman begrüßte F. Rosenfeld aufgr. seiner „gleichnishaften, beispielhaften Kämpfen zwischen Mensch und Gewalt“ u. las ihn 1934 vor dem Hintergrund der NS-Judenverfolgung; allerdings positionierte sich W. im Bürgerkrieg vom Feb. 1934 auf der Seite des Austrofaschismus u. mutierte zu einem vehementen Unterstützer von Dollfuß. Ebf. 1934 kursierte jedoch auch die Idee zu einer Auftragsarbeit zu einem ›jüdischen‹ Faust (gem. mit M. Reinhardt). 1935-36, nach dem Tod von Almas Tochter Manon (Gropius), befasste sich W. einerseits mit Essays u. mit diversen kleineren Arbeiten, andererseits mit dem (bibl.) Dramenprojekt Der Weg der Verheißung, stellte dann aber1936 in kurzer Zeit den Roman Höret die Stimme. Jeremias fertig sowie kurz darauf das Schauspiel In einer Nacht (UA 1937). Auf der PEN-Tagung in Paris kam es 1937 zu polem. Konfrontationen, insbes. mit L. Feuchtwanger, der W.s. konservative Haltung öffentlich an den Pranger stellte. Den Anschluss Österreichs erlebte W. krankheitsbedingt auf der Rückreise von einem Urlaub in Mailand u. fuhr von dort mit Alma zunächst nach Zürich u. anschließend nach Paris weiter, wo er eine Reihe von Essays verf., den Roman Der veruntreute Himmel (1939) begann u. Skizzen zu Cella oder die Überwinder anfertigte. Nach einem überstandenen Herzinfarkt verbrachte er den Sommer 1938 in Sanary-sul-mer, wo er auf zahlr. andere Emigranten traf. 1939 arbeitete W. intensiv an essayist. Texten u. ab 1940 trotz der ihn beunruhigenden polit.-militär. Entwicklung an der Erz. Eine blaßblaue Frauenschrift (1941). Mit der Okkupation Frankreichs verschlimmerte sich die Lage zunehmend, doch Werfel gelang es stets, sich aus gefährlichen Situationen zu retten u. diesen mitunter literar. Ertrag abzuringen, so z.B. ersichtlich an der Kommödie Jacobowski und der Oberst, die freilich erst 1944 erschien, aber auch ein großer Theatererfolg in den USA wurde, die Werfel im Okt. 1940, gemeins. mit H. u. Th. Mann, A. Polgar u.a. von Lissabon aus erreichen konnte.


Weitere Werke

Die Mittagsgöttin (1919/1923), O. Březina. Winde von Mittag nach Mitternacht. In dt. Nachdichtungen (gem. mit E. Saudek, 1920), Der Schweiger (1922), Simone Boccanegra (Umdichtung, 1930), Die Geschwister von Neapel (1931), Das Geheimnis des Saverio (1933), Das Lied von Bernadette (1941), Stern der Ungeborenen (1946).

Quellen und Dokumente

Schalom Asch. Zum fünfzigsten Geburtstag. In: Neue Freie Presse, 2.12.1930, S. 12,

Anton Kuh: Matinee an deer “Neuen Wiener Bühne”. In: Neues Wiener Journal, 8.10.1917, S. 4, Georg Bittner: Die Wiener “Rote Garde”. Eine Gründung der Prager Kafffeehausliteraten. In: Neues 8-Uhr-Blatt, 16.11.1918, S. 1f., Alfons Petzold: Ein deutsches Gedichtwerk [Rez. zu Der Gerichtstag]. In: Wiener Zeitung, 14.4.1920, S. 4f.Hermann Menkes: Väter und Söhne. Bemerkungen zu einem Roman von Franz Werfel. In: Neues Wiener Journal, 25.7.1920, S. 6David Josef Bach: Das Ich und Nochmals-Ich. (“Spiegelmensch” von Franz Werfel – Zur Aufführung des Burgtheaters.) In: Arbeiter-Zeitung, 30.4.1922, S. 8f.Ludwig Hirschfeld: Expressionistischer Nachwuchs. In: Moderne Welt 3 (1922), H. 12, S. 27Franz Theodor Csokor: Franz Werfels “Bocksgesang”. Zur heutigen Uraufführung im Raimund-Theater. In: Arbeiter-Zeitung, 10.3.1922, S. 5Paul Friedländer: Arbeitervorstellungen im Raimund-Theater [Rez. zu Bocksgesang]. In: Die Rote Fahne, 18.5.1922, S. 5Felix Salten: “Juarez und Maximilian.” Dramatische Historische von Franz Werfel. – Theater in der Josefstadt. In: Neue Freie Presse, 28.5.1925, S. 1-3Leopold Jacobson: Burgtheater. Franz Werfels “Paulus unter den Juden”. In: Neues Wiener Journal, 5.5.1927, S. 3f., Max Frankenstein: Gespräch mit Franz Werfel. In: Neues Wiener Journal, 15.5.1927, S. 6, Max Lederer: Franz Werfel. Zur Eigenvorlesung am Dienstag, den 7. Jänner. In: Radio Wien (1930), H. 14, S. 7, Hanns Sassmann: Burgtheater. Uraufführung: Franz Werfel: “Das Reich Gottes in Böhmen.” Tragödie eines Führers. In: Neues Wiener Journal, 7.12.1930, S. 3f.Fritz Rosenfeld: Franz Werfel: Die vierzig Tage des Musa Dagh. In: Salzburger Wacht, 9.2.1934, S. 7, N.N.: Werfel schreibt, Reinhardt inszeniert jüdischen “Faust”. In: Neues Wiener Journal, 5.5.1934, S. 11.

Nachlass: University of California, Los Angeles (vgl. dazu L. B. Foltin, 1972, 1-2). Teilnachlässe: Literaturhaus Wien bzw. Österreichische Nationalbibliothek.

Literatur

Lore B. Foltin: Franz Werfel. Stuttgart 1972 (mit ausführl. Bibliogr. bis 1970); Lionel B. Steiman: Franz Werfel. The Faith of an Exile. From Prague to Beverly Hills (1985); Norbert Abels: Franz Werfel. Mit Bildzeugnissen u. Dokumenten. Reinbek 1990 Klaus Weissenberger: F. Werfels Prosa. Ihre Entwicklung vom sozialkritischen Pathos zum gemeinschaftlichen Ethos. In: Helga Schreckenberger (Hg.): Die Alchemie des Exils. Wien 2005, 191-215; A. A. Wallas: Erlösungssehnsucht, Utopiekritik und Vorausdeutung des Totalitarismus. Franz Werfels Dramenfragment ›Stockleinen‹ (1917). In: Ders.: Deutschssprachige jüdische Literatur im 20. Jahrhundert Bd. 2, Wuppertal 2008,163-195; Olga Koller: Judentum und Christentum in Leben und Werk Franz Werfels. Diss. phil. Wien 2009 [online verfügbar]; Hans Wagener, Wilhelm Hemecker (Hgg.): Judentum in Leben und Werk von Franz Werfel. Berlin-Boston 2011; Christian Wagenknecht: Karl Kraus – Franz Werfel. Eine Dokumentation. Göttingen 2011; Wolfgang Treitler: Über die Verzweiflung hinaus. Das Jahrhundert zwischen St. Zweig und A. Appelfeld. Göttingen 2015, (zu Werfel 87-126); Norbert Ch. Wolf: Revolution in Wien. Die literarische Intelligenz im politischen Umbruch 1918/19. Wien u.a. 2018; Arnulf Knafl (Hg.): Die Avantgarde und das Heilige. Neue Beiträge zur literaturwissenschaftlichen Forschung über Franz Werfel. Wien 2021.

(PHK)

geb. am 14.5.1888 in Wien – gest. am 26. September 1942 in Auschwitz; Journalist, Verleger

W., Sohn eines Journalisten (u.a. für Der Bote) aus Cluj/Klausenburg, studierte nach dem Besuch des Erzherzog-Rainer-Gymnasiums an der Universität Wien Philosophie, Pädagogik, Anglistik und Literatur und legte 1912 eine umstrittene Dissertation über schulische Koedukation vor. Danach betrieb W. bis 1918 eine private Mittelschule. 1916 zog er mit seiner Frau Hilde, die selbst als Journalistin und Schriftstellerin in Erscheinung trat, in die Albertgasse 26 in Wien-Josefstadt. Die Wohnung diente auch den später gegründeten Verlagen als Adresse. W. gehörte bis zum Austritt 1923 dem Judentum an.

1918 trat als Einjährig-Freiwilliger bei den Jännerstreiks als Redner auf, weshalb er für sechseinhalb Monate inhaftiert worden war, ehe im Juli der Freispruch vom Vorwurf des Hochverrats erfolgte. Ebenso wie der Linksradikale Franz Koritschoner lehnten W., Leo Rothziegel, zu diesem Zeitpunkt Protagonisten der Roten Garde, Julius Dickmann und andere die Gründung der KPDÖ im November 1918 als verfrüht ab und schlossen sich zur Föderation revolutionärer Sozialisten ‚Internationale‘ (FRSI) zusammen. Deren Presseorgan Der freie Arbeiter wurde von Hilde Wertheim, die Beilage Die Rote Gardevon Egon Erwin Kisch redigiert, in der Albertgasse 26 verlegt und erschien zwischen 9. November 1918 und 13. Juni 1919 in dreißig Ausgaben. Ende Mai 1919 fusionierten die KPDÖ und die FRSI, am dritten Parteitag im Dezember 1919 zählte W. bereits zum Präsidium und wurde als Verantwortlicher für Presse und Propaganda in den Vorstand gewählt, aus dem er 1922 ausschied.

Ab 1920 trat W. als Publizist in Die Rote FahneKommunismus und vor allem in der Internationalen Presse-Korrespondenz (Inprekorr), deren Redaktion er 1924/25 von Wien aus leitete, auf, 1932/33 wirkte er als verantwortlicher Redakteur von Der Sowjetfreund, der Zeitschrift des Bundes der Freunde der Sowjetunion. Parallel zu den verstärkten Bemühungen der KP um die Verbreitung deutschsprachiger kommunistischer Literatur und besonders wichtig angesichts des vorübergehenden KPD-Verbots 1923/24 gründete und führte W. wohl in Abstimmung mit dem Moskauer Lenin-Institut  den Verlag für Literatur und Politik (dort u.a. die Zeitschrift Arbeiter-Literatur 1924, die Reihe Marxististische Bibliothek und verschiedene deutschsprachige Lenin-Ausgaben) mit Zweigstelle in Berlin, den Agis-Verlag, den Münster-Verlag und den Verlag Egon Grünberg. Darüber hinaus fungierte er als Geschäftsführer des 1921 angemeldeten Verlags der Arbeiter-Buchhandlung. Im kommunistischen Kultur- und Gesellschaftsleben Wiens war W., nach dem Justizpalastbrand Teil der radikalen Linken innerhalb der KPÖ, etwa als Redner bei einer Feier zu Ehren Maxim Gorkis am 1. Mai 1928 oder gemeinsam mit dem jüdischen Arzt Isidor Fassler als Leiter einer Russlandreise des Bundes der Freunde der Sowjetunion, zu dessen Begründern W. mit Egon Schönhof zählte,1931 aktiv.

Wie seine Frau Hilde Gründungsmitglied des Bundes der proletarisch-revolutionären Schriftsteller Österreichs, übernahm W. Mitte 1933 nach der Emigration Ernst Fabris und Maurice Oskar Achts im von Johannes R. Becher überbrachten Auftrag der Internationalen Vereinigung Revolutionärer Schriftsteller bis zur Auflösung 1934 dessen Leitung. W. reiste mit seiner Familie Ende Februar 1934 über Zürich nach Paris aus und fungierte dort als Beauftragter der Komintern für Verlagswesen in nichtfaschistischen Ländern. Im Mai 1941 im Auftrag der Pétain-Regierung festgenommen und interniert, wurde W. am 23. September 1942 nach Auschwitz deportiert und in der Folge ermordet.


Werke

Die Föderation revolutionärer Sozialisten „Internationale“. Eine Episode aus der österreichischen Arbeiterbewegung 1918/19. In: Archiv für die Geschichte des Sozialismus und der Arbeiterbewegung 12 (1926), S. 297–309; Durch Demokratie zum Faschismus 1918-1928. Wien: Verlag der Arbeiterbuchhandlung 1928; Sozialdemokratische Arbeiter über die Sowjetunion. Die 3. oesterreichische Arbeiterdelegation im Lande des sozialistischen Aufbaus. Wien: Bund der Freunde der Sowjetunion 1931.

Quellen und Dokumente

Beiträge J. W.s: [Gedenkrede zum Jännerstreik 1918]. In: Die Wage, 16.1.1920; mit P. Friedländer, F. Koritschoner und K. Tomann: Für den Kampf gegen die Klassenjustiz. In: Die Rote Fahne, 17.12.1921, S. 1, Unsere “Rote Fahne”. Anläßlich des Beginnes des 10. Jahrganges. In: Die Rote Fahne, 1.1.1927, S. 3, Das Jubiläum einer alten Hure und ihre Gratulanten. In: Die Rote Fahne, 31.5.1928, S. 5, Der 15. Juni 1919. Ein Tatsachenbericht. In: Die Rote Fahne, 17.6.1928, S. 7, Im Zeichen der Sowjets werden wir siegen. In: Die Rote Fahne, 30.4.1929, S. 8.

N.N.: Ein Freispruch. In: Neues Wiener Journal, 31.7.1918, S. 2, Erwin Waiß: Dr. Wertheim – das unbeschriebene Blatt. In: Reichspost, 16.6.1919, S. 3, Franz Koritschoner: Der Fall Wertheim. In: Die Rote Fahne, 10.10.1920, S. 7, Johannes R. Becher: Bericht über die Tätigkeit während meiner Reise vom 5. Juli bis 27. September 1933. In: Zur Tradition der deutschen sozialistischen Literatur. Eine Auswahl von Dokumenten. Bd. 1: 1926-1935. Berlin, Weimar: Aufbau 1979, S. 624-645.

Literatur

Ernst Fischer: Verleger, Buchhändler & Antiquare aus Deutschland und Österreich in der Emigration nach 1933. Ein biographisches Handbuch. Elbingen: Verband Deutscher Antiquare 2011, S. 343f, E. F., Stephan Füssel (Hg.): Geschichte des deutschen Buchhandels im 19. und 20. Jahrhundert. Die Weimarer Republik 1918-1933, Teil 2. Berlin, Boston: de Gruyter 2012, S. 117-119, Hannes Leidinger, Verena Moritz: Gefangenschaft, Revolution, Heimkehr. Die Bedeutung der Kriegsgefangenenproblematik für die Geschichte des Kommunismus in Mittel- und Osteuropa 1917 – 1920. Wien (u.a.): Böhlau 2003, S. 568, Gerald Musger: Der “Bund der proletarisch-revolutionären Schriftsteller Österreichs (1930 – 1934). Eine Dokumentation. Graz, Univ. Diss., 1977, Herbert Steiner: Die Kommunistische Partei Österreichs von 1918-1933. Bibliographische Bemerkungen. Meisenheim am Glan: Hain 1968, Georges Wertheim: Die Odyssee eines Verlegers. In memoriam Dr. Johannes Wertheim (1888-1942). In: Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstands (Hg.): Jahrbuch 1996. Wien: DÖW 1996, S. 204-229.

(ME)

Pseud.: P.W., geb. 4.2. 1874 in Wien, gest. 19.3.1937 in Wien. Schriftsteller, Feuilletonist, Literaturkritiker, Rechtsanwalt.

Der aus einer jüd. Kaufmannsfamilie gebürtige P.W. besuchte mit H. v. Hofmannsthal gemeins. das Wiener Akademische Gymnasium und studierte nach abgelegter Matura Rechtswissenschaft an den Universitäten Wien und Zürich, das er 1898 mit der Promotion abschloss. Schriftstellerisch gesehen begann er als Lyriker 1894 mit ersten Gedichten in der Zs. An der Schönen Blauen Donau sowie mit gemeins. Lesungen mit J.J. David, H.v. Hofmannsthal, Rudolf Lothar u. Bertha v. Suttner im März 1895 (NFP, 15.3.1895,7). 1896 erschien im Verlag Meyer in Leipzig sein erster Band Gedichte, der freundlich aufgenommen wurde. Im selben Jahr setzt auch seine feuilletonist. Arbeit für die NFP und das NWJ ein; auch in der Zs. Die Zeit (hg. von H. Bahr) erschien ein Essay über F. v. Saar als Lyriker (Nr.43/1896), in Ver sacrum 1899 einer über C.F. Meyer. Das Prager Tbl. brachte seit 1899 wiederholt Gedichte und führt ihn auch unter den Mitwirkenden einer Goethe-Festschrift der deutschen Prager Studenten an. Am 16.3.1900 kommt das Gedicht Empfängnis in der Vertonung durch A. v. Zemlinsky im Großen Musikvereinssaal zur Aufführung. 1901 stellte er sein erstes Theaterstück, den Einakter Edith fertig, in den Folgejahren widmete er sich v.a. der Lyrik und dem Aphorismus, u.a. in den Zss. Die Wage und ab 1906 in der Zs. Die Muskete. 1907 folgte sein in Indien angesiedeltes Drama Die Frau des Raja; 1908 die Komödie Wenn zwei dasselbe tun, die auch im Theater in der Josefstadt aufgeführt wurde.

Ab 1910 war W. auch in der Ztg. Der Morgen mit feuilletonist. Texten vertreten, und auf der Residenzbühne kam sein Prolog als Vorspiel zu Dymows Schauspiel Treue im Okt.-Nov. zur Aufführung. 1911 erschien seine literaturkrit. Aufsatzsammlung Kritische Miniaturen; 1913 war auf der Residenzbühne sein Einakter Schwert und Spindel zu sehen. Für O. Straus‘ Singspiel Die himmelblaue Zeit (1914) verfasste er das Libretto. Während des Ersten Weltkrieges hielt sich Wertheimer vorwiegend in Wien auf, nahm an Benefizveranstaltungen oder Lesungen teil, war aber auch gelegentlich als Korrespondent für die Frankfurter Ztg. tätig, für die er, in österr. Ztg. nachgedruckt, u.a. den militär. Durchbruch bei Stryi im Juni 1915 schilderte. 1919 wurde Wertheimer, gemeinsam mit Julius Bittner, Rudolf Holzer u. R. v. Schaukal der Bauernfeldpreis für das jeweilige Gesamtwerk zuerkannt; ab demselben Jahr erschienen auch regelm. Beiträge von ihm in der Zs. Moderne Welt. Im März 1920 kam seine nicht unumstrittene aber das Publikum anziehende Goethe-Komödie Die Frau Rat zur Aufführung, die im Okt. auch in Linz gegeben wurde sowie im Mai 1921 am Salzbg. Stadttheater und im Feber. 1925 am Grazer Schauspielhaus sowie im Lauf der 1920er mehrmals an weiteren Wiener Bühnen. 1921-22 widmete sich W. auch wieder verstärkt der Literaturkritik in der NFP, u.a. Texten von Felix Braun, Selma Lagerlöf oder dem Roman Gespenster im Sumpf von K.H. Strobl. Auch 1923 kann mit den beiden Lustspielen Das blaue Wunder (UA im März 1923, auch als Radiospiel in der Regie H. Nüchtern 24.8.1928) sowie Menschen von heute (ED in 20 Fortsetzungen in der NFP Sept.-Okt., UA im Feb. 1924 im Dt. Volkstheater) als ertragreiches Jahr angesehen werden. Als Kritiker hob er v.a. E. Lothar u. dessen Roman Bekenntnis eines Herzsklaven (NFP, 11.11.1923,32f.) hervor sowie 1925 Max Brod, dessen Schauspiel Prozeß Bunterbart (Renaissancetheater) W. als gelungene Verbindung aus Kriminalstück und psychologischer Studie würdigte (NFP, 21.1.1925, 9-10). Tief beeindruckt zeigte sich W. auch von der Auff. von Paul Raynals Das Grabmal des Unbekannten Soldaten in der Renaissancebühne im Aug. 1926.

Ab 1925 betätigte sich W. gelegentlich auch als Filmkritiker für die NFP (z.B. Don Carlos-Verfilmungen betr., zum Schinderhannes-Film, 15.6.1928,13 oder zum Danton-Film, 17.2.1931, 31 sowie zum Tannenberg-Film, 3.9.1932, 8). Unter den zahlr. Bespr. 1926-27 in der NFP sind weiters von Beachtung jene zu Schnitzlers Gang zum Weiher (21.3.1926), die J.J. David-Würdigung (21.11.1926, 34-35), R. Dehmels Bekenntnisse (24.10.1926, 31-32) oder das Rilke-Porträt (4.1.1927,9-10) sowie die Bespr. der Galsworthy-Auff. Flucht/Escape im Dt. Volkstheater (15.2.1927, 10-11) und wohl auch die UA von Hofmannsthals Der weiße Fächer im Akademietheater (8.5.1927, 14). Seit Februar 1926 trat W. darüber hinaus regelmäßig als Verf. von Kurzbeitr. für Radio Wien in Erscheinung, meist im Zsgh. mit Lyrik-Themen oder Lyrik-Lesungen. Dagegen fand die Sammlung erotischer Ged. unter dem Titel Triumphzug des Eros (1926) kein nennenswertes Echo in der zeitgenöss. Kritik. Als eines der „stärksten jüngeren […] Talente Rußlands“ begrüßte W. 1928 die von O. Halpern übertragene dt. Ausgabe des Romans Zement von F. Gladkow, die anzeigt, dass Wertheimer auch Texten, die sich der Russ. Revolution u. deren Folgen stellten, gerecht zu werden verstand. Auch die medial innovativen Elemente (z.B. Filmmontagen) des US-Schauspiels Ist Robert Parker schuldig? von E. Rice (dt. von A. Friedmann) stießen im Zuge der Auff. im Carltheater auf W.s. Interesse (NFP, 2.12.1928,20); ebenso die Komödie Grand Hotel Nevada von F. Langer (NFP, 10.4.1929, 8-9). 1930 kam sein Schauspiel Stadtpark zur Aufführung, das vom Kritiker der NFP freundlich aufgenommen, von O.M. Fontana im Tag hingegen als „Irreführung der Schauspieler und des Publikums“ vernichtet wurde. Neben Aufführungsbesprechungen, z.B. zu Hofmannsthals Frau ohne Schatten oder Lernet-Holenias „amoralische“ Komödie Lauter Achter und Neuner (24.12.1931,8) und Felix Brauns Tantalos-Drama (1.5.1932,15) widmete sich W. 1931-32 auch englischen u. französischen Werken wie z.B. A. Maurois‘ Roman Berhard Quesnay (1.2.1931,30)  sowie Goethe- und Nietzsche-Ausgaben und Würdigungen (z.B. G. Hauptmanns, 1.7.1932,10 bzw. 12.10.1932,8) in seinen Kritiken für die NFP bzw. in seinen Beiträgen für Radio Wien (z.B. über M. Brod im Jänner 1932 oder F. Salten im März 1932). Ab 1933 verfasst W. deutlich weniger Kritiken für die NFP, z.B. 1934 eine zu K. Hamsuns Segen der Erde (9.8.1934), zu R. Michels Roman Burg der Frauen (9.9.1934) sowie eine M. Brod-Würdigung (7.6.1934) oder zu G. Hermanns im Exil ersch. späten Roman Rosenmil (29.9.1935, 29). In der Bühne (H.411, 2-5) erscheint 1935 schließlich noch eine ausgreifende Tolstoi-Würdigung.


Weitere Werke (Auswahl)

Neue Gedichte (1904); Im Lande der Torheit (Ged. 1910); Die Musterkinder (Schwank, 1911); Der Brand der Leidenschaften (Novellen, 1914), Der Sensationsprozeß (Komödie 1916, UA 1918); Das war mein Wien (1920); Alt-Wiener Theater (Hg., 1921); Plakate (1929); Respektlose Geschichten (Novellen 1930), Erinnerungen an Hofmannsthal (1930), Welt- und Weiberspiegel (1931)

Quellen und Dokumente

Die Kunst zu leben. In: Der Morgen, 20.2.1911, S. 1-3, Der Durchbruch bei Stryi. In: Grazer Volksblatt, 25.6.1915, S. 1, Die Frau Rat. In: Der neue Tag, 1.4.1920, S. 5, K.H.Strobl: Gespenster im Sumpf. In: NFP, 17.4.1921, S. 32-33, E. Lothar: Menschen von heute. In: NFP, 12.2.1924, S.1-3, Don Carlos im Film. In: NFP, 6.1.1925, S.14, A. Schnitzlers neues Drama: Der Gang zum Weiher. In: NFP, 21.3.1926, S. 27-28, Der Triumphzug des Eros. (Ankündigung) In: Moderne Welt. H.22, 1926, S. 29, Zement. Roman von F. Gladkow. In: NFP, 10.6.1928, S. 28, [Holze]r: Zur Uraufführung von P. Wertheimers „Der Stadtpark“. In: NFP, 25.2.1930, S. 14, o.m.f(ontana): Stadtpark. In: Der Tag, 25.2.1930, S. 7, Erinnerungen an Hofmannsthal. (Rez. R. Holzer) In: NFP, 24.12.1930, S. 7-8.

Literatur

J. Sonnleitner: Wertheimer, Paul. In: Killy Literaturlexikon. 2. Aufl. Bd. 12. Berlin-Boston 2011, 355.

(PHK)

Geb. 30.6.1863 in Rodaun (heute: Wien), gest. 10. 8. 1931 in Trins (Tirol). Botaniker, Univ. Professor, Rektor, deutschnationaler Aktivist, Volksbildner, Mitglied der Bürgerlich-demokratischen Partei (Kandidat bei NR-Wahlen 1927, ab 1928 der Deutschnationalen Partei), Vizepräsident der Österr. Akademie der Wissenschaften.

Materialien und Quellen:

Eintrag in GeschichteUniWien; Eintrag in ÖBL;

N.N.: Anschlußarbeit auf dem Gebiete der Schulwesens und Jugendfürsorge (Vorstandsmitgliedschaft). In: Ostdeutsche Rundschau, 15.12.1920, S. 3; Gründung einer österreichisch-deutschen Arbeitsgemeinschaft. In: Der Tag, 30. 4. 1925, S. 2 (auch in: AZ, 30. 4. 1925, S.4; NFP, 30. 4. 1925, S. 6; Neues Wiener Tagblatt, 30. 4. 1925, S. 5 u.a.m.) Gründungsmitglied der Deutsche Akademie München. In: NFP, 6.5. 1925, S. 8; Gründung des Österreichisch-deutschen Volksbundes Wien. In: Der Tag, 5.6.1925, S. 2; Das künftige Staatsoberhaupt. In: Badener Zeitung 3.3.1928, S. 1; Schiedsgericht Schulverein Südmark. In: Grazer Tagblatt, 9.7.1928, S. 4; Gründungs- und Vorstandsmitglied des Österreichischen Klub. In: Wiener Allgem. Zeitung, 8.1.1929, S. 7.

(PHK, in preparation)